[Ordensburg des Lukranis] Die Gewölbe der Büßer

  • "Lukranis leuchtet nicht, er blendet! Bei uns hat keine Lügen gegeben... ich hab dir gesagt, wie scheissegal deine Gefühle sind und das der Tod ist nicht immer sauber... aber ehrlich ist , weil einfach jeder an ihm verreckt. "


    Die Stimmen wechselten wieder aber das hohe Gras nahm Lesco die Sicht... so sehr er sich auch bemühte aufzustehen, mehr als seine Hände konnte er nicht bewegen, sein Körper war viel zu schwer geworden. Wie ein Baby reckte er seine Finger in die Luft und griff nur durch Gras und Leere.


    "Für dich wird es keine Vergebung geben und kein Feuer... nur endlose Sühne und Reue."


    Plötzlich war der Schatten über ihm und Lesco sah in das dunkle fast konturlose Gesicht einer wohlbekannten Gestalt. Er konnte ihren Atem an seiner Wange fühlen, als sie an ihm roch und seine Hände einfach beiseite knickte, als wären sie nicht mehr als die Grashalme, die ihn umgaben. Die Gestalt schnupperte an ihm, ehe ihr ein leichtes unmenschliches Knurren entwich und ihm eine Gänsehaut über den Nacken jagte...


    "Sieh an...," flüsterte sie knarrend und leise... "du trägst ja immer noch ein Hundehalsband... aber ich kann riechen, dass der Besitzer des Köters gerade wechselt."


    Dann war Lesco plötzlich wach und erkannte dass er in der knieenden Haltung einfach zur Seite gekippt und auf den blanken Steinen der Zelle eingeschlafen war.

  • "Meine Gefühle waren Alles, was du mir nicht nehmen konntest, Eshab.", raunte er leise. 'Ich... hatte sie nur sicher verwahrt' Dann fuhr Lesco herum, zu der zweiten Stimme. Seine Augen weiteten sich, als der Schatten über ihm auftauchte. Sein Puls raste wiedereinmal. Und plötzlich schreckte er auf, war wieder Alleine in der Kammer. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Noc immer fülte sich die Umgebung surreal an.


    Lescos Blick führte nach oben. Wie lange hatte er geschlafen? War es schon dunkel?

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Unmöglich zu sagen wie lange genau er geschlafen hatte... aber dem Sonnenstand nach war einige Zeit vergangen, denn der Zenit war lange überschritten und durch die grauverhangene Wolkendecke kam nun kaum noch Licht in die Zelle. Er war alleine und fröstelte.


  • So oder so ähnlich hätte ein Brief an Medina ausgesehen. Der Traum mit Eshab war nun wieder einige Tage her. Zeit in der Lesco angefangen hat den geknüpften Teppich wieder zu öffnen. Es war mühsame Arbeit, mühsamer als das Aufsammeln und sortieren. Und doch fühlte sich Lesco nicht schlecht dabei. Endlich war der letzte Faden gezogen. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Nun konnte er neu beginnen.


    Oft hatte Lesco in den Tagen den Dolch betrachtet. Er war eine Mahnung. Und er gab tatsächlich die Hilfe, die der Bewahrer versprach. Den ganzen Tag verbrachte Lesco damit das neue Muster in den Teppich zu knüpfen. Als er müde wurde, hatte er die Konturen des Bildes fertig gestellt. Ungeschönt, zeigte es Blut an Klingen und Fäusten; Zeichen für Morde und Verletzungen, die er Anderen zufügte. Die Symbolik sprach weiter von Drohungen und Lügen. Aber auch, von einem Wandel. Dieser eine Traum in der letzten Nacht, hat ihm einen Weg offenbart, den er für sich schon Jahre nicht mehr gesehen hat. Bevor Lesco schlafen ging, kniete er nieder und faltete die Hände zu einem Dreieck, durch das er auf den Boden blickte.


    "Nichts, was ich je tun werde, nachdem ich mich gegen Kephram und mein altes Leben entschieden habe, wird die Gräueltaten, die ich einmal in in Eshabs Namen begangen habe, wiedergutmachen. Tief in meiner Seele habe ich gewusst, dass es falsch war. Eine Stimme flehte mich an, endlich damit aufzuhören, aber ich sah keinen Ausweg. Ich war in meinem Denken gefangen und hatte nicht die Kraft, etwas zu ändern. Ich redete mir ein, dass diejenigen, denen ich Leid zufügte, es nicht anders verdient hätten. Ich wurde taub für Schmerz und Leid. Ich lernte, die Stimme auszuschalten, die mein Gewissen peinigte."


    Die Augen schlossen sich.


    "Ich bete für diejenigen, die durch meine Hand gestorben sind. Und ich bete für diejenigen, dennen ich wehgetan habe. Bitte, Lukranis, wache über ihre Seelen."

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

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  • Woche um Woche ging Medina die Stufen hinab und betrat doch nie den Gang. Saß eine oder zwei Stunden auf den Stufen und sandte ein Gebet, für ihren Bruder, an den Herren des Lichtes. Das Wissen um die Nähe zu ihm half ihr zu warten und die Hoffnung aufrecht zu halten.


    Hoffnung, die sie ihren Eltern machte, immer wenn sie nach Lesco fragten.


    Hoffnung, die sie Ekarius spendete, wenn er sich nach seinem Bruder erkundigte.


    Hoffnung, die sie selbst in sich trug, bewahrte und nährte, jedes mal, wenn sie die Stufen der Ordensburg zu den Gewölben hinab stieg und darum bat, dass Lesco endlich wieder sehen möge.


    Und Woche um Woche stieg sie schweigend aber seltsam beruhigt die Stufen wieder hinauf...

    „Zweifel, die Du hegst sind nicht allein deine Angelegenheiten, denn an deinen Zweifeln können Heere zerbrechen, Helden sterben und Träume vergehen.“

  • Der Gott antwortete nicht und tat er es doch, so verstand Lesco es nicht, sah es nicht, hörte oder fühlte es nicht...


    Aber vielleicht war der Schritt der Erkenntnis noch nicht das Maß der Dinge, die notwendig waren, um über den gedachten Neuanfang hinaus, auch einen aktiven Schritt zu unternehmen. Wissen bedeutet nicht handeln... Und eine Suche ohne ein wirkliches Ziel war wertvolle Verschwendung von Lebenszeit...


    "und das ist der Preis, den Sterbliche am wenigsten bereit sind zu zahlen... also was fangen wir an... mit der Zeit, die uns gegeben ist...?"


    Die Stimme war hinter ihm zu hören, nicht wirklich freundlich aber ohne Arroganz, nicht mehr als ein Flüstern.


    Sie saß in lässiger Haltung auf der Pritsche, die Lesco als Bett diente. Den Oberkörper an der kalten Steinwand angelehnt, ein Bein hochgezogen und angewinkelt. Ein Arm locker auf dem anzogenen Knie, die zweite spielte mit einem filigranen Dolch, scheinbar elfischer Machart in ihrer Hand.

  • Lesco hielt zunächst die Augen geschlossen. Bildete er sich die Stimmen nur ein. Verfolgten seine Träume ihn jetzt auch schon am Tage? Er antwortete erst einmal nicht, sondern brachte seine Gedanken im Stillen zuende. War es wirklich der Schatten? Lesco drehte sich langsam um und erblickte die Gestallt.


    Sein Blick zeigte Überraschung, dass das Wesen da wirklich vor ihm saß. Aber auf der anderen Seite war Lesco froh, jemanden zu haben, der mit ihm sprach.


    "Handeln... ist aber nicht immer ganz so einfach..."


    Ein Seufzen folgte, dann öffnetens ich seine Lippen erneut. Dieses Mal waren seine Worte deutlich leiser, um keine Aufmerksamkeit von draußen zu erringen.


    "Ich dachte wir sehen uns erst wieder, wenn ich das Zeichen anbringe."

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
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    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

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  • Die Gestalt wirkte ganz stofflich, keine Spur von Gauklertum, Nebel, Schatten oder dem, was bei ihr, hinter ihr... vielleicht irgendwo im Raum noch lauerte...


    Die Kapuze senkte sich ein wenig zur Seite, vermutlich weil sie ihren Kopf schief legte, ohne dabei ihren Blick, sofern sie einen hatte von Lesco zu nehmen.


    "Vielleicht hat dich die Einsamkeit der Zelle ein wenig in den Irrsinn taumeln lassen und du sprichst mit einer nackten Wand, der du nur der Sehnsucht einer Unterhaltung wegen eine Gestalt gibst."


    Ein angedeutetes Schulterzucken folgte dem fast schon amüsierten leisen Tonfall, dem jedoch nur wenig Spott innewohnte.


    "Oder..."


    Und jetzt hob sie kurz abwägend eine Hand, eine Geste, die oft Teil einer Unterhaltung ist.


    "man hat dir was ins Essen gegeben, dass dich halluzinieren lässt. Man sagt den Lukraniten nach, dass sie manchmal Drogen nehmen, um ihren Geist, ihre Seele, ihr Herz... was auch immer ihrem Gott näher zu bringen. Und das ist, was du ja unbedingt sein möchtest, oder? Gott näher sein."

  • "Hättest du mich das früher gefragt, wäre meine Antwort ganz klar ausgefallen: Nein."


    Der Gefangene zuckte mit den Schultern.


    "Heute glaube ich, dass der Wunsch Lukranis näher zu sein, nie geendet hat. In Kephram habe ich schlicht die Augen verschlossen und dieses Denken tief in mir eingegraben, damit es nicht verloren geht. Nun bin ich dabei mich ihm wieder zu nähern."


    Lesco lehnte sich an die Wand hinter ihm und verschränkte die Arme vor der Brust, während er schweigend über die beiden Vorschläge des Schattens nachdachte und sie abwog.


    "Oder..."


    Begann er dann wieder.


    "Du hast es dir schlicht andersüberlegt. Andererseits könnte das hier auch von anfang an der Plan gewesen sein. Bei Beiden Optionen stellt sich die eine Frage: Warum?"

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  • "Flexibilität." war die schlichte Antwort, die sie ihm auf das Warum gab und sie räumte mit ihr - sicherlich nicht ohne Absicht - auch ein, durch aus real zu sein und einen Plan zu verfolgen.


    Dann war sie weg... jedenfalls dachte das Lesco, als er wie jeder Mensch üblicherweise, die Augenlider niederschlug und wieder öffnete. Das Bett war leer aber dann hörte er hinter erneut ihre Stimme.


    "Wer hätte ahnen können, dass du ein Gefängnis gegen das nächste austauschst, es auch noch dankbar Buße nennst und dein Gehirn kochen lässt..."


    Lesco konnte fast spüren, wie der Schatten mißbilligend die Schulter hob.


    "Du kannst nicht einfach die Farbe des Schachspiels wechseln - nicht ohne dabei jedwede Realität deines Seins zu verlieren. Letztlich wirst du von beiden gekostet eine graue Färbung annehmen, die dir weit besser entspricht, als das unschmeichelhafte weiß eines Gottes, der den Sieg über die Dunkelheit proglamiert, sie letztlich aber erst herbeigeführt hat... ihm kannst du wie seiner Widersacherin selbst... nur die Stirn bieten... wenn du von beiden Seiten annimmst, was sie am meisten lieben... und was sie beide am meisten fürchten... und ein Wandteppich... gehört sicherlich nicht dazu."

  • "Flexibilität...", wiederholte Lesco das eine Wort, das doch soviel aussagte.


    Dann war sie weg und alles was blieb, war ihre Stimme, die ihm wiedereinmal einen Vortrag hielt. Von der Chaoshexe Dinge annehmen? Niemals!


    "Ja... wer hätte schon ahnen können, dass ein Gefängnis auf mich wartet, wenn ich Beichte ablege und die Taten der Vergangenheit offenlege?"


    Seine Stimme hatte etwas zynisches angenommen und Lesco wanderte durch den Raum, bis er selbst das Bett erreichte und sich dort nieder ließ.


    "Wenn ich hier Eins wiklich gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass es schwarz und weiß sowieso nicht gibt. Das ganze Leben ist grau. Jede Entscheidung ändert bloß die Nuancen. Das, was ich tat, kann ich nicht ungeschehen machen. Aber... was ist mit dir? Hast du Angst vor Entscheidungen oder warum änderst du permanent deine Meinung. Erst weist du mir den Weg ins Licht von Lukranis und dann willst du mich, noch bevor ich ansatzweise dort bin, davon abbringen hinein zu treten."


    Lesco verschränkte die Arme und zuckte dann mit den Schultern.


    "Ich bin hier, weil ich die Entscheidung dazu getroffen haben... ich bin kein Hund mehr, der Anderen die Wahl lässt, was er tun soll. Dies hier ist meine Entscheidung, so wie das Kommende meine Wahl sein wird."


    Ihre Worte hatten Lesco zunächst verunsichert. Doch je weiter er sprach, desto entschlossener wurde er.


    "Wenn ich hier raus komme, werde ich andere Wege einschlagen. Das war es doch, was du wolltest, oder? Ich werde mir die Toten nicht verzeihen können und ich werde niemals Entlastung für meine Verbrechen finden. Aber das Leben wird deswegen nicht enden. Das was richtig ist, gerecht und wahr, kann trotzdem siegen. Wenn ich nicht für das kämpfe, woran ich glaube, kann für Andere alles verloren sein. Ich werde für Andere kämpfen, die durch mein Bemühungen vielleicht gerettet werden können. Das ist das Wenigste, was ich tun kann. Und, wenn der Weg dahin über Wandteppiche für ganze Paläste führt, werde ich sie verdammtnochmal knüpfen."


    Sein Traum hatte ihn eingeholt. Die Worte seines Bruder strömten durch seine Lippen, als seien sie seine Eigenen.

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  • Als Lesco sich abwendete und auf seinem Bett Platz nahm, stand der Schatten auf der anderen Seite des Raumes an die Wand gelehnt und folgte seinen Bewegungen.


    "Wir sind ein wenig theatralisch, mhh?" Wäre ihre Stimme nicht weiterhin tief, dunkel und mit diesem seltsamen Akzent behaftet gewesen... Lesco hätte das spöttische in ihrem Ton fast greifen und zerquetschen können... aber so schien es nicht ganz sicher, was sie eigentlich sagen wollte.


    Dann beugte die Gestalt ein wenig ihren Oberkörper nach vorne, was ihr etwas hinterlistiges gab oder gar linkisches und senkte ein wenig den Kopf.


    "Bist du dir sicher, dass ich...dich ins Licht von Lukranis führen wollte... wirklich?"


    Dann ertönte ein tiefes dunkles Lachen, dem jedoch nichts boshaftes anhaftete, eher das tiefe Amüsment über ihr Erscheinungsbild und ihr von Lesco vorgehaltener Auftrag.


    Sie stieß sich von der Wand ab, schien sich aufbruchsbereit zu machen, was angesichts einer von außen geschlossenen Zelle fast höhnisch war... obwohl... abgesehen von möglichen Drogen in Lescos Essen... war sie ja auch irgendwie hier hineingekommen.


    Ihre Schritte brachten sie in Richtung Bett... und obwohl er sich sicher wahr, sie würde innehalten, berührte ihre schwarze Kleidung seine Knie und sie beugte sich angstfrei zu ihm hinunter, so dass er zwangsläufig in ihre Züge sehen musste... Züge aus reiner Schwärze... kein Gesicht nur der Hauch von Konturen... und... ein geradezu wunderbar zarter Geruch nach wilden Rosen...


    "Wo sieht man die Dunkelheit wirklich?"

  • "Das sind wir wohl Beide." Wieder zuckte Lesco mit den Schultern. Sein Blick blieb auf dem Schatten gerichtet, als er erneut die Arme hob. "Ich weiß nicht was du willst. Aber ja: Es machte in Kephram den Eindruck, als wolltest du mich im Licht sehen."


    Aufbruch. Vor einigen Wochen noch, hatte Lesco Nichts mehr, als den Wunsch selbst aufzubrechen und hier raus zu kommen. Sie kam näher und näher... und näher. Dieses Mal wirkte Lesco schon deutlich gefasster, was aber auch daran liegen könnte, dass sie weniger Aggression ausstrahlte. zwar spannte sich lesco an, doch er zeigte weniger Furcht, als beim letzten Mal.


    "An der Grenze zum Licht, wo die Konturen aufeinander treffen."


    Er atmete tief ein und war überrascht von dem Duft, der ihm in die Nase kroch. Seine Stimme war kaum zu hören, während er die Frage stellte, als sei sie ein Geheimnis und dürfte kein anderes Ohr, als das des Schatten treffen. Sofern die Gestallt überhaupt Ohren hatte.


    "Was bist du?"

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  • Ein unmerkliches Nicken. Er hatte wohl die richtige Antwort gegeben und damit nach seinem bisherigen Auftritt mehr erkannt, als vorher gedacht.


    " Ich bin die Grenze..."und noch während sie das letzte aussprach, zuckte ihre Hand nach vorne und griff an seine Kehle...


    Doch sie umfasst sie nicht, sondern zog an dem ledernden Band, bis unter dem einfachem Hemd des Mannes, die drei kleinen schwarzen Federn sichtbar worden. Hochgerissen, jedoch ohne seine Haut zu verletzten, schwenkte der Anhänger zwischen Lescos Gesicht und dem, was die Gestalt unter der Kapuze trug.


    "Wir waren einst alle Büßer, jeder auf seine Weise... aus einigen der Schlimmsten von ihnen sind Heilige geworden...kein Gott hat ihnen vergeben... auch wenn jeder zu einem betet... selbst ich."


    Sie lies den Anhänger schon fast sanft auf seine Brust zurückgleiten, strich ihn noch einmal mit der Hand nach, welche in schwarzen Stoff gehüllt war und menschlich aussah, dann ging sie mit dem Oberkörper zurück.


    "Jetzt schlaf...," sagte sie nach einer kurzen Zeit und schien ihre Hand zu heben, um sie über seine Stirn wischen zu lassen.

  • Die Hände von Lesco reagierten mit antrainierten Reflexen und griffen nach dem vorschnellenden Arm des Wesens. Der Griff war fest, aber nicht so stark, wie er hätte sein müssen. Mangel an Schlaf und Nahrung sorgten für die Schwäche, die aktuell vorherrschte und dafür, dass Lesco zu langsam war. So kam sie, ohne großen Widerstand an die Kette.


    Überrascht von der folgenden Geste, ließ Lesco los und das Wesen machen, was es da eben so tat.


    "Was ist deine..."


    Weiter kam Lesco nicht. das Wort 'Sünde' verließ seine Lippen in diesem Moment nicht, umd ie Frage zu vollenden. Er erstarrte in seiner Bewegung und sank komplett aufs Bett zurück, um dem 'Wunsch' nachzukommen, ohne eine Wahl zu haben.

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  • Kor'il sah ihn noch einige Augenblicke lang an, ehe sie ihren Körper von der Pritsche wegbewegte. Ihr Kopf neigte sich ein wenig zur Seite, während sie Lesco musterte.


    "Wut und Liebe." krächzte sie leise, ehe sich ihre Aufmerksamkeit nach links in eine dunkle Ecke verschob. Nur wenige Augenblicke später war sie dort und dann mit der Dunkelheit verschmolzen, ganz so als habe sie sich umgelegt, wie einen schützenden warmen Mantel.

  • Entscheidungen bergen immer Konsequenzen. Ursache und Wirkung sind untrennbar miteinander verbunden. Wer eine Kerze anzündet, muss damit rechnen einen Schatten zu werfen. Die folgenden Entscheidungen hatte Lesco schon lange getroffen, bevor er wusste, dass er sich überhaupt entscheiden musste; schon bevor er das erste Mal nach Kephram kam.


    Er saß an seinem Tisch in der Zelle. Der Besuch des Schattens war schon einige Zeit her. Wie lange? Uninteressant. Lesco verschenke keine Gedanken mehr an die Zeit, die er hier war. All jene Gedanken daran, wie lange er wohl noch hier sitzen würde, wären Quällerei und so akzeptierte er die schlichte Tatsache, dass er darauf keinen Einfluß haben würde. Das hier wird enden, sobald es eben endet, nicht früher und nicht später.


    Eshabs Dolch hielt Lesco in seiner Hand. Die Kette mit den Federn in der Anderen. Vergangenheit und mögliche Zukunft. 'Um ihr zu trotzden, muss man wissen, was sie liebt und was sie fürchtet.' Würde er es lernen, wenn er die Federn an das Tor anbringt? Würde er es lernen, wenn er es nicht täte? Sein Blick fiel von der Kette zum Messer. Es war ein Mahnmal; Kraftspender in der Zeit hier unten. Es wird auf ewig seine Erinnerung daran bleiben, dass es keinen Freispruch gibt. 'Kämpfe nicht für dich. Kämpfe für Andere, die du durch deine Bemühungen retten kannst. Das ist das Mindeste, was du tun kannst, Lesco.'


    Der Teppich lag vor ihm auf dem Tisch. Lesco hatte ihn heute Morgen nach dem Frühstück, den Worten des Schattens zu trotz, fertig gestellt. In den letzten Tagen hatte er Fäden, die er nicht brauchte gegen andere Farbe eingetauscht. Und auch, wenn er kein Künstler war, blickte er nun zufrieden auf sein Werk. Es sprach die Wahrheit; ungeschönt und wahr. Es zeigte seine Taten und symbolisierte seinen Wandel. Der Teppich war ein Versprechen, an Lesco selbst, an Medina, der Kirche und an Lukranis.


    Den Tag verbrachte Lesco mit Gedanken und Gebeten. Am Abend zum Essen, nahm er ddie Schüssel schweigend entgegen und überreichte, ohne ein Wort zu sagen den Teppich. Er hatte lange gebraucht, um ihn fertig zu stellen. Er hatte lange gebraucht, um sich der Bedeutung einer Entscheidung aus seiner Kindheit klar zu werden. Und wieder hieß es warten.

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  • Es dauerte noch einmal mindestens einen Tageslauf, bestimmbar anhand der inzwischen in Fleisch und Blut übergegangenen Rituale der Essensausgabe, Kleidungswechsel und dem Bereitstellen frischen Wassers und Feuers.


    Die Sonne war längst untergegangen und hüllte die spärliche Zelle in ein trübes Licht, dass nur vom warmen Schein der Kerzen unterbrochen war, da waren vor der schweren Zellentüre Schritte zu vernehmen. Jemand oder mehrere blieben stehen und dann drehte sich ein Schlüssel im gusseisernen Schloss.


    Ein Lesco unbekannter Ordensbruder, anhand fehlender Insignien konnte er nicht erkennen welchem der Lukranisorden er angehörte, trat über die Schwelle in die Zelle und verbarg verschränkend seine Arme in den Weiten seiner einfachen Kutte.


    Sein fast kahler Schädel tat dem aristokratischen Gesicht keinerlei Abbruch. Lesco mochte ihn auf fünfzig Winter schätzen, ein gut gepflegter leichter grauer Bart, umrahmte ein markantes Kinn und graublaue klare Augen. Ruhig sah er den Büßer in seiner Zelle an.

  • Lescos Herz schlug schneller, als der Schlüssel sich im Schloss drehte und der Eingesperrte, sprang eilig auf, um sich hin zu stellen. Der Puls pochte erkennbar durch die Halsschlagader. War es endlich vorbei?


    Er stand da und schwieg. Nun fiel ihm auf, wie vorteilhaft die weiten Ärmel der Robe der Priester waren. Seine Hände wollten die selbe Haltung annehmen, aber das würde ohne die Ärmel eine Abwehrhaltung sein. Nevös spielte er mitd en Fingern, ehe er endlich die Hände hinter dem Rücken zusammen nahm. Kein Wort verließ seine Lippen, wusste er doch nicht, was man von ihn erwartete. Einzig schloss Lesco kurz seine Augen und nickte dem Fremden freundlich zu.

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  • Der Mann musterte Lesco noch einige Sekunden stumm und atmete dann tief ein und aus.


    "Wir haben deine Bitte an uns genommen und sie geprüft. Folgt mir."