"Jedes Einsatzgebiet hat seinen eigenen Atem... jeder Feind seine eigene Gedanken... Wir werden sehen, ob ich fit genug bin, sodass der Schlund mich wieder ausspuckt, weil ich zu bitter für ihn bin. Wenn nicht, wird diese Niederlage meine Letzte sein und die Siege meines Lebens in die große Waagschale geworfen... Wie gesagt... wir werden sehen."
Adrian sah zu Tristan und Mira; grinste Beiden kurz zu.
"Morgen gehts wieder dahin?"
"Ja und das schon kurz vor Sonnenaufgang... die Tagesschicht, was mir lieber ist, nachts dahin zu gehen grenzt schon fast an Wahnsinn."
"Wir treffen uns morgen am Hafeneingang mit Mitgliedern des Ordens des Steins zu Gislafoth, sie verstärken unsere Patrouillen in Kephram. Seit einiger Zeit verschwinden Kinder nicht nur in Kephram - auch an den Stadtviertelgrenzen in Proudmoore selbst. Wir sollen die Augen offenhalten."
"Kinder..."
Der Blick von Adrians einem Auge zeigte abstoßende Kälte. Seine Fäuste ballten sich und es dauerte einen langen Moment, ehe er sich wieder fing.
"Welche Hunde vergreifen sich an Kindern? Wie tief kann man nur sinken?"
Adrian ließ sich auf seinem Bett nieder und schüttelte den Kopf.
"Weiß man, ob da eine Bande hinter steckt? Ist das organisiert?"
"Wir wissen recht wenig, deshalb auch der morgige Aufklärungsversuch. Haltet eure emotionale Haltung - auch wenn sie nachvollziehbar ist im Zaum Soldat. Wir urteilen nicht... wir nehmen fest."
"Das... werde ich, Korporal."
Adrian schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Er würde diesen Sieg über sich und seine Emotionen gewinnen und weiteres Gewicht für sich in die Waagschale seines Gottes werfen. 'Wenn du siegen kannst durch Ruhe, dann sei ruhig', schoss es ihm durch den Kopf.
"Die Übungen gleich... wie sehen diese aus?"
"Kondition, Zielgenauigkeit und Schwertkampfübungen. Unter dem Auge des Hauptmanns zeigen Rekruten und Fäuste ihre Fähigkeiten und Offiziere helfen uns dabei sie zu verbessern."
"Es gibt Trainingseinheiten für Bogen- und Armbrustschützen, Schwertkampf und den Kamp mit Hellebarden," mischt sich Tristan kurz ein und erntet von Mira einen bösen Blick.
"Wenn die Übungen für heute beendet sind, fallen die meisten Soldaten vom Waschzuber direkt aufs Lager... na ja außer Om."
"Om starrt die Wand gern an, hm?"
Auch hier - nichts Neues. Klare Regeln - klare Strukturen, damit konnte Adrian durchaus leben. Ein Lächeln legte sich wieder auf seine Züge und legte den Zorn über das Verschwinden der Kinder wieder schlafen. Jedwede last, die er auf Mythodea trug, schien seine Schultern zu verlassen und obgleich er sie zurücksehnte, genoss Adrian jede Minute ohne sie.
"Und vorher gibts noch Suppe, hab ich mir sagen lassen?" Sein Blick fiel auf den Korporal und Adrian überlegte, ob dieser ihn wirklich persönlich testen würde. Adrian würde es an seiner Stelle tun, aber jeder Vorgesetzte war Anders.
Mira nickt knapp...
"Iss nicht zuviel, sonst wirst du träge... so wie Tront."
Ein Knurren antwortet ihr.
"Keine Sorge... ich will nur was Warmes im Bauch haben... "
Er grinste und wendete sich dann zur Tür.
"Kommt wer mit?"
"Keine Schlechte Idee." Tristan wirft sein Buch achtlos zur Seite und dann steht Om plötzlich wie aus dem Nichts und absolut lautlos neben Adrian... einen riesigen Schatten werfend. Auch Tront kommt gemächlich auf die Beine.
"Ich hab keinen Hunger," erwidert Mira und bleibt auf ihrem Lager liegen.
"Geht vor, ich komme nach. Abtreten."
Firan wendet sich zurück zu seinem Lager weiter hinten und beginnt ein paar Dinge zu ordnen.
Der temporär ehemalige Hauptman machte einen Schritt zur Seite, als Om so plötzlich neben ihm stand. Er hatte ja mit Vielem gerechnet, aber nicht damit, dass der Hühne so leise schleichen konnte. Vielmehr hatte er das Bild im Kopf gehabt, dass der Riese sabbernd und grunzend folgen würde. Doch anscheind wusste Om zu überraschen. Adrian war gespannt, wie er sich bei der Übung machte.
Doch dann drehte sich Adrian zu Firan, salutiert, ehe er mit den Dreien hinaus ging.
"Und, was ist mit euch? Warum seid ihr hier?"
"Wie warum... sind wir hier?"
Tristan, der sich neben Om eingereiht hatte, blickt verdutzt an dem Hühnen vorbei in Richtung des Soldaten. Tront grinste tumb und geht kopfschüttelnd weiter... Om... nun Om starrt beim Gehen stoisch gerade aus.
Ich hoffe du erwartest jetzt keine theatralische Reden vom ewig Kampf der Gerechtigkeit gegen das Unrecht... ich mach's wegen dem Geld. Wir haben ne Unterkunft, kriegen Kleidung und Waffen gestellt, täglich ne warme Mahlzeit und noch Bezahlung. Ich hab Familie in Kephram."
Tront blickt doch seitlich zu dein Beiden.
"Ich mach's weil ich ich gerne anderen die Fresse poliere."
"Verstehe... wegen dem Geld habe ich mich damals auch gemeldet... konnte mir nie Vorstellen jeden Tag im Stall bei den Kühen zu hocken und die zu melken oder beim Schmied das Feuer zu hüten oder Metal zu kloppen...
Wenn man tagein tagaus immer das selbe tut, fällt es einem schwer persönliche Siege zu erringen... und schlecht bezahlt wird man als Soldat ja nicht wirklich. Famile hab ich keine... zumindest keine, von der ich wüsste."
Bei der letzten Bemerkung grinste Adiran schief und schüttelte dann den Kopf, ehe er zu Tront blickte.
"So findet jeder seinen Grund zur Armee zu gehen."
Om hatte noch während der Antwort von Adrian einfach nur seinen riesigen Arm gehoben und ihn in Richtung von Tronts Schulter fallen gelassen. Ein leiser aber tiefer Schmerzlaut ertönte, dann ein Knurren. Tront war stehengeblieben.
"Ja ist ja gut... Kurzer... ich kann kämpfen... das ist eines der wenigen Dinge die ich wirklich gut kann und da ich weder Khazura noch ihren verwesenden Dreckkram ertragen kann oder was sie mit Unschuldigen anstellt... hau ich denen aufs Maul, dies verdienen... wenn's halt hilft?! Zufrieden OM?"
Om entblößte seine gewaltigen Zähne und schien das Ansatz eines Grinsen zu zeigen... vermutlich jedoch war es eine weitere Drohgebärde.
Da wär fast der Vorgesetzte in Adrian mit ihm durchgegangen und er spielte mit dem Gedanken dazwischen zu gehen. Doch sein Blick fiel schließlich auf Tristan, der wohl nicht einschreiten wollte und so hielt sich auch Adrian zurück. Die Beiden würden das wohl unter sich regeln. Und der Geruch des nahenden Abendessens ließ ihn jedweden Gedanken verwerfen.
Unweit der Unterkünfte steigen allen die Gerüche der Küche in die Nase der Soldaten... und schon verschnellert sich der Schritt.
Der Essensaal ist minimalistisch eingerichtet aber bereits jetzt schon fast gefüllt. Überall sitzen Fäuste zusammen, reden, essen, sind leise und laut zugleich. Nicht immer sticht ihr Vorgesetzter direkt aus dem Fünfer-Kreis heraus, dann und wann bemerkt man aber Männer und Frauen, die sich ruhgier und distanzierter verhalten.
Es gibt auch einige höhere Offiziere, die sich an separate Tisch gesetzt haben. Ihre ernsten Mienen geben deutlich die Verantwortung wieder, die sie über den Rest der Menge zu tragen hatten. Jemand mit dem Abzeichen eines Hauptmanns - des viel Gefürchteten - glaubt man den bisherigen Erzählungen sucht man hier jedoch vergebens.
Tristan schlägt sich, nachdem er einen Abstecher zum Regal mit dem Geschirr gemacht hat, bis zur Essensausgabe durch und deutet den anderen an ihm zu folgen und es ihm gleich zu tun.
Die Aussicht aus was Warmes zu Essen ließ Adrian jedweden anderen Gedanken vergessen. Es gab sicher noch so Vieles zu erfahren, doch auf der Reise hierher hatte der Soldat hauptsächlich Beeren, Wurst und Brot gehabt. Nur ab und an hat er an Gasthäusern halt gemacht, um dort ordentlich zu speisen und zu schlafen und die Aussicht das hier jetzt jeden Abend zu haben, ließ sein Herz höher schlagen.
Eilig stand er hinter seiner Faust an, mit Besteck und Teller bewaffnet, bereit für diese Schlacht.
Nicht lange danach und die gesamte Gruppe hatte sich mit Essen eingedeckt. Adrian vom Hunger der anderen mitangesteckt lässt sich die reichhaltige Suppe mit dicken Rinderfleischbrocken schmecken. Auch der Rest seiner Faust hatte sich eingefunden und obgleich er der Frischling, wenn auch sicher nicht der Jüngste der Gruppe war hatten sie sich so um ihn positioniert, das allen gegenüber deutlich wurde das er zur 13ten dazugehört.
Später als das Essen vorrüber war hatte Adrian ein wenig mit dem Sättigungsgefühl zu kämpfen, was insofern schlecht war, da die Übungen auf dem Kasernenplatz in wenigen Augenblicken beginnen würden.
Mira wickelt ihre Handbandagen fester, Tristan prüft die Armschiene für den Bogen. Om sitzt ruhig da und sieht aus dem Fenster, während Tront dem Kooperal die Rüstung festsurrt.
Es konnte nicht mehr lange dauern.
Adrian war doch sehr überrascht, wie gut er in der Gruppe aufgenommen wurde. Die Aussagen von Julian hatte ihm ein gänzlich anderes Bild vermitteln wollen, dass so gar nicht dazu passte, dass die Dreizehnte ihn schon nach so kurzer Zeit nach außen hin als Teil von ihnen präsentierte. Aber vielleicht war auch das der Grund, warum sie berüchtigt war - ein Team, dass funktionierte erzielte immer Erfolge.
Nach dem Essen setzte sich Adrian nicht aufs Bett. Er wusste genau, wo das enden würde, wenn er mit dem Völlegefühl zur Übung ging. 'Nach dem Essen sollst du ruhn oder tausend Schritte tun.', rief er sich die Weisheit seiner Mutter ins Gedächtnis. Während seine Schritte ihn immer wieder durch das Zimmer führten, schlüpfte der Soldat in seine Lederschultern und zog sich die Bänder fest. Nachdem die Beweglichkeit geprüft war, kamen Handschuhe und Armschienen - diese mit Fingerschutz - zum Einsatz, jedoch nur am rechten Arm. Ein Anderhalbhänder wurde am Gürtel befestigt und eine Axt ins Gehänge gepackt.Schließlich fand der Schild seinen Platz am Arm und Adrian blickte abwartend, aber schweigend in die Runde. Er war bereit, auch, wenn das Essen noch immer schwer im Magen lag.
Firan mustert ebenso fertig wie der Rest der Faust, Adrians Aufzug. Bei den Waffen hingegen wandelt sich der durchaus als zufrieden scheinende Blick.
"Bei den Übungen werden Waffen ausgegeben. Du wirst beim Zeugmeister im Hof, die Waffe angeben, mit der du am besten kämpfen kannst. Später bei den Übungen wird sich dann herausstellen, ob du mit deiner Einschätzung richtig gelegen hast oder du dich während des Dienstes hier in Proudmoore, beziehungsweise in Kephram auf etwas anderes spezialisierst."