"Also sind Städte gottlose Orte?", Kisi schaute fragend zu Amalia.
Auf dem Kupferstück
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"Hm... nein. In einer Stadt gibt es ja auch Wasser, Luft und Erde, vielleicht sogar Bäume und in jedem Haus prasselt ein Feuer", gab Amalia zurück.
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"Hm..." Kisi betrachtet nachdenklich ihre Borte, zog ein paar Schnuten, wie ein wiederkäuende Kuh und schaut dann auf. "Also gehören die Geister zu den Göttern, oder? Aber was ist dann mit Menschen und Tieren? Wir sind ja nicht aus Erde und die Luft geht ja wieder raus!"
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Amalia arbeitete weiter am Spinnrad während sie weiter erklärte.
"Die Tiere sind die Kinder des Waldes. Außerdem hat jedes Lebewesen jeweils einen Geist, die es beschützen", erzählte sie. -
Kisi schaut Amalia mit etwas irritiertem Blick an. "Wo sind denn die ganzen Geister? Wenn jeder einen hat, dann müssen das doch sehr viele sein! Stell dir mal vor in so einem Ameisenbau! Ist denen das nicht zu eng?"
Während die Borte langsam wächst fragt Kisi sich selbst was sie denn eigentlich mit ihr anstellen soll. -
"Na, anscheinend nicht...", erwiderte Amalia und zog eine Augenbraue hoch, "Was weiß ich. Sie sind halt da. In uns, auf uns, über uns, neben uns, unter uns. Und nein wir treten nicht auf denen rum."
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"AUF UNS?" mit schockiertem Blick schaut die Händlerin zu ihrer Freundin. "Die sind auf und in uns?" nach einer kurzen Pause rief sie dann "Schultertuch!"
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Amalia ließ die Arbeit liegen.
Fragend sah sie Kisi an. "Schultertuch? Was?" -
Das Schiffchen im Fach eingeklemmt, begann Kisi hastig und wirr zu gestikulieren. "Ja! Auf uns!" hektisch zeigte sie auf ihre Schultern "Schultertuch!" , nun malte sie mit dem Zeigefinger ein Dreieck in die Luft. Nachdem sie das dreimal getan hat, malte sie ein V in die Luft "Die Borte!"
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Eine Zeit lang starrte Amalia ihre Freundin mit großen Augen ratlos an. Besser gesagt: Sie hatte ihren dümmsten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
Langsam und allmählich, als ob er sich durch eine dickflüssige Flüssigkeit bewegen würde fiel bei ihr der Groschen.
In Zeitlupe konnte man beobachten, dass ihr Gesicht immer und immer weniger dumme Züge aufwies.
"Du willst das wir Schultertücher mit deiner Borte machen. Richtig?", fragte sie. -
"Jaaa!", rief Kisi mit einem leicht quietschenden Unterton.
"Wenn wir ein großes viereckiges Stück grünen Stoff nehmen und in zwei Dreiecke schneiden, kann man zwei Schultertücher darauf machen!", nun begann sie fast schon zärtlich die bislang gewebte Borte an ihrem Gürtel zu streicheln. "... und dich machen wir dann dadran..." Als sie sich wieder Amalia zu wandte sprach sie "Wir müssen doch für die nächste Tanzende Hexe gut aussehen!" -
"Du.... hast die Aufmerksamkeitsspanne eines kleinen Kätzchens...", stellte Amalia fest, "Trotzdem: Die Idee finde ich gut. Das machen wir."
Sie spinnte noch etwas weiter. "Hast du im Spätsommer und teilweise im Herbst wieder Zeit um uns auf Kurts Hof zu helfen?"//Edit: spinnte? ist das richtig? du weißt was ich meine oder?//
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Nun verzog Kisi ein wenig ihr Gesicht "Es hat weniger damit zu tun, ob ich Zeit habe oder nicht. An unseren beiden Bäumen sind dieses Jahr fast keine Äpfel, also komme ich nicht drumrum. Nicht, dass es keinen Spaß macht... Aber ich wäre lieber nicht darauf angewiesen." Mit ernüchtertem Blick begibt sie Kisi wieder daran die Borte zu weben. "Dieses Jahr war nicht so gut. Marita meinte, kaum waren die Ripsbeeren reif, hätten die Vögel sie schon gefressen. Deswegen ist es noch wichtiger, dass die Hexe gut wird. Viele Leute mit viel Kupfer sollen kommen."
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"Ich will die Tanzende Hexe erleben, an der DU mal kein einziges Kupfer bekommst", entgegnete Amalia, "Hm... Ich habe gehört das in einigen Ländern engmaschige Fischernetze über die Bäume gehangen werden um zu verhindern, dass die Vögel da zu früh ran gehen.... aber das müssen wirklich enge Maschen sein..."
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"Netze wären bestimmt eine Idee. Aber ich glaube, dass da nicht nur Vögelchen waren, die sich an den Beeren gütlich getan haben." lächelte Kisi.
Mit flinken Handbewegungen schneidet die Händlerin den Schußfaden durch und öffnet den Knoten am oberen Ende um dann den Kamm herauszulösen. Den Schußfaden verknotet sie mit den überstehenden Kettfäden und nimmt dann das Band in beide Hände um es zu betrachten.
"Was denkst du?" -
Bevor Amalia antworten konnte, flog die Tür des Hauses auf. Der Schemen im Sonnenschein wurde langsam deutlicher und aus dem Staub pellte sich ein keuchender Junge. Einige sahen ihn fragend, andere verwirrt und wieder andere verärgert an.
"Es ... es... er... ER ist da", rief der Junge und rang nach Luft, "Es ist ein Sohn! Malglin hat einen Sohn bekommen... also nicht Malglin... Kassandra hat Malglins Sohn geboren!"Einen Moment lang herrschte Stille.
Plötzlich hüpfte eine ältere Frau ein kleines Stück in die Luft und jauchzte: "Eine gute Nachricht!"
Und danach überschlugen sich die Stimmen mit Glückwünschen und Dank den Göttern und Frohe Kunde und was nicht noch alles.Amalia sah Kisi grinsend an und zog einen Trinkschlauch und zwei kleine Becher hervor.
"Stoßen wir an?", fragte sie und schüttelte den Schlauch ein wenig, "Ich dachte mir schon, dass wir den met brauchen würden." -
Kisis Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen Freude und Entsetzen. "Sag mal... Wozu hast du Met dabei?! Dazu auch noch Becher?" Sie schüttelte kurz den Kopf "Aber du hast Recht, wir sollten anstoßen."
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"Na, wenn etwas zum Feiern ansteht, dann muss man drauf trinken. Und dann braucht man Met. Und diese kleinen Becher sind super dafür", grinste Amalia und schenkte ein.
"Oh mir fällt grad ein... wusstest du das Goblins versteinern, wenn sie eine Kokosnuss anfassen?" -
Hektisch wackelt Kisi mit dem Zeigefinger vor Amalia her. "Nicht ablenken, Goblins tun, was Goblins halt tun." Sie schüttelt den Kopf und zieht eine Schnute die wohl ernst erscheinen sollte, aber eher belustigend war. "So viel trinken kann nicht gut sein! Vielleicht sind deine Haare auch nur so komisch weil du zu viel trinkst!"
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Amalia sah sie verständnislos an.
"So viel trinke ich doch gar nicht", sagte sie verwirrt, "Und was soll das denn mit meinen Haaren zu tun haben?" Sie lachte.