nach dem Gottesdienst und der Andacht für den verstorbenen Reichsmarschall Sir Lukas Tellbreck...
Amalia hatte sich von den restlichen Mitgliedern des Thronrats verabschiedet, ehe die sich zum Castell von Proudmoore aufmachten, um die Regierungsangelegenheiten zu regeln und die Hohepriesterin Lukranis zog sich in einen eigens für sie reserviertenTrakt zurück, der in der zweiten Etage im linken Flügel hinter der Kathedrale lag. Auch hier waren die Böden aus weißem Marmor und an den Wänden der weitläufigen Flure eingebettet zwischen dekorativen Säulen hatten verschiedene daynitische Künstler Szenen aus der religösen Geschichte der drei Orden als Fresken an die Wand gemalt. Die Szenen, die den Orden der Träne betrafen waren in der Farbwahl weit intensiver, als die langsam verblassenden Kalkzeichnungen des Steines zu Gislafoth. Schließlich war er der jüngste aller Orden und noch in der Entstehung begriffen.
Das vorstehende Konzil der Kirche hatte die Auswirkungen dieser neuen Glaubensauslegung geprüft und schließlich ihre Ziele und Ideale als weiterer Inbegriff für die richtige Deutung von Lukranis Heil gebilligt.
Vor einem Portrait schließlich blieb sie stehen. Im Hintergrund des farbenfrohen Fresko zeigten sich die Umrisse von Asbraven Keep oberhalb eines stark bewaldeteten Hügels und unten in den Strahlen der Sonne mit weit geöffneten Armen zeichnete sich, gehüllt in die Ordenstracht der Träne ein Priester ab.
Seit dem ersten Mal da sie Lian begegnet war, hatte dieser stets ruhige und weitsichtige Mann einen tiefen Eindruck in ihr hinterlassen. Er schien ihr Freund und Vater zugleich zu sein und obwohl er ihren Rang in absoluter Demut respektierte, wünschte sie sich ihn zu ihrem Ratgeber und einem Kritiker ihrer Fehler... aber Lian war ein Wanderer, ihn hielt nichts in Proudmoore, denn das Leid und seine Abwesenheit war überall in Daynon zu finden und so war auch auch Lian an allen Orten und nirgendwo
Schließlich wandte sich Amalia von dem Fresko ab und blieb erst wieder vor der Flügeltüre am Ende langen hellen Ganges stehen. Sie drückte die durch zahlreiche Hände glänzend gewordenen Holzklinken nach unten und trat in ihre Gemächer ein.
Das einladende Bett hinter den Vorräumen, dem kleinen Altarraum, ihr Ankleidezimmer und das Empfangszimmer lud sie ein sich auszuruhen... aber Amalia wußte, dass die für lange Zeit nicht gehen würde und so lies sie sich von den wenigen Dienern, die für ihre Begriffe immer noch zu prunkhafte weißgoldene Robe ablegen und wählte ein einfacheres Gewand, dass jedoch unter dem gebleichten Wildledermieder verschwand und unter den Hüftschärpen, welche die Segenssprüche des Herrn in silbernen Lettern schmückten. Gleiches geschah mit ihren Unterarmen.
Erst als die Diener fort waren nahm Anmalia in Anwesenheit ihres Sekretärs Platz und begann die zahlreichen Berichte zu lesen... Im Hintergrund, in den gewaltigen Fensters ihrer Empfangsstube spiegelte sich die langsam untergehende Sonne wieder.