[Turm des thorgalischen Magierkonzils] Kontor des magischen Konzils_01

  • Dem anderen Mann macht der Aufstieg ganz offenbar nicht viel aus, denn obgleich sie sich unterhalten, ändert sich seine Atmung nicht. Doch bei einem bestimmten Teil von Wes' Erläuterung bleibt er plötzlich kurz stehen.


    "Sagtet Ihr gerade 'Agrarmagier'? Derlei Anwendung der hohen Macht ist mir bislang noch nie zu Ohren gekommen. Wie genau ist dieses Fachgebiet definiert und wo habt Ihr studiert?"


    Echte Verblüffung schwingt in diesen Worten mit, aber auch eine gute Portion höflich verschleierte Skepsis.

  • Ach, das kenne ich schon, denkt sich Wes als er die Reaktion des Gegenüber wahrnimmt.


    "Ja, Ihr habt richtig gehört. Es ist ein sehr seltenes Fach, ja nahezu unbekannt. Die Anwendung ist im Bereich der Landwirtschaft und was damit zusammen hängt gedacht. Da wäre zum Beispiel, das schnelle Wachstum von Getreide oder urbarmachen von Böden. Zum studieren, nu das ist eine etwas größere Geschichte. Es gab vor etwa 300 Jahren, fünf Agrarmagier, welche viel reisten und Lebewesen die in Not waren mit Ihrer Magie halfen. Leider hielten drei von Ihnen nicht sehr viel von Ausbildung oder sie hatten einfach keine Zeit, von Ihnen ist nicht sehr viel bekannt, da sie auch kaum Aufzeichnungen erstellten. Als viertes gab es Magister Volone, der relativ spät bemerkte das Ausbildung wichtig wäre, leider verstarb er kurz nachdem er sich seinen ersten Schüler genommen hat. Zum Glück war Magister Rella, der fünfte, viel mehr dabei sein tun nieder zu schreiben. Er hat alleine 6 Bücher zur Agrarmagie verfasst. Aus diesen Büchern habe ich die Agrarmagie im Selbststudium erlernt, natürlich neben meiner normalen Ausbildung, wo ich im Fach Medicam und Allgemeinmagie von meiner Meisterin ausgebildet wurde. Ich übe die Kunst der Agrarmagie jetzt schon seit 7 Jahren erfolgreich aus, hauptsächlich bei Hungersnöten und dergleichen.


    Erst als er geendet hat, bemerkt Wes das er vor dem Büro des Kommissar steht.

  • Interessiert lauschte der Arkankommissar Wes' Ausführungen und zückt nun einen silbernen Schlüssel, um sein Büro aufzuschließen. Die beiden Magier betreten einen kleinen, akribisch aufgeräumten Raum, der lediglich einen großen Schreibtisch, zwei gepolsterte Stühle, ein Bücherregal und mehrere Kommoden beherbergt. Sogleich lässt sich Jayden auf seinem der Eingangstür gegenüberliegenden Sitzplatz nieder und deutet mit einer Hand auf den anderen Stuhl.


    "Was Ihr da berichtet ist äußerst unvertraut, jedoch zugleich vielversprechend. Ich brauche dringend Einsicht in diese Bücher, von denen Ihr spracht, um mir selbst einen Überblick über die Vailidität der aufgestellten Postulate zu verschaffen."


    Langsam lehnt sich der Arkankommissar in seinem Stuhl zurück und faltet die Hände vor der Brust.


    "Unsere Situation in Daynon ist dergestalt, dass arkane Magie grundsätzlich unbekannt und dementsprechend gefürchtet ist. Ich spreche dabei nicht nur über die Ansicht der Bevölkerung, sondern ebenfalls über die sämtlicher höherrangiger Beamter und Würdenträger bis hin zum Kronrat selbst. Dieser Umstand wird selbstverständlich noch dadurch potenziert, dass der einzige Einsatz der vis arcana, den die Dayniten kennen, derjenige auf Seiten des furchtbaren Übelst ist, welches uns alle bedroht. Die Aufgabe des magischen Konzils besteht nun darin, zu gewährleisten, dass nur die besten und vertrauenswürdigsten Magier ihre Kraft großangelegt entfesseln und besonders darin, genug Informationen zu besitzen, um das Volk und alle Beteiligten nach bestem Wissen und Gewissen beruhigen zu können.Gehe ich recht in der Annahme, dass die Matrices dieser Argarmagie grundsätzlich den elementaren Lehren nah verwandt sind?"

  • Wes tritt ebenfalls ein, orientiert sich kurz und stellt seine beiden Taschen neben dem Stuhl ab, bevor er sich ebenfalls setzt.


    "Nun, was die Bücher angeht, so könnt Ihr Euch sicher vorstellen das ein Bibliothekar solch seltene und vorallem alte Bücher, niemanden mit auf Reisen gibt."


    Augenzwinkernd fügt er noch hinzu "und viel zu schwer sind sie auch noch"


    "Ich habe eine Abschrift über die wichtigsten Grundlagen allerdings dabei, sollte Euch das nicht reichen müssten wir in das Land Bahr reisen, dort sind die Bücher zu finden. Oh und ich möchte mich nicht aufdrängen, sollte ich nicht erwünscht sein oder gar irgendwelche Spannungen auslösen, kann ich jederzeit wieder abreisen."


    Aufmerksam lauscht Wes seinem Gegenüber.


    "Genau so ist es, aufgebaut auf ein vier Elemente model, wie gesagt, ich habe es als Abschrift dabei.Doch was Ihr eben noch sagtet, lässt mich erkennen, wieso Ihr, verständlicher Weise, solch einen Aufwand betreibt, fremde Magier zu prüfen, bevor sie zur Tat schreiten."


    Nach einem leichten Kopfschütteln fährt Wes fort


    "Ich kann mir gut vorstellen, das es nicht leicht ist in diesem Land ein Magus zu sein."

  • Bei Wes' letzten Worten lässt sich ein verhaltenes Seufzen aus dem jungen, bärtigen Gesicht vernehmen.


    "Da habt Ihr allerdings nur allzu recht. Die thorgalische Magierschaft arbeite seit langer Zeit daran, den Menschen Daynons die Vorteile konstruktiv eingesetzer Magie nahezubringen, aber was für uns bereits ein schwieriges Unterfangen bedeutet, ist für Fremde beinahe unmöglich. Mir persönlich geht es nicht darum, ob Ihr Euch aufdrängen wollt oder nicht. Wenn Ihr Eurer Vorhaben durchführen wollt, dann muss es auf die richtige Weise geschehen und mit der offiziellen Genehmigung des magischen Konzils. Um diese Genehmigung zu erhalten, werde ich nach unserem Gespräch einen kurzen Bericht, meine Bewertung und gegebenenfalls einen Antrag in Eurem Sinne einreichen. Man wird Euch dann schnellstmöglich kontaktieren. Für einen solchen Antrag stellen sich mir aber noch einige Detailfragen: Wie genau werdet Ihr die Sache bez. der verzögerten Ernte angehen und welche cantus werden Verwendung finden? Wie lange wird Eurer arkanes Eingreifen vor Ort notwendig sein und wann wären erste Resultate für die Siedler zu erwarten?"


    Der Arkankommissar lächelt Wes zu.
    "Ihr seht, Collega, wir müssen schon etwas ins Detail gehen."

  • Wes nickt zu den Ausführungen.
    "Nun, zuerst würde ich mir vor Ort ein Bild der Lage machen, das heißt ich würde mir die Erde, sprich Humus und Bodenschichten genau anschauen und analysieren. Daraus folgt dann das weitere Vorgehen, das kann unter anderem das verschieben von Bodenschichten sein um abgesackte fruchtbare Erde wieder nach oben zu befördern oder wie ich in diesem Fall vermute, einfach die Pflanzen zum stärkeren Wachstum anzuregen. Hierbei würde ich mit allen 4 Elementen arbeiten um der Pflanze die nötigen Energien zu zuführen. Tja, wielange soetwas dauert ist von vielen Faktoren abhängig, wie gesagt vom Erdboden und dessen fruchtbarkeit, aber auch von der Reinheit des Wassers oder einfluss von störender Magie. Gehe ich jetzt einfach mal vom normal Fall aus, ohne größere Probleme, reden wir hier von 7 bis 9 Tagen. Das kann schneller gehen oder auch länger dauern, das würde man erst vor Ort sehen. Die ersten Resultate sieht man nach spätestens 3 Tagen, jedenfalls beim Weizen, um mal jetzt eine der vielen Nutzpflanzen zu nennen."

  • Zufrieden nickt der Arkankommissar während Wes' Ausführungen und fährt an deren Ende fort:


    "Das klingt tatsächlich als wäret Ihr gut vorbereitet auf eine strukturierte Vorgehensweise. Ich möchte noch einmal auf die oberste Priorität der Diskretion in dieser Angelegenheit hinweisen. Optimal wäre gar ein von der Bevölkerung völlig unbemerktes Eingreifen Eurerseits, das ließe dem magischen Konzil noch genügend politischen Spielraum für... eventuelle andere Interpretationshilfen für den Fall, dass Fragen aufkommen bezüglich der plötzlich nachwachsenden Felder. Ich denke da sogar an einen kolportierten spirituellen Erklärungsansatz... ja, dazu sollte ich mir sogleich einige Notize machen."


    Ruhig und gemächlich öffnet Jayden eine der Schubladen in seinem Schreibtisch, kramt darin herum und holt nach kurzer Zeit eine Notizkladde sowie einen dünnen Kohlestift hervor und beginnt sogleich, einige Stichpunkte zu notieren.


    "Denkt Ihr, es würde Euch gelingen, Eure arkane Einwirkung vollkommen unbemerkt zu vollziehen? Könntet ihr beispielsweise Nachts arbeiten?"

  • Wes überlegt einen kleinen Moment bevor er antwortet.
    "Nun ganz ohne Ankerpunkte geht es natürlich nicht, aber ich denke die könnte man tarnen oder irgendwie mit dem von Euch erwähnten spirituellen Ansatz erklären. Auch die Arbeit in der Nacht stellt zumindest kein arkanes Problem dar, wobei es vielleicht bei einer zufälligen Beobachtung, besonders großes Misstrauen erwecken würde. Eine kleine Idee hätte ich auch noch, vielleicht wäre es garnicht schlecht eine kleine Beteiligung der Magier zu erwähnen umso etwas vertrauen in der Bevölkerung zu bekommen"
    Schnell setzt Wes noch ein "nur so als Idee" hinterher.

  • Nun zeigt sich kurz ein deutliches Lachen sowie das Aufblitzen blütenweißer Zähne in dem bärtigen Gesicht des Arkankommissars.


    "Mir gefällt, wie Ihr denkt, collega! Allerdings sind derartige Zugeständnisse, so sehr sie sich einige wünschen würden, nicht unser Aufgabenbereich. Ich denke, dass ich soweit alle notwendigen Informationen für den Bericht über Euer Vorhaben und meine Empfehlung diesbezüglich habe. Ich halte also fest, dass Ihr die Sache unter größter Diskretion und Geheimhaltung, optimalerweise sogar gänzlich unbemerkt durchführen werdet. Man würde Euch im Falle einer Genehmigung selbstverständlich einige Männer mitgeben, die Euch dabei behilflich sein werden. Sobald das Magische Konzil über den Antrag entschieden hat, werdet Ihr schriftlich darüber informiert, allein wie lange dies dauern wird, vermag ich unmöglich vorherzusagen."


    Langsam erhebt sich Jayden von seinem Stuhl.

  • Auch Wes erhebt sich.
    "Vielen Dank, ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit. Das wichtigste ist doch das die Bevölkerung Daynons nicht hungern muss. Was die Zeit angeht, die nächsten Wochen herrscht gutes Wetter zur aussaat, das sollte man nicht ungenutzt vorrüber ziehen lassen."

  • "Nun, mit derlei Dingen kennt Ihr Euch ganz gewiss besser aus, aber seid versichert, dass ich mein Möglichstes tun werden, um den bürokratischen Prozess zu beschleunigen."


    Mit diesen Worten führt der südländisch anmutende Magus Wes zur Tür seines Büros, öffnet diese und schüttelt dem Besucher die Hand, während seine Miene wieder etwas unheilvoller und betrübter wirkt.


    "Ich persönlich wünsche Euch alles Gute für das Gelingen der Mission, dieses Land kann wahrhaftig ein Wunder gebrauchen... oder auch mehrere."


    Damit verabschiedet sich der Arkankommissar von Wes.