In den Straßen von Proudmoore_01

  • Im Angesicht solch einer Rede klappte Alanis dann doch einen Moment der Mund auf, zumal ob der Tatsache, dass er sich ihr so einfach in den Weg stellte. Für einen Moment blitzte Respekt in ihren Augen auf - offenbar hatte er in den vergangenen Monaten gelernt, sich durchzusetzen.


    "Nein, das tue ich nicht", gab sie kühl zurück. "Und ich verzichte darauf, dass die Welt meint, mir helfen zu müssen."

  • Thalion beißt die Zähne zusammen. Alanis kann sehen, wie die Muskeln am Kiefer hervor treten. Er atmet stark aus der Nase aus. Alanis dürfte Thalion selten so gesehen haben, aber niemals ihr gegenüber. In seinen Augen kann sie Wut aufflammen sehen.
    Dann schließt er sehr kurz die Augen und atmet einmal tief durch. Dabei sieht er Alanis ständig in die Augen. Thalion beruhigt sich wieder ein wenig.


    "Du irrst dich in zweierlei Hinsicht. Nicht die Welt will dir helfen, sondern deine Freunde und wir müssen dir nicht helfen, wir wollen!"


    Thalion sieht kurz gen Himmel, als ob er nach Hilfe ausschau hält.


    "Siehst du nicht, was geschieht? Wer nach Daynon kommt, verlässt dieses Land nicht mehr so, wie er gekommen ist. Das ist mir schon vor Götterläufen klar geworden. Wenn man nicht dafür bereit ist oder es akzeptiert, zerstört dieser Umstand einen selbst und dabei reißt man vielleicht auch noch andere mit."


    Plötzlich lässt er die Schultern hängen und geht einen Schritt zurück. Thalion wirkt nun niedergeschlagen.


    "Es tut mir leid, dass ich dich hergebeten habe. Ich dachte immer, ich zahle den Preis oder muss mich damit auseinader setzen. Doch dann wollte Kallador den großen Preis zahlen und ich dachte, damit wäre es für uns alle abgegolten."

  • "Wenn Du weißt, dass dieses Land die Menschen verändert, dann hast Du es in Kauf genommen, dass es passiert", sagte Alanis nach einem Moment des Schweigens und blickte Thalion ernst an. Es klang nicht wie ein Vorwurf, sondern viel eher wie etwas, das sie als Tatsache betrachtete, an dem es nichts zu rütteln gab. "Für etwas, das Du als gut und richtig betrachtest. Wenn Du es bedauerst, dann kannst Du Dich dem, was Du willst und was Du bist, niemals ganz öffnen können. Wenn Du führen willst, dann tu es. Wenn Du Menschen opfern willst, dann tu es. - Ja, es ist bedauerlich, dass Kallador gestorben ist. Aber wenn es nötig war, dann war es nötig."

  • Thalion ließ sich nun von Alanis kühler Art anstecken.


    "Ja ... Ja, ich habe es in Kauf genommen. Ich habe akzeptiert, dass es Opfer geben wird und nicht alle wieder mit zurück kommen werden.
    Allen voran Kallador, der wusste das er sterben würde und der sich nicht davor gefürchtet hat ... und ja, es war notwendig.
    Aber es nicht zu bedauern oder nicht zu trauern ist verkehrt. Das hast du auch noch gewusst, bevor du hierher kamst.
    ...
    Kallador hat sich nicht vor dem Tod gefürchtet, also dürfen wir uns nicht vor dem Leben fürchten."

    "Ein Huhn auf dem Kopf ist besser als ein Ei auf dem Stuhl."

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Thalion ()

  • Die Priesterin schüttelte den Kopf.


    "Du missverstehst mich. Alles Leben ist heilig und sein Verlust ist beklagenswert." Das sagte sie mit all der Überzeugung, mit der sie immer über ihren glauben sprach. "Aber man muss sich irgendwann davon lösen, sich von der Klagen den Blick auf künftige Notwendigkeiten verstellen zu lassen. Ich fürchte mich nicht vor dem Leben. Ich akzeptiere es mit allem, was es für mich bereithält. Aber ich weiß, dass gerade meine Entscheidungen als Priesterin - und Deine Entscheidungen als Ritter - sich von dem, was menschlich ist, abheben sollten."

  • "Ja, alles Leben ist heilig. Aber soll man alles akzeptieren, was das Leben für einen bereit hält? Ist es nicht genau das, weshalb wir nach Daynon gekommen sind? Weil wir nicht akzeptieren können, dass so viele Leben ausgelöscht werden sollen, von den Mächten der Finsternis.
    Natürlich gibt es auch Dinge, die wir akzeptieren sollen oder müssen."


    Thalion geht wieder einen Schritt auf Alanis zu und beugt seinen Kopf leicht zu ihrem hinunter.


    "Aber was ich nicht akzeptieren kann, ist die Tatsache, dass einer guten Freundin etwas zustößt, sie Hilfe nötig hat, sie jedoch glaubt das sie keiner Hilfe bedarf.
    Du musst nun akzeptieren, dass deine Taten und das Leben dir Freunde gegeben haben, die dir helfen wollen und auch werden. Davon abhalten kannst du mich bestimmt nicht mit allgemeinen Weisheiten. Nur wenn ich eine Erklärung bekäme und dadurch verstehe, was passiert ist, könnte ich es vielleicht akzeptieren."

  • "Erklärung?" Alanis machte ein verächtliches Geräusch. "So, wie Du mich gerade behandelst, würdest Du jede Erklärung von mir dazu verwenden, mich davon überzeugen zu wollen, dass etwas mit mir nicht stimmt."

  • Thalion schossen in diesem Augenblick verschiedene Kommentare dazu durch den Kopf. Teilweise sehr zynische. Aber er beließ es lieber dabei.
    Er ging zur Seite, damit der Weg frei war, wohin Alanis auch immer gehen wollte. Schließlich wollte er ihr helfen und nicht ihr vertrauen verlieren.


    "Es tut mir leid. Dein Verhalten hat mir Anlass gegeben mir Sorgen zu machen. Ich wollte dich nicht schlecht behandeln. Dafür bist du mir viel zu wichtig.
    Vielleicht ist der Kampf in Di'Quethar noch viel zu nahe, ebenso meine Tätigkeit als Hauptmann. Als solcher ist man weniger bemüht auf die Gefühle seines Gegenüber zu achten.
    Ich schlage deshalb vor, wir belassen es dabei. Wir können dieses Gespräch anderen Ortes weiterführen. Bis dahin haben wir auch etwas mehr Abstand von Daynon gewonnen. Damit meine ich nicht nur alleine Wegstrecke.
    Du hast meine Einladung zur Jahreswendfeier doch erhalten? Ich wünsche mir, dass du kommst und vielleicht findet sich die Zeit in Ruhe und friedlicherer Umgebung erneut darüber zu reden. Was hälst du davon?"

  • Alanis preßte für einen Moment die Lippen zusammen, dann nickte sie schließlich widerstrebend.


    "Ja, die habe ich vor meiner Abreise aus Renascân noch bekommen, vielen Dank. Ich - komme gerne hin, wenn es meine Zeit erlaubt."


    Nun zucken es wieder um ihren Mund, wenngleich nur kurz.


    "Deinen neuen Stammsitz würde ich mir natürlich niemals entgehen lassen."

  • Thalion muss kurz schmunzeln.


    "Nur leihweise, ich werde da wohl nicht meinen Lebensabend verbringen können."


    Er dreht sich Richtung Ordensburg.


    "Ich weiß nicht, ob wir mittlerweile das Abendessen schon verpasst haben, aber es wäre gut möglich."

  • "Dann überlasse ich Dich gerne dem Versuch, in der Ordensburg noch eine barmherzige Seele zu finden, die Dir eine Suppe kocht - die Chancen stehen wohl recht gut."


    Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und nur die matten Lichter, die aus den Fenstern der Häuser strahlten, die sie passierten, erhellten die Gassen. Dennoch hatte die Dunkelheit an diesem Ort eine völlig andere Qualität als die, die in Kephram lauerte.


    Die Priesterin zog den Mantel, den sie trug, enger um sich und fröstelte. Der Winter war sehr nahe, doch sie war sich sicher, dass der Schlafmangel seinen Teil dazu beitrug, dass ihr ständig kalt war. Bald würde sie dieses Land verlassen und hoffentlich wieder auch in ihren Träumen Ruhe finden.

  • Thalion nickt.


    "Wie du möchtest. Ich begleite dich noch bis zu deinem Quartier, danach werde ich mich wohl eher schlafen legen, als die Küche zu suchen. Ich glaube ich habe irgendwo noch so eine elbische Wächterration, die wird es auch tun."


    Bis zur Kathedrale des Lichts war es nicht mehr allzu weit und bald standen sahen sie diese vor sich stehen.

  • Alanis seufzte leise, als sie den Blick über den eindrucksvollen Kirchenbau schweifen ließ, dessen schwarze Umrisse sich selbst am dunklen Himmel noch abzeichneten.


    "Thalion - ." Sie brach ab. Schüttelte schließlich schmunzelnd den Kopf. "Die Begleitung nehme ich natürlich gerne an, danke. Auch wenn ich keine Angst im Dunkeln mehr habe."

  • Thalion schmunzelt ebenfalls bei Alanis Worten.


    "Nach der Sache in Kephram eben, wäre meine Angst im Dunkeln beinahe wieder zurück gekommen."


    Er zwinkert ihr mit einem Auge zu.


    "Du führst, ich folge. Wir sollten ja beinahe da sein, schätze ich nach deinen Worten."

  • "Stimmt, es ist wirklich nicht weit." Alanis machte eine einladende Geste in Richtung einer Gasse, die von dem großen Platz fort führte. "Ich hab mich in einem kleine Gasthaus einquartiert und bin ganz froh, dass ich im Hospital essen kann. Die Lebensmittel sind immer noch knapp und das merkt man überall, selbst bei meiner Hauswirtin, die aus Sägespäne Brot machen kann. Weißt Du, wie es um die Lebensmittetransporte steht?", erkundigte sie sich dann.

  • "Die Lebensmitteltransporte wurden nur für den letzten Winter angefordert. Danach sollten die Bauern eine weitere Ernte für diesen Winter einfahren. Ich hatte Wes gebeten, den Dayniten eine schnelle Ernte zu verschaffen. Er kann bewirken, dass Pflanzen schneller wachsen.
    Wie das gelaufen ist, weiß ich allerdings noch nicht, da ich noch keine Zeit hatte, mich zu informieren. Ich hatte ebenfalls vor, dass morgen zu versuchen.
    Aber aufgrund der Situation in den Südlichen Wäldern und dem Rest Daynons weiß ich nicht, ob ich überhaupt irgendwelche Informationen bekommen werde.
    Ich fürchte auch, ich werde wenig Erfolg haben, wenn ich am Lupianischen Kaiserhof nach weiteren Hilfsgütern anfragen werde. Da die Situation in Daynon derzeit so unsicher ist, könnten bedenken aufkommern, dass die Güter niemals ihr Ziel erreichen werden.
    Darum werde ich mich aber erst kümmern können, wenn ich zurück in Lupien bin."


    Thalin blickte auf den Boden. Ein bißchen schämte er sich, da er nicht mehr an den kommenden Winter gedacht hatte und das es ein erneutes Hungerproblem geben könnte. Nachdem er Wes nach Daynon geholt hatte, war diese Sache für ihn erst einmal in den Hintergrund gerutscht. Zudem war er stark mit den Vorbereitungen für die Expedition beschäftigt gewesen.

  • "Nicht nur bei uns. Kazhura war leider nicht untätig während wir die Expedition in den Osten wagten. Sie hat überall in Daynon ihre Generäle, also die Chaoslords angreifen lassen. Der alte König Daynons, Elrik der dritte Bannweih, fand dabei den Tod.
    Keela und ich wüssten gerne wie es um Asbraven Keep bestellt ist, aber die Informationen beziehen sich lediglich auf die südlichen Wälder, wo es scheinbar viele Kämpfe gab und die Wölfe keine Boten mehr schicken. Vielleicht sind sie nicht in der Lage, vielleicht ist der Süden schon in ihrer Hand. Aber das ist reine Spekulation meinerseits. Die Elben des Südens beteiligen sich auch am Kampf. Das ist auch schon alles was ich weiß."


    Thalion überlegte, was er noch erzählen durfte und ob der Kronrat die Informationen erstmal für sich behalten wolle.


    "Wie war es hier in Proudmoore? Wir haben Gerüchte vernommen, nach denen Proudmoore auch angegriffen wurde. Möglicherweise waren dies aber absichtlich falsch gestreute Informationen."

  • Alanis verneinte.


    "Nein, Proudmoore wurde nicht angegriffen, sonst wäre die Stadt sicherlich in einem anderen Zustand als jetzt. Natürlich gibt es auch hier Gerüchte in den Gassen und in den Wirtshäusern. Angeblich soll es zu Kämpfen auf den Thalassusebenen gekommen sein, aber nichts Genaues weiß man nicht."


    Sinnend setzte sie hiznzu:


    "Also so ist der alte König gestorben."

  • "Und Lukranis hat ihnen einen neuen ernannt.", setzt Thalion hinterher.


    "Die Telassusebene sagst du? Das wäre schlecht. Dort liegen die vielen fruchtbaren Böden und die Bauern sollten dort das schnell gewachsene Getreide ernten."


    Er kratzt sich im Gesicht und streicht sich über das Kinn.


    "Ich muss in Peria nachfragen, ob wir noch Lieferungen schicken können.", sagte er leise zu sich.