Var'airthai_02

  • Einige der Pergamente enthalten Ritualanweisungen. Viele dienen zur Bannung, einige zum Auffinden von Wesen. Zauber sind unter ihnen zu finden, wie auch weitere Rezepturen für Tränke und Salben.


    Eines der Pergamente, gerahmt in gold und einen zarten diamantenen Glanz bleibt von Kassandra gänzlich unberührt. Selbst der zarte bläuliche Schimmer offenbart sich erst, als sie die Kette umlegt und die Höhle hinter sich verlässt und entschwindet, als sie den Weg hinab hinter sich gelassen hatte.


    Als sie gänzlich fort ist erreicht das Kraftfeld wieder seine ursprüngliche Form und Stärke und das Augenpaar, dass Kassandras Anwesenheit in der Höhle stumm und sorgfältig beäugt hatte, wendet sich wieder dem Wald zu und hinterließ nur auf dem Boden eine Spur seiner Anwesenheit...


    Bald würde es regnen.

  • Ein halbes Jahr lang führen Kassandras Schritte sie auf ihren Besuchen im singenden Wald nicht mehr in die Höhle. Der Pfad zum Eingang verblaßt ein Stück weit.
    An diesem gar nicht winterlichen Wintermorgen beschließt sie doch mal wieder vorbeizugehen, wie sie auch in unregelmäßigen Abständen in Ancalimas Baumhaus nach dem Rechten sieht.
    Die Barriere am Eingang passiert sie ungehindert und dann steht sie eine Weile unschlüssig mitten im Raum herum. Schließlich beginnt sie ein wenig Staub zu wischen, in den Regalen, schüttelt dann die verbliebenen Felle im Schlafbereich auf.
    Dann sitzt sie eine Weile auf dem Lager und schaut die Wände an.
    "Du könntest mal langsam zurückkommen", brummt sie.

  • So kalt wie jetzt, selbst im Winter war es in der Höhle nie gewesen. Selbst wenn die Elbe gerade nicht in ihrem Heim war, waren die Wärmsteine fast immer warm gewesen und hatten ein grünliches Licht von sich gegeben. Jetzt waren sie so kalt und dunkel, wie der Rest der Höhle.


    Keine Schritte, die sich dem Höhleneingang nähern, kein Kichern oder ein leises Knurren, das hätte Rückschlüsse auf den Gemütszustand ihrer wilden Freundin gegeben hätte...schlicht Stille.


    Diese Höhle war trotz Kassandras Bemühungen kein Zuhause mehr... sondern etwas, dass verlassen wurde und lauschte man dem Echo der Stille, die herrschte, so schien es fast... als wäre dies entgültig.

  • Kassandra lauscht diesem Gefühl eine Weile nach. Und seufzt leise.
    Sie steht auf um in einen anderen Bereich der Höhle zu gehen.
    Nein, hier ist es auch nicht besser.
    Sie nimmt eine der zurück gelassenen Schriftrollen in die Hand und entrollt sie ein Stück weit um den Titel zu lesen, doch bevor die letzten Buchstaben einen Sinn ergeben erlaubt sie dem Papier wieder, sich in die altgewohnte Form zurück zu rollen.
    Sie könnte... was hatte Tear geschrieben?
    "Du als einziger Mensch kannst nach mir rufen..."
    Zu dem Zeitpunkt als sie das gelesen hatte war sie zu sehr mit dem Samen beschäftigt gewesen um darauf zu achten.
    Doch das war für den Notfall vorgesehen. Was würde Tear wohl tun wenn sie es einfach so versuchte.
    "Wahrscheinlich dir den Hintern aufreißen. Und zurecht..."
    Sie seufzt wieder. Vielleicht wäre es das wert...

  • "Wie machen Elfen das...? Den Hintern aufreissen?"


    Die glockenhelle alterslose Stimme mit dem Hauch von Erde und Rinde erklang vom Eingang. Man hörte ein leises Knacken und Knarzen und eine wohlbekannte und dennoch seltsam fremd erscheinende Gestalt lies sich an ein paar dunklen Lianen auf den Boden gleiten. Als die nackten mit Rinde behafteten Füsse die steinerne Erde berührten, erklang kein Geräusch.


    Blattspiel trug Frühling. In den kleinen Zweigen waren die Blüten von Schlehen zu sehen, zarte hellgrüne Ranken mit kleinen Knospen bildeten die Kleidung, die sie über ihrer zumeist mit frischer Rinde bedeckten Haut trug.

  • Kassandra blickt auf.
    "Hallo Blattspiel", sagt sie. "Das sagt man nur so. Es bedeutet richtig, richtig Ärger zu kriegen", beantwortet sie dann die Frage.
    "Und das machen Elfen so wie alle anderen Leute auch. Also, dafür sorgen, daß jemand Ärger kriegt..."
    Sie mustert das Waldelementar offen, sie hat sich immer noch nicht an ihr neues Erscheinungsbild gewöhnt.
    "Wie geht's dir, Blattspiel?", fragt sie.

  • "Ein wenig frühlingshaft, ein wenig einsam aber sehr knospig," antwortete das Avatar und machte dabei einen erstaunlich nachdenklichen Eindruck, ganz so, als wähle sie ihre seltsamen Worte tatsächlich mit Bedacht. Ein rindiges Lächeln huschte über ihre Lippen und dann glänzten die dunklen Augen auf. Augenblicklich platzten mehreren noch von Grün zusammengehaltene weisse Schlehenblüten auf und präsentierten ihre zartschimmernden Blätter.


    "Warum werden die Elfen dir den Hintern aufreissen? Hast du etwas angestellt und wenn ja, wieso durfte ich nicht mitmachen?"


    Sie setzte noch einen SChritt in die Höhle hinein, erklomm dann den zu einem Hocker geformten Felsen am kleinen Tisch ihrer Mutter und überschlug die Beine.

  • "Noch hab ich nichts angestellt das rechtfertigt mir den Hintern aufzureißen", antwortet Kassandra. "Aber ich bin ernsthaft in Versuchung es zu tun. Und natürlich werde ich dich dazu einladen. Wenn dir so schrecklich langweilig ist."
    Sie schmunzelt und wirkt gelöst wie lange nicht mehr.
    "Und so einsam...", fährt sie fort. "Soll ich dir einen Faun schicken?"

  • Blattspiel machte dicke Wangen. "Kein Faun... die sind mir zu nympisch." Sie lächelte unschuldig und kratzte sich dann zwischen zwei Zweigen, dort wo ein neuer Trieb kam.


    "Was machst du eigentlich hier? Hier ist doch niemand." Beiläufig fischte sie sich eine kleine Raupe aus dem Wurzeln in ihrem Nacken und betrachtete grinsend das aufgebrachte Tier, das nun auf ihrem Finger hin und her raupte.


    "I ich helf dir, ausser du machst etwas mit Feuer, dann helfe ich dir nicht."

  • "Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich hier anfange zu zündeln?"
    Doch dem Satz fehlt es an der rechten Empörung. Kassandra setzt sich ebenfalls und seufzt.
    "Nein, hier ist niemand. Das ist ja der Grund aus dem ich mich in Schwierigkeiten bringen werde."
    Und auch hier fehlt die Überzeugung, dass sie das wirklich tun wird.


    "Also kein Faun? Was ist mit einer platonischen Beziehung zu dem Einhorn? Auch nichts für dich?"

  • Mit einer übertriebenen Geste, fasste sich Blattspiel ans Kinn und rieb es. "Ich frag dich später was platonisch bedeutet. Aber das Einhorn ist sehr nett, es mag den Wald... hier... und den mag ich auch." Sie grinste frech und stieg dann wieder vom Hocker hinunter, um ein wenig näher zu Kassandra zu kommen.


    "Also, was für einen Streich spielen wir? Verzaubern wir die Nachtelfenblumen so, dass alle niesen müssen, wenn sie daran riechen? Das wäre lustig, besonders bei den grimmigen, die immer mit ihren Waffen herumlaufen...?"

  • Kassandra beugt sich sofort vor und beginnt zu grinsen.
    "Da bin ich dabei", beeilt sie sich zu versichern.
    "Aber wie willst du das anstellen?", widmet sie sich sofort dem praktischen Teil der Unternehmung.
    "Die kriegen doch alles mit was bei ihnen gezaubert wird. Der Ärger den wir dann am Hals haben lohnt sich nur für einen richtig guten Streich..."
    Kurz fragt sie sich, ob dieser Impuls etwas anzustellen das ist was Andraith 'suizidale Tendenzen' nennt und einen Hinweis darauf, dass es mit ihrer mühsam zurückgewonnen geistigen Gesundheit doch noch nicht so weit her ist. Der Gedanke ist komplex genug ihr Kopfschmerzen zu bereiten, also verwirft sie ihn wieder.

  • "Stimmt. Auch wenn man nicht unbedingt zaubern muss, einige Blumen kann man auch überreden." Blattspiel zuckte mit den Schultern. "Muss aber nicht sein, da hast du recht. Was für eine Idee hast du denn, schließlich hast du gesagt, sie ist auch mit Ärger verbunden?"

  • "Ich glaube deren Blumen sind genauso wenig für Unsinn zu haben wie die Mondelfen selber", seufzt Kassandra und lässt die Schultern hängen.
    "Meine Idee? Ach, ich dachte ich rufe deine Mutter mal. Es ist so still, hier."
    Sie grinst schief.
    "Wahrscheinlich kriege ich dann auch Ärger mit den Mondelfen, die Tracht Prügel die ich dafür bekomme hört man sicher bis zu denen..."
    Sie lässt sich aus dem Sitzen nach hinten auf Tears Lager fallen und starrt unzufrieden an die Decke.

  • Blattspiel wurzelt zu ihr hinüber und lässt sich Kassandra nachahmend neben sie fallen. Kurz streifen Zweige, schwer von kleinen saftig grünen Blättern das Profil der Bardin.


    "Nein... kriegst du nicht... so funktioniert das nicht, es sei denn du fragst einen von ihnen nach einem Gespräch mit Mutter... aber...," sie tat kurz so als würde sie niesen und sieht dann spitzbübisch zu Kassandra hinüber... "so ein Unsinn machst du nicht... zumal man dir beigebracht hat, es selbst zu tun. Es sei denn dein," und sie deutete mit einem ihrer rindenbewährten Finger zu ihrer Schläfe, "du wirst dann wieder komisch."


    Blattspiel schien keine Meinung zu Kassandras Ansinnen zu haben, zumindest, stand sie ihm nicht negativ gegenüber.

  • Kassandra dreht den Kopf um das Waldelementar anzusehen - und zu verhindern, dass ihr ein Ast ins Auge piekt.
    "Du glaubst ich sollte es tun?", fragt sie.
    "Ich weiss nicht ob ich wieder komisch werde wenn ich das mache. Ja, kann sein..."
    Sie seufzt wieder.
    "Ach..."

  • Blattspiel begann zu kichern und hielt sich die rindenbewehrte Rückhand vor die Lippen.

    "Sollte... das ist doch kein Wort für dich. Könnte... ja oder wollte..."


    Dann wurde Blattspiel toternst, zumindest soweit, wie das ihre Gesichtszüge zuliessen und sah Kassandra an.


    "Das musst du ganz allein wissen!"

    ...


    "Und wenn du komisch wirst, werf ich mit reiffen Brombeeren nach dir!"

  • "Die hätte es gegeben, wenn du du die komischen Dinge gemacht hättest," antwortete Blattspiel leichthin und sah Kassandra dann eine lange Zeit nachdenklich an.


    "Willst du mir davon erzählen? Also, wieso du bei dieser Sache so viele Gedanken hast und wie nennt ihr das... Zweifel?"

    Blattspiel kicherte.


    "Zweifel, das ist ein komisches Wort."