Asbraven Keep - Sitz des Ordens der Träne

  • "Ich danke euch."


    Thalion lässt Keela sich zuerst nehmen, danach nimmt auch er sich etwas von dem Essen. Er erinnert sich, dass die Brüder und Schwestern vom Orden der Träne während eines Mahles nicht zu sprechen pflegen, was er auch respektiert indem er sein Mahl ohne Worte zu sich nimmt.


    Erst nachdem alle fertig gegessen haben, wendet er sich an Bruder Lian.


    "Bruder Lian, ich vermute ihr wisst weshalb wir hier sind?"

  • "Ich weiß, dass jeder von Euch eigene Gründe hat hierzusein. Aber Lukranis wird mir erlauben, zumindest Euch, Keela, zu helfen. Euch, Thalion, und auch Euren Gefährten wird dieser Ort sicher guttun, doch viel mehr werden wir nicht für Euch tun können. Manche Dinge muss ein Mensch mit sich selbst ausmachen. Auch wenn ich viel geben würde, um Euch helfen zu können. Bleibt, wer Ihr seid, damit könnt Ihr schon viel erreichen, Sir Thalion."


    Sein Blick wandert von Thalion wieder zu Keela. Er schaut sie einen Moment an.


    "Erzählt mir von Marek."

  • Nachdem Lian sich an Keela gewendet hat, fügt Thalion noch etwas hinzu.


    "Auch wenn ihr mir nicht helfen könnt, so bitte ich euch dennoch, mir diese Beichte abzunehmen, bevor wir wieder abreisen. Ich hoffe, dass es mir danach leichter fallen wird, meine weitere Aufgabe wahrzunehmen, auch wenn ich keine Absolution von euch oder Lukranis bekommen werde.
    Aber sprecht zuerst mit Keela."


    Er lehnt sich zurück und spricht nun zu Keela.


    "Wenn du mit Bruder Lian lieber unter vier Augen reden möchtest, kann ich solange draußen warten."

  • Lians Frage überrascht Keela.


    Thalions Vorschlag quittiert sie mit einem abwesenden Kopfschütteln.


    Dann lächelt sie traurig und schaut Lian nachdenklich an.


    „Über welchen Marek soll ich Euch erzählen? Über den Marek, der niemals einen Gefährten im Stich gelassen hätte? Der fest im Glauben an Lukranis verwurzelt war?“


    Ihre Züge werden wieder ernst.
    „Oder über den Marek, der ein Zerrbild seiner selbst geworden ist? Der sich plötzlich gegen alles wendete, an das er früher geglaubt hatte?“

  • "Von dem, der in Eurem Herzen ist. Ich glaube nicht, dass das einer dieser beiden ist..."


    Er schaut sie einen Moment an.


    "Aber wir können auch einfach das Mal beseitigen, das Ihr tragt. Ich kann verstehen, dass Euch das andere nicht so leicht fällt - und ich bin Euch fremd. Fühlt Euch also bitte nicht dazu genötigt. Ich möchte nur, dass Ihr Euch das bewahrt, denn manchmal frisst das reinigende Feuer Lukranis' mehr als uns lieb ist."

  • „Ihr könnt es beseitigen? Damit würdet Ihr mir sehr helfen …“


    Keela sieht Lian hoffnungsvoll an.


    „Und … ja … Ihr habt recht. Es gibt noch einen anderen Marek in meinem Herzen. Aber in den letzten Jahren wurde diese Erinnerung von immer neuen recht hässlichen Bildern überlagert.“


    Ihre Stimme wird leiser.


    „Sich das, was einmal war vor Augen zu führen, kostet Kraft. Denn ich weiß, dass es nie mehr so sein wird … dass er nie mehr so sein wird.“


    Keela weicht Lians Blick aus, fixiert die Wand hinter ihm. Jetzt hat sie doch mehr gesagt, als sie anfangs beabsichtigt hatte.

  • "Ich würde vorschlagen, Ihr ruht Euch ein wenig aus. Ich hoffe, Ihr könnt hier etwas Kraft gewinnen. Ihr müsst auch nicht mit mir darüber reden, aber werdet Euch dieses Mareks bewusst. Was auch immer passiert ist und noch passieren wird, ihn und die Zeit mit ihm kann Euch keiner nehmen. Das wird Euch die Kraft geben, die Ihr braucht. Das, was sich jetzt Marek nennt, ist schon lange nicht mehr der, der Euch liebte. Aber es gab diese Liebe und sie soll Euch führen."


    Er schaut Keela noch einen Moment an, sein Blick ist wie so oft durchdringend und doch beruhigend. Dann wendet er sich an Thalion.


    "Wenn Ihr mögt, könnt Ihr noch heute abend Eure Beichte ablegen oder erst, bevor Ihr weiterzieht. Es liegt an Euch."

  • Thalion nickt.


    "Es wäre mir sehr recht, wenn wir das noch heute Abend machen könnten. Sagt mir einfach, wann ihr Zeit für mich habt. Ich denke, es wird nicht länger als eine halbe Stundenkerzen in Anspruch nehmen."

  • "Gut, dann bringe ich Lady Keela in ihr Quartier und kehre danach zu Euch zurück."


    Keela und Lian stehen auf und verlassen den Raum. Er führt sie durch die fast verlassen wirkenden Gänge von Asbraven Keep.

  • Auf Lians Antwort hin nickt Keela nachdenklich.


    Dann strafft sie die Schultern und schaut Lian mit klarem Blick an:


    „Habt Dank für Eure Worte. Ich werde sie beherzigen.“


    Sie weiß, dass Lian mit allem, was er sagte, recht hatte. Aber eigentlich will sie weder ihn noch sonst irgendjemanden mit ihrer Trauer und der ewig gleichen Geschichte belästigen. Es ist doch alles schon so lange her, denkt sie. Sie würde dieses Kapitel gerne abschließen … aber wie soll das gehen, wenn der, der einst Marek war, ständig seine hässliche Fratze zeigt?


    Als sie aufsteht, legt sie Thalion kurz die Hand auf die Schulter. Sie weiß, dass der bevorstehende Moment für ihn nicht leicht sein wird.


    Dann folgt sie Lian schweigend in ihre Unterkunft.

  • Lian zeigt ihr den Raum, in dem sie auch bei ihrem letzten Besuch untergebracht war. Wie immer ist er sehr spartanisch, aber die Aussicht ist besonders und das Wasser im Krug auf dem Tisch ist frisch.


    "Ruht Euch aus. Ihr werdet morgen Eure Kraft brauchen. Bevor ihr in den Osten aufbrecht, wird Lukranis Euch von diesem Mal befreien. Denn sie kann und wird es benutzen. Habt keine Angst, ich werde bei Euch sein.


    Noch einmal schaut er ihr in die Augen.


    Und sobald das geschafft ist, möchte ich Euch noch etwas zeigen. Aber jetzt schlaft. Möge Lukranis Euren Schlaf bewachen. Bis morgen!"


    Er lächelt sie an, während er langsam die Tür schließt.


    Einige Zeit später kommt er mit einem frischen Krug Wasser zu Thalion, der schon in Gedanken damit begonnen hatte, das zu ordnen, was er Lian sagen wollte. Dieser füllt die Becher neu und setzt sich ihm gegenüber.

  • Auch Keela lächelt, als sie sich bei Lian bedankt.


    Sie merkt, dass es die richtige Entscheidung war, noch einmal diesen Ort aufzusuchen, dessen ruhige Atmosphäre seinen Bewohnern so viel Kraft schenken kann.


    Als sie sich auf das harte Bett setzt, merkt sie erst, wie müde sie die Reise gemacht hat.


    Wenige Minuten später ist sie eingeschlafen. Keine Albträume in dieser Nacht ...

  • Thalion nickt langsam und atmet dann tief durch.


    "Ihr erinnert euch sicherlich dass ich vor einiger Zeit bei euch war, um für Tharea, die ihr kennt, nachzufragen ob ihr sie im Orden hier bei euch aufnehmen würdet. Ich vermute ihr seid bereits darüber informiert, dass sie bei einem Überfall der Taverne Zum Waldkrug, wo sie arbeitete ..." Thalion stockt "... ihr Leben verlor."


    Thalion greift an seinen Hals und zieht unter seinem Hemd ein schmales Lederbändchen hervor, woran ein blauer Kristall in Form einer Träne hängt. Er legt den Anhänger vorsichtig auf den Tisch.


    "Ich weiß nicht, wie sehr ihr darüber informiert seid, wie sie den Tod fand.
    ....
    Eigentlich wollte ich euch schon viel früher besuchen und euch davon erzählen. Aber ehrlich gesagt, habe ich mich einfach zu sehr geschämt.
    ....
    Ich denke, ich bin Verantworltich für ihren Tod"


    Thalion blickt auf den Anhänger und wartet einige Augenblicke, bevor er weiter spricht. Auch wenn es ihm sehr nahe geht, versucht er die Fassung zu behalten, was ihm recht gut gelingt. Ob dies die letzten Tage oder die Gesamtsituation im Zusammenhang mit der bevorstehenden Expedition hervorrufen, mag dahingestellt sein.


    Tonlos fährt er mit seiner Beichte fort.


    "Ich habe die Räubern angegriffen, ohne die Situation völlig überblickt zu haben. Daraufhin haben sie Tharea, die sie als Geisel genommen hatten getötet.
    ....
    Hätte ich nicht so kopflos angegriffen, hätte ich vielleicht verhandeln können ... vielleicht hätten sie auch mich als Geisel akzeptiert, aber .... dass was hätte sein können, ist nun nicht mehr relevant.
    ...
    Ihren Anhänger hat mir Emma, die jetzige Wirtin des Waldkrugs, anvertraut. Seitdem trage ich ihn bei mir."


    Er sieht nun Bruder Lian direkt in die Augen.


    "Es tut mir sehr leid, was passiert ist und ich entschuldige mich, dass ich nicht den Mut hatte, euch früher aufzusuchen und es euch zu erzählen."

  • Lian hatte ihm zugehört. Als Thalion fertig ist und sich entschuldigt, schaut Lian ihn lange an. Und trotz des Geständnisses spürt Thalion Ruhe und Vertrauen in diesem Blick.


    "Ein jeder von uns trägt Schuld in sich, Thalion. Besonders jene, die Entscheidungen fällen müssen. Oft ist es nur ein Lidschlag, in dem man sich entscheiden muss. Und niemand kann sagen, was passiert wäre, wenn man sich anders entschieden hätte. Vielleicht würde Tharea noch leben. Vielleicht wäre sie aber dennoch tot - und viele andere mit ihr. Entscheidungen fällen zu müssen, besonders über andere, ist eine schwere Bürde."


    Lian strahlt eine Welle von Ruhe und Kraft aus, als er die nächsten Worte spricht.


    "Ihr wisst, die schwersten Entscheidungen stehen Euch noch bevor. Handelt in Eurem Glaube mit Eurem Herzen und Ihr werdet die richtigen Entscheidungen treffen. Doch eines ist sicher, es wird viele Opfer geben, die Ihr nicht verhindern könnt. Und es werden Eure Freunde darunter sein, manche von ihnen werden diesen Weg nur für Euch gehen. Aber sie gehen ihn, weil sie Euch vertrauen, weil sie wissen, dass Ihr den richtigen Weg geht. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass Lukranis über Euch wachen werde, damit Eure Entscheidungen nicht allzu bitter werden. Ich würde jederzeit mit Euch gehen, aber ich habe einen anderen Weg zu beschreiten. Vergesst Tharea nicht, genauso wie die anderen, die schon vorangegangen sind, aber grämt Euch nicht, sondern haltet sie im Herzen, damit Ihr nicht vergesst, wofür Ihr kämpft."

  • Thalion weiß, dass alles was Lian sagt weise und richtig ist.


    Als Lian zu den Opfern kommt, wendet sich Thalion von ihm ab und schließt die Augen, wärend er weiter zuhört. Er weiß, wie recht Lian hat.
    Nachdem er geendet hat, dauert es noch einige Momente bis Thalion die Augen wieder öffnet. Er sieht Lian wieder ins Gesicht.


    "Ich werde sie bestimmt nicht vergessen, keinen von ihnen."


    Er sieht wieder auf den Anhänger, der immer noch auf dem Tisch liegt.


    "Es sind Dinge wie dieser Anhänger, die mich immer erinnern werden."


    Er nimmt den Anhänger in die Hand und streicht kurz darüber, bevor er ihn sich wieder über Kopf zieht. Nach einigen weiteren Momenten atmet er tief durch.


    "Da gibt es noch etwas anderes, weswegen wir hier sind ...
    Wir möchten mehr über die Träne des Lukranis in Erfahrung bringen. Da wir in der Nähe der Quelle der Valmur sein werden und diese auch aufsuchen wollen, könnte es möglich sein, das wir die Träne finden werden.
    Mit mehr Informationen werden wir hoffentlich besser die richtigen Entscheidungen treffen können.
    Ich bitte euch daher so viele Informationen, wie ihr bereit seid zu geben, Keela und mir mitzuteilen."

  • "Es tut mir leid, Thalion, aber dazu kann ich Euch nicht mehr sagen. Ich weiß, dass es sie gibt und dass sie entscheidend sein wird im Kampf gegen die Chaosmaid, aber auch ich habe sie nie gesehen. Ich bin mir jedoch sicher, Ihr werdet sie erkennen."


    Langsam erhebt er sich.


    "Ich denke, es ist nun auch Zeit für Euch, Ruhe zu finden. Ich bringe Euch in Euer Quartier."

  • Thalion runzelt kurz die Stirn, denn das gesagte lief nicht komplett konform mit den Aussagen der Hohepriesterin Amalia. Aber Bruder Lian würde ihn nicht anlügen und falls doch, hätte er gute Gründe dafür.


    Er steht ebenfalls auf und rückt den Stuhl zurück an den Tisch. Dann folgt er Lian hinaus aus dem Raum. Während sie zu der Kammer gehen, spricht Thalion noch etwas weiter.


    "Ich danke euch, Bruder Lian. Aber vielleicht könnt ihr mir morgen zu folgendem noch eure Meinung sagen.
    ...
    Falls wir auf das Artefakt stoßen sollten, werden entscheiden müssen, ob wir es belassen wo es sich befindet oder ob wir sie mitnehmen.
    Die Hohepriesterin Amalia hat uns dazu schon ihre Meinung geäußert. Vielleicht bringt eure Meinung uns auf neue Gedanken."

  • "Ich würde Euch gerne mehr helfen, Thalion."


    Er führt ihn durch die bekannten Gänge des alten Gemäuers.


    "Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine Entscheidung ist, die Ihr treffen müsst, Thalion. Als Ordensvorsteher des Ordens der Träne sage ich natürlich, bringt sie her. Aber auch da muss ich Eurem Urteil vertrauen. Wenn sie dort oder auch an einem anderen Ort gebraucht wird, dann muss sie diesen Weg gehen. Lukranis wird uns beistehen."


    Er öffnet die Tür zu Thalions Raum.


    "Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"