[Alanis Quest] "Spiel im Schatten"

  • Hallo liebe Mitleser,


    dieser Threat und mögliche durchnummerierte Nachfolger mit gleichem Namen stellen eine in sich geschlossene Geschichte extra für den Charakter Alanis Tatius dar.


    Wenn sich jemand wie auch immer geartet einbringen möchte, bitte ich vorher mit Alanis oder mir per PM Kontakt aufzunehmen.


    LG Grüße ein Daynon-Tear
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    Von Norden aber nicht ganz so nördlich oder vom Osten her... nicht ganz so östlich ... her führt die breite Handelsstraße quer durch die einst fruchtbaren Thellasusebene. Gewaltige Felder in einer leichten Hügellandschaft durchzogen von saftigen Weideland und staatlicher Wälder - welche die Holzversorgung der menschlichen Bevölkerung in Daynon sichert...


    Seit dem Krieg und seinen Konsequenzen für die Menschen liegen die einst beeindruckenden Felder in all ihrer farbenfrohen Pracht, vielerorts brach... die braune Erde undurchpflügt, kooridiert, ausgetrocknet, mit Unkraut übersäät. Das Gras hat seine Heuerntezeit einmal mehr überschritten. Insekten summen in riesigen Schwärmen über das inzwischen längst madisch und faulig gewordene gefallene Obst. Zu wenige Männer und Frauen sind noch übrig, um alles abzuernten und zu den entsprechenden Höfen oder in die Städte zu bringen.


    Verlassene Dörfer säumen die Handelsstraße... Abzweigungen führen zu vielerlei anderen Orten, an denen sich ein gleiches Bild bietet...


    Ab und an gibt es eine Abzweigungen, die zu einem der nahegelegenen Rastplätzen führt...


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    Die Anreise von Süden und Westen - so man sie überlebt- ist ein Ausflug voller wilder Wunder. Endlos erscheinende Wälder... in denen die Kronen uralter Bäume natürliche Dächer über die wenigen Straßen bilden. Es riecht nach Wald und frischer Erde... nach gesundem aber zumeist ungestörtem Wachstum.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Nach einer langen Reise, die in Amonlonde ihren Anfang genommen hatte, erreichte Alanis an einem sonnigen Herbsttag das daynitische Festland, wo sie bald schon von Bord gehen mußte.


    An Bord des Handelsseglers hatte sie bereits erfahren, dass der Valmus ab dem nördlichen Umschlaghafen des Landes nicht mit Schiffen befahrbar war und so entschloss sie sich, auf der Flussstraße gen Süden zu reisen. Wie viele andere Menschen auch, die in Daynon ihre Geschäfte zu tätigen gedachten. Zu Fuß und in steter Vorsicht.


    Gegen einen horrenden Preis hatte sie ein Maultier erwerben können, das sie und ihr Gepäck tragen sollte. Dazu hatte die Priesterin unauffällige, bequeme Reisekleidung gewählt. Ihr kastanienbraunes Haar verbarg sie, zu einem Knoten im Nacken geschlungen, stets unter unförmigen Häubchen und sie verzichtete auf die schmeichelhafte Schminke, die sie meist zu tragen pflegte. Erstens wäre sie sich in dem kriegsgeplagten Land deplaziert vorgekommen und zweitens hatte sie nicht vor, mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als nötig. Zudem trug sie ihren langen Dolch in seiner Scheide an ihrem Gürtel und zwei weitere, kleine Dolche in ihren staubigen, stabilen Reisestiefeln.


    Die ersten Tage reiste sie zusammen mit einem ältlichen Kaufmann, seiner verlebt wirkenden, mit einem verkniffenen Gesicht gesegneten Frau und deren verpickeltem achtzehnjärigem Sohn. Die Familie hatte noch zwei Söldlinge, einen mit einer Plane überspannten Karren, und acht Maultiere bei sich, die schwer beladen waren. Diese Zweckgemeinschaft ging eine Woche gut, dann erwischte Alanis den Kaufmann immer öfters dabei, dass er ihr auf den Busen oder den Hintern starrte. Und das blieb natürlich auch seiner Frau nicht verborgen.


    Und so wachte Alanis eines Morgens alleine an den Resten des glimmenden Lagerfeuers vom Vorabend auf. Immerhin hatten sie ihr nicht das Maultier gestohlen. Und so machte sich die Priesterin allein auf den Weg. Allein mit ihren Gedanken, ihrem Bereuen und ihrern Befürchtungen.

  • Die morgendlichen Stunden, vielmehr das kühle aber trockene Wetter lies die Wanderschaft, auch wenn sie nun von Alanis allein bestritten wurde, gut ertragen.


    Die hüglige Landschaft lässt hier und dort leichte Steigungen des Weges zu, an anderen Orten sachtes Gefälle und bald wechselt das Bild weiläufiger Grasflächen hin zu immer dichter werdenden Waldgebieten. Die Luft wird merklich feuchter und ehe die Baumkronen den Blick auf den Himmel versperrten kann die Elementpriesterin dicke Regenwolken aufziehen sehen.


    Die Vögel des Waldes begrüßen den Regenschauer mit freudigen Melodien, die erst dann verschwanden, als Tropfen auf das diche Blattwerk fielen und einen ganz eigenen Rhythmus erschaffen.


    Es wird ein wenig dunkler und der unbefestigte Boden beginnt aufzuweichen.

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  • Alanis hatte den Himmel schon eine ganze Weile betrachtet und gehofft, dass ihr der Regen erspart bleiben würde. Erst als ihr die ersten großen Tropfen kühl auf das Gesicht fielen, musste sie erkennen, dass es wohl nicht so war.


    Es wurde früh dunkel in diesen Tagen und sie mußte wohl unweigerlich erkennen, dass der Herbst gekommen war, sich ganz leise im Schatten des mageren Sommers herangeschlichen hatte. Sie dachte an einen Herbst in Magonien vor 2 Jahren und lächelte wehmütig.


    Als ihre Stiefel immer öfters im Matsch hängenblieben, entschied sich die Priesterin, sich ein wenig abseits des Weges nach einem möglichen Unterschlupf umzusehen. Vielleicht eine große Baumwurzel, einige Felsen, unter denen sie Zuflucht suchen konnte. Das Maultier energisch hinter sich herziehend - mit diesem Vieh hatte sie schon einige Kämpfe bestritten -, marschierte die Frau voran.

  • Die erste Stundenkerze vergeht ohne Ergebnis. Hier und dort hat sie die eine oder andere interessante Möglichkeit zwischen den Bäumen erspäht aber entweder war der Weg dorthin zu unwegsam oder nachdem sie einen solchen auf sich genommen hatte, stellte sich das Ganze als ungenügend heraus.


    Noch eine halbe und ziemlich demotivierende halbe Stundenkerze später, hört Alanis jedoch in kurzer Entfernung vermutlich hinter der nächsten Kurze der links und rechts steiler ansteigenden Wegstrecke Geräusche... viel mehr ein abenteuerliches Geschimpfe, dass so manchen demütigen Gläubigern... tiefes Rot auf die Wangen getrieben hätte.

  • Alanis hob eine Augenbraue - was wegen der hereinbrechenden Dunkelheit natürlich außer dem Maultier niemand sah. Doch das war nun einmal eine ihrer Gewohnheiten, so wie das Herumkauen auf ihrer Unterlippe, wenn sie nervös oder peinlich berührt war.


    Nach einem Stoßgebet an die Elemente, sie zu schützen, hielt sie weiter auf die Geräusche zu. Es konnte nicht schaden, in diesem Land Gesellschaft zu haben, ganz gleich, wie götterlästerliche diese auch fluchen konnte.

  • Als sie um die Kurve biegt, sieht sie zumindest die Rückenansicht, eines warmeingepackten und damit etwas unförmig wirkenden aber zumindest zweibeinigen Wesens, dass im wahrsten Sinne des Wortes beide Häne voll zu tun hat und damit denkbar unzufrieden wirkt.


    Mit Inbrunst und den nötigen kräfteholenden Flüchen, schiebt die Gestalt einen in einem Matschloch feststeckenden kleinen Karren vor sich her... der sich jedoch keinen einzigen brauchbaren Zentimeter aus dem Schlamm bewegt.

  • Alanis gab sich nicht die Mühe, besonders leise aufzutreten.


    "Guten Tag", begrüßte sie die Reisenden dann mit klarer Stimme, doch Vorsicht machte sich dennoch in ihr breit. Sie lockerte den Griff um die Trense des Maultiers ein wenig und bemühte sich, besonders nett auszusehen.

  • Eine mehr als nur erschrockene Kopfbewegung nach hinten, gefolgt von akutem Gleichgewichtsverlust und dann erfreut sich die Schwerkraft eines weiteren Sieges.


    Mit einem leisen Schrei rutscht die Gestalt auf der Drehung ihres Fußes im Schlamm aus und fällt vom Regen und Schmutz beschwerten Umhang nach hinten.


    Irgendwo in der Dreh- und Fallbewegung hat Alanis ansatzweise weibliche Züge ausmachen können. Doch die waren unlängst wieder unter der mit Löchern übersääten wohl aus einem gefärbten Jutesack gemachten Kapuze verschwunden.


    "Verdammter dreckiger gottverfluchter Scheißmorgen!"


    Nun war auch der letzte noch gegen das Gewitter zwitschernde Vogel verstummt und irgendwo in der Ferne knackte ein peinlich berührter Ast.

  • Alanis Maultier entschied sich just in diesem Moment, nach hinten ziehen zu wollen und das hätte auch beinahe die Priesterin aus dem Tritt gebracht. Sie taumelte einen Moment, dann gab sie dem Tier mit der behandschuhten Hand einen Klaps, um es wieder zur Räson zu bringen. Schien zu funktionieren.


    "Das ist er wohl", bestätigte sie der im Schlamm liegenden Gestalt und hielt ihr die Hand entgegen.

  • Der Kopf geht ein wenig nach oben und jetzt kann Alanis ein durchaus weibliches Gesicht sehen, dessen dunkle Augen erst zweifelnd auf die Hand der Priesterin sehen, sie dann aber ergreifen. Sie lässt sich hochziehen und sieht dann an sich hinab, einen weiteren Fluch angesichts der völlig verdreckten Gewandung von sich lassend.


    Dann erst liegt ihre Aufmerksamkeit wieder auf der Priesterin.


    "Ihr habt nen Maulesel...?" Scheinbar keimt Hoffnung in ihren Zügen auf. Tatsächlich erscheint der Wagen, den sie versucht hatte aus dem Schlamm zu ziehen, weit größer um ihn von Menschenhand, schon gar nicht von einer weiblichen büer weite Strecken zu bewegen und ebenso lassen verdreckte Zügel vorne vermuten, dass es zumindest ein Reittier gibt. Allerdings ist das nicht zu sehen.


    "Wanderin? Ihr seid?"


    Sie ist Mitte zwanzig und ihrer Ausdrucksweise nach eine resolute Frau mit wachem hübschen Zügen und kräftiger aber nicht übergewichtiger Gestalt.

  • "Ja, ich hab nen Maulesel." Alanis blickte zwischen dem Karren und der Frau hin und her. "Und wo ist Eurer hin?"


    Sie war auf der Hut. Das passierte ganz natürlich, denn wo so ein Wagen war, mußte ein Tier sein und wo ein Tier verschwunden war, da hatten entweder menschliche Dummheit oder menschliche Habgier etwas mit zu tun.

  • "Tja...," Die Frau wischt sich wieder über die Schürze die sie unterhalb des Mantels und über ihrem Wollgewand trägt und deutet dann hinter sich.


    Mit deutlich vorsichtigeren Schritten als eben noch, umrundet sie ihren Wagen, der mit einer Plane geschützt ist und bleibt am Zug stehen.


    "das Mistvieh...," murrt sie hinter dem Wagen leise und Alanis glaubt durch das Geräusch des Regens hindurch den heftigen Atem durch die Nüstern eines Tieres zu vernehmen.

  • Alanis runzelte die Stirn und gab ihrem Tier durch einen heftigeren Zug am Zaumzeug zu verstehen, dass er jetzt Zeit war, einige Schritt vorwärts zu machen, um mal nach dem Tier der Frau zu sehen. Sie fühlte sich einfach viel zu müde für - alles. Ihre Füße schmerzten ebenso wie der Rest ihres Körpers, der in den letzten Jahren einfach zu plump geworden war, um die Strapazen einer langen Wanderung einfach so auf sich nehmen zu können.

  • Als Alanis den Wagen umrundet hat und die Frau wieder in ihr Blickfeld trat, was sie nicht allein. Vor ihr und halb versteckt vom Schlamm, vor allem durch den Wagen liegt seitlich am Wegrand ein Pferd... zumindest so ähnlich, denn trotz des katastrophalen Zustands des Tieres hervorgerufen durch das Wetter und den schlammigen Untergrund auf dem es lag, war es als Muli auszumachen.


    Auch der Grund wieso es lag und nicht länger den Wagen zog war schnell zu sehen. Es hatte sich das linke vordere Bein gebrochen, der in einem unnatürlichen Winkel zu den restlichen Gliedmaßen lag.


    "Der ganze Wagen ist weggerutscht, als es stolperte und fiel, nur die Böschung hat dafür gesorgt, dass er nicht umfiel, sondern wieder auf den Rädern landete."


    Die Frau hatte sich vor den Kopf des Tieres gehockt.


    "Ich wollte den Wagen erst aus dem Mist ziehen, keine Ahnung. Hab nen Messer aber... ich kann nicht... kriegs einfach nicht hin, ihm die Kehle durchzuschneiden. Es ist ein echter Scheisstag!"

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  • Alanis seufzte leise. Deswegen also hatte sie das arme Tier nicht sofort gesehen. Mitleidig, aber immer noch vorsichtig, führte sie ihren eigenen Esel heran und besah sich die Situation noch einen kleinen Moment.


    Dann seufzte sie und band ihre Muli vorne an der Deichsel an. Es komplett vorzuspannen, das würde erst funktionieren, wenn das andere Tier verendet und zur Seite gezogen worden war.


    "Tut mir Leid", sagte sie freundlich, aber bestimmt. "Wenn Ihr wollt, kann ich es tun. Und dann spannen wir mein Tier an und schauen, dass wir Euch zum nächsten Handelsposten bekommen."

  • Auf die Mitleidsbekundung hin sieht die Frau über die Schulter zurück zu Alanis und seufzt leise.


    "Eine gute Idee." Sie nickt sachte und erhebt sich. Deutlich sichtbar für Alanis zieht sie aus ihrem Gürtel ein Messer und reicht es ihr mit dem Griff zuerst. "Ich geh zurück... ich kann mir das nicht ansehen."


    Sie beisst sich kurz auf die Unterlippe.

  • "Macht das." Diese kurze Sensibiltät für das Leben und Sterben eines Tiers machte Alanis die Frau sympathisch, auch wenn ihre Vorsicht nicht ganz abklang. Sie nahm das Messer an und kniete sich neben dem Kopf des Tieres nieder, doch sie wartete mit dem, was sie tun wollte, bis die Frau fortgegangen war. Eine Hand legte sie auf den Hals des Mulis, dessen Augen weit aufgerissen waren vor Agonie und zauste ihm durch das weiche, aber gleichzeitig ein wenig borstige Fell.

  • Die Frau entfernte sich ein paar Schritte, was an dem schlammstapfenden Geräuschen deutlich zu hören war.


    Das Tier schnaufte, es war weniger die Angst, die es so lautstark atmen lies, eher die ungewohnte Haltung und der Schmerz. Das Geräusch des immer wieder saugenden Atems hallt in Alanis Ohren wieder.


    Anscheinend warteten die Insekten schon auf ihr baldiges Fressen, denn Alanis hörte hinter ihrem Ohr den Anflug eines kleinen Summens und dann stoch ihr etwas in den hinteren Teil ihrer linken Halsbeuge.


    "Macht es schnell, es soll nicht leiden," schien die Frau hinter dem Wagen stehengeblieben bittend durch den Regen zu rufen, der nun dank der hockenden Bewegung der Priesterin und dem Schlamm zielsicher auch die kleinste Stoffritze durchdrang.

  • Mit dem Handrücken streifte Alanis an ihrem Hals vorbei, dann seufzte sie leise.


    "Keine Angst", sagte sie sachte und ganz leise zu dem Maultier. Für einen Moment kam ihr der Gedanke, dass sie eine solche Gnade, wenn es einmal für sie selbst auf solche Art und Weise zu Ende gehen sollte, begrüßen würde. Regen lief ihr in die Augen, sie blinzelte unwillig. Gnade. Sie schnaubte kurz. Manchmal nahm sie sich wirklich zu wichtig.


    Dann legte sie die Hand über den hektisch klopfenden Puls des Tiers, kraulte noch einmal durch das Fell und setzte dann mit dem Messer einen Schnitt direkt in die Schlagader. Sofort spritzte helles Blut in Schüben heraus, vermischte sich mit Regen und Matsch am Boden zu einer unbeschreiblichen Masse. Alanis streichelte das Tier weiter, durch dessen Körper das Zittern jener Erkenntnis ging, die dem Tod stets voranging.