[Khel'Antharas] in den Wäldern

  • Endúneath bemerkt Tears Zurückhaltung, daher wartet er mit seinen Anstalten, ihrem Führer nach einem höflichen Nicken zu folgen, nicht auf ihre Reaktion. Erst danach wirft er ihr einen fragenden Blick zu.

  • Sie folgt Nyro'len, kaum, dass dieser sich wieder abgewendet hat, doch bleibt beim Gehen neben Endúneath, dessen Blick ihr nicht entgangen ist. Die anderen Elben, bleiben bei Lyrian zurück und sind kaum, dass die Wächter ihnen den Rücken zugedreht haben wieder in den Wäldern verschwunden.


    Nyro'len nimmt alsbald einen fast unsichtbaren Pfad, der hinab ins Tal führt. er lässt den beiden ihre Privatsphäre, dreht sich nicht um, noch richtet er seine Stimme an sie. Die Bäume werden lichter und unten im Tal schimmern die Lichter einer großen Baumstadt. Das Spiel vieler Windspiele und Wasserfälle ist zu hören.


    *Es ist nicht üblich, dass mein Volk hierher kommt,* versucht sie als erstes die Reaktion der Elben von eben zu erklären. *Anhors Blut wandert nicht im Herzen Khel'Antharas.*


    Dann erscheinen die ersten Ausläufer der Stadt. Die Tal ist ein Kessel, denn auf die Waldgrenze folgt ein breiter Streifen dunkelgrünen Grases, durchsetzt von breiten Wasserwegen, über die filigrane und von sanftem Licht beschienene weiße Brücken gebaut sind.


    Dahinter steigt ein großer Hügel auf und mit ihm riesige Bäume, die sich in den Himmel strecken. Stämme so dicke, dass zehn Mann sie nicht mit ausgestreckten Armen umgreifen könnten und Aufgänge aus weißem Holz oder Stein, die sich in Spiralen hinauf in die Kronen recken. Alles wirkt in das Licht unzähliger Leuchtkäfer getaucht und Wasser fällt von terassenartig angebauten Flächen aus weißem Stein in weite und von Statuen gesäumten Brunnen auf den Boden.


    Man kann nicht die ganze Schönheit dieses in sich greifenden Kunstwerks erahnen, alles ist in sich geschlossen und erscheint bei inniger Betrachtung doch als einzelnes. Diese Stadt auf Bäumen und Stein haben wahrhaftige Künstler geschaffen und sie lebt und pulsiert in einzigartiger Harmonie.


    Von diesem Anblick gleichermaßen faziniert wie erschrocken verharrt Tear zwischen gewaltigen Wurzeln, an denen Laternen und Klangspiele hängen und verfällt in Schweigen und Nyro'len hält mit ruhiger Miene inne und wartet, bis sie und vielleicht auch Endúneath seine Stadt in sich aufgenommen haben.

  • Die Blicke des Hen haben sich derweil in den filigranen Konstruktionen in der Höhe verfangen, soweit die Helligkeit das zulässt. Einmal mehr fühlt er sich an zuhause erinnert, nur dass hier viel mehr mit Stein gearbeitet wird- ein Material, das in Dúwath den Tempelhallen und Akademien vorbehalten ist. Entsprechend beeindruckt zeigen sich seine Züge, bis er sich wieder besinnt und einen etwas unsicheren Blick zwischen Tear und ihrem Führer wechseln lässt.

  • Als Endúneath sich an den Eindruck gewöhnt hat, soweit das geht, erkennt der Wächter in ihm, dass diese Stadt nicht nur voller Schönheit ist, sondern auch wehrhafter als er im ersten Augenblick erahnt hatte. Jede Brücke über den klaren Fluss der den Hügel umsäumt ist einziehbar, auch scheinen die Aufgänge in die Bäume aus schneeweißem Holz zu sein und nicht etwa geschlagen, sondern von magischer Hand so aus den Bäumen, dass sie obgleich sie Bauwerke waren, gleichzeitig auch wuchsen und so von Leben erfüllt waren. Möglicherweise bedurfte es nur fähiger Former, um sie im Falle einer Gefahr vom Erdboden zu lösen und so unpassierbar zu machen. Selbst der Stein schien mit dem Boden eins zu sein, denn jeder Sockel erschien wie ein dort an den Boden gehörender Findling aus dem man Statuen und Säulen geformt hatte.


    Tear hatte sich wieder in Bewegung gesetzt aber ihr Blick war genau wie der von Endú umhergeirrt und sie war noch immer gefangen vom Anglitz Am'Iriels so das sie kaum noch einen Schritt weiter in den Wächter vor ihr hineinlaufen würde.

  • Endúneath weicht weder aus noch zurück, stattdessen streckt er ihr seine Arme entgegen um sie sachte abzufangen.
    "Ich frage mich, ob man unsere Architektur als eine Art Mischung aus der euren und dieser hier ansehen kann..."

  • Von seiner Berührung wieder in die Wirklichkeit gebracht, senkt sie ihren Blick und sieht den Wächter einen Augenblick lang abwesend an, ehe ein entschuldigendes Lächeln über ihre Züge huscht.


    "Alles scheint lebendig und sich eins."


    "Es scheint nicht nur, es ist so." Nyro'lens Antwort ist sanft und zurückhaltend. Er war einige Meter weitergegangen und hat den beiden Besuchern ihr Staunen gelassen. Seine Hand richtet sich zu einem der architektonischen Kunstwerke aus Pflanzen und Stein. "Die Former Am'Iriels erbauen das Herz Khel'Antharas seit den ersten Zeitaltern unseres Erwachens und fügen stets ein, statt zu entreissen."


    Seine Hand senkt sich wieder und er wendet sich einem mit filigranen Laternen geschmücktem Weg aus weißem Stein zu, der tief ins Innere der Baumstadt führt.


    "Ihr werdet Zeit haben soviel ihr wünscht, um diese Stadt zu entdecken und ihre Wunder zu finden, doch nun erwartet euch die hohe Herrin. Kommt!"


    Tear belässt sich in Endús Berührung und geht Nyro'len nach. Beim Wandern zwischen den Baumriesen und den am Boden stehenden Häusern fallen sieben ansteigende Kreise auf, die durch helle Treppen jeweils zum nächst höheren führen.


    Schließlich eröffnet sich nach weiteren eindrucksvollen Gebäuden, ein heller weiter Platz, der nur von Bäumen gesäumt den Blick zu einem weiteren begrünten Hügel freigibt. Dort steht nur ein einziger Baum. Ein wahrhaftiger Riese unter anderen, schneeweiß und blattlos. Ein machtvoller Stamm, gesäumt von gewaltigen Ästen. Uralt und noch immer vom Hauch einer Macht umgeben, die den Blick sinken lässt und das Sein auf den Schlag des eigenen Herzens reduziert.


    Nyro'len verharrt in kurzer Andacht, ehe er seinen Weg fortsetzt, den Hügel des Weltenbaumes umrundet und eine Treppe hinabschreitet.

  • Ungeachtet der Worte ihres Führers verliert sich Endúneath erneut in der Szenerie und spätestens beim Erblicken des Baumes gleichen seine Schritte denen eines Traumwandlers. Seit seiner Kindheit hat er nichts mehr so beeindruckend schönes Neues gesehen... Dennoch gelingt es ihm, Nyro'len zu folgen, sodass er ein wenig erschrickt, als sie die Treppe erreichen.

  • Sie führt hinab in eine Art kleinen Park, dessen Wege in sich geschlungen an Perfektion erinnernde Muster glichen. Rankhilfen aus filigranem ja fast zerbrechlich wirkenden Steingebilden, helfen den unterschiedlichsten Blumen beim Wachsen.


    Dominiert wird der Parkt von 12 Statuen alle überlebensgroß und voller Schönheit. Sie säumen die Wege und werden umrahmt von leuchtend violetten Blüten sie sich um ihre Sockel winden. Elben so schön und alt, dass allein ihr Anblick, Grauen und Liebe zu gleich hervorruft.


    Nyro'len nimmt einen der abseits gelegenenen Wege, doch bald wird klar, dass er durch das komplizierte Muster alsbald in die Mitte des Parks abdreht und schließlich die Sicht auf eine von weißem Stein umfasste Anhöhe. Dort steht ein Baum mit eben violetten Blüten wie die der Ranken, nur unendlich prachtvoller. Eine Bank, ein kleiner Tisch mit zarter Flasche aus geblasenem Glas, Windspiele und hunderte kleine Laternen...


    "Fürchtet euch nicht," flüstert Nyro'len ohne Aufforderung. Dann erfüllt ein silberner Schein, sanft und nicht blendend einen Teil des Stammes und sie tritt hervor und Tear Herz setzt einen Moment lang aus, dann fällt sie auf die Knie.

  • Endúneath hat es endlich vollbracht, seine Sinne auf die Gegenwart zu konzentrieren und ist aufmerksam durch den Park gefolgt. Die Erkenntnis, dass sie unmittelbar auf das Zentrum der Anlage zusteuern, reicht allein um ihn in eine gewisse Aufregung zu versetzen.


    Sobald die Gestalt auszumachen ist und Tear auf die Knie gefallen ist lässt sich Endúneath ebenfalls auf ein Knie nieder, den Blick instinktiv gesenkt, wartend. Keine unübliche Geste für ein Junghên.

  • Es dauert einen Augenblick, das sich die Sicht der beiden klärt und eine warme zierliche Hand den Wächter an der Wange berührt und mit sanftem auffordernden Druck fordert, dass er sich erhebt.


    Eine tiefe sanfte Stimme, die mehr als alles andere Liebe und Sicherheit vermittelt und dennoch überirdisch scheint unterstützt die Geste.


    "Kind des Mondes... dass die Seldarine ihre so weit gereisten Kinder zu uns senden, erfüllt mich mit neugieriger Freude.. Dein Herz ist so jung... doch die Musik in dir so alt wie die Sterne..."


    In Endúneaths Gesichtsfeld rückt eine zierliche hellhäutige Frau, mit überlangen dunklen Haaren, die sie wie einen Mantel trägt und die dennoch so leicht wie Spinnenfäden erscheinen. Ein Blick in ihre Augen löst die Furcht vor dem unbeschreibaren Alter dieses Wesens vor ihr, die sie um sich trägt wie eine schützende Rüstung... dort erkennt Endúneath für einen Moment die Unendlichkeit der Nacht und ihrer Sterne, glitzernde Welten voller Geheimnisse, die einen wollte man sie nur im Ansatz begreifen, dem Wahnsinn nahebringt. Lange kann er ihrem Blick nicht standhalten.


    Vorsichtig entzieht sie ihm ihre Hand und hinterlässt einen kühlen Schauer auf seiner Wange, während ihr Blick zu der noch immer knieenden Wilelfe hinüberwandert, die mit gesenktem Haupt wartet. Ein seltener Anblick, denn sie war sonst viel zu stolz um ihr Haupt auch noch ansatzweise vor irgendjemandem zu senken... und noch viel seltsamer war, dass sie wie vor Kälte herrührend zitterte. Ein schutzloser Welpe, kam es dem Wächter in den Sinn.

  • Es ist als würde die Hand ihn mit magischer Kraft mit ziehen, denn von sich aus würde ihm nie einfallen sich auf Augenhöhe mit einer Herrscherin zu begeben, geschweige denn ihr in die Augen zu blicken. Das was er sieht fesselt ihn eine gehörige Weile länger als es ihm lieb ist und so brennt ein Gefühl von mangelnder erbrachter Ehrerbietung in ihm, als er seinen Blick endlich abwendet. Und selbst wenn ihn das, oder der Anblick von Tear, wie sie auf dem Boden kauert, nicht allein schon genug vereinnahmen würde, so würde es ihm dennoch nicht einfallen, ihr zu antworten, ohne explizit aufgefordert worden zu sein.
    So hängt sein Blick ein wenig mitleidig auf seiner Gefährtin und er bleibt höchst angespannt, wie es ihnen nun weiter ergehen wird.