[Ordensburg des Lukranis] Die Gewölbe der Büßer

  • Unrasiert war der Eingesperrte. In all der Zeit ist der Bart gewachsen, ohne, dass Lesco den Dolch dazu genutzt hätte das Haar zu trimmen. War das Erleichterung in seinem Blick, als der Ordensbruder diese Worte sprach? Jedenfalls nickte Lesco stumm und nahm die Verfolgung des Mannes auf, nachdem er seine wenigen Sachen zusammengetragen hatte.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Zwei Wachen waren draußen links und rechts neben Lesco getreten. Sie trugen die Ordensrüstungen des Steins zu Gislafoth, so das sein erster Einfall, es könnte sich um die Stadtwache und somit um eine mögliche Festnehmung seiner Person handeln, verflüchtigte.


    Dennoch eingereiht zwischen den beiden Wachen kam er sich dennoch wie ein Gefangener vor.


    Die Schritte des Ordensbruders, dessen Rang ihm weder an Kleidung, noch an Symbolen abzulesen war, schienen ruhig und leise. Er kannte den Weg, schien ihn schon viele Male gegangen zu sein. Treppen gingen nach oben, Gänge erweiterten sich, wurden trockener, wärmer und heller und schließlich erreichten sie einen langen Gang, der von vielen Kerzen und Fackeln und gewiss tagsüber durch reichlich Sonnenlicht durch die großen sakral wirkenden Fenster auf der rechten Seite hineinscheinen würde.


    Anders als in den bereits durchgwanderten Gängen und Treppenabteilen der Ordensburg, herrschte hier reichlich Betrieb... und nur wenige der Anwesenden, scheinbar in die Betrachtung von Dingen an den Wänden vertieft, trugen das Grau oder Weiß der Ordensmitglieder.


    Was die Besucher betrachteten war auf der linken Seite des langgezogenen Saals mit mattgrauem Steinfussboden zu sehen. Mit Erstaunen erkannte Lesco hunderte, vielleicht sogar tausende Mahnmale aller Größen, Materialien und Formen, die an die Wände gehangen, in Nischen aufgestellt, auf kleinen Emporen erhoben oder schlicht auf dem Boden abgestellt waren.
    Knüpfereien, Stickereien, Gemälde, Fresken, die eine oder andere Holzschnitzerei oder Tonarbeit...


    An jeder dieser Arbeiten war ein Schild befestigt und Lesco konnte sich schnell denken, das ein jeder Sünder, der hier Zeugnis ablegte durch seinen Namen mit den Taten, soweit man sie interpretieren konnte offen einherging.


    Hinter Lesco ertönte ein durchdringendes Klopfen, dass sich dreimal wiederholte. Ein Holzstab mit einer Eisenkante wurde von einer der Wachen wiederholt auf den Boden aufgestampft. Sofort kehrte Stille in den Saale ein und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich auf die große Türe, durch die Lesco gerade getreten war. Mit tiefer und von innigstem Glauben durchtränkten Stimme begann der Ordensbruder zu sprechen und seine Worte hallten auch die Weite des Saals."


    "Hier ist Lesco...als Büßer betritt er die Halle der Reue. Gott sieht alles und erkennt in allem seinen wahren Sinn... und wie jedes Menschenleben durch Lukranis Licht in diese Welt fand, so sind alle Augen auch seine Augen und sie sollen die gleiche Wahrheit der Dinge erblickten wie Gott selbst..."


    Wieder schlug der eisenbewehrte Stab dreimal auf dem Boden auf.


    "Möge nun dein Name und deine Taten hier und für alle Zeit als Mahnmal der Wahrheit gefunden werden. Mögen sie nie vergessen aber einst vergeben sein."


    Die Besucher traten zur Seite, ganz so als kannten sie dieses Ritual bereits.


    Der Ordensbruder wandte seinen steinernen Blick auf Lesco.


    "Du wirst nun für eine Zeit alleine gelassen und hier wirst du verweilen, bis du dich gefunden hast. Wir erwarten dich am anderen Ende der Halle im Gebet."


    Dann setzte er sich in Bewegung, während hinter ihm ein Schloß einrastete. Dann wanderten auch die Wachen an Lesco vorbei und folgten dem Lukranismann zum anderen Ende der sehr weitläufigen Halle. Lesco blieb zurück...von vielen Augenpaaren abgestastet und umrahmt von einer fast schmerzlichen Wahrheit die materiell um ihn herum anprangerte, was nicht länger eine Lüge oder ein Geheimnise sein konnte.

  • Als die Beiden Wachen neben ihn traten, schnürte es ihm fast die Luft ein. Garde. Garde! ...! Nein. Doch Ordensbrüder. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Oder? Was passierte nun? Lesco fühlte sich so klein in diesem Moment.


    Stumm folgte Lesco dem Ordensbruder, doch kein Gedanke von dem, was vor ihm lag, deckte sich mit der Realität. Er hatte von den Werken der Sünder gehört, doch niemals hatte er sich dieses Ausmaß vorstellen können, das das hier annahm.


    Das Donnern des Stabes auf dem Steinboden durchbrach den ungläubigen Blick. Erst jetzt fiel ihm auf, dass hier nicht nur Mitglieder der Orden zugegen wahren. Besucher? Und alle blickten auf ihn. Sein Blick senkte sich, als könne er ihnen nicht in die Augen blicken.


    Die Kirche hatte seinen Teppich also als ersten Schritt akzeptiert. Nun war es an ihm zu handeln... Lukranis zu zeigen, dass seine Worte nicht nur leere Hüllen waren.


    "Danke", war das einizige, was er zu sagen hatte, nachdem er dem Ordenbruder, der ihn ansprach, ins Gesicht geblickt hatte. Dann sah er den Dreigespann einen Moment nach, ehe er seinen Blick doch auf die Besucher wendete und langsam auf die Wand zu schritt. Es war ihm unangenehm im Fokus zu stehen. In Kephram hatte dies nie etwas Gutes hervorgebracht, außer, wenn er im Grubenkampf seine Gegner schlug und am Ende als Gewinner da stand. Hier war er kein Kämpfer - zumindest nicht mit den Fäusten - und sein Gegner war einzig Lesco selbst. Doch er konnte auch hier einen Sieg erringen.


    Und so begann er seine Reise, vorbei an all den Sünden, die hier offen gelegt wurden. Oft blieb Lesco stehen und versuchte die Gegenstände zu interpretieren, versuchte die Wahrheit hinter dem ersten Eindruck zu entdecken. Dann plötzlich, blieb Lesco ein weiteres Mal stehen und streckte die Hand nach seinem Teppich aus. Da war sie nun, die Wahrheit, und jeder konnte sie sehen. Wie würden Andere seine Beichte interpretieren? Er schloss die Augen und senkte den Kopf. Dann faltete er die Hände zum stillen Gebet.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Menschen blieben neben ihm stehen und betrachteten ebenfalls das Mahnmal. Einige sahen auch ihn an, wissend nun, welches Gesicht dem Namen auf dem kleinen Holzschild geordnet war. Dennoch wagte oder wollte niemand etwas sagen, weder etwas anklagendes, noch etwas mitfühlendes.


    Inzwischen hatten sich die Ordensbrüder am anderen Ende des langen Saals versammelt und warteten.

  • Kephram hatte ihn hart gemacht. Hart und gefühlslos. Doch in all den Tagen, Wochen, Monaten unten im Kerker ist diese Hülle zerbrochen. Und heute bereute er die Leben genommen zu haben und auch die Schlägereien und Erpressungen. Lesco bereute und als er seine Augen nach dem Gebet öffnete, rollte eine einzelne Träne seine Wange hinunter. Der Büßer wischte sie mit dem Ärmel weg und setzte dann seinen Gang fort.


    Nun, wo er sich selbst gefunden hatte, zollte sein Gang noch immer keine Eile. Der Anblick all dieser Sündenbeweise hatte etwas Beruhigendes. Er war nicht alleine. Wenn auch jede Sünde persönlich und individuell war, waren sie zugleich alle im Kern gleich. Sünde. Abkommen von Lukranis Wegen.


    Am Ende angekommen löste sich Lesco von der Wand und wendete sich den Ordensbrüdern zu und überbrückte die Distanz dorthin.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Die Menschen, welche den Saal besuchten, ob nun aus eigenem Schuldbekenntnis heraus, Buße oder reiner Schaulust, traten, wann immer sie Lescos Gang im Weg standen ruhig beiseite. Alte und junge Menschen, Kinder und Erwachsene aller Alterstufen. Hier waren neben gebeuten runzeligen Greisen, Mädchen und Jungen zu sehen, welche durch ihre Eltern in Lukranis Licht auf einen sündenfreien Pfad geführt und dort gehalten werden sollten. Gott machte weder vor Alter, noch vor Aussehen halt, in Lukranis Augen waren alle gleich, egal ob es sich um den vernarbten Söldner da hinten in der Ecke handelte, die fast blinde Alte, die sich auf ihren Gehstock stützte oder die stille dunkelhaarige Frau mit grünen Augen, die halb hinter einer Säule gelehnt, Anteil an einem reichverzierten Wandteppich nahm, den wohl einer der Adeligen im Schuldbekenntnis des gerechten Gottes angefertigt hatte.


    Schließlich war Lesco bei den Ordensbrüdern angelangt. Man nahm ihn in die Mitte und dann schien es ihm, als bemächtigte Lesco das Gefühl nicht länger als Schuldiger, sondern als Bestimmungssuchender aufgenommen zu sein.


    Das Tor an dem die Ordensbrüder warteten war ebenso groß und eindrucksvoll wie das Büßertor am anderen Ende des Saals und auch dieses war geschlossen, bis zwei Schwestern des Ordens der Träne aus den Nischen hervortraten und die Flügeltüren öffneten. Gleichzeitig erschallte wieder das Klopfen des Hirtenstabs auf dem Boden und die Stimme des Sprechers von eben.


    "Hier steht Lesco im Angesicht seiner Sünden aber auch seiner Buße, die er im Licht und in der Vergebung des Herrn annimmt. "


    Es enstand ein kurzer Moment der Stille, dann erwiderte die Menge, wie scheinbar schon unzählige Male zuvor.


    "Lukranis Licht mit dir."


    ...und die Schwestern wie auch Brüder des Gottes der Gerechtigkeit traten beiseite, um Lesco durch das Tor zu lassen.

  • Je länger Lesco in dem Saal unterwegs gewesen war, desto leichter fiel es ihm den Blick zu heben und die Menschen, die hier waren zu betrachten. Und im Angesicht der Unterschiede, der Gemeinsamkeiten und dem Wissen, dass Lukranis über Allen wacht wurde ihm eine Tatsache schmerzlich bewusst. Nicht Lukranis hatte ihn in Kephram verlassen, sondern er Lukranis. In all den Jahren, hatte er kein Gebet gesprochen und am Ende nicht einmal einen Gedanken mehr an den Gott verschwendet. Diese Zeit war nun vorbei und Lesco trat zwischen die Ordensbrüder. Der Gang durch den Saal hatte ihn verändert. So, wie er am Anfang in sich gekehrt und mit gesenktem Blick eintrat, verließ er den Saal mit aufrechtem Gang und gehobenen Haupt. Sein Blick war nicht von Erleichterung geprägt, sondern von Einsicht.


    Das Tor. Der Ausgang. 'Lukranis Licht mit dir', hallte es in seinem Kopf nach. Ein Schaudern durchfuhr seinen Rücken, als er sich nocheinmal umdrehte, die Menge ansah und leicht lächelte. Dann verschwand lesco durch das Tor.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Hinter ihm schlossen sich die Türen. Mit ihm waren nun ausschließlich Ordensleute hindurchgetreten, die sich nun in der hinter dem Tor befindlichen Halle in einem Halbkreis vor ihm aufgestellt hatten.


    Obwohl das Licht eher diffus war, schätze Lesco die Halle auf mindestens 20 Schritt Länge und Breite, wobei die Wand ihm gegenüber nicht gerade sondern gewölbt war, so dass es schien, als würde dieser Teil der Burg in einem der unzähligen Türme untergebracht sein.


    Säulen grenzten einen Gang an der Wand ab, der jeweils links und rechts von einer größeren Lücke durchbrochen war, wie auch gerade aus die Säulen einer weitläufigen Nische gewichen waren. In jeder Nische hing ein blütenreines weißes Banner und selbst im Halbdunkel der Fackeln konnte Lesco erkennen, dass es sich bei den Stickereien auf ihnen um die drei Orden des Lukranis handelte.


    In der linken Nische erkannte Lesco die aufgehende Sonne des Ordens der Lichtbringer. Das Erbe Mendar Anthoris, von dem man sich erzählte er kenne den wahren Namen Gottes. Von ihm lernten die ersten der Lichtbringer, Untote mit Hilfe des Lichtgottes zu vernichten und Dämonen und Geister auszutreiben. Der Orden der Lichtbringer war klein, geradezu elitär, denn ihre Aufgaben waren hart und entbehrungsreich. Sie zogen gegen den Erzfeind des Herrn, die dunkle Maid... die Seuchenbringerin und sahen ihre Greueltaten, ehe sie ihre Verursacher in den Abyss schickten.


    Geradeaus prangte das Symbol des Steins zu Gislafoth, das große geflügelte Schwert. Gegründet von Rud Hudibras, der einst nach der Neuerschaffung das erste Gebet an den Gott richtete und sich den Avatar Lukranis, jenen, der den Dämonenfürsten besiegte zum Idol und Vorbild ihrer Rechtschaffenheit und Tapferkeit wählten. Amalia von Wehrheim, die Hohepriesterin der Kirche war einst eine Kriegspriesterin aus diesem Orden gewesen... jetzt befehligte sie die Armeen des Lichts und stand an der Seite des alten und neuen Königs. Gislafoth, einstiger Hauptsitz des Ordens des Steins mochte gefallen sein aber niemand war gebrochen... die rauhen mutigen Priester des Steins zu Gislafoth kannten weder Furcht, noch Aufgabe.


    Rechts hing das Symbol des Ordens der Träne. Von allen war er der jüngste Orden, verschrieb sich dank der Lehren seines Gründers, einem Mann namens Lian, der Sanftmut und der Leidfähigkeit der menschlichen Seele und seiner Hülle, dem Körper. Im fernen Süden, in Asbraven Keep wurden Männer und Frauen in der Heilkunst ausgebildet, gelehrt Schmerzen zu erdulden und sie auf sich zu nehmen, damit jemand anderes leben konnte. Sie mochten keine Krieger mit Schwert und Schild sein und doch waren sie von allen die Tapfersten...


    "Dies ist das Geschenk des Lichtgottes an dich... denn er weiß alles und vergißt nichts... und wo du geendet hast und Fehl gegangen bist in deinem Lebensweg, da hat er gewartet, geduldig und aufopfernd, um dich zurückzunehmen, wenn du begriffen hast, welche Sünde und Schuld du auf dich genommen hast. Vier Wege warten auf dich Lesco, wähle weise."


    Mit diesen Worten traten die Ordensbrüder und Schwestern zurück, ein jeder zwischen zwei Säulen, so das ihr Fackelschein ein durchdringendes strahlenförmiges Licht in den runden Raum schickte, in dessen Mitte Lesco zur Wahl aufgefordert worden war.

  • Als Lesco den Nischen und ihrem inhalt gewahr wurde, schluckte er. Jedes Härchen seines Körpers stellte sich auf, als ihn der Schauer durchfuhr. Nervös blickte er sich um und ahm die Worte des Ordensmitgliedes schweigend auf. Vier Wege lagen vor ihm und egal, wofür er sich entscheiden möge, es gäbe keinen Weg zurück an diese Gabelung. Diese Entscheidung würde fortwähren und doch war sie schon längst getroffen.


    "Als ich meine letzten tage in der Kammer des Schweigens verbrachte, hatte ich Angst. Angst davor, dass ich einen Weg gehen wollte und dieser schon in den ersten Schritten mit Steinen versperrt war. Ich hatte Angst, dass ich darum streite müsste, trotz all meiner Sünden, in den Dienst von Lukranis zu treten. Nun sehe ich, dass es dumm von mir war, soetwas zu denken und nehme das Geschenk unseres Gottes dankend an. Doch... für mich gibt es nun nur drei Optionen."


    Er machte einen Schritt nach vorne, zu den Nischen hin und weg von der Türe. Zuerst sah Lesco nach links. Die Lichtbringer. Offensiv, brachten sie das Licht dorthin, wo die Dunkelheit herrschte. Sie waren die vernichtende Flamme des Ordens, doch ihr Kampf war Nichts Lescos.


    Sein Kopf drehte sich nach Rechts. Der Orden der Tränen. Medinas Weg. Sie war diejneige, die sich auf Heilung verstand und die Stark genug war das Leid der anderen zu ertragen. Hier würde er Nicht viel ausrichten können.


    "Und ich habe die Wahl getroffen, schon bevor ich fehl ging."


    Und mit diesen Worten, machte Lesco die Distanz zwischen sich und dem Banner vom Orden des Steins zunichte. Er sank vor dem Banner auf die Knie nieder und faltete die Hände zum Dreieck.

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  • Es wurde still, so still, dass man eine Nadel hören konnte, wenn sie denn auf den kalten Steinboden fiele, auf dem Lesco im Augenblick kniete. Nach und nach löschten sich die Fackeln und man hörte wie sich denkbar leise Schritte entfernten. Ein riesiges massives Holz wurde über die offenen Riegel des Tors hinter Lesco gelegt. Ein Windstoß lies die Fackeln aufflackern...


    Schließlich als sich die Stille über den Raum senkte waren nur noch zwei Fackelträger anwesend, jene, die sich links und rechts neben dem Ordensymbol des Steins zu Gislafoth platziert hatten.


    Schweigend traten sie nach vorn, ein Mann und eine Frau, umrundeten die Säulen und gingen in die Nische. Dort neben dem Banner waren zwei dicke Seile gespannt und als sie mit den freien Händen daran zogen, wickelte sich das Banner nach oben ein und offenbarte einen Durchgang.


    "Wenn du durch dieses Tor trittst, wirst du die Welt, die du kanntest hinter dir lassen und eine neue dein Heim und deine Familie sein. Dein Herz wird nur Lukranis gehören, und so deiner Seele folgen. Du wirst dich an seine Gebote halten, im Namen Lukranis dienen und beschützen, Schmerz ertragen und Sicherheit spenden. Du wirst ausgebildet nach dem Willen des großen Avatars, der einst gegen den Dämonenfürsten zog und im Licht des Gottes ruhmreich über die Dunkelheit siegte. Er soll dir Vorbild sein und du wirst einst in seinem Namen Tapferkeit, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Frieden spenden, all jenen, die Gottes Gnade bedürfen."


    Und während die gehaltvolle Stimme des Ordensbruders und seiner Schwester durch die Halle echauffierte, lies ein erneuter Windzug Lescos Nakenhaare aufstellen. Ein sanfter Geruch nach wilden Rosen durchdrang seine Nase und schied dahin, als der Russ der Fackeln seinen ganze eigenen Geruch, durch den Wind entfacht durch den Raum spie.


    "So du in die Lehre des Ordens von Gislafoth treten willst, als Novize des einen Gottes, dessen Liebe über Daynon und seine Geschöpfe wacht, trete hindurch und sei mutig in all deinen Wegen und Prüfungen."

  • Es gab einen großen Unterschied, zwischen den Entscheidungen und taten, die er in Kephram begang und dennen, die sich hier abspielte. Das hier und jetzt fühlte sich richtig an. Es war, als wäre dieser Weg schon lange überfällig.


    "Ich werde Schutz für diejenigen sein, die ihn brauchen. Ich werde hart sein, wo ich muss. Und ich werde Gnade walten lassen, wann immer ich kann, denn Lukranis schenkte selbst mir die Gnade eines neuen Anfangs."


    Lesco lächelte. Er erhob sich wieder und schauderte, als der Wind den Duft von Rosen preis gab. Seine Hand wanderte zu der kette an seinem hals und er legte die die Finger auf den Stoff, der die Federn verbarg. Das Lächeln wurde etwas breiter und der folgende Satz galt nicht den beiden Lukranisten, aber das wussten nur die beiden Anderen, die anwesend ware.


    "Ich werde offen sein, für das, was die Zukunft bringen wird und meinen Blick nicht abwenden."


    Nein. Da war kein Zweifel mehr in seinem Gang. Keine Furcht. Lesco wusste nicht, was passieren würde, aber er trat in den Gang, der ihn erwartete, nachdem er seinen neuen Ordens-Geschwistern zugenickt hatte.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
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  • Die beiden Fackelträger schlossen sich an und flankierten Lesco beim Hindurchtreten des Tores. Eine geübte Handbewegung der beiden hinter ihm und das Seil löste sich und mit ihm das Banner, dass den Durchgang offenbart hatte. Der kreisrunde Saal blieb hinter ihnen zurück genau wie der Saal der Büßer.


    Eine neue Zeit würde beginnen, eine alte enden... mit viel Arbeit und Übung, mit einem gesunden Gleichmaß an Ehrlichkeit und Schauspielkunst würde das was war sein und was ist vergangen...


    Die Frau musste über diese pathetischen Worte fast laut lachen, als sie sich einem Schemen gleich von der Decke nach unten lies und in der Hocke am Boden aufkam. Als sie sich erhob den dunklen Blick in Richtung des Symbols des Steins zu Gislafoth gewendet, schlingerten Schattenschlieren, die bei ihrem Aufsetzen auf dem Boden links und rechts wie geplatzt waren wieder auf ihre Füße zu und verbanden sich mit dem Schwarz ihres Stoffes und Leders.


    Einige von ihnen züngelten über ihre Hüften und Schultern, ehe sie sich zu ihrem fein geschnittenen Gesicht mit den hohen Wangenknochen wanden. Bald geselltens ich mehr dazu, schmiegen sich um ihre Lippen, Augenbrauen, die Schläfen und die Stirn und verbanden sich untereinander, bis irgendwann sogar ihre schönen grünen Augen samt den schwarzen großen Locken unter der Kapuze in einem undurchdringlichen Schwarz verschwanden.


    Fanatiker hatte sie bei weitem schon immer am liebsten gemocht, ob nun religöse, moralische oder jene die aus purer Alternativlosigkeit handelten...


    Helikon damals... war als Paladin des Thorm eine gewisse Herausforderung gewesen. Ihn mit der Mittelmäßigkeit des seit Äonen aufrecht gehaltenen Glaubens an weiß und schwarz zu konfrontieren, in dem man ihm ein Wesen in die Hand gab, das grauer nicht sein konnte und dessen süße Schwärze nicht etwa ein gefährliches sündiges Gift war, sondern Klärung und Wahrheit versprach... das hatte etwas von einem Tanz gehabt mit bebendem Rhythmus und der Eleganz einer wütenden Wildkatze...


    Lesco besaß nicht im Ansatz Helikons Qualitäten... weder die einen noch die anderen... aber er hatte ein Potenzial, auf das sie aufmerksam geworden war, weil es genau dem Teil in ihrem Innern entsprach, dass irgendwo in der Dunkelheit mit zartem grünen Schimmeraugen, den Klängen sich entfernender Schritte nachsah... zerbrochenes kleines Ding...


    Ko'rils Blick wanderte zu den drei Bannern... scheinbar konnte sich der Schatten nicht entscheiden, welchen Weg er nehmen wollte... doch schließlich traf er doch eine Entscheidung... Nach links gewendet und das herabgelassene Banner, nahm sie den Zugang zu den Unterkünften der Lichtbringer.


    Drei kleine Rabenfedern reichten, um eine Kontur auf das reine weiß zu zeichnen... eine Kontur, die etwas greifbar machte... jetzt war es an Lesco zuzupacken... Gott hin oder her.



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ENDE ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~