Das Hospital

  • Östlich des Marktplatzes, in einer der Seitenstraßen steht, direkt neben dem Grundstück der Familie Damar, das Haus in dem die Hexe Arkana lange Jahre gelebt hat.
    Da sie nun im letzten Jahr in Taras altes Haus im Wald gezogen ist, hat sie ihr Stadthaus der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, mit der Vorgabe ein Hospital daraus zu machen.
    Alle Dämonen und die meisten Spinnen haben den Keller verlassen und auch das übrige Getier hat seine Herrin, zur Erleichterung der Heiler, in ihr neues Domizil begleitet.
    Nur der ein oder andere hartnäckige Fluch im Keller und die Fledermäuse auf dem Dachboden bereiten den neuen Nutzern noch hin und wieder Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte.


    An diesem brütendheißen Sommernachmittag hält ein Karren von Gisberts Fuhrunternehmen vor dem Grundstück und gemeinsam mit zwei mondelfischen Wächterinnen bringt der nicht ganz saubere und möglicherweise auch nicht ganz nüchterne Mann eine noch immer bewußtlose Elementarpriesterin in die Hallen des Hospitals. Die Kiepe der Fremden stellt er noch daneben, dann tippt er sich an den Hut und verläßt die Hexenhütte wieder.
    Der anwesenden Heiler, ein Lehrling im dritten Jahr, kratzt sich am Kopf und beginnt, die Wunden der Frau zu untersuchen und zu versorgen.
    Und bevor er sich danach Gedanken machen kann, wie er weiter mit der Fremden verfahren soll und wer seine Rechnung bezahlt, steht Kassandra in der Tür. Deren Kindern ist der Fuhrwagen und auch die gar nicht so unbekannte Fremde darauf nämlich nicht entgangen und sie hatten natürlich nichts eiligeres zu tun als der Mutter davon zu erzählen.

  • Alanis ist noch immer geisterhaft bleich im Gesicht, aber ihre Brust hebt und senkt sich stetig in flachen Atemzügen. Momentan sieht sie aber wie jemand aus, der dem Tod näher steht als dem Leben, was wohl auch an den Schweißperlen liegt, die sich auf ihrer Stirn gebildet haben.

  • "Na, du machst Sachen", seufzt Kassandra nachdem Cornelius' Lehrling sie auf den neusten Stand gebracht hat.
    Die Gesichtsfarbe gefällt ihr nicht und sie weiß, daß diese Pflanze solche Reaktionen hervorruft wenn man ihr lange genug ausgesetzt ist.
    Einen Moment ist sie versucht, Magie anzuwenden um Alanis' Kraft zu ersetzen. Doch dann entschließt sie sich, es erst einmal eine Weile auf dem normalen Weg zu versuchen. Weniger Komplikationen...
    Gemeinsam mit dem Lehrling flößt sie der Frau langsam und darauf achtend, daß sie sich nicht verschluckt oder das Zeug einatmet, einen der einfachen Heiltränke ein, die zur Grundausstattung des Spitals gehören.

  • Eine kleine Weile vergeht, in der nicht wirklich etwas geschehen will, bis Alanis dann doch die Augen aufschlägt und vollkommen irritiert um sich blickt. Mit der Selbstverständlichkeit einer Person, die eben noch gesund gewesen ist, versucht sie sofort, sich aufzusetzen, was dazu führt, dass sich ihr Gesicht sofort grün-weißlich verfärbt.

  • "Tät ich nicht", rät ihr Kassandra. Sie steht von ihrem Sitz neben Alanis Lager auf und greift nach ihr, um zu verhindern, daß sie einfach von der Liege fällt.
    "Mach langsam. Du hast es für ne gute Idee gehalten, dich neben der Schei*egalranke schlafen zu legen..."

  • Kassandra starrt sie an und der Heilerlehrling hält Alanis geistesgegenwärtig eine Schüssel unter die Nase, in die sie sich übergeben kann.
    "Vielleicht hätten wir es mit einem stärkeren Heiltrank versuchen sollen?", überlegt er während die Priesterin sich von ihrem Mageninhalt verabschiedet.
    Oder doch mit Magie, denkt sich Kassandra und hält Alanis' Kopf.

  • Nachdem sich Alanis von dem wenigen getrennt hatte, das sie am vergangenen Tag gegessen hatte, ließ sie ihren Kopf auf das Lager zurücksinken und schloss für einen Moment die Augen. Ihr Gesicht war immer noch grünlich und blass, die Schatten unter den Augen tief und grau.


    Als sie die Augen jedoch wieder öffnete, war ihr Blick deutlich klarer als vorher.


    "Schei*egalpflanze?", fragte sie schwach und versuchte ein zittriges Grinsen.

  • "Hm-hm", nickt Kassandra und mustert die Priesterin. Wie die aussieht gefällt ihr gar nicht.
    "Sag mir nicht du hast in all den Jahren noch nie davon gehört? Sie lockt ihre Opfer mit ihrem Duft an. Der läßt alles andere vergessen und wenn du dich dann in ihre Nähe setzt wuchert sie dich zu."
    Die Bardin streicht prüfend über Alanis Stirn.
    "Und so wie's aussieht verträgst du sie schlechter als alle, die ich bisher gesehen habe..."

  • Die Priesterin antwortete zunächt mit dem kläglichen Versuch eines Schulterzuckens.


    "Nein, nie gehört. Ich bin eigentlich nur von der Straße weg, um Schatten zu suchen und an den Fluß zu gehen."


    Sie seufzte leise.

  • Kassandra seufzt ebenfalls.
    "Vielleicht sollten wir Pflanzenkunde zur Pflichtveranstaltung für alle Besucher an der Akademie erheben", sagt sie.
    "Du warst ziemlich weit vom Weg weg", stellt sie dann mit einem aufmerksamen Seitenblick fest. "Fast schon am Fluß, wurde mir gesagt. Bist du nicht auf die Idee gekommen, daß da Schaben oder Schrate sein nkönnten?"

  • Alanis fuhr sich mit dem Ärmel ihres Kleids erneut über das Gesicht und atmete tief durch.

    "Ehrlich gesagt - war ich in Gedanken. Und Schaben und Schrate sind keine Gegner, die mich schrecken. Dass mich allerdings eine Blume umhaut-.."


    Sie runzelte die Stirn, als sie einen seltsamen Geschmack in ihrem Mund wahrnahm.


    "Habt Ihr mir was gegeben?"

  • Die Priesterin brummte vor sich hin. Man sah, dass ihr die Situation peinlich war.


    "Mir geht's schon besser", war der eher lahme Versuch, die allgemeine Aufmerksamkeit loszuwerden. Tatsächlich war sie nun nur noch blass und nicht mehr wirklich grünlich. Was immer ihr auf den Magen geschlagen hatte, es war wohl vorbei. Ein Gedanke ließ sie zusammenzucken. "Wo ist meine Kiepe?"

  • Alanis zog den Arm weg und blinzelte erleichtert. Erst dann schien sie ein wenig von ihrer Umgebung wahrzunehmen.


    "Wo bin ich hier eigentlich?", erkundigte sie sich verdutzt und sah an die Decke, wo in den Schatten hinter einem der Balken ein kleines Augenpaar stoisch zurückblickte. Alanis verzog ein wenig das Gesicht und entschloss sich, nicht wissen zu wollen, was das genau war. Ihr Blick glitt auch über den jungen Heiler.

  • "In der Stadt", antwortet Kassandra. "Im Hospital." Sie schaut sich um. "Also streng genommen in Arkanas Hütte. Aber das meiste Viehzeuch hat sie mitgenommen."


    Hätte sie nicht Hospital gesagt wäre das nicht weiter aufgefallen. Die Räume sind ganz sicher nicht zu diesem Zweck gebaut und mit dem Hospital in Renascan haben sie auch nur wenig gemeinsam.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Alanis versuchte, sich vorsichtig aufzusetzen. Obwohl sie noch immer recht blass war, hatten ihr Wangen wieder eine gesündere Farbe angenommen. Dennoch wirkten ihre Bewegungen recht fahrig.

    "Nett - hier",
    preßte sie hervor. "Was ist das da oben hinter dem Deckenbalken?"