Von Kristallen und den Schatten der Wälder II

  • Von der Nordstraße aus kommen zwei Gestalten in Richtung der Siedlung. Es ist später Nachmittag und die Bäume entlang der Straße bieten den beiden genug Schatten um ohne Behinderungen ihren Weg zu finden.


    Nach einiger Zeit macht sich auf der rechten Seite eine Verdichtung des Bewuchses bemerkbar und wenige Schritte weiter wird auch das erste, verdächtige, bläuliche Leuchten im Wald sichtbar. Ein Pfad schlängelt sich in den Wald und wird zunehmend von leuchtenden Kristallranken gesäumt.


    "Willkommen in Estel Haeron," wendet sich Endúneath an seine Begleiterin, "unsere Eskorte sollte uns in fünf... vier... drei..."
    Doch noch bevor er zuende zählen kann lösen sich schon zwei weitere Gestalten aus den Schatten der Bäume, die an den Seiten des Pfades Position beziehen.
    "Willkommen zurück, Cýrondae. Die Perondae erwartet Euch bereits. Beide," beginnt eine der beiden Wächterinnen nach einer knappen Verneigung.

  • Als die Schatten dichter werden und das Licht der Sonne so zu einer angenehmen Dämmerung wandeln lüftet Dulin den schmalen Schleier, mit dem sie ihre Augen verborgen hatte. Je weiter sie der Pfad führt und je dichter der Bewuchs wird hält sie sich näher an ihrem Begleiter als zuvor, immer darauf bedacht ihn so lange wie möglich zwischen sich und den Pflanzen zu halten.


    Auf Endúneath Willkommensworte hin breitet sich ein warmes Lächeln auf ihren Zügen aus. Selbiges gefriert jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu einer neutraleren Maske stiller Höflichkeit, als die Wächterinnen aus den Schatten treten. Wie sie es glernt hat erwiedert sie die Verneigung der Wächterin mit der zu Gebote stehenden Höflichkeit und wartet ab. Es scheint sie nicht zu überraschen, dass sie einmal mehr bereits erwartet werden.

  • Sobald die Formalitäten ausgetauscht sind machen die beiden Wächterinnen kehrt um die beiden Ankömmlinge ins Lager zu eskortieren.


    Der Pfad öffnet sich nach einer nicht allzu langen Weile zu einer Straße, die auf beiden Seiten von verwachsenen Baumgruppen gesäumt ist, die den Behausungen in Alagos Fuin gar nicht so unähnlich sehen - mit dem Unterschied dass hier alles viel kleiner ist. Auch aus der Mitte dieser Siedlung macht sich das bekannte, violette Leuchten bemerkbar, das von einem weiteren Ableger des ivor galadhremmen stammt.
    "Die Botschaftssiedlung ist noch nicht sehr alt, es lohnt kaum die Monde zu Sternenläufen zusammen zu fassen, erklärt Endúneath. Entsprechend dauert es nicht lange bis sie das Zentrum erreicht haben. Der halb kristallene Baum hat gerade einmal eine Höhe von vier Schritt erreicht, kein Vergleich zu den enormen Ausmaßen der Struktur in Tivall.


    Hier machen die Wächterinnen halt. "Sera Dulin Kash, wenn Ihr uns zu Eurem Quartier begleiten würdet..."
    Endúneath nickt ihr zu. "Wir treffen uns dann in Kürze wieder hier." Damit begibt er sich seinerseits in Richtung der Quartiere im Norden.

  • Die kleine Siedlung erinnert sie an ihre Reise nach Tivall und auch an Alagos Fuin. Der noch kleine "Baum" im Zentrum der Siedlung weckt einmal mehr ihre Neugier und auch einen gewissen Grad an Ehrfurcht.


    "Bis gleich!", antwortet sie seinen Abschiedsworten und wendet sich der Wächterin zu. Mit einer stummen Geste erklärt sie ihre Bereitschaft zu folgen.

  • Die Wächterinnen führen ihren Gast zu einer weiteren baumverwobenen Struktur zu ihrer Linken.
    "Hier findet Ihr die Gästequartiere. Sie sind zur Zeit ungenutzt, daher habt Ihr die Wahl welches Stockwerk Ihr beziehen wollt. Das obere ist zwar faktisch noch nicht ganz fertig, aber sowohl stabil als auch licht- und wasserfest."
    Der Blick nach oben verrät, dass die Abwesenheit von Tageslicht nicht den Blättern alleine zu verdanken ist. Was dort mit im Spiel ist ist allerdings nicht zu erkennen.

  • Die Elfe wirft einen eher skeptischen Blick auf das Gebilde. Wieder ein Baum. Um nicht sofort eine Entscheidung treffen zu müssen und auch um ein paar Augenblicke Zeit zu gewinnen, die zwischen ihr und dem Betreten des Quartieres liegen verneigt sie sich noch einmal dankend in Richtung der Wächterinnen.


    "Vielen Dank!"


    Damit reist sie sich zusammen und wählt ihrer Neugier folgend den oberen Raum.

  • Der Weg nach oben führt wie gewohnt über eine außen entlang wachsende Wendelrampe, die von einem Geländer gesäumt und hier und da mit leuchtenden Blüten gespickt ist. Oben angekommen lässt sich ein dünner Vorhang aus Ranken beiseite schieben, um ein einigermaßen komfortables Inneres freizulegen. Der Raum ist erwartungsgemäß kreisrund und bietet drei Schlafstätten - jeweils eine links, rechts und hinten - die offensichtlich zur Zeit ungenutzt sind. Den Eingang bedeckt eine Matte, in der Mitte befindet sich ein niedriger Tisch mit verschiedenen Sitzkissen. Zu jeder der drei Schlafgelegenheiten gehört eine gut erreichbare Ablage oberhalb und eine verschließbare Kiste.


    Sobald Dulin beginnt sich einzurichten tritt hinter ihr eine der hauslosen Bediensteten in respektvollem Abstand vor den Eingang und verneigt sich tief, auch wenn das durch die Ranken nur halb zu erkennen ist.
    "Sera Dulin Kash..." beginnt sie mit gedämpfter Stimme, um den Gast nicht zu erschrecken, "Es freut mich, Euch in Estel Haeron begrüßen zu dürfen. Ich bringe Euch noch einige Annehmlichkeiten. Die größeren Speisen werden gemeinsam draußen eingenommen."

  • Dulin wählt die hintere der Schlafstätten und verstaut ihr Bündel in der Kiste. Als sie ihre Bücher auf der Ablage niederlegt hört sie die Stimme von draußen. Sie wendet den Blick gerade noch schnell genug um zu erkennen, wie sich jemand vor dem Flechtwerk bewegt.


    "Adelandayu", erwiedert sie schlicht. "Danke für die Aufmerksamkeit."

  • Die Hên betritt sogleich den Raum und legt auf dem Tisch einen Satz frischer Kleidung sowie eine Art Tablett mit Wasser und einigen Knabbereien ab, beides nicht unähnlich dem, was Dulin bereits aus Alagos Fuin kennt. Einen sofort gesenkten Blick mit großen Augen später ist die Hauslose auch schon wieder nach draußen verschwunden.

  • Dulin beäugt die Kleidung kritisch und schaut an sich herab. Ihre Reisegewänder sind staubig und der Saum hat auch schon sauberere Zeiten erlebt. Also wählt sie den praktischen Weg und nutzt die Gelegenheit für eine Wäsche und schlüpft in die frische Kleidung. Während sie sich um ihre Haare kümmert und bedächtig die Bürste durch die lange Mähne zieht knabbert sie gedankenverloren an dem Inhalt des Tabletts.

  • Nachdem sie sich hinreichend präsentabel fühlt verlässt sie das Quartier und verlässt sich zunächst einmal auf ihre Nase. Von dem Steg vor dem oberen Eingang aus lässt sie den Blick über den Teil der Siedlung schweifen, den sie von dort aus sehen kann.


    Und so macht sie sich auf die Suche nach einem richtigen Abendessen und Endúneath, wobei sie den Verdacht hegt beides recht zeitnah zu finden.

  • Die Wendelrampe bietet nebenbei auch eine hervorragende Sicht über die direkte Umgebung, die allerdings zweifellos vom ivor galadhremmen dominiert wird.
    Endúneath steht, von oben gut sichtbar, an der Stelle wo die beiden sich zuletzt gesehen haben, nahe des zentralen Kristallbaums. Er nickt Dulin zu und macht keinerlei Anstalten sich auf sie zu zu bewegen.

  • Also begibt sie sich nach unten.


    "Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten", grüßt sie den Elfen, "Ich war froh erst einmal wieder sauber werden zu können!" Damit zwinkert sie ihm zu und grinst ein bischen verlegen.

  • Endúneath zieht eine Augenbraue hoch.
    "Nun, meine Wartezeit sollte die geringste deiner Sorgen sein," entgegnet er, kein Lächeln liegt auf seinen Lippen, aber auch nichts Gegenteiliges. Mit einer Hand weist er auf ein größeres Gebäude hinter sich, an der Ostseite des zentralen Platzes.
    "Die Perondae erwartet uns. Wollen wir?"

  • Sie atmet einmal tief durch und strafft dann die Schultern. Natürlich, die Perondae. So zwingt sie sich Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, die ihr einmal mehr vorauseilen wollen.


    "Wir können!" antwortet sie.

  • Endúneath nickt nur und wendet sich dann dem Kommandoquartier zu, in das die beiden dann auch direkt hinein treten.


    Innen bietet sich Dulin erneut ein einigermaßen vertrautes Bild. Das Quartier der Meisterin der Wache Estel Haerons gleicht durchaus dem Raum, in dem sie von der Meisterin der Wache Alagos Fuins empfangen wurde. Endúneath geht einen Schritt in das Zelt hinein und lässt sich dann nach einer tiefen Verneigung auf ein Knie nieder.


    "Sera Perondae..."

  • Wortlos und einen halben Schritt hinter Endúneath vollführt Dulin die ilyrische Variante der Respektsbezeugung. Dabei achtet sie darauf die Regeln zu befolgen, welche man sie gelehrt hat. So wartet sie ab, auf ein Knie gesunken, den Kopf gesenkt und die Fingespitzen der Rechten auf dem Boden.