[Alanis Quest] "Spiel im Schatten"

  • Tatsächlich wird sie fündig... aber das auf eine ganze andere Art und Weise als beabsichtigt - vor allem aber ... erhofft.


    Wieder durchflutet sie ein Schmerz. Ihre eh schon vermutlich durch die Droge in der Luft gereizten Sinne, reagieren weit über das Normalmaß heraus. Wieder scheint es als würden sich hunderte von winziger Nadeln in ihren Körper bohren.

  • Alanis schrie leise auf und preßte sich instinktiv gegen die Wand, so als könne ihr der Kontakt mit etwas Solidem den Schmerz nehmen. Nur langsam ebbte die Pein in ihr ab, gestützt von der klebrigen Süße des Aromas, das durch Alanis Geist waberte. Die Priesterin wischte sich mit dem Handrücken einige Schmerzenstränen aus dem Augenwinkel und lehnte dann den Kopf müde gegen die kalte Wand.


    Man hatte sie gefangengenommen und trachtete nun danach, sie mit irgendetwas zu betäuben. Aber zu welchem Zweck? Sie dachte an das seltsame Gefühl, das sich ihrer bemächtigt hatte, als sie in Panik geraten war. Es war, als würde jemand darauf warten, dass sie eine Tür öffnete, damit er eintreten konnte. Doch wohin? In ihre Seele?


    In diesem Fall, so schwor sie sich leise, würde dieser jemand lange warten können. Freiwillig würde sie ihr Innerestes nicht preisgeben.

  • 24


    Ihr Schrei wurde geschluckt, ganz so als hätte man ihr ein Tuch vor den Mund gehalten, nur das das bis auf die Schwärze der Dunkelheit nichts wahr, außer ihr eigener Körper - jedenfalls nimmt sie das an.


    Und so gestaltet sich die Zeit insofern so... jedes Mal, wenn sie einen Versuch beginnt sich ihre Umgebung aktiv erklärbar zu machen... und sich dabei auf ihre Sinne verlässt, dem Gefühl Vorrang gibt vor dem offensichtlich greifbaren wird sie mit Schmerz belohnt.


    Sitzt sie still, starrt in die Dunkelheit... so geschieht nichts... und das Nichts ist ein Freund des Atems, sind ihr die einzigen Gefährten... ... natürlich gibt es andere Reize... die Kälte des Bodens oder Schamgefühl, ob der wenigen Kleider, die sie trägt, die Luftzüge, die sie streifen, die Feuchtigkeit der Wand hinter ihr... aber solange sie sich nicht bemerkbar macht, aktiv wird scheint nichts zu passieren...


    Bitter ist, dass der Körper vor allem aber der Geist mitnichten dafür ausgelegt ist... nichts zu tun... nichts zu sein außer Körper...der Geist keinerlei Reize bekommt... man ist ganz alleine mit sich...


    wie lange geht das gut? Mit einem Geist wie dem der Priesterin, immer mal wieder notdürftig geflickt mit ein paar Techtelmechtel in Honig getaucht... der bei ausreichender Kälte aber auch kristallisiert und sich irgendwann einfach wie Zucker fortpusten lässt.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Alanis wartete. Wie lange das war, konnte sie nicht sagen. Vielleicht waren es eine Stunde, vielleicht zwei. Vielleicht auch viel länger. Irgendwann stand sie auf und begann, herumzugehen. Eine Hand an der Wand, langsam atmend, ein Schritt nach dem anderen. Sie dachte nach. Darüber, was Dunkelheit bedeuten konnte.


    Sie hatte von Menschen gehört, die in der Dunkelheit den Verstand verloren hatten. Oder das Augenlicht. Oder beides. Die Vorstellung war nicht schön und sie ließ sie wieder ein, die Angst, die in ihrem Nacken prickelte. Und neben der Angst vor dem, was vielleicht noch sehr weit weg war, kam die Furcht vor dem, was nahe lag. Kein Essen. Kein Wasser. Also würde sie wohl zwei, drei Tage leben, bevor sie beginnen würde, im Wahn den feuchten Boden abzulecken.


    Die rationalen Gedanken halfen ihr ein wenig die Angst zurückzudrängen, die durch Scham ersetzt wurde, die wiederum Wut in ihr entzündete. Kein Eimer in einer Ecke, keine Möglichkeit, sich vor etwas zu verstecken, das vielleicht im Dunkeln besser sah als sie selbst.

  • 27



    Die Dunkelheit kennt den Sand nicht der durch die Uhr rieselt...


    Wie lange sie da sitzt, herumgeht... tastet... überlegt, vermag als einziges ihr Bauchgefühl zu sagen und das erwähnte nach einiger ein zartes gewohntes Gefühl nach Appetit und als das naheliegend keine Befriedigung findet... wird daraus ein blasser Hunger und letztlich das quäkende Biest einer trotzig unbefriedigenden Pein.

  • Irgendwann, als das Herumgehen nicht mehr half gegen den Hunger, ließ Alanis sich wieder auf dem Boden nieder. Kälte war in all ihre Glieder gekrochen, als sie sich gegen die glatte Wand lehnte und sich zusammenrollte, die Knie mit den Armen umfassend, so dass sie möglichst klein wurde und ihren rebellischen Magen damit abschnürte. Wieviele Stunden? Vielleicht zwölf, fünfzehn. Der Hunger war nagend, aber noch nicht schmerzhaft.


    Für einen Moment war sie nahe daran, leise zu lachen, weil sie sich an einen Spruch erinnerte. 'Kommt einst eine Hungersnot, dann bin ich dünn, der Dünne tot." Doch die beherrschte sich. War das ein Zeichen des Wahns, den dieser Geruch auslöste?


    Sie legte die Stirn auf den Knien ab und da fiel es ihr auf: dass sie früher in solch einer Situation wohl schon viel früher durchgedreht wäre. Aber alles hatte sich geändert. Seit Tear in ihrem Kopf aufgeräumt hatte. Und sie gemeinsam mit Khai den Elementen so nahe gekommen war wie noch nie.

  • 29


    Die Stille erst ein friedvoller Gefährte wird langsam zum Feind... eine Täuschung in der Dunkelheit, hier und dort mit einem leisen Kratzen oder Knacken versehen... und dem immer mal wieder kehrenden Tropfen... von Wasser, dass an unsichtbarer Stelle von irgendwoher eine Wand hinabtropft.


    Dann ist das Geräusch von Stein auf Stein zu hören... prägnant und mit einem Mal aus der Finsternis erwachtend... etwas schleift und hinterlässt in den bis zum Äußerten gespannten Sinnen der Priesterin ein Inferno von schiefen Tönen.

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  • Alanis hatte versucht, ein wenig zu schlafen, doch die unbequemen Haltung und die unbegründete Sorge, sie könne etwas verpassen - einen Weg nach draußen nicht erkennen, nicht sehen, wenn er vor ihr lag - hatte sie davon abgehalten. Manchmal war ihr so gewesen, als hätte sie in der Dunkelheit Farben gesehen, doch diese hatten sich sehr schnell als Hirngespinste entpuppt.


    Als sie das Kratzen hörte, schnellte ihr Kopf hoch und sie sah in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien. Ihre Nackenhaare sträubten sich, ihr Körper spannte sich an, um loszuspringen, auf das Geräusch zu, das Freiheit versprach. Doch irgendetwas hielt sie davon ab. Vielleicht die Sorge, dass sie erkennen würde, dass sich ihr da gar kein Ausgang bot. Vielleicht die Furcht, dass etwas hineinkommen könnte.

  • Ein winziger Spalt aus Licht... wobei das nur wegen der absoluten Dunkelheit so grell wirkt und nicht mehr ist als das schummrige leicht violett leuchtende Laterne irgendwo...


    Er wird größer und füllt ein wenig den dunklen Raum mit Konturen... Eine Türe...aus Stein... sie geht seitlich auf und lässt die Umrisse einer Gestalt erkennen. Der Schmerz in ihren Augen meldet sich... das Licht schmerzt nach der langen Dunkelheit.

  • Alanis legte geblendet eine Hand vor die Augen und rappelte sich dann, an die Wand gelehnt, langsam auf. Vom langen Sitzen waren ihre Beine ein wenig zittrig und eine mahnende Stimme in ihrem Hinterkopf erinnerte sie daran, dass sie sich das nächste Mal mehr bewegen mußte. Das nächste Mal?


    Leicht schwankend stand sie da, den Kopf halb angewandt, um ihre Augen zu schützen und doch konnte sie nicht anders, als zwischen den Fingern zu dem Licht hinüberzublicken. Sie blieb stumm. Was sollte sie auch sagen?

  • Die Gestalt scheint etwas in ihren Händen zu halten, geht in die Hocke, ohne die schmale Grenze zwischen Licht und Dunkelheit zu überschreiten und stellt etwas das augenscheinlich wie ein Tablett aussieht auf dem etwas, dass die Form eines...


    Kopfes hat auf den Boden in die Dunkelheit. Nur ansatzweise kann Alanis mit Tränen in den Augen erkennen, dass das Licht von draußen wie ein gezähmtes Tier an der Schwelle verharrt und die Dunkelheit nicht vertreibt.

  • Die Priesterin schluckte trocken und stieß sich von der Wand ab. Ein Rest Würde hatte sich in ihr aufgebäumt und sie war keinesfalls dazu bereit, mehr Schwäche zu zeigen als nötig. Tatsächlich zweifelte sie daran, dass das, was in der Dunkelheit lauerte, sehr genau merkte, was in ihr vorging. Ein Raubtier machte sich schließlich nur die Mühe, in den Schatten zu verharren, wenn es die Verhaltensmuster seiner Beute kannte.


    Sie machte einige langsame Schritte durch den Raum auf das Licht zu.

  • Die Gestalt "auf der anderen Seite" neigt ihren Kopf ein wenig zur Seite und ist wieder auf den Beinen... ein Raubtier, das auf eine einladende Reaktion seines Gegenübers wartete... nur um ihm die Kehle zu zerreissen. Angst oder eine Geste der Vorsicht allerdings lässt es nicht walten.


    Es wartet.

  • Die Priesterin blieb in der Mitte des Raumes stehen und versuchte, aus den Augenwinkeln möglich viele Details ihres Gefängnisses und ihres Wächters wahrzunehmen, doch das Dunkel in ihrer Zelle war so dick und so greifbar, dass er ihr einen frustrierten Laut abnötigte. Sie wartete ab, ebenso wie ihr Wärter, und empfand plötzlich dabei eine erstaunliche Ruhe. Was auch immer ihr da auch dieses Tablett gebracht hatte, es war nicht gekommen, um sie sofort zu töten. Man erwartete etwas von ihr.


    Man erwartete, dass sie sich den Inhalt des Tabletts betrachtete. Entweder jetzt, im trüben, violetten Licht oder später dann, mit ihren Händen, in der totalen Finternis. Und tatsächlich ließ ihre Menschlichkeit nichts anderes zu. Die Chance, dass sich auf dem Tablett doch etwas Essbares befand, war zu groß, als dass sie sie verstreichen lassen durfte. Verachtung blitzte in ihren tränenden Augen auf, die sie sich mit dem Ärmel ihres Unterkleids abwischte. Dann bückte sie sich zu der Gabe des Wächters hinunter.

  • Die nächsten Augenblick schließt sich der Spalt wieder und die nutzlose Lichtquelle verschwindet. Bis auf den reibenden Stein war nichts mehr zu hören... aber Alanis wußte auch jetzt, dass diese Stille nur der Auftakt zu neuen Sinnestäuschungen war.


    Auf dem kalten Boden liegt etwas, dass trotz der in Erinnerung gehaltenen kurzen Ansicht wie ein Kopf wirkte, die Beschaffenheit von etwas hartem Widerstandsfähigem aufweißt, Leder... das... soweit Alanis weiterfühlt... hohl war...seltsame Strukturen auf der Oberfläche, etwas unförmig... zwei Löcher auf gleicher Höhe... der Form nach kleine Ovale... weiter unten in einer Ausbuchtung erneut Löcher... im großen und ganzen ein Ding oval und zwei stabile Schnüre links und rechts...

  • Alanis Finger tasteten über das Objekt. War das eine Maske? Ein Schauder lief ihr über den Rücken, dann legte sie das Ding, das der Wächter ihr gebracht hatte, mit einigem Nachdruck zurück, so dass das Tablett über den Boden kratzte. Diese verquere Gabe würde ihr nichts nützen. Weder gegen den Hunger noch gegen den Durst.


    Durst. Sie lauschte in die Dunkelheit. War es eine Täuschung, dass irgendwo Wasser tropfte, eine Produkt ihrer Hoffnung? Sie begann erneut, sich durch den Raum zu tasten.

  • 30


    Es dauerte fast eine Stunde, ehe Alanis in irgendeiner Ecke, vielleicht war sie schon zwei oder dreimal daran vorbeigetastet, Wassertropfen mit ihren Fingerspitzen ertasten konnte.


    Sie waren wenig, kein kleiner Wasserfall unter den man mit Leichtigkeit seine Lippen halten konnte, um dem Durst ein Schnippchen zu schlagen... es war sogar so wenig, dass sie wie ein Tier ihre Zunge und den Stein an dem das Wasser hinabrieselt benutzen muss.

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  • Alanis ließ die Finger auf dem feuchten Stein ruhen und knirschte leise mit den Zähnen, eine schlechte Angewohnheit, die bei ihr nur zum Tragen kam, wenn sie unter Druck stand. Schließlich siegte Überlebenswillen über allen zivilisatorischen Putz und die Priesterin machte sich daran, genau das zu tun, was sie sich vor Stunden und Stunden vorgestellt hatte - sie leckte kalten Stein ab, um etwas Flüssigkeit aufnehmen zu können.


    Danach setzte sie sich wieder an ihre Mauer, zog die Beine an, um sich gegen das Hungergefühl einzuigeln und schloss die Augen. Es machte zwar keinen Unterschied, ob diese offen oder geschlossen waren - es war immer finster - , aber die vertraute Regung half ihr, sich ein wenig zu entspannen. Wasser bedeutete, dass sie noch ein wenig länger leben würde. Das war prinzipiell gut. Vielleicht würde sie ja jemand suchen?


    Sie schüttelte den Gedanken ab. Mit Thalion war sie erst in einigen Tagen verabredet - also, wenn sie davon ausging, dass seit der Begegnung mit der Frau auf der Straße nicht mehr als eine Woche vergangen war. Und der Ritter würde sicherlich Besseres zu tun haben, als sie befreien zu wollen.

  • Es gehen weitere völlig sinnlose Stunden ins Land, vielleicht sogar Tage? Vielleicht war sie irgendwann eingeschlafen und wieder aufgewacht... und hatte den Teil dazwischen vergessen... oder die Dunkelheit hatte sie verschluckt.


    Und wenn sie geschlafen hat, war der anngenehm riechende Luftzug wieder an ihrer Nase vorbeigekitzelt, hatte sie davon eingeatmet...?

  • Irgendwann gab Alanis auf, was den Versuch anging, Zeit in Stunden begreifen zu wollen, denn es war schlichtweg nicht möglich. Im Kopf leise die Sekunden, an den Fingern die Minuten die Minuten abzuzählen, zu vermuten, wie lange die Zeiten zwischen Traum und Wachen war - irgendwann gab sie es auf.


    Ihre Träume waren voller Farben, weswegen sie es vorzog, mit geschlossenen Augen an der Wand zu lehnen oder auf dem Boden zu liegen, die Augen geschlossen, und möglichst viel zu schlafen. Doch auch diese Zuflucht war sehr, sehr begrenzt.


    Sie leckte hin und wieder Wasser von den Wänden und gab sich natürlich irgendwann auch er Erniedrigung anderer körperlicher Bedürfnisse hin. Magenkrämpfe setzten ein, die sie auf den Hunger schob und die sich nur ein wenig bezähmen ließen, indem sie lustlos auf dem Ärmel ihres Gewands herumkaute.