[Alanis Quest] "Spiel im Schatten"

  • Alanis zuckte wider Willen zusammen und spuckte den feuchten Ärmel aus.


    "Klar. Habe ja nichts Anderes", gab sie relativ ruhig zurück, obwohl ihr das Blut in den Ohren rauschte und sie ihren Puls hinter ihren Schläfen klopfen fühlen konnte. Ihre Stimme klang seltsam kratzig. Sie war erstaunt, dass das mit den Halluzinationen so schnell ging - oder was das eine wirkliche Stimme?

  • Ob Halluzination oder nicht, die durchaus als männlich zu erkennende Stimme schien von einer angenehmen Tiefe, wirkte jedoch etwas dumpf und somit unnatürlich. Sie schien etwas entfernt von ihr aber dennoch war was immer sein Wort an Sie gerichtet hatte im selben Raum wie die Priesterin.


    "Die Frage ist nur... wessen Schuld das ist."


    Ein violettes Feuer blitzt am anderen Ende des Raumes auf. Eine zarte Flamme, die nicht viel Licht, noch Wärme spendet. Sie befindet sich in der offenen behandschuhten Handfläche eines Mannes, der schon fast mit spielerischer Lässigkeit auf einem thronartigen Stuhl sitzt. Die offene Hand locker auf eine der Lehnen abgelegt, ein Unterschenkel liegt auf dem Knie des anderen Beines.


    Das violette Feuer, dass der Priesterin mitnichten in irgendeiner Art und Weise in den Augen brennt gibt jedoch noch mehr Preis... zum Beispiel die edle Gewandung des Mannes, eine Maßanfertigung... und nicht mit Sicherheit als bloße Kleidung oder gar Rüstung zu erkennen. Muskeln, die eher Agilität als Stärke vermittelten, spielten unter dem weichen schwarzen Leder. Seine Züge lagen unter einer weitläufigen schwarzen Kapuze verborgen, die das violett der Flamme in seiner Hand nicht erreichen kann. Nur das überlange Haar, das ihm weit über die Schultern und Brust fällt und als Strähnen links und rechts aus der Kapuze fallen, leuchten blauschwarz im Schein des seltsamen Lichts in seiner Hand.

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  • Die Priesterin schnaubte und war ziemlich stolz darauf, dass ihre Stimme recht ruhig klang.


    "Falls es bisher Aufforderungen zur irgendeiner Art von Kooperation gab, die mit etwas zu Essen belohnt werden, habe ich sie wohl übersehen."


    Ihre Augen lechzten geradezu danach, endlich wieder etwas sehen zu können und so musterte sie ihr Gegenüber so eindringlich, bis ihr Kopf zu schmerzen begann.

  • Der Kopf ihres Gegenübers wiegte sich ein wenig zur Seite, dann lies eine Handbewegung des violette Feuer in die Höhe schnellen und entzündete ein von der Decke herabhängendes Gebilde. Die Laterne erfüllte eine größere Reichweite als das Feuer eben noch, auch wenn sich an der Farbe nichts änderte...


    Tatsächlich war der Raum größer als gedacht und Alanis war sich sicher, das der Stuhl bei ihren kümmerlichen Krabbelerkundungsversuchen nicht Teil des Inventars gewesen ist.


    Die Wände waren schwarz, der Boden, selbst die Decke... ein absobierendes Dunkel...perfekt ohne Makel... und jetzt konnte Lanis auch erkennen, was es mit dem Luftzug auf sich hatte... in Bodennähe, wabberte wie Tinte schwarzer Nebel hin und her. Jede Bewegung gab ihm Anstoß und Veränderung, so das sich neue irrsinnige Muster bildeten.


    "Ja das scheint bisher der Fall zu sein, was aber an deinem Grad der Gewohnheiten liegt, nicht weil du grundsätzlich die Aufmerksamkeitsspanne eines Insekt hast."


    Seine Stimme strahlt eine sonderbare Ruhe und Besonnenheit aus, was daran liegt, das ihr jedwede Dramatik fehlte, Höhe oder Tiefe, die ein Gefühl verraten würde... und trotz dieser völligen Widersinnigkeit wirkte sie keinesfalls monoton...sondern gerade zu anziehend... wie der Duft einer fleischfressenden Pflanze für ein... Insekt.

  • Alanis ließ sich nicht provozieren, kippte lediglich leicht den Kopf zur Seite. Ihre Finger, die sie bislang um ihre Beine geschlungen hatte, waren verdächtig nahe an jenem Nebel, der den Boden berührte und sie mußte hart an sich halten, um sie nicht blitzschnell zurückzuziehen. Sie hatte in dem Nebel gelegen, also hatte er seinen Schaden wohl bereits angerichtet.


    "Was kann ich für Dich tun?", fragte sie, beinahe freundlich. Ihre Knie jedoch zitterten leicht.

  • "Nichts," ist die ruhige fast sanft zu nennende Antwort ihres Gegenübers, der seine Aussage nur mit einer periphären Geste seiner Hand unterlegt.


    Leder raschelt in einer zu vernachlässigenden Lautstärke, dann kam der Mann aus seiner entspannten Sitzposition, verharrte aber weiterhin auf dem Thron, nur das sein Oberkörper nun ein wenig nach vorn kippte, um sein kauerndes Gegenüber anzsuehen.


    Nicht einen einzigen Moment... keine Bewegung lang, konnte sie irgendeine Kontur in seinem Gesicht sehen... das ist nur Dunkelheit...


    "Die Frage ist ausschließlich die, was du für dich tun kannst."


    Er riecht gut... sauber... kein bestimmter Duft, hervorgerufen durch ein Öll oder Parfüm. Er achtet sicherlich auf seine Hygiene, was die Priesterin durchaus dazu bringen kann zu denken, es hier nicht mit einem einfachen Wald- und Wiesenstraßenräuber zu tun zu haben.

  • Die Priesterin atmete durch. Zum Einen, weil der Geruch, der so lockend von ihm ausging, ihr die Rückkehr in eine Welt außerhalb des Raumes versprach. Saubere Kleidung. Ein Bad. Zum Anderen, weil sie sich sammeln mußte. Sie hatten nicht lange gewartet, um sich ihr auf diese Art und Weise zu nähern. Oder - doch? Hatten sie doch lange genug gewartet?


    Die Priesterin richtete sich, noch immer sitzend, weiter auf, bis ihr Rücken sehr gerade war.


    "Reden wir jetzt über den Preis dafür, dass ich die Gelegenheit erhalte?", erkundigte sie sich dann leise.

  • "Dabei steckt in dir eine durchaus zu verwertende Geschichte... gewisse Erfahrungen, die es dir ermöglicht haben innerhalb der letzten zwei Monde nicht völlig den Verstand zu verlieren... nachdem als du all deinen Stolz, deinen Trotz, deine Vorsicht, doch vor allem," und jetzt schleicht es sich ein... gewollt absolut präzise genau in diesem Wortlaut gesetzt... die Erinnerung an ein Vergnügen, dass er genossen hat... "deine Scham."

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  • Alanis spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, nur um gleich darauf in zorniger Röte wiederzukehren. Er hatte es sehr gut geschafft, sie in diesem Moment aus ihrer scheinbaren Ruhe zu reißen. Sie schloß kurz die Augen und schluckte trocken. Ekel ballte sich in ihrer Kehle zusammen, vermischte sich mit ihrem Zorn zu einem Kloß, der ihr den Atem raubte. Die Behauptung, dass sie schon derart lange an diesem Ort war, traf sie zusätzlich. So lange schon fort, ohne dass sie jemand gesucht und gefunden hatte? Das versetzte ihr einen Stich, obwohl sie versucht hatte sich selbst einzureden, dass es verständlich war, dass keiner kam.


    Dann jedoch ging sie in sich. Ein kurzes Tasten nur nach jenem Ort, der sicher vor allem war, was ihr geschehen konnte. Sie entspannte sich wieder, im Einklang mit der teuren Erinnerung an einen warmen Tag im Spätherbst. Mit einem stoisch ruhigen Gesichtsausdruck öffnete sie wieder die Augen.


    "Ich war sicherlich kein allzu unterhaltsamer Gast."

  • "Ich denke nicht in solchen Kategorien aber um deiner Schwäche genüge zu tun, du hattest gewisse Momente in denen du geschrien hast... aber nur die letzten zwei Monde waren schwierig - wie gesagt."


    Er hebt kurz seine Schultern.


    "In den letzten Tagen der Gestaltung erscheint es manchmal wieder, das Schwächliche, an die Hoffnung glaubende Restselbst eines gescheiterten Menschen, der aufgrund der Summe all seiner Erfahrungen... und uneinsichtig, dass es so ist und nicht anders... genau hier an diesem Ort landete."


    Wieder eine lässige Handbewegung, die auf sie verweist.

  • Alanis runzelte kurz die Stirn und blickte hinunter auf ihre Finger. Zwei Monate? Sie glaubte ihm nicht. Was sagte die Länge ihrer Fingernägel dazu?


    "Uneinsichtig?" Ihre Lippen zuckte in einem Lächeln herauf. "Dann habe ich wohl alles richtig gemacht, hm?"

  • Sie sind geschnitten. Ordnungsgemäß, sachmäßig, ohne jegliche Attitüde schön wirken zu wollen. Ein wenig Dreck ist an ihnen zu sehen, doch was für einer lässt sich bei diesem schummrigen Licht und dem Vertrocknungsgrad nicht sagen.


    "Später ja... am Anfang warst du ...," er sucht einen rethorischen Moment lang nach dem richtigen Wort und findet es doch sehr schnell, "trotzig... du hast dich an gewissen Werten festgehalten, die dir eine Zeitlang vorgaukelten, tatsächlich alles richtig gemacht zu haben. Wir hatten diesen irrsinnigen Glauben dann aber recht schnell hinter uns gelassenm. Das war ungefähr dann , als du das erste Mal nur mit einem Unterhemd bekleidet in der Dunkelheit auf feuchtem Stein, Wasser von den Wänden geleckt hast und dich unwissend, ob dir jemand dabei zusieht in eine Ecke deiner Zelle erleichtert hast, Alanis."

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  • Alanis spürte, wie sich in ihrer Brust alles verengte und ihr erneut siedend heiß wurde. Scham ballte sich erneut wie ein feuriger Ball in ihr zusammen und es brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, um eine Sache zu tun, die sie sich selbst fast nicht zugetraut hätte.


    "Ach herrjeh", lachte sie leise. "Und ich hatte gedacht Du hast irgendeine dunkle, göttliche Missio. Dabei bist Du nur ein Spanner. "


    Das Lachen war schrill und es klang ein Hauch Wahnsinn darin mit.

  • Er lehnt sich wieder gemütlich zurück.


    "Wirklich?"


    Seine Arme ausbreitend verweist er auf den Raum in dem sie Beide sich befinden.


    "Ich habe dir beigebracht deine Sinne auf das Wesentliche zu beschränken...und auch wenn dir die Übung fehlt... warst du dank der Vorarbeit der Elbe und durch meine Lehre ein begabter Lehrling. Aber statt zu nutzen, was sie dir schenkt... schwelgst du in Bedauern und würzt das Ganze mit Selbstmitleid, Scham und dieser... anderen... Schwäche, die sich langsam aus seinem Innern hervorwühlt."


    Eine Spur Abscheu hat sich in seine Stimme geschlichen und obwohl Alanis es sich nicht erklären kann... fühlt sie sich getroffen... als hätte sie einen Fehler gemacht und jemand, den sie schätzt, hatte sie auf frischer Tat ertappt - andererseits... sie hatte Stunden im Nebel auf dem Boden geschlafen und dieser hätte weiß Gott, was mit ihr angestellt.

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  • "Ah." Sie zog eine Augenbraue hoch, obwohl etwas in ihr danach schrie, einfach zu zu weinen und sich in irgendeiner Weise schmutzig zu fühlen. "Du warst auch in meinem Kopf unterwegs? Vielleicht auch noch - irgendwo anders, als ich geschlafen habe? - Und, hat es Spaß gemacht zu sehen, dass es Punkte gibt, die Du nicht berühren kannst?"


    Sie mußte wissen, wie weit er gegangen war. Mit diesem verfluchten Nebel, der in ihr Denken und ihren Körper eingesickert war. Die Neugierde war geradezu pervers, weil sie so selbstverletzend war wie die schärfste Klinge. Ihre Stimme schwankte indes verdächtig.

  • Er neigt seinen Kopf zur anderen Seite... und erneut hatte Alanis dieses Gefühl, dass sein Haar in einer ganz besonderen Art und weise lockt, wenn er es bewegt.


    Allerdings hat er mit keinem Wort gesagt, das nicht gutheissen, auch nicht tun heisst.


    Seine Geduld erschöpft sich aber das ist auch nur etwas das Alanis glaubt zu wissen, anstatt es tatsächlich zu hören oder zu fühlen.


    "Kommen wir zum Punkt... ich bin nicht in dich eingedrungen, auf keine der dir vorstellbaren Arten. Dann und wann hast du es in Betracht gezogen aber ich bin in diesen Dingen nicht minder schwierig als du und so haben sich gewisse Dinge nicht ergeben."


    Er macht eine wegwerfende Bewegung seiner Hand vor den Zügen und sie glaubt zu wissen, dass er eine Erinnerung an etwas gänzlich anderes fortwischt - so wie man eine lästige Wespe wegwedelt.


    "Was ich weiß, erfüllt sich aus einer einzigen ebenso wie banalen Gegebenheit heraus... Rotschopf, du hast mir davon erzählt."


    "Und ehe sich diese Schwäche namens Trotz wieder von dir nährt, sei dir gesagt, dass dieses Gefühl wie eine Reihe anderer, die dich immer und immer wieder in die Hilflosigkeit zurückwerfen, zu hoffen, ... das du mehr bist, als die Summe der Dinge, die du unter diesem dreckigen vollgepissten Hemd trägst... soviel, dass es andere gibt, die dir helfen kommen... die um dich wissen, die dich lieben, mehr als nur diesen Körper, der sich schon fast winselnd um ein wenig Zuneigung nur all zu gerne auf ein Stück Stroh gelegt hat..."

  • Alanis Hände öffneten und schlossen sich und für einen Moment sah sie vor ihrem inneren Auge, wie sie vorsprang und sich ihre Finger um seinen Hals schlossen. Seinen Hals. Es mußte einen unter dieser Kapuze geben, umgeben von diesem schlangengleichen Haar.


    Inzwischen zitterte sie, wie sie feststellte, so sehr, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Das Gefühl, erniedrigt worden zu sein - nein, dass sie sich hatte erniedrigen lassen - war so übermächtig, dass sie Galle in ihrer Kehle schmeckte, die dort heiß und beißend emporquoll.


    Zwei Monate? War sie in dieser Zeit wirklich so sehr vor ihm gekrochen, dass sie ihm sich selbst angeboten hatte? Zweifel überkamen sie, sehr mächtige Zweifel, doch die Bilder, die er mit seiner verdammten Stimme in ihr weckte, waren zu schmerzlich und zu eindringlich, ja, im wahrsten Sinn des Wortes, als dass sie hätte einen klaren Gedanken fassen können.


    Sie kniff sich kräftig in den Arm und tatsächlich schaffte es der Fokus des Schmerzes, sie wieder zu sich zu bringen.


    "Verschwinde", sagte sie leise, aber voll mit gerechtem Zorn. "Was Du willst, bekommst Du nicht von mir. Kein Eingeständnis irgendeiner Art."