Das Hospital von Renascân (2)

  • Edric nickte, und presste die Lippen kurz aufeinander


    "Tja. Wer weiß schon, womit man rechnen kann, und womit nicht. Die Götter wissen, was sie für uns bereit halten, und die kümmern sich wenig um unsere kleinen Gedankenspiele."


    Ein Augenblick der Stille


    "Geht es euch denn gut?"


    Im Grunde eine Standard-Frage eines Heilers. Diesmal klang sie jedoch anders. Nicht, als ginge es um einen geheilten Knöchel oder einen überwundenen Keuchhusten.

  • Alanis hatte Edric die Hand derweil entzogen. Nicht, weil sie den Heiler nicht mochte oder schätzte. Einfach, weil ein Frösteln durch ihre Schultern gelaufen war bei seiner Frage nach ihrem Wohlergehen.


    "Natürlich geht es mir gut", antwortete sie zögerlich und formulierte ihre nächsten Worte sehr sorgfältig. "Ich habe den Weg des geringsten Widerstands gewählt und damit viel Glück gehabt."


    Stolz war sie auf ihr Fortlaufen wahrlich nicht, das sah man an dem Ausdruck von nach innen gerichteter Abscheu, der über ihr Gesicht glitt.


    "Es ist gut, dass Ihr wieder hier seid. Dann kann wohl alles in seine neuen Wege finden."


    Dass es nicht mehr so sein würde wie vorher, war ihnen wohl beiden klar.

  • "Glück war euch vergönnt, ihr habt es nicht einfach so gehabt. Und auch das im Rahmen der Möglichkeiten. Ihr habt eure Entscheidung so getroffen, wie ihr sie getroffen habt. Ihr werdet eure Gründe gehabt haben, die mich aber nichts angehen sollten."


    Wieder entstand eine kurze Pause. Kurz, aber lange genug, um quälend zu sein


    "Alles wird in seine Wege finden. Wie neu sie sein werden, das wird sich weisen. Das Hospital ist wieder geöffnet, das sollte man zu schätzen wissen. Es kann wieder etwas für die Leute getan werden, die Hilfe, Sorge und Pflege benötigen. Das ist gut."

  • Alanis biss sich auf die Unterlippe, äußeres Zeichen ihrer Unsicherheit. Dann jedoch richtete sie sich ein wenig auf und nickte Edric knapp zu. Sie hoffte zudem, dass die Botschaft ihrer folgenden Worte klar genug war.


    "Dann wünsche ich Euch in Zukunft viel Erfolg. Das hier sind alles gute Leute, die in der vergangenen Zeit loyal zusammenstanden und einen klaren Kopf behalten haben. Ihr könnt stolz auf sie sein."


    Ihre Mundwinkel hoben sich kurz.


    "Aber das wisst Ihr ja."

  • Der Heiler nickte


    "Ja, das weiß ich. Die Situation war nicht leicht. Für keinen von uns."


    Er ging zu seinem Schreibtisch und zog seinen Stuhl heran, dass er an der Ecke des Tisches Platz nehmen konnte, ohne dass das Möbel zwischen ihm und Alanis stand


    "Wenn ihr euch setzen möchtet..." fügte er hinzu und zeigte in Richtung eines der Stühle, die unweit standen


    "Ich muss zugeben, dass ich etwas überrascht bin. Ich hätte nicht gedacht, euch wieder zu sehen. Überhaupt. Und erst recht hier, in Renascân."

  • Alanis zauderte sichtlich, doch dann setzte sie sich schicksalsergeben. Die schwere Tasche mit ihren Einkäufen - ihr fiel erst in diesem Moment auf, dass sie zum ersten Mal für eine Person eingekauft hatte, nicht für zwei - stellte sie neben dem Stuhl auf den Boden.


    "Ich habe meine Verbindungen, die mir verraten haben, wann die Luft rein für mich war", erklärte sie mit einem dünnen Lächeln. Sie faltete ihre Hände im Schoß und sah Edric direkt an. "Ich hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, noch einmal herzukommen, weil ich mir nicht vollends sicher war, wo Gerechtigkeit endet und Willkür beginnt. Das Ergebnis hat mich - angenehm überrascht, wenngleich es nichts ungeschehen macht. Aber warum überrascht es Euch, mich zu sehen? Lagen all meine Motive und Gedanken so offen zutage?"

  • "Der Gerechtigkeit wurde selbstverständlich genüge getan. Willkür ist etwas für Schreckensherrschaften, für anderswo, und schließlich sind wir hier in Renascân. Die Obrigkeit handelt und lenkt zu unser aller Gunsten und Wohlergehen, in ihrer Weisheit, ganz im Sinne göttergegebenen Ordnung, ganz im Sinne des höchstehrenwerten Rates der Tempestarii zu Magonien."


    Ein unwirkliches, fast eisige Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln


    "Ich kenne die Motive und Gedanken für euren Weggang nicht. Ich werde nicht danach fragen, das steht mir nicht zu. Ich möchte sie auch nicht kennen. Ebenso steht es mit den Motiven, zurückzukehren. Ich bin Heiler, ich habe über Krankheiten und Verletzungen zu urteilen und darüber, wie man sie behandeln kann. Für alle anderen Urteile bin ich der falsche Mann. Es überrascht mich jedenfalls, dass ihr Renascân nicht gänzlich den Rücken gekehrt habt. Und ich freue mich, euch zu sehen. Wohlbehalten. Wie ich sagte."

  • Alanis Augenbraue wölbte sich ironisch, doch sie verkniff sich jeglichen Kommentar zu Gesetzessystemen und Göttern an sich und der Obrigkeit im Besonderen. Stattdessen erklärte sie ganz sanft:


    "Wenn Ihr das glaubt, wird wohl stimmen, Edric. Schlimm, wenn es nicht so wäre, denn an was könnte der Mensch sonst noch glauben?"


    Sie hob die Schultern und lächelt nonchalant.


    "Eine meiner Schwächen ist nun einmal meine unbezähmbare Neugierde. Ich wollte sehen, wie es Euch und dem Hospital ergeht und nun ziehe ich wieder meiner Wege."Sie erhob sich wieder und reichte Edric die Hand. "Ich bleibe nicht lange, vielleicht bis zum Jahreswechsel. Wenn Ihr im Hospital Not am Mann habt, helfe ich gerne ein paar Stunden aus." Ein kaum merkliches Zögern. "Und wenn Ihr Interesse an einem Gespräch habt - Ihr wisst ja sicherlich, wo ich wohne."

  • "Dann hoffe ich, dass ich die Neugierde befriedigen konnte. Mir geht es, wie ihr seht, natürlich gut. Und dem Hospital ebenso, sogar besser, also zuvor. Man hat uns mit weiteren Mitteln ausgestattet, damit wir uns noch besser um unsere Fälle kümmern können. Und damit solche unschönen Missgeschicke, wie sie mir bei den Büchern nun einmal unterlaufen sind, nicht wieder vorkommen."


    Wieder zuckten seine Mundwinkel und froren für einen kurzen Augenblick ein


    "Aber ich danke für die Nachfrage und Neugier. Und für das Angebot. Für beide, um genau zu sein."

  • Alanis lächelte kurz und legte für einen Moment ihre freie Hand auf Edrics Unterarm. Ihr Blick glitt nochmal prüfend über sein Gesicht. Dann zog sie sich von ihm zurück und nahm ihre Tasche hoch. Sie konnte lediglich Vermutungen darüber anstellen, was mit dem Mann in der Gefangenschaft geschehen war, doch sie unterließ es, nachzufragen. Seit ihrer eigenen Gefangenschaft in Daynon hasste sie die überfürsorgliche Fragerei ihrer Freunde und Weggefährten über alles.


    "Die Fünfe mit Euch." Sie neigte leicht den Kopf. Dieses Mal kamen ihr die Worte ohne Probleme über die Lippen, denn sie waren ernst gemeint und nicht wie sonst die übliche Begrüßungsfloskel. "Gute Nacht."


    Dann verließ sie Edrics Büro und schließlich auch das Hospital wieder, um zurück in ihr Haus zu gehen.

  • mitten in der Nacht erhebt sich Indis von ihrem Platz am Fenster und legt ihren Mantel um. Sie schaut sich kurz um und legt dann einen Brief der an Delpior adressiert ist auf das Deckbett...dann seufzt sie kurz und zieht die Kaputze auf und macht sich auf den Weg zum Hafen...sie dreht sich nicht um sondern schaut nach vorne...das vergangene soll vergangen bleiben...bald ist die kleine Elfe im Getümmel des Hafens verschwunden......








    *= Inhalt des Briefes ging per PN an Delpior ;)

  • Nachdem Narvi wie auch die anderen wieder aus Weltenwacht zurück gekehrt waren, wurde sie von den Gardisten umgehend zum Hospital gebracht. Das Bein schmerzte unentwegt und sie hielt schon die 6. Woche damit aus. Da es sehr abstrakt abgestanden hatte, war es ihr Recht, dass sich kein Magiekundiger an einer Heilung versucht hatte. "Das braucht Zeit." hätte Bruna gesagt. Und da gab Narvi ihr durchaus Recht. Abr dass wochenlanges Liegen, gelegntliches Sitzen und seltenes Laufen unter Schmerzen dann doch am Gemüt nagten, hatte sie nicht geahnt- nicht in diesem Ausmaß.


    Gerade überprüfte sie, ob die aufgetragene Wundsalbe ausgehärtet war und verband sie wieder fest. Seit geraumer Zeit hatte sie ihre reguläre Pflege übernommen. Nur was die Verpflegung anging war sie völlig auf andere angewiesen. Bei Hunger, Durst oder dem Bedürfnis nach einem Nachttopf musste sie sich melden. Das war ihr dermaßen zuwider, dass sie sich einen Wasserkrug und einige Stücke Gemüse hatte bereitlegen lassen. Doch dadurch war die Langeweile auch noch nicht gebannt. Als Finlay Brief sie erreichte schrieb sie schnell zurück, da sie sich sehr über den Kontakt nach draußen freute.


    Sie schnaufte betreten beim Gedanken an die missliche Lage, biss ihre Lippen zusammen als der Druck auf die Wunde durch ihr Bein fuhr und umwickete weiter den Unterschenkel -immer darauf achtend den richtigen Druck darauf zu geben.


    "Blöder Mist..." murmelte sie vor sich hin

  • Mira betrat nach kurzem Anklopfen das Zimmer.


    "Hey Narvi! Was gibt es neues?", fragte sie gut gelaunt.


    "Ich dachte ich komme dich mal besuchen. Vielleicht hast du ja Lust ein bisschen raus zu gehen. Ich stütze dich, dann wird das schon klappen. Das Wetter ist so schön draußen und du Arme liegst hier die ganze Zeit drinnen rum!"


    Sie schaut Narvi fragend an.

  • Delpiors Kopf erschien in der Tür, sich seitlich hereinbeugend


    "Ah, schau an, die Garde. Kaum lässt man die Patientin aus den Augen, schon soll sie wieder für den Einsatz vorbereitet werden. Raus gehen. Und ZACK kämpft sie wieder gegen irgendwelches Kroppzeug. Jajajaja...und dafür reiben wir uns hier auf..."


    Er grinste

  • Narvi knirschte sichtlich genervt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor Ja und vor Delpior bewahrt mich keiner. Wegen gut gemeinten Anschlägen auf meine Freiheit sitze ich mir hier den Hintern platt.


    Etwas lauter setzte sie sichtlich hörbar hinzu
    Grobzeug wie den Verrückten, der zu Klump hauen wollte, meinst du wohl. Sei froh, dass Mira ihr Angebot macht, um meinen Muskeln wenigstens eine Chance zur Erhaltung zu geben.


    Narvi blickte ihn etwas offener und liebenswerter an.
    Bitte Delpior, sei so nett und gibt mir 3 Blätter Graukraut gegen die gröbsten Schmerzen. Dann können wir los ohne dass ich großartig leide...und du lässt einen Späher mal raus...tust ein gutes Werk. Sie lächelte ihn gewinnend an.

  • "Hallo Mira! Ja, dass kenne ich. Und viel zu oft ist die Garde dann auch da, wo ich bin...naja, eigentlich bin ich viel zu oft da, wo die Garde ist."


    Er trat in den Türrahmen und lehnte sich an


    "Soso, eine gute Tat, wenn ich einen Späher rauslassen. Sind für barmherzige Taten nicht die Priester zuständig? Naja...Damorg vielleicht mal ausgenommen."


    Er zuckte mit den Schultern.


    "Meister Edric hat gesagt, du darfst dich bewegen, wenn du dich schonst. Ein bisschen draußen rumhumpeln wird wohl in Ordnung sein. Krücken stehen da drüben."


    Er zeigte in eine Ecke, wo hölzerne Krücken standen...die alles andere als bequem aussahen


    "Aber übertreibt's nicht, der Bruch war ganz schön hässlich. Narvi ist ja nicht umsonst bei uns hier oben, bei den richtig guten Heilern."


    Er zwinkerte und grinste breit

  • Narvi schaute ihn mit gespielter Entrüstung an... Na...holle, das war gemein! Mira, ihr seit klasse, sonst würden die Gardisten es gar nicht lebend ins Hospital schaffen. Aber das weißt du.


    Schmunzelnd nahm sie von Delpior die Blätter Graukrazt entgegen und zerkaute sie eine Weile, holte sich dann springend auf dem rechten Bein die Krücken aus der Ecke.
    Mag sein...ich bin ungeldulig...aber was ich kann, kann ich. Wollen wir los?

  • Delpior hatte Narvi nur wenige Blatt Graukraut gegeben, einige weitere drückte er Mira in die Hand


    "Hier, man weiß ja nie. Aber nur für den den Notfall. Du weißt ja Bescheid."


    Dann schaute er Narvi streng an - für Delpiors Verhältnisse jedenfalls


    "Mehr möchte ich dir eigentlich grad nicht verabreichen. Wenn's zu sehr wehtut, dann ist das ein Zeichen, dass es zu viel wird. Und wenn du schon nicht auf mich hörst, dann hör auf deinen eigenen Körper. Übertreib's nicht, sonst humpelst du dein Leben lang...und dann ist Schluss mit Späher. Dann wirst du hier Hilfsheiler. Auf Probe! Und zwar für immer. Hindrak würde sich freuen, einen Kollegen zu kriegen."


    Dann nickte er beiden zu und verschwand ins Zimmer nebenan.

  • Narvi zwinkerte ihm keck zu Weiß ich doch, ...du siehst mich zittern wie Esmen-Laub. Sie kaute weiterhin sorgfältig auf dem bitteren Kraut und setzte sehr vorsichtig die Krücken und die Beine an, um nicht ins Wanken zu kommen.


    Na dann gehen wir mal eine kleine Runde. Zeig mir Renascan, Mira!