Was ich mir als kinderloser LARPer wünsche...

  • Angestoßen von einer Diskussion heute habe ich mal begonnen, darüber nachzudenken, wie ich mir den idealen Umgang mit Kindern auf LARP vorstelle. Dieser Punkt schließt nicht nur die Vorstellung ein, wie ich als Nicht-Elternteil mit den Kindern anderer Leute umgehe, sondern auch meine Wünsche, die ich an die Eltern von Kinder und die Veranstalter von Cons richte.


    Es beginnt mit der Ausschreibung der Convention: Sind Kinder erlaubt oder nicht? Dann kann ich als kinderloser LARPer für mich selbst entscheiden, ob ich hinfahren möchte oder nicht. Ich persönlich sehe die Cons, die für und mit Kindern veranstaltet werden, als neues Genre, das auch definiert werden möchte, um Problemen aus dem Weg zu gehen. So wie jede andere Art von LARP eben auch.


    Deswegen ist ein Punkt mir besonders wichtig: ein Con, auf dem keine Kinder zugelassen werden, ist meiner Meinung nach ebenso wenig Diskriminierung von Eltern mit Kinder wie eine Altersfreigabe im Kino. Denn auch da wissen die 'Macher' nun einmal, was sie ihre Publikum vorsetzen und was sich für Kinder eignet oder auch eben nicht.


    Zur Ausschreibung gehört übrigens auch, dass Bescheid gesagt wird, ob man z.B. mit Kindern auf einem Zimmer liegen würde. Nicht jeder Spätschichtmitarbeiter, der LARP macht, ist hellauf begeistert davon, morgens um 6 von Kindergebrüll geweckt zu werden. Das führt zu:


    Klare Bereiche für Eltern mit Kindern, die manchmal doch recht stiefkindlich behandelt werden. Der Platz mitten an der Kampfzone oder direkt neben oder über der Taverne? Das muss nicht sein. Das stresst Kinder und Eltern und mich als Mitspieler, dem die Eltern an den Kragen gehen. Denn fehlt so ein Bereich, wird es eben schwierig. Denn dann treffen die 'Ich will unbedingt mit Kind auf Con'-Eltern mit den auf einmal nicht mehr so ganz entspannten Mitspielern zusammen. Und da entspinnt sich dann die uralte Frage, ob Eltern mit Kindern mehr Rechte haben als Leute, die ohne Kind auf eine Con gefahren sind - egal, ob Letztere eins haben oder nicht.


    Ich kenne viele LARP-Eltern, die vehement einfordern, dass sie ein unverbrieftes Recht auf Rücksicht haben, sobald sie ein Kind mitbringen. Dass sie mehr Rechte haben als der Spieler ohne Kind. Und dass eben dort eine Kinderzone geschaffen werden soll, wo ursprünglich keine geplant war - was Spieler ohne Kinder entsprechend einschränkt. Eine weitere Herausforderung an die Organisatoren, alle Wünsche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.


    Wenn ich mich als Spieler zu eine Con anmelde, bei der Kinder teilnehmen dürfen, dann richte ich mich natürlich darauf ein, dass ich eingeschränkt werden könnte. Aber ich finde, dass auch ich als Mitspieler ohne Kind ein Recht auf ein möglichst ungestörtes Spielerlebnis habe. Da müssen beide Seiten zu Kompromissen bereit sein. Ein Kind ist für mich kein 'anything goes'-Freibrief für die Eltern. Ebenso wenig, wie die Tatsache, kein Kind zu haben, es einem erlaubt, sich über die Bedürfnisse von Eltern mit Kindern zu stellen.


    Übrigens erwarte ich auch, dass der Spieler, der kein Kind dabei hat, die ausgewiesenen Kinderzonen (so es sie gibt) auch respektiert und entsprechend achtsam dort mit sich und den Bewohnern umgeht.


    Und nun ein vieldiskutiertes Thema, nämlich aufmerksame und verantwortungsvolle Eltern. Kein Problem, die Kids frei laufen zu lassen. Aber bitte nicht in die Schlachtreihe. Und auch bitte nicht zu Leuten, die gerade ernsthaft versuchen, Charakterspiel zu betreiben und ein Kind am Bein vielleicht gerade in diesem einen Moment nicht gebrauchen können.


    Wenn das trotzdem mal passiert, ist das natürlich kein Drama. Aber ich möchte auch mal 'Nein' sagen können, wenn mich ein Elternteil als unbezahlten Babysitter einspannen will. Das 'Nein' würde ich auch zu jedem anderen Menschen sagen, der mir in diesem Moment unpassend kommt - aber wenn ich es mal zu einem Kind und seiner Mutter / seinem Vater sage, möchte ich nicht angesehen werden wie eine zweiköpfige Hydra. ;)


    Was dann natürlich das Gegenstück ist, sind die verantwortungsvollen Mitspieler. Das Kind an sich ist schlüpfrig und die meisten Eltern kenne es ganz gut: man schaut kurz hin und das Kind ist weg. Wenn alle ein Auge mehr aufmachen würden, dann würden wohl vermutlich in Mythodea nicht ganz so viele Kinder auf dem Schlachtfeld herumrennen.


    Mein nächster Punkt ist ein eher persönlicher Punkt. Ich möchte nicht ständig mit dem 'Du hast auch mal Kinder, dann wirst Du das alles verstehen'-Totschlagargument beschallt werden, wenn es im LARP um Debatten zum Thema 'Kinder' geht. Vielleicht kann ich das ja niemals verstehen? Vielleicht ist das mit dem Kinderkriegen ein wunder Punkt? Ein bisschen weniger missionarisches Sendungsbewußtsein stolzer Eltern wäre ungemein erfrischend - und etwas weniger Reflex, Menschen ohne Kindern nicht zugestehen zu wollen, dass sie auch eine Ahnung davon haben, wie LARP und wie Familie funktioniert. ;)


    Erste Gedanken erstmal....wird noch ergänzt.

  • 100%ige Zustimmung von jemanden, der sich im Laufe der Zeit schon öfter ganz ähnliche Gedanken gemacht hat!


    Ich empfinde Deinen Post als sehr akkurate Analyse der Thematik. Zudem: guter Stil und argumentative Stringenz.


    Dem habe ich nichts hinzuzufügen. ;)