Var'airthai_02

  • Kassandra hebt abwehrend die Hände.
    "Frag nicht mich. Ich werde dieses Jahr genau wie das letzte hübsch brav zuhause bleiben. Wir könnten Blödsinn an der Akademie machen wenn du dich sehr langweilst. Nur, daß ich die Kinder hab..."

  • "Die können wir zur Not werfen... eine abgewandelte Form des Zwergenweitwurfs...," überlegte Tear mit einer großen Portion Trockenheit in der Stimme. Dann war der wiederholte Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen zu sehen. "Aber wie gesagt, ich weiß noch nicht, ob ich mir diese Summierung von Menschen antun soll, die vermutlich genauso uninspiriert von ihren charakterlichen und emotionalen Niederlagen, dem Gleichklang vorheriger Jahre nach jagen."


    Sie erhob sich, streckte sich ausgiebig und wanderte dann ein paar Schritte durch die Wohnhöhle.


    "Diese Staatsform, die ihr hier gewählt habt, hat nur seinen Sinn, wenn die Menschen, die sie gestalten, nicht aufgrund Sympathiebekundungen, die an Hündchen und Knochen erinnern gewählt werden, sondern die durch Mut, Tatendrang und vor allem konsequenzbedachtem Handeln aufallen. Und natürlich dadurch, dass sie die wertvolle Luft, die sie umgibt, nicht durch verbale Dummheit verschenken - sie ist einfach zu kostbar, um sie zu einem Vakuum verkommen zu lassen."


    Dann wurde aus dem Lächeln ein Grinsen.

  • "Ich kann mir vorstellen, daß Kinder genauso ungern geworfen werden wie Zwerge", meint Kassandra. Wobei sie sich da bei ihrer Tochter nicht ganz sicher ist.
    "Und ich werde Celeb deine Sicht der Sache mitteilen. Aber du solltest mittlerweile wissen, daß solche Wahlen zu einem sehr großen Teil durch persönliche Sympathie entschieden werden. Fra wird gewählt, weil er zwei Wochen vor der Wahl die Pforten des Pfannkuchenhauses weit öffnet und die Kasse verschließt..."

  • Tear war stehengeblieben und musterte die Bardin mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ein mehr als deutlich mißbilligender Blick, der sich jedoch nicht auf Kassandra selbst bezog, sondern rein auf das Thema, dass sie angesprochen hatte.


    "Amonlondes Meinungsbildung ist abhängig von... Pfannkuchen." Neben der leichten Entrüstung, war auch unverhohlener Spott zu hören. "Ich... verstehe."


    Dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen und sie fügte trocken hinzu:
    "Teile Celeb auch mit, dass Pfannkuchen vielleicht ein geeignetes diplomatisches Geschenk an die Outilisten darstellen könnte. So können sie Amonlonde besser verstehen."

  • "Meinungsbildung ist immer abhängig davon, wer was, wieviel und vor allem von wem zu essen kriegt", antwortet Kassandra nüchtern. "Ich bin sicher Celeb weiß das. Er hat schließlich lang genug selber in der Küche gestanden."

  • Sie winkte ab.


    "Diese Sache führt ins Nichts," seufzte die Elbe ein wenig resigniert. Dann war sie ein wenig abwesend und lächelte schließlich kurz.


    "Es wird schon später Nachmittag und noch geht die Sonne früh unter, vielleicht solltest du in eurer Haus zurückkehren. Ich werde am Abend nachkommen, mhh?"

  • Die Elbe half ihr beim Auf- und Zusammenräumen und hob dann sachte nickend ihren Kopf, auf Kassandras Frage hin.


    "Nach Einbruch der Nacht," stimmte sie dann noch einmal mit ruhiger Stimme zu.

  • Viele Wochen waren ins Land gegangen und hatten sich zum Monden gereiht, seit Kassandra die Höhle im singenden Wald besucht hatte.


    Als der Sommer kam, leise und versteckt hinter stürmischen Regentagen mit wenig Sonne aber viel kühlem Nass aus den Wolken, lag die Höhle verlassen da. Das Kraftfeld am Eingang, dass sie vor unerwünschten Besuchern schützte war aktiv aber wer einen Blick ins Innere riskierte, der sah, das alles aufgeräumt, ja gerade zu ausgeräumt wirkte. Viele der Schriftrollen und Bücher waren nicht mehr in den Wandregalen zu finden und auch das Plättchern des kleinen Wasserlaufs hinten im Schlafbereich war verstummt. Es roch nicht einmal mehr nach der längst ausgebrannten Feuerstelle. Hier war lange niemand mehr gewesen.


    Nur ein winziges Leuchten, fast zu schwach um wahrgenommen zu werden und nur sichtbar riskierte man einen wachsamen und nahen Blick in die Höhle lies erahnen, dass doch nicht alles wirklich ohne Leben war. Der sanfte blaue Schimmer wabberte mal kräftiger mal schwächer von den Fellen im Schlafbereich auf und schien wie eine Art Signal zu sein, dass hier etwas war...

  • Hin und wieder haben Kassandras Schritte sie bei ihren Besuchen im Wald auch zu Tears Behausung getragen. Jedesmal sagt ihr der Blick in die Höhle, daß diese noch immer unbewohnt ist und sie wendet sich relativ rasch wieder ab. So auch diesmal.

  • Als sie im Abwenden begriffen ist und schon wieder den kleinen steinigen Pfad von der Höhle hinab in den singenden Wald nehmen will, kann ihr das sachte Leuchten im Augenwinkel auffallen.

  • Kassandra runzelt die Stirn und dreht den Kopf zurück zur Höhle. Hat sie da wirklich etwas leuchten gesehen? Sie geht zurück zum Eingang und tastet mit den Fingerspitzen vorsichtig nach der Barriere. Wenn die noch da ist sollte eigentlich Nichts und Niemand unbefugtes dort drinnen sein. So die Theorie...

  • Als ihre Fingerkuppen die Barriere berühren, spürt die Bardin ein sachtes Kitzeln und einige kleine blaue Funken, die sich von der Berührung wellenförmig ausbreiten und dann wieder verschwinden.


    Doch es gab keinen Schmerz und auch keinen Widerstand, der sie hätte hindern können einzutreten, zumindest aber ihren Finger durch den Höhleneingang zu stecken.

  • Kassandra stutzt. Und fragt sich, warum sie bisher nie versucht hat herauszufinden, ob die Barriere sie auch in Tears Abwesenheit hindurchläßt. Dann zuckt sie die Schultern und geht in die Höhle um herauszufinden ob sie wirklich etwas in dieser Ecke hat leuchten sehen oder nicht.

  • In der Höhle herrscht angenehme Kühle und ein schwacher Geruch nach längst erloschenem Feuer und den typischen Gerüchen der Felle aus dem Schlafbereich. Als die Bardin in diesen hineintritt, erkennt sie ohne großes Suchen die Ursache für das schwache Leuchten. Drappiert auf den Fellen, die der Wildelfe als Unterlage für ihre Reverie diente lag eingeschlagen in silberne filigrane Kettenglieder, die in einen Kassandra nicht unbekannten Anhänger in Form eines riesigen diamantenen Korns mündeten ein zusammengerolltes Pergmanet. Dies leuchtete sehr schwach doch wurde von dem durchscheinenden Amulett soweit gebrochen, dass es sich in verschiedene Richtungen ausbreitete und so den auffälligeren Glanz verursachte.

  • "Du hast nicht wirklich den Samen hier gelassen?", fragt Kassandra entgeistert die leere Luft.
    Mit wenigen Schritten überwindet sie die Distanz zu den Fellen und greift nach den dort liegenden Gegenständen. Den durchscheinenden Anhänger berührt sie fast ehrfurchtsvoll und hält ihn vorsichtig in der Hand bevor sie das Pergament aufrollt.

  • Das Pergament raschelt leise und ist neben Kassandras Atem, das einzige Geräusch in der Höhle.
    Die schwarzen kunstvollen Letter erscheinen fast verspielt und bilden einen klaren Kontrast zum gelblich weißen Untergrund.



    Du hast die Zeilen also gefunden sha,


    wundere Dich nicht, wo sonst wäre er besser aufgehoben, als in Händen, die ihn bereits hüteten?
    Ich vertraue ihn Dir an, weil einige Mächte, die mich fordern, ihn wie ein Leuchtfeuer in der
    Nacht betrachten und Du weißt, wie ich es hasse, kontrolliert zu werden und dass ich nur aus
    eigenem Antrieb gefunden werden möchte.


    Ich habe eingesehen, dass in meiner Abwesenheit hier in der Heimat Dinge mit mir angestellt worden,
    die ich nicht zu begreifen im Stande bin und die meine Gedanken auf finstere Wege führen,
    fort von dem Vertrauen, das ich den Ältesten meines Volkes stets entgegen gebracht habe.
    Und ebenso weißt du, dass meine Neugierde keine Grenzen kennt und das ich meine eigene Unwissenheit
    genauso verdamme, wie die anderer.


    Somit bleibt für mich keine andere Möglichkeit, als dorthin zurückzukehren, wo alles begann. Dort, wo
    mein Blut sich spaltete und wieder vereinte, wo ich die Seele eines Mannes rettete und ihm mehr
    schenkte, als scheinbar gut für mich war und letztlich, wenn ich Antworten habe, dorthin, wo ein Volk
    starb, während ein anderes freudig in der Dunkelheit aufschrie.


    Es vermag keine Gewissheit geben, dass ich zurückkehre, noch sterbe werde aber ich muss dir
    nicht erzählen, welche Gefahren dort herrschen und welche Dunkelheit sich in meine Träume
    einschleichen wird, also sei gewappnet.


    Um nichts verloren zu wissen, dass nicht verloren ist, erhälst du weiterhin Zugang zu meiner Heimstatt
    und somit auch auf die hier verbliebenen Schriften, welche Dir in so mancher Situation helfen
    mögen. Unterschätze nicht, was du hier finden kannst, ich war, was Wissen angeht und auch
    Erinnerungen angeht, wie eine diebische Elster.


    Ich habe dir einst viel Kraft gegeben, die du nicht immer zu nutzen gewusst hast noch wolltest,
    wegen allem, was man Leben nennt und was nicht. Noch immer ruht diese Kraft in dir und ist
    inzwischen zu deiner Eigenen
    geworden. Du, als einziger Mensch, den ich in all den Zeitaltern kennengelernt habe, die ich
    bereits umherwandere, kannst nach mir rufen und ich kann dich hören. Wähle den Zeitpunkt weise
    und nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, denn was ich hören kann, vermögen vielleicht
    noch andere, weit Dunklere als ich. Sofern ich noch in Toril weile, werde ich einen Weg finden, zu Dir
    zurückzukehren, um dir eine Hilfe zu sein.


    Bisweilen jedoch, tanze und vergiss nie zu singen…


    Schatten und süßes Wasser


    Tear



    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • "Uff..."
    Schon nach den ersten Zeilen läßt Kassandra sich auf die Felle fallen. Dann liest sie mit großen Augen das Geschriebene und sitzt danach eine ganze Weile regungslos.
    Schließlich betrachtet sie den großen kristallenen Anhänger und liest den Brief erneut. Das Korn liegt dabei warm in ihrer Hand.
    Bist du nun ein Same? Oder bist du nur der Platzhalter, ein Symbol für einen Samen?
    Der Stein ist völlig klar, kein Pflanzenembryo, kein Keimling zu erkennen.
    Wahrscheinlich reicht es nicht dich einfach nur in die Erde zu legen und Wasser draufzugießen, oder?
    Sie legt den Brief beiseite und steht auf. Ihre Schritte tragen sie zu dem Ort an dem die Schriftrollen gelagert sind.
    Sie hat dich nur mit sich herumgetragen - wollte sie dich irgendwann einmal pflanzen?
    Irgendwie war ihr das nicht richtig erschienen. Den Baum des Lebens als Potential mit sich zu tragen, aber ihm das Leben, die wahre Existenz zu verweigern. Noch weniger richtig war ihr erschienen, einen Baum des Lebens zu pflanzen, um ihm dann sofort die ersten zarten Blätter zu rauben als Heilmittel für - sie hat vergessen wofür. Kurz runzelt sie die Stirn in Erinnerung an Arkanas Erzählung. Die Entscheidung der Hexe hatte sie in ihrer Rücksichtslosigkeit kurzzeitig aus der Fassung gebracht.
    Willst du gepflanzt werden? Willst du wachsen? Oder genügt es dir einfach in deiner Schale zu schlafen?
    Alles was lebt will leben, da ist sie sich sicher. Neugeborene kämpfen um den ersten Atemzug, Keimlinge suchen blind nach Wasser und Erde um darin zu wurzeln. Leben findet die seltsamsten Orte zum existieren, mit und ohne Magie. Selbst gefällte Bäume schlagen ein letztes Mal aus, bringen eine letzte Blüte hervor, um das Leben noch einmal weiterzugeben...

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Die Vertiefungen in der Höhlenwand im Wohnbereich beherbergen mal eine, mal mehrere sorgsam zusammengerollte Pergamente. Manche mit kostbarer Umrandung in silber und gold, andere einfacherer Natur oder schon so alt, dass sie fast zerfleddert anmuteten.
    Wieder andere Fächer sind leer, vermutlich hat die Elbe ihren Inhalt mitgenommen, in Gedanken, sie auf ihrer Reise oder ihren Reisen eher gebrauchen zu können, als die Bardin.


    In den größeren Nischen befinden sich Bücher, einige lassen ein entsprechendes Alter und Abnutzungerscheinungen an den Lederhäuten erkennen, andere scheinen neueren Ursprungs. Teils war auf den Einbänden ein Titel zu lesen, in der Sprache der Menschen in Mittelerde verfasst, teils in elbischen Sprachen und dann wieder in gänzlich Unbekannten. Der Versuch den Titel eines blutrot gefärbten Einbandes eines größeren Buches zu lesen, verursachte Kassandra sogar aus einem unerfindlichen Grund Kopfweh.
    Viele der Bücher handelten von Pflanzen- , Heil- oder Giftkunde, es gab diverse alchemistische Rezeptsammlungen - wobei sich Kassandra sicher war, die Elbe nicht einmal über Reagenzgläsern und kleinen Brennern stehen gesehen zu haben, andere gaben Auskunft über Anatomie und Beschaffenheit diverser Lebewesen, irdische und jener, die man bestenfalls aus Alpträumen kennen mochte.


    Was die Pergamente hergaben konnte man wohl nur beim Aufrollen erahnen.

  • "Du bist wirklich ne Elster", schmunzelt die Bardin. Stichprobenartig entrollt sie das ein oder andere Pergament, nur um einen groben Überblick über die verschiedenen Titel und Themenbereiche zu erhalten.
    Schließlich reift in ihr der Entschluß: Sie wird die Schriftrollen und Bücher an ihrem Platz belassen. Die Höhle und das Kraftfeld schützen sie ausreichend vor zufälliger Zerstörung und vor dem Auffinden durch Unbefugte, kein Grund die Bände den langen Weg nach Amonlonde Stadt zu schleppen.
    Auch das Samenkorn will sie zuerst wieder auf das Lager zurücklegen, doch dann fällt ihr ein, daß Enduneath einmal Zugang zu dieser Höhle hatte und es vielleicht immer noch hat. Den Mondelben will sie das Kleinod auf keinen Fall überlassen. Also hängt sie die Kette um ihren Hals und verbirgt das Korn unter ihrem Kleid. Den Brief steckt sie in ihre Tasche. Dann schaut sie sich noch einmal in der Höhle um, doch Ordnung zu machen gibt es eigentlich nicht. Also murmelt sie 'Viel Glück' und tritt durch das Kraftfeld wieder nach draußen.