Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (4)

  • Als Luicatus vom Stadtklatsch sprach, seufzte sie unhörbar und wandte sich mit viel zu neutraler Miene ab, um mit dem Möser in der Hand zum Herd zu gehen. Inzwischen war das Essen lauwarm, wie sie nach dem Unterrühren des Pfeffers und Probieren feststellte.


    "Novizen sind immer spannend - ich habe ja bekanntlicherweise keinen. Und bei Beron habe ich wohl auch versagt, wie mir nach dem Fest der Drachen, wo ich ihn wiedergetroffen habe, zu Ohren kam. Irgendwas auf der Flucht aus Weltenwacht hat ihn wohl verändert oder angegriffen und ich muss leider vermuten, dass es der Patient war, den ich ihm in die Arme gedrückt hatte."

  • das war doch dieser arrogante Luftmagus von den Rabenweilern ?


    Luicatus birgt das Gesicht in den Händen und schüttelt langsam den Kopf

    Wie kriegen Leute das hin? Ernsthaft! Wenn meiner einer durch die Weltgeschichte stolpert, da bekommt man mal ein Theologisches Schisma, eine Heiligen oder Geistererscheinung ab. Da fängt man sich mal ein paar Kratzer ein oder bekommt ein Artefakt angehängt, das man nicht wieder los wird. Das Höchste der Gefühle war noch mal als Schwerverletzter ein Streitkolben ins Kreuz, weil man nach dem Schlammringen mit dem Untoten mit eben diesem verwechselt wurde oder ein Vampirbiss, der die Lust auf rohe Steaks weckte. Beides innerhalb von 20 Stundengläsern

    leicht verwirrt blickt der Pater wieder hoch, als er die doch nicht so erlebnisarmen Jahre rekapituliert

    Aber andere...
    die tragen einmal einen verwirrten Magier durch die Gegend und haben danach den Terz. Die Kämpfen gegen Orks und bescheren dem Serganten eine Nahtodesvision. Die Reisen in die Vergangenheit und brennen dort Buchstaben in Hütten, Beginnen fatale Affären, denen wachsen Dämonenklauen nach Exorzismusunfällen, erscheinen Schattenhafte Gewissen, schleppen Schwerter die sie zu Untoten machen aus der Gruft oder werden zum "Helden vom Kuhdorf" ernannt.
    Wie kriegen Leute das hin? Ernsthaft? Es muss einen Schlag Leute geben die ziehen Schicksal und seine Schläge an wie der Pferdeapfel die Fliegen.
    Und NEIN! Alanis, ihr habt nicht VERSAGT!

    Luicatus ist nun aufgestanden und scheint sich in eine professionelle Rage geredet zu haben

    Unter den gegebenen Umständen habt ihr eure Sorgfaltspflichten voll erfüllt, in dem ihr Beron lebend aus Weltenwacht herausgebracht habt. Ganz im Gegenteil zu seinen Ordensoberen, die ihn einfach bei euch im Hospital abluden und hoffen dass ihr nicht nur seine Ausbildung in 4 Tagen vervollständigt, sondern auch noch die Lehrmeisterliche Verantwortung für ihn übernehmt. Das grenzt schon an üble Nachrede in Anbetracht der umfangreichen, praktischen und hochwertigen Ausbildung die er in Weltenwacht erleben durfte!


    "Auf den Glauben !
    Auf die Fünfe !
    Auf's Maul!

    Endergebnis der letzten dorlonisch-magonisch-Badaar-klerikalen Trickspruchfinderunde



    denkt dran: wir machen nur ein RollenSPIEL


  • Alanis Lippen kräuselten sich, halb überfordert, halt amüsiert über den Ausbruch des Paters. Mit Hand und Kochlöffel machte sie eine beschwichtigende Geste.


    "Luicatus, danke für den solidarischen Zorn, ich weiß das zu schätzen." Sie legte den Löffel auf dem Topfdeckel ab und ging dann durch die Küche, um einen Krug mit dem Wasser aus dem Eimer zu füllen, der neben dem Spülstein stand. Dann platzierte sie das irdene Gefäß auf dem Esstisch vor dem Herd und holte zwei Krüge, tiefe Schüsseln und Besteck aus der Anrichte, um zu decken. Während, all dies geschah, sprach sie weiter: "Es ist übrigens nicht so, dass Beron sich beklagt hätte. Er ist voll des Lobes über unsere Leistung, ihm etwas beibringen zu wollen. Auch seine neue Ausbilderin, die Leiterin des Lazaretts im Goldenen Lager, macht keine Vorwürfe. Sie versucht nur zu verstehen, was in Weltenwacht passiert ist. Leider - ich muss es zugeben - liegt Weltenwacht für mich wie hinter einem Schleier."


    Man merkte Alanis an, dass sie in diesem Punkt unzufrieden mit sich war.


    "Ich weiß, dass mich alles, was passiert ist - der Tod der Kaiserin, die zahlreichen Toten, das Arbeiten bis zu Erschöpfung und die panische Flucht - mehr hätte berühren sollen. Aber das hat es nicht. Die Tage dort sind für mich in Bedeutungslosigkeit verschwommen und wenn ich daran zurückdenke, kann ich nichts fühlen, was über ein 'Es war anstrengend' hinaus geht."


  • Mir geht es ähnlich und anders.
    Ich erinnere sehr genau an Weltenwacht und was dort alles geschah. Aber ja, es hat mich nicht berührt.
    Meine Seele hat es nicht bewegt, was dort alles grauenhaftes, heroisches, menschliches und dämliches geschah.
    Ungerüht...taub...eigentlich sogar angenehm taub.
    Heißt dass wir beide nun unsere Menschlichkeit verlieren? Oder eher, dass wir alte, zynische Heiler sind, und unsere Herzen und Seele verhärten über dem Grauen.
    Oder das wir genug erlebt haben und wissen wie wir uns wappnen - und darum immer noch stehen?


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  • Alanis brummte unzufrieden und bedeutete dem Pater, sich hinzusetzen. Dann holte sie das kleine Salzfässchen von Gewürzregal und stellt es auf den Tisch.


    "Was immer auch der Auslöser sein mag - ich sehe ich zumindest bei meiner Person als massiven Fehler an. Als dieser Kerl an Damorg herumgedoktort und ihn dann wegen der Spinnenreste mitten in der Operation hat liegen lassen - da hätte ich etwas machen müssen. Es hätte mich wütend machen sollen, dass er jemanden, den ich....der ein guter Freund von mir ist, derart gefährdet und ich hätte ihn an den Ohren aus meinem Lazarett schleifen sollen."


    Etwas sehr Finsteres glitt über Alanis Miene, etwas, das davon sprach, dass dem Kerl wohl Schlimmeres passieren würde als schmerzende Ohren, wenn Alanis ihn das nächste Mal erwischte.

  • Nach dem Luicatus sich noch einen Moment gefasst und beruhigt hat, folgt er Alanis Einladung und setzt sich wieder. Während er sich, und nur sich, Gedankenverloren vom Eintopf schöpft schaut er Alanis nachdenklich an.


    Warum quält ihr euch, Collega, was bedrückt euch so, dass ihr nicht nur das Skalpell in alte Wunden jagd, sondern euch auch noch die Unterarme damit blutig schneidet?
    Egal was ihr einmal für Damorg empfunden habt - das liegt hinter euch, also lasst es auch gefälligst da liegen. Damorg hat seinen Weg zu den Fünfen längst gewählt, er will und wird nicht im Bett sterben. Ob er nun in einer Flammenlohe vergehen wird, auf einem Schlachtfeld verbluten oder im Lazarett seinen Verletzungen erliegen wird, während sich ein Heiler über ihn beugt, wird keinen großen Unterschied machen. Hofft lieber, dass Ihr in seinen letzten Augenblicken bei ihm sein könnt - als Freundin. Und betet dass er immer einen guten Grund findet, sein Leben in die Waagschale zu werfen. Die Verteidigung seiner Freunde im Lazarett und all der Verwundeten, war ein solcher.
    Was den Herr Ron Water angeht...

    Luicatus Stimme wird gehässig, gerade zu verächtlich
    bei aller Brüderlichkeit unter Heilern und aller Hilfe die man während der Crisis extremis benötigt. Dieser Pfuscher hat sein Wahres Gesicht zur Genüge gezeigt, und wird solange auch nur ein Atemzug noch in meinen Lungen ist, in keinem Lazarett in dem ich nur etwas zu sagen habe einen Verletzten in die Hände bekommen, Antidot hin, Spinnen her.
    Falls die Kupfernen jemals das Gildenwesen in Weltenwacht etablieren und eine Heilergilde sich gründet, welche ich alles tun diesen Pfuscher seine Arbeit so schwer wie möglich zu machen und ihm auch jeglichen Status als "Heilkundigen" aberkennen.
    Keine Üble Nachrede, nur Warnungen und die Darlegung bezeugter Fakten.


    Umgekehrt Alanis: Ihr habt damals nicht überreagiert, weder bei der Spinne in Selenas Hand noch beim Herren Ron Water - das zeugt davon das ihr gereift seid. Reif die Positionen, die ihr einnehmt auch auszufüllen und nicht sofort jeden kleinen Fehler zu begehen. Oder einen Söldling mit der Planung eines "Unfalls" zu beauftragen....
    Seinen Löffel wie einen Zeigefinger benutzend, zeigt dieser nun wieder auf Alanis
    Irritiert blickt der Pater auf die volle Schale vor sich und die leere vor Alanis


    Oh..äh..das ist mir nun peinlich, schließlich seid doch Ihr hier die Gastgeberin.......


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  • "Luicatus, Luicatus." Alanis schüttelte tadelnd den Kopf und nahm ihm die Kelle aus der Hand. In ihrer Rüge lag jedoch keine Schärfe, sondern nur die belustigte Akzeptanz von Verhaltensweisen, die sie schon gut kannte und an die sie sich gewöhnt hatte. Geduldig füllte sie sich selbst den Teller und setzte sich dem Pater gegenüber. Sie hob die Hände in einer Gebetsgeste neben ihre Mahlzeit und sprach leise: "Den Elementen Dank für Speis und Trank. - Guten Appetit."


    Sie probierte einen Löffel, dann nahm sie ein wenig Salz. Das alles mit eine Gestik, die eine große Ruhe ausstrahlte. Eine Ruhe, die sie offenbar brauchte, um über ihre nächsten Worte nachzudenken.


    "Was mich bedrückt, Luicatus?", fragte sie grüblerisch, aber erstaunlicherweise nicht niedergeschlagen. "Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Ich bin seit Jahren unzufrieden und jede meiner Entscheidungen macht diese Unzufriedenheit nur noch schlimmer. Ich bin unglücklich mit dem Zwiespalt zwischen Frau und Priesterin - ich beende also meine Beziehung und was werde ich? Ein jammerndes Stück Elend. Ich gehe nach Daynon, um nicht länger ein jammerndes Stück Elend zu sein - ich werde von einem Schattenpriester fast getötet und verkrüppelt. Ich bitte meine Meister um Hilfe - und sie raten mir, einen Novizen zu wählen, um zu wachsen und zu heilen. Ich suche also einen Novizen - und finde keinen, weil ich keinen will, sondern erst meine Karriere als Ärztin zu einem Punkt bringen will, an dem ich sie vernachlässigen kann, ohne Schaden anzurichten. Als Ärztin bin ich richtig gut, eine Führungspersönlichkeit - aber ich bin arrogant und selbstzufrieden und finde mich selbst zum Kotzen."


    Sie nahm noch einen Löffel Eintopf und pustete ruhig darüber.


    "Noch Fragen? Oder vielmehr - Ideen dazu?"

  • Nach dem er noch einen Fünfstern über das Essen geschlagen hat beginnt Luicatus langsam und nachdenklich zu löffen, während er Alanis zuhört
    Seufzend entgegnet er:

    Was ist Arroganz? Das Wissen um die eigene Fähigkeit, die Seite des Niveaus, welche man nur von unten sieht oder grundlose Überheblichkeit?. Ja, ihr könnt sehr arrogant sein, wahrlich bei Teldron. Aber bin ich dass nicht auch oft?
    Die Selbstzufriedenheit nehme ich euch nicht ab. Sonst würde ihr mir dies nicht erzählen und euch selbst kasteien. Ihr seid nicht zufrieden! Ihr seid höchstens bequem und weich - eben wie Butter, habt aber einen harten scharfen Kern an dem Ihr und andere euch schneiden könnt. Wie Glasscherben und Rasierklingen

    Vorsichtig greift der Pater zum Salz, seine Hand hält aber auf halber Strecke inne und zieht sich wieder zurück, während er zu lächeln beginnt. Sorgsam legt der die Fingerspitzen auf einander.

    Verzeigt mir meine Ehrlichkeit. Ja, ihr seid eine sehr gute Heilerin, ach was ihr seid die beste Kollegin mit der mich bisher zusammenarbeiten durfte. Und ihr seid eine bessere Lazarettleiterin als ich, weil ich euch schneller entscheidet, mehr bereit seit zu leisten und euch zu quälen und die wortwörtlichen Eier habt die Dinge auch durchzuführen und zu beenden. Aber verzeiht mir meine Kinderstube: Ihr seid nicht das Geschenk der Elemente an die Heilerzunft!
    Ihr seid eine durchschnittliche Internistin, leistet kaum Beiträge zur Forschung und ich bin immer noch überrascht von euren Defiziten in der ach-so-Elemente-gefälligen Säftelehre. Und wisst ihr was? Genau das macht euch erträglich! Weitere Kompetenzvergleich können wir uns sparen - diese "gewinne" ich sowie so aufgrund der anatomisch längeren Harnröhre. Ich sehe nicht, dass ihr diese Karriere beschädigen könntet. 'Weder könnt ihr überall sein, um jedes noch zu rettende Leben auch tatsächlich zu retten, noch werdet ihr es schaffen die Heilerzunft im allgemeinen zu besseren Heilern zu machen. Auch wenn wir beide dies immer wieder versuchen müssen. Natürlich haben wir einen Ruf zu verlieren - aber mal ehrlich, wann habt ihr gehört: "Oh, dass war so grauenhaft...und die Alanis war nicht da, um uns zu retten. So eine miese Heilerin! DUDUDUDUDUUU!"

    Der Pater muss kurz heftig und sehr ehrlich lachen um wieder ernst zu werden
    Ich sehe ein generelles Problem an euch, und kann euch daher zwei Ratschläge geben.
    Euch als Person, als Priesterin - nicht jedoch der Heilerin! - mangelt es an Struktur. Eure Meister haben euch recht gut ausgebildet, ich behaupte ihr seid jedoch eine begnadete Autodidaktin. Ich glaube dabei ist eine wesentliche Priesterliche Tugend auf der Strecke geblieben: die Demut
    Das mag bei Eurem doch recht ....pantheistischem
    er scheint das Wort auszuspucken Glauben einen anderen Stellenwert haben als bei uns Göttergläubigen, aber Demut ist am Ende die Tugend, die mich dazu befähig mich in die Hand der Göttin zu begeben und mich ihrem Wirken zu öffnen. Das Wissen und Empfinden, das ich menschlich,, mangelhaft und begrenzt bin - und ich dies aus tiefster Seele akzeptieren kann und mich ich die Hände der Fünfe fallen lasse.
    Damals, in Amonlonde, als ihr Khai Thees Rat suchtet und eure Vision hattet - da habe ich euch ein wenig dafür gehasst. Das mag auch daran liegen, das ich damals den Wahnwitzigen Plan fasste, euch und euren Glauben als milde Häresie der Fünfe aufzufassen und zu bekehren, und damit die Situation mit Damorg zu lösen. Einen Fehler, den ich nie wieder wiederholen würde, und für den ich euch noch nicht um Verzeihung gebeten habe. Kein Priester sollte versuchen einen anderen Priester, dem er wohlgesonnen ist, von seiner Quelle abzuschneiden.
    Aber was hat euch diese Vision gebracht? Ihr steht einem Anspruch an euch selbst gegenüber der euch zerbrechen muss. Selbst wenn ihr einmal die mächtigste Elementepriesterin werden solltet, werdet ihr immer noch noch fehlerhaft, beschränkt und damit menschlich sein und die Leitung der Elemente oder der Fünfe benötigen. Bei El Gar meine ich diese Demut zu spüren ...


    Luicatus schiebt sich erst Mal wieder einen Löffel Eintopf in den Mund, bevor dieser weiter erkaltet und kaut konzentriert


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  • Alanis lauschte konzentriert. Hie und da musste sie lächeln, aber auch das ein oder andere Stirnrunzeln ist dabei. Sie mußte Luicatus dringend einmal mit ihrer Blutegelzucht bekannt machen - immerhin war sie sich sicher, eine völlig neue Sorte herangezüchtet zu haben. Man konnte also nicht davon sprechen, dass sie nicht forschte...sie sprach nur nicht so oft davon.


    "Das mit der mangehlnden Struktur ist durchaus richtig", gab sie zu, zuckte dann aber mit den Schultern. "Wir sind ein Wanderorden. Wir treffen uns hie und da, tauschen uns aus und gehen dann wieder auseinander. Khai Thee reist inzwischen so gut wie gar nicht mehr, El Gar hat eine neue Novizin und keine Zeit mehr. Soviel zur Struktur der Elementepriester. Meine persönliche Struktur ist ebenso durcheinander. Wenn ich hier bin, arbeite ich im Hospital, wenn ich nicht hier bin, dann arbeite ich irgendwo anders. Ein Novize wäre ein hervorragendes ordnendes Element - aber den kann ich nicht aus der Luft herbei zaubern."


    Sie nahm noch einen Löffel Eintopf, dann griff sie nochmals zum Salzfass.


    "Demut? Hm. Eine gute Frage, ob es mir an Demut fehlt. Immerhin habe ich alle Versuche, die Elemente zu bitten, aufgegeben bis auf einige wenige Momente, in denen ich als Arzt zu wenig vermochte und nun doch bitten musste. Und da wird mir sehr wohl bewußt, dass ich ein Staubkorn bin auf der Sohle der Kräfte, die unsere Welt formen. - Die Prophezeiung stammt übrigens nicht von mir. Khai Thee hatte sie. Inzwischen glaube ich, dass er sie benutzt hat, um mich von Damorg wegzulocken, was ihm auch hervorragend gelungen ist. "

  • ganz leicht resigniert lässt Luicatus den Löffel sinken und schüttelt den Kopf



    Ich sollte wohl einfach mein Maul halten, wenn ich nicht alle Fakten kenne.
    Es war damals in Amonlonde nur so, dass Eure Augen zu strahlen schienen, daher nahm ich an, dass Ihr spirituell berührt worden wart.

    nachdenklich nimmt er einen weiteren Löffel und versucht den verlorenen Faden wieder aufzunehmen.



    Struktur und Demut....Das mit dem Wanderorden lasse ich euch nur bedingt durchgehen, ElGar und KhaiThee wären davon ebenso betroffen.
    Ich muss Euch mit dem Novizen wiedersprechen. Ein Novize ordnet nicht, ein Novize zwingt euch zur Ordnung - aber wenn ihr ihm keine Struktur bieten könnt, ist er wie ein junger Baum, den ihr an einem krummen Strecken anbindet. "Wie der Herr, so dass Gschärr" sagt man in Grefenland. Ein Novize würde gnadenlos eure Strukturiertheit offen legen. Dass ist bei mit Kindern: Sie retten keine Beziehungen, sie zerstören keine Beziehungen, die ordnen sie nicht, sie verwirren sie nicht - sie legen einfach nur sehr schnell den Kern der Dinge offen.
    Daher will euch gar nicht zu einem Novizen raten oder abraten. Mit wurden meine aufgezwungen, jede Novizin hat sich jedoch in ihren Bahnen entwickelt.


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  • "Oh, berührt war ich schon", nickte Alanis und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Becher. "Wie sollte man es nicht sein, wenn das eine Bein in der Priesterschaft steht, das andere bei einem Mann und man sich monatelang gefragt hat, welcher Weg der Richtige ist - und man dann einen so eindrücklichen Hinweis erhält? Khai Thee kennt mich. Er wußte, wenn er mir von der Prophezeiung erzählt, werde ich meine Pflichten erkennen und mich ihnen wieder zuwenden. Das hat er gut gemacht. Irgendwie."


    Sie runzelte kurz die Stirn, so als wäre dieses Eingeständnis sehr widerwillig geschehen.


    "Ihr empfindet Khai Thee als strukturiert? Den Mann, der im Zorn Maisfelder abgebrannt und Hexenverbrennungen sabotiert hat? Der gerne Alkohol trinkt und mit allem flirtet, das halb so alt ist wie er? Strukturiert?" Nun schmunzelte Alanis. "Oder El Gar, der mit dem Feuer ein Problem hat und mit einem wilden Wolfsrudel gezogen ist? Der als Söldner seine Dienste anbietet, wenn man ihn gut bezahlt?"

  • Luicatus scheint ein klein wenig entzückt zu sein, das dieses Gespräch auf der Ebene des von ihm geschätzten Verbalduells mit spitzen Repliken angekommen ist.
    Alleine als Alanis abwertend von Söldnern spricht, wird sein Mund ein schmaler Strich.


    Bei sich denkt er noch: "Ich sollte kürzere Pausen machen, bevor mich Alanis wieder unterbricht und aufs Glatteis führt

    Collega, da habt Ihr mich leider falsch verstanden, wenngleich ich mich wohl ungenau ausgedrückt habe. Mitnichten empfand ich KhaiThee jemals als strukturiert. Dass in Eurem elementaraffinen Glauben El Gar ein Problem mit Feuer hat, wundert mich nicht, er erschien mir immer als das klassische "stille Wasser" Aber ich sprach von Struktur UND Demut.
    Ja, El Gar war ein Brunnen aus dem ich schöpfen konnte, als Ihr mir noch Rätsel auf gabt. Diese ruhige, tiefe Art wirkte auf mich ausgeglichen und demütig. Sollte er und sein Weg Euer Vorbild sein?
    KhaiThee lieferte mir die den akesteragefälligen Geist und das entsprechende Feuer mich mit Eurem Glauben auseinandersetzen zu müssen. Hohepriester haben einen ...sehr eigenen Bezug zur Demut
    einen Augenblick schweifen seinen Gedanken zu seiner Mutter Oberin Solaria ab Sollte er und sein Weg Euer Vorbild sein?
    Beide gehen auf ihre eigene Art und Weise mit Strukturen um, und zeigen eine eigene Art von Demut -demütige Klosterbrüder sind sie beide nicht. Das ist die Bedingung, unter der ich euch die "Entschuldigung" des "Wanderordens" durch gehen lasse.
    Aber, wie wirken die beiden auf Euch? ich habe den Eindruck dass sie Euch strukturieren und auch Eure Demut wecken können. Selbst wenn sie Euch perfide manipulieren.
    Demut heißt aber nicht einfach sich unterzuordnen und den Kopf einzuziehen, sondern ein Gefühl für die eigene Bedeutung und ihrer Geringheit zu erhalten.
    Also: Ihr seht die Makel Euer Lehrmeister - und Ihr seht euch. Was sagt Euch das über einen Novizen, den Ihr ausbilden würdet? Was sagt Euch dies über Eure Gabe Euch selbst etwas beizubringen oder aus anderen Quellen zu lernen. Ist einer der beiden auch nur ein halb so guter Heiler wie Ihr?

    Luicatus zeigt sein selbstgefälligstes Haifisch lächeln

    Aber danke, das Ihr die Schwächen meiner Argumentation aufgezeigt habt - das war sehr lehrreich


    Zurück zu Euren Problemen. Ich kann Euch nur Fragen stellen, Ihr müsst sie für euch selbst versuchen zu beantworten - zu unterschiedlich sind einfach die Umstände, in denen wir spirituell agieren
    Ich schulde Euch aber noch den zweiten Rat.
    Ihr scheint wieder in einem Missverhältnis eurer Balance zu sein, ähnlich wie damals, als ihr aus Daynon zurückkehrtet und eure Farben wechseltet. Vorher hattet Ihr euch lange als Heilerin definiert, damals zogt Ihr euch auf das Priestertum zurück. Nun stellt ihr fest, euer Priesterdasein ist erschüttert, aber die Heilerin "funktioniert" Was heißt dies? Dies heißt eben nicht sich wieder auf die Heilerin zurückzuziehen, sondern die Priesterin neu zu erfahren. Das heißt: Mystizismus
    Währt ihr in meinem Orden, würde ich euch eine fünf mal fünf stündige Sternenliturgie verordnen oder ein intensives Studium der Visionen des Sanctus Astral. Irgend etwas ganz und gar unprofanes, das ein Erweckungserlebnis auslösen kann.
    Ich weis nicht, wie man dies in eurem Orden macht, um das Wesen der Elemente zu erfahren, ob ihr euch nackt auf Berggipfel setzt, euch lebendig verbuddeln lasst oder extensiv im Meer badet. Vermutlich wäre es für euch am besten, ein paar Tage in den herbstlichen Wald zu gehen und den schwellenden Zyklus des Seins zu erspüren. Eine erbauliche Liturgie für eure Gläubigen zu zelebrieren wird weniger euer Weg sein. Um so mehr wundert mich Euer Anziehung an das silberne Licht. ihr scheint nach etwas zu suchen, was ihr im Sein noch nicht gefunden habt.


    Das sind im wesentlichen meine Ratschläge
    - werdet euch über eure Strukturen und eure Demut im klaren
    - entzündet das Feuer des Glaubens in euch


    Ich weis nicht ob meine Meinung euch hier hilft. Ich weis nur das ich Euch als Freundin mag, als Heilerin hoch schätze und Ihr mir als Priesterin oft fremd seid. Aber ihr seid eine gute Gastgeberin und Köchin


    vor erst schweigend löffelt der Pater weiter


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    denkt dran: wir machen nur ein RollenSPIEL


  • Alanis schüttelte den Kopf.


    "Mein Priestertum ist nicht erschüttert, Luicatus. Es ist lediglich in einem momentan sehr fehlerhaften Körper beheimatet, an dessen Reparatur ich arbeite. Das hat nichts mit mangelndem Glauben zu tun, sondern mit realistischer Einschätzung des Schadens, der an mir angerichtet wurde."


    Sie schmunzelte und drehte den Wasserbecher zwischen den Handflächen.


    "Und Ihr müsst mir noch ein Beispiel für meine mangelnde Demut geben."

  • Fast als würde ein mittelgroßes Tier durch das Unterholz brechen hörte es sich an, als der kleine stachelige Kerl sich seinen Weg durch die Ausläufer des Gartens bahnte. Ohne Rücksicht auf Gestrüpp wühlte er sich auf der Suche nach Insekten und anderen Leckereien durch das raschlige Blattwerk, das den herbstlichen Boden bedeckte.


    Grunzend und schmatzend machte er sich über den fetten Engerling, den er aus einem Loch in der Erde geholt hatte. Dann sah er sich mit seinen kleinen, glänzenden Knopfaugen um. Ob er schon nach einem Quartier für den Winter suchte? Bei welchem Manöver er seine Stacheln durch das Blatt gebohrt hatte, das nun raschlig braun vertrocknet aber hartnäckig an seinem Rücken haftete, das wusste er nicht mehr. Aber wirklich stören tat es auch nicht.

  • Luicatus und Alanis stritten sich noch eine kleine Weile freundschaftlich hin und her, bis Alanis den Pater wieder auf den Weg zu Schwester Selena und den Novizinnen jeden Alters schickte, da sie sich selbst auf den Weg zur Arbeit im Hospital machen musste.... .


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    Einige Tage später:


    Thraxas stand oberhalb eines Hauses auf der Spitze eines Hügles über dem Meer. Der Blick war weit und ungetrübt. Am Horizont lagen Inseln wie Farbtupfer im Blau des Meeres.
    Weiter unten am Hang lag ein kleines Haus, frische Wäsche flatterte an einer Leine im Wind, Fenster und Türen waren weit geöffnet. Ein ordentlicher Garten neben dem Haus kompletierte den Eindruck von einem schönen Zuhause.


    Thraxas lächelte, als er an die Frau dachte, die dort wohnte und er glaubte sich ihr Haus genauso vorgestellt zu haben. Als einen friedlichen Rückzugsort von den Strapazen der Kriegszüge, fern von all dem Trubel einer Stadt, in der man keinen Atem für die neuen Anstregungen schöpfen konnte.


    Trotzdem mußte er sich fast zwingen weiterzugehen, eigentlich wollte er umdrehen und ... weglaufen. Ja, weglaufen war das richtige Wort. Er wollte vor seiner Verantwortug weglaufen. Aber darin hatte er keine Übung und so war es dann doch nicht so schwer einfach weiterzugehen.
    Vorsichtig bog er um die Ecke des Hauses hin zur Vordertür, blieb dann wie angewurzelt stehen und nahm das Bild in sich auf, ein Bild voller Frieden, wie die Priesterin dort vor dem Haus in der Sonne saß, die Augen geschlossen, eine Tasse dampfenden Getränks in der Hand.


    "Phex mit euch, Frau Alanis und möge das silberne Licht euch stehst leiten!" sagte er sanft, ging auf ein Knie und fügte hinzu: "Ich bin gekommen, euch demütig zu bitten mich als Schüler anzunehmen, euer Gnaden."


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    Alanis war müde. Sie hatte eine Nachtschicht im Renascâner Hospital hinter sich und war erst im ersten Morgengrauen wieder in ihr Haus gekommen. Doch selbst da hatte sie kaum Schlaf gefunden und so hatte sie die Zeit genutzt, um Wäsche zu waschen und durchzulüften. Schließlich brühte sie sich eine Kanne belebenden Tees aus Zitronenmelisse auf und schlenderte vor ihre Haustür, um sich auf ihrer Bank niederzulassen und sich die blasse Herbstsonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Den Rücken gegen die Hauswand gelehnt, hatte sie ihre Hände um die warme Tasse geschlossen und döste vor sich hin. In ihrem Zuhause verzichtete sie auf Hut oder Schleier, sondern trug die Haare in einen lockeren Zopf geflochten, der über die Schulter ihres schlichten tiefgrünen Wollkleids fiel.


    Dass sie jemand ansprach, bewirkte genau drei Dinge. Sie erschrak, schlug die Augen auf und ließ fast die Teetasse fallen. Ein Teil des mild riechenden Kräutergetränks schwappte über den Rand und auf Alanis Rock. Dann fasste sie sich wieder, als sie erkannte, wer sie besuchte und stellte die Tasse auf der Bank neben sich ab.
    Ihr Gesichtsausdruck wechselte von überrascht zu erfreut zu komisch unangenehm berührt.


    „Thraxas. Willkommen.“ Sie lächelte und erhob sich, ihm die Hand entgegenstreckend. „Steh bitte auf. Du musst doch nicht für etwas knien, das ich Dir schon gerne angeboten habe.“


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    Der Landsknecht nahm Alanis Hand und führte sie zu seinen Lippen. Er hauchte ihr einen Handkuss darauf, ohne ihre Haut mit seinen Lippen zu berühren, dann erhob er sich und ließ ihre Hand los.
    "Ich danke, für eure Güte, euer Gnaden."
    Betreten schaute er auf den Fleck auf Alanis Rock. "Verzeiht mir, daß ich euch erschreckt habe, dies war nicht meine Absicht.
    Außerdem seht ihr müde aus. Wenn ich gerade ungelegen komme kann ich später oder an einem anderen Tag..."


    ----


    Nun hatte es Thraxas geschafft. Alanis stieg die Röte in die Wangen, was bei ihr ziemlich selten vorkam. Sie räusperte sich, um das kurze Unbehagen abgleiten zu lassen.


    "Nein, Du störst gar nicht. Und es ist nur Tee, das trocknet", gab sie freundlich zurück und nahm dann mit einer Hand die Tasse von der Sitzbank, während die andere eine einladende Bewegung in Richtung der offenen Haustür machte. "Komm doch hinein", bot sie an und setzte dann schnell hinzu: "Aber bitte Vorsicht mit dem Kopf, die Decke ist recht niedrig."


    Ganz zu schweigen von den Lebensmitteln und Kräuterbündeln, die in der Küche von der Decke hingen.


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    Thraxas lächelte bei Alanis Warnung und sagte amüsiert: "Das Problem kenne ich, viele Häuser sind leider etwas niedrig gebaut.
    Bitte geht voran, Frau Alanis, ich folge euch."


    ----


    Alanis betrat die Küche, die zu ihrer Erleichterung an diesem Morgen recht aufgeräumt wirkte. Auf dem kleinen Tisch, der von drei Seiten mit Stühlen bestückt war, stand auf einem Stövchen die Teekanne und auf der Ablagefläche neben dem Spülstein wartete sauberes Geschirr darauf, zurück in den Küchenschrank geräumt zu werden. Über der Lehne des gemütlich wirkenden Sessels, der nahe am leise züngelnden Herdfeuer stand, lag ein graues Kleid und der Nähkorb stand direkt daneben, um an die notwendige Arbeit zu erinnern. Der Herd selbst war recht großzügig angelegt und mit Kochgeschirr reichlich ausgestattet. Eine große Metallplatte, die hinter der Feuerstelle in die Wand eingelassen war, sprach von bescheidenem Wohlstand - nicht jedes Haus verfügte über eine solche Art von Heizung, die auch den Raum auf der anderen Seite der Platte erwärmen konnte. Dass es dort noch einen Raum gab, verriet die verschlossene Tür neben dem Herd.


    An den dunklen Deckenbalken hingen bündelweise verschiedene Kräuter, die im Klima des Raums in Ruhe trocknen konnten und auch in die Seite der schmalen Holztreppe, die am Ende des Raumes ins Obergeschoss führte, waren Nägel eingeschlagen worden, an denen Grünzeug hing. Unter der Treppe gab es eine kleine Klappe im Boden, die mit einem metallenen Ring versehen war - unzweifelhaft der Zugang zu einem Keller. Ein Waschzuber, groß genug für eine Menge Wäsche oder einen kleinen Menschen, lehnte in einer Ecke an der Wand.


    Alanis wartete, bis Thraxas ihr gefolgt war und machte dann eine alles umfassende Geste.


    "Der wichtigste Raum hier - und der wärmste im Winter." Sie deutete in Richtung der Treppe und warf dem Mann dann einen fragenden Blick zu. "Ich habe oben das Gästezimmer - wenn Du hierbleiben willst, steht es Dir natürlich gerne zur Verfügung. Es sei denn Du ziehst es vor, in der Herberge oder dem Wirtshaus unterzukommen."


    ----


    Der Landsknecht war der Priesterin in die Küche gefolgt und atmete nun den würzigen Duft der trocknenden Kräuter ein, was ihm ein wohliges Gefühl vermittelte. Schön war diese Küche, selbst Birnoscha, seiner hügelzwergischen "Mutter" hätte sie gefallen.
    Bei Alanis Worten lachte er leise erwiderte aber nur: "Ich mag Küchen, besonders solche wie diese hier."
    Dann schaute er kurz die Treppe hinauf und dann wieder zu Alanis. "Ich ziehe es vor hier bei euch zu bleiben, euer Gnaden, denn dann bleibt mehr Zeit für die Unterweisung und die kann mich hier vielleicht auch nützlich machen, wenn ich euch schon die Zeit stehle."
    Schnell fügte er noch an: "Ich möchte aber nicht, daß es wegen meiner Gerede im Ort gibt oder ihr Scherereien habt."


    Direkt danach fragte er sich, was er da eigentlich redete und wie er das tat. Er war Thraxas, über vierzig Winter hatte er überlebt, unzählige Schlachten und Scharmützel, mehr als einmal hatte er sich von Golgaris Rücken gerettet und den Todesvogel alleine weiterfliegen lassen und nun redete er wie ein Praiostagsschüler an seinem ersten Tag mit dem Geweihten.


    Allein, er konnte nicht anders. Dies wurde ihm klar, als er dachte, was es mit diesen Unterweisungen auf sich haben würde. Er würde neue Tiefen seiner Seele ergründen, er würde dazu sicher sein Innerstes vor Alanis ausbreiten müssen. Er hatte keine Ahnung, was ihm bevorstand, sie war die Kenntnisreiche. Sie war jetzt seine Meisterin, er ihr Schüler. Es war recht so, er hatte Respekt und Demut an den Tag zu legen.


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    Alanis hörte ihm zu und gegen Ende runzelte sie die Stirn. Sie stellte ihre Teetasse mit dem nunmehr kalten Inhalt auf dem Tisch ab und stemmte die Hände in die Hüften.


    "Thraxas, um es von Anfang an klarzustellen: ich habe Dich eingeladen und Du bist mein Gast. Damit bist Du eine Weile ein Teil meines Lebens. Ich verstehe nicht, wie Du auf den Gedanken kommst, dass Du mir etwas stehlen könntest. Im Gegenteil - es muss sich vielleicht noch herausstellen, wer hier der Meister ist und wer der Schüler."


    Ihr Blick wurde milde und die feinen Lachfältchen neben ihren graugrünen Augen vertieften sich.


    "Um was meinen guten Ruf hier angeht -." Sie machte eine wegwerfende Geste. "Komm, ich zeige Dir Dein Zimmer."


    Sie verharrte noch einen Moment, um seine Reaktion auf ihre Worte abzuwarten.

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    Der Landsknecht runzelte bei den deutlichen Worten die Stirn. Sie glättete sich aber sofort, als Alanis Blick wieder freundlicher wurde. Dann lächelte er und sagte: "Gern, folge ich euch gleich, aber ich habe - wie es gute Sitte ist - noch ein Gastgeschenk mitgebracht." Bei diesen Worten öffnete er seinen Beutel, zog etwas in Wachstuch geschlages heraus, legte es auf den Tisch und schlug das Tuch beiseite.
    Auf Alanis Küchentisch lag nun ein stattlicher Fasan.


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    Alanis Augen weiteten sich kurz, dann glitt ein Ausdruck von Vorfreude über ihr Gesicht.


    "Gäste, die das Abendessen mitbringen, sind mir die Liebsten."


    Dann bedeutete sie Thraxas, ihr zu folgen, raffte ihr Kleid geschickt mit einer Hand und stieg dann die Treppe in den ersten Stock hinauf. Der Raum, der direkt über der Küche lag, war ohne Zweifel das Arbeitszimmer und ebenso ohne Zweifel ziemlich unordentlich. An einer Wand stand ein breiter Tisch, auf dem sich bündelweise Kräuter und viele Flaschen verschiedener Größen befanden, die zum Teil leer, zum Teil mit Flüssigkeiten und Reagenzien befüllt waren, in denen sich bunt das Licht fing, das durch die zwei Fenster in den Raum drang. Leere Tiegel, Mörser, ein Brocken Bienenwachs, Messer und Brettchen, Kerzenleuchter, getrocknetes Moos, Eierschalen und ein großes, mit Wasser und Blättern gefülltes Glasgefäß, in dem Blutegel herumkrochen... . Ähnlich ungeordnet sah es in dem Regal aus, das an der anderen Wand stand. Hier war auf zwei Brettern gelagert, was aus Papier war oder damit zu tun hatte. Ledergebundene Bücher, gerollte Pergamente, eine Schachtel mit gefalteten Briefen, Tintenfässchen, verschiedene Federn in einem Glas. Die anderen zwei Regalbretter waren sorgfältig mit Stoff ausgelegt und darauf ruhte ein umfangreiches medizinisches Instrumentarium. Arztbesteck aus Metall, Holz und Knochen, ein Hörrohr aus Holz, verschiedene verschlossene Tiegel, Verbände und eine kleine Puppe aus Holz, die aus einem Ständer ruhte und auf deren Gliedern verschiedene schwarze Punkte eingezeichnet waren.


    Mit all diesen Dingen waren zwei Wände des Raums gefüllt, doch die dritte unterschied sich recht eindeutig von ihnen. An der weiß gekalkten Wand hing ein großer Wandteppich, der den Elementeknoten darstellte, das Symbol von Alanis Glauben. Auf einem Tisch darunter, der mit einer kostbar bestickten Tischdecke bedeckt war, stand eine Räucherschale, die mit Sand und der Asche vergangener Räucherungen gefüllt war. Ein leichter Duft von Weihrauch und etwas Anderem, dessen lockende Note sich mit dem Weihrauch verband, lag noch in der Luft. Von der offenen Tür zum Nebenraum, dem Gästezimmer zog es leicht, denn dort war ein Fenster geöffnet.


    Alanis berühte mit den Fingern das Amulett, das sie um die Hals trug und verneigte sich in Richtung ihres Schreins. Dann machte sie die Treppe frei, damit Thraxas ihr folgen konnte.


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    Der Landsknecht war zwei Schritte hinter Alanis auf der Treppe und wäre fast in sie hineingelaufen, als sie oben stehengeblieben war. Erst wollte er eine launige Bemerkung machen, aber dann stieg ihm der kalte Weihrauchduft in die Nase und verdrängte Bilder aus der Vergangenheit trafen ihn wie ein Faustschlag.


    Er und der dunkle Priester im Kampf. Die Flucht aus Derduwath. Wismerhills Zorn und Zoes Hass. Der Steckbrief. Seine grenzenlose Enttäuschung über die Blindheit der anderen. Talitas Gesicht - ihre Angst vor ihm. Der Prozeß in Kargath.
    Benommen schüttelte Thraxas den Kopf und blieb noch stehen, weil er gar nicht bemerkte, daß Alanis weitergegangen war.


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    Alanis war schon in der Tür des Gästezimmer, als sie sich bewußt wurde, dass Thraxas Schritte hinter ihr verklungen waren. Sie wandte sich um, eine Hand auf den Türrahmen legend und legte den Kopf schief.


    "Alles in Ordnung?", fragte sie, vermutend, dass ihn irgendetwas abgelenkt hatte. Immerhin gab es in einer neuen Umgebung immer viel zu entdecken.


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    Thraxas' Kopf folgte dem Klang der Stimme, aber seine Augen sahen durch Alanis hindurch. Wenige Wimperschläge später klärte sich sein Blick und er sagte: "Ja, alles in Ordnung, meine Gedanken sind nur gerade ein bisschen abgeschweift, verzeiht."
    Dann überwand er die letzen paar Schritte bis zum Gästezimmer zügig und warf einen kurzen Blick hinein. "Sehr schön." brummte er.


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    Alanis rechter Mundwinkel zuckte hoch - ein volles Lächeln sah man bei ihr eher selten.


    "Mir wäre wirklich sehr geholfen, wenn Du aufhören würdest, Dich ständig zu entschuldigen. Bisher kann ich noch kein grobes Fehlverhalten Deinerseits feststellen."


    Sie ließ den Blick durch das Gästezimmer schweifen. In einer Ecke gab es einen großen, verschlossenen Schrank, daneben zwei verschlossene Kisten. Das Bett war frisch gemacht und neben ihm stand eine leere Truhe, deren offener Deckel dazu einlud, sie zu befüllen. Es gab ein Nachtschränkchen, einen kleinen Tisch und einen Schemel dazu.


    "Nichts Großartiges, aber im Gegensatz zur Zimmerdecke ist das Bett groß genug, wie ich hoffe."


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    "Es wird genügen." antwortete Thraxas. "In fast 30 Jahre im Feld oder in Kasernen lernt man ganz andere Dinge kennen." Er lächelte sie an.
    "Ich habe bei euch keinen Stall gesehen, meine Tiere stehen jetzt noch in der Herberge und ich weiß nicht, ob sie dort bleiben können, wenn ich selber dort nicht nächtige. Wißt ihr von einem Mietstall oder einer anderen Möglichkeit für meine Braue und Bergfuß?"


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    Die Priesterin überlegte kurz. Da sie keine Tiere hatte - von Moclin einmal abgesehen und der kam eh nur, wenn sie Essen unbeaufsichtigt herumliegen ließ -, hatte sie sich über so etwas bisher nie Gedanken gemacht.


    "Es gibt keinen Mietstall hier, daher denke ich, dass es wird kein Problem sein wird, sie noch ein, zwei Tage dort stehen zu lassen. Aber da ich heute Nachmittag eh noch einmal in die Stadt gehen muss, kann ich mich für Dich umhören. Der ein oder andere Bauer hier in der Umgebung schuldet mir noch etwas und hat vielleicht ein Platz in seiner Scheune. - Muss bei den Tieren etwas beachtet werden?"

  • "Eigentlich nicht. Nur Bergfuß kann manchmal etwas störrisch sein." erwiderte der Landsknecht schnell. "Wenn ihr tatsächlich einen Gefallen für mich einfordern wollt, dann nehme ich das dankbar an, die Tiere sind mir wichtig. Wenn es irgend möglich ist, würde ich sie auch gern nicht zu weit weg haben, da ich jeden Tag Abends nach ihnen sehen möchte. Und natürlich werde ich dem Bauern einen angemessenen Preis zahlen oder seine Familie kostenlos medizinisch versorgen, soweit nötig und in meiner Macht.


    Wenn ihr dieses Angebot unterbreiten würdet und mit euch als Fürsprecherin findet sich sicherlich etwas." war Thraxas überzeugt.