Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (5)

  • "Dann lass uns außer Acht lassen, dass zumindest mir das Alter eine gewisse Dickköpfigkeit geschenkt hat ." Alanis hob selbstironisch die Augenbrauen und bedachte dann Moclin, der entschieden hatte, dass es der perfekte Zeitpunkt war, um ihr in die Beine zu laufen, mit einem sanften Klaps auf sein Hinterteil.


    Sie verließen den Stichweg und betraten die Straße in Richtung des Hauptwegs, der die Ober- und Unterstadt verband. Je weiter sie gingen, desto besser wurde der Untergrund, denn schließlich rumpelten täglich Dutzende Karren über die festgetretene Erde. Auch an diesem Nachmittag herrschte reger Verkehr von der Seite des Hafenviertels aus, was vermuten ließ, dass ein Handelsschiff festgemacht hatte.


    "Darf ich noch eine Frage stellen? Ich gebe zu, dass ich neugierig bin. Warum ich und nicht Schwester Lora? Sie scheint mir sehr viel mehr in sich zu ruhen als ich es tue."

  • Thraxas schwieg eine ganze Weile. Als Alanis schon glauben musste er wolle gar nicht antworten, sagte er: "Schwester Lora wäre unter anderen Umständen die näherliegende Wahl gewesen, da habt ihr sicher recht. Aber Schwester Lora lebt in Kargath und nach Kargath zu gehen ist für mich aufgrund eines Urteils des Königs fast unmöglich. Ich darf dorthin, aber im schlimmsten Fall müsste ich dann vielleicht alles verraten woran ich glaube oder tun was ich für richtig halte und mich danach einem neuen Verfahren stellen.
    Aber noch aus einem anderen Grund ist es vielleicht besser hier bei euch zu sein, wir beide sind Feldscherer, wir haben beide schon Dreck gefressen, wie es bei uns heißt, dies verbindet uns. Schwester Lora wirkt so rein, in ihrer Gegenwart fühle ich mich, nunja unwürdig. Und von dem, was ich bisher von euch weiß, glaube ich, seid ihr mir ähnlicher als Schwester Lora. Betrachtet dies aber bitte nicht als Anmaßung oder Beleidigung!"

  • Es war tatsächlich die Antwort, die Alanis erwartet hatte und eigentlich hätte sie damit zufrieden sein sollen, dass Thrasxas das selbe empfand wie sie. Dennoch spürte sie, wie ihr Gesicht sich verhärtete. Rasch beeilte sie sich, etwas zu sagen, damit Thraxas es nicht bemerkte und sie nicht falsch verstand.


    "Wie kann man von der Wahrheit beleidigt werden? Es sei denn, dass man über seine eigene wahre Natur nichts weiß?" Sie atmete tief durch und spürte, dass sich der eisige Klumpen, der sich in ihrem Bauch zusammengeballt hatte, langsam löste. Ihre Züge entspannten sich wieder. "Schwester Lora anzusehen ist für mich wie einem Idol zu begegnen, dessen Reinheit ich niemals wieder erlangen kann. Das schmerzt mich seit dem Besuch in den Drachenlanden von Zeit zur Zeit. Wie eine alte Narbe bei einem Wetterwechsel. Das geht vorbei."


    Der Schmerz klang zu Alanis Ärger dennoch unterschwellig in ihrer Stimme mit, doch in einer Form, die einigermaßen glaubhaft vermitteln konnte, dass sie sich damit abgefunden hatte.

  • Der Landsknecht bemerkte sehr wohl Alanis BItterkeit, sie war zu offensichtlich in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme, als das sie seinem, durch Jahrezehnte der Verantwortung für ihm unterstellte Männer und Frauen, geschulten Blick und Ohr hätte entgehen können und er war zutiefst betroffen. Er blieb abrupt stehen und seine Betroffenheit war ihm deutlich anzusehen. Schnell versicherte er: "Ich habe es wirklich nicht böse gemeint, Frau Alanis! Auch in eurer Gegenwart fühle ich meiner Gabe nicht würdig und ich weiß auch nicht, ob man die Schwester wirklich beneiden muß. Unsere Leben haben uns so geformt, wie die Götter es für uns bestimmt haben. Wenn wir alle wie Schwester Lora wären, so wäre das sicherlich auch nicht nur von Vorteil.
    Und wenn wir alle unsere Idole mit Leichtigkeit oder auch nur irgendwann erreichen könnten, nach was sollten wir danach streben? Ist es nicht gut jemanden zu haben, den man für Besser hält, so daß der Hochmut im Zaum gehalten wird und wir einen Ansporn haben, jeden Tag?"
    Thraxas hatte schnell geredet, einfach das, was ihm in den Sinn gekommen war und senkte jetzt betreten den Blick. "Bitte verzeiht mir euer Gnaden, wenn ich an einer Wunde rührte!"

  • Alanis war versucht, einen Schritt zurück zu machen bei soviel negativer Emotion, die sie ausgelöst hatte. Das war gar nicht ihre Absicht gewesen, daher hob sie beschwichtigend die Hände.


    "Thraxas, ich -." Verdammt nochmal, wenn er nicht aufhören würde, sich ständig zu entschuldigen, würde sie vermutlich nach wenigen Tagen Geschirr auf seinem Kopf zertrümmern. Da ihr nicht einfiel, was sie noch dazu sagen sollte, ließ sie die Hände wieder sinken und schmunzelte sie lediglich kopfschüttelnd. "Du hast ja Recht. Und Du bist weitaus optimistischer als ich. Ich sehe schon, es wird mir gut tun, Dich um mich zu haben."


    Falls die Sache mit dem Geschirr nicht vorher passiert....


    Ein Bauer zockelte mit seinem Karren heran und musterte das Dreiergespann von Mann, Frau und Hund auf der Straße neugierig. Vor allem Thraxas galt der Blick. Renascân war klein genug, um Fremde doppelt auffallen zu lassen.

  • Der Landsknecht hob den Kopf und lächelte ein wenig. "Das hoffe ich sehr, Frau Alanis!" entgegnete er. "Später könnt ihr mir vielleicht erklären, warum ihr weniger optimistisch seid als ich und ob ich zu optimistisch bin."
    Dann schaute er aufmerksam zum näher kommenden Karren und trat vom Weg, um ihn passieren zu lassen.

  • Der Bauer tippt sich müßig mit der Gerte an den Hut und warf Thraxas einen weiteren schrägen Blick zu. Alanis wartete einen Moment, bis der Karren außer Hörweite war und erklärte dann, während sie ihren Weg wieder aufnahmen.


    "Mit der Zeit gewöhnen sich die Renascâner an ihre Fremden. Dass einer meiner Glaubensbrüder vor ein paar Jahren ziemlichen Mist gebaut hat, bekommen ich und meine Gesellschaft zwar hie und da noch zu spüren. Aber das ist halb so schlimm, da ich mich ganz gut mit der hiesigen Priesterschaft verstehe."


    Sie erreichten die breite Verbindungstrasse zwischen den Stadtteilen. Ab hier ging es nun bergauf.


    "Oben in der Stadt ist auch das Hospital, in dem ich arbeite, wenn ich mal hier bin. Letzte Nacht hatte ich die Nachtschicht, also muss ich erst morgen wieder für ein paar Stunden hin."

  • Der Landsknecht hatte den Blick des Bauern bemerkt, störte sich aber nicht daran, er war es gewohnt überall wo er hinkam angestarrt zu werden. Seine Kleidung war für so gut wie jeden ungewöhnlich, die bunten Farben, der Schnitt und die provokativen Elemente waren doch so anders als das was der brave Landmann oder Handwerker trug, dass er immer die Blicke auf sich zog. Dazu die zahlreichen Federn am Hut, sein bestimmtes Auftreten und seine Haltung taten ihr übriges.
    Überrascht schaute er Alanis an und schien schon wieder betroffen. "Aber...aber, wenn ihr Nachtdienst hattet, dann solltet ihr jetzt Ruhen, dann bin ich doch ungelegen gekommen."
    So herrisch und bestimmend er auftreten konnte, so sehr versuchte er eine Verärgerung von Menschen zu vermeiden, die er achtete.

  • Alanis blieb abrupt stehen, was dazu führte, dass Moclin in ihre Kniekehle lief und beleidigt schnaubte. Die kleine Priesterin blickte zu Thraxas hoch.


    "Zwei Dinge", erklärte sie energisch und klappte einen Finger hoch. "Erstens: wenn ich Dir etwas sage, dann sage ich es, weil ich es ehrlich so meine und nicht, weil ich denke, dass Du es hören willst. Ich bin kein Freund von 'Was wäre wenn'-Spielchen und unausgesprochenen Dingen." Sie atmete durch und hob den zweiten Finger. "Und zweitens: wenn Du Dich jetzt zum fünften Mal an diesem Tag entschuldigen willst, dann muss ich leider -." Sie überlegte, wie sie das am besten formulieren sollte, um sich verständlich zu machen. "Platzen. Dann muss ich leider platzen. Denn ich bin überhaupt nicht daran gewöhnt, dass jemand so sehr auf meine Befindlichkeiten Rücksicht nimmt. Das kommt wohl vom Alleinleben. Tja... ."


    Und dann grinste sie plötzlich und schalkhaft, weil ihr aufging, wie absurd das Ganze war.

  • "Verz..." begann der Landsknecht, endete aber abrupt als er merkte, dass er sich erneut entschuldigen wollte.
    "Ich halte es aber für erforderlich auf eure Befindlichkeiten zu achten, wie ihr versuchen solltet auf meine zu achten, denn wir werden ein paar Tage zusammen verbringen." Thraxas lächelte. "Ich denke, dass wird klappen, denn auch ich sage, was ich denke und halte durchaus aus, wenn ihr mir etwas Unangenehmes sagt. Und ich schätze es so ein, dass wir uns beide nicht absichtlich mit Worten verletzen wollen. Nun lasst uns weitergehen und die Dinge regeln, die uns von dem eigentlichen Grund meines Hierseins ablenken." Bei seinen nächsten Worten blickte er wieder zu Boden. "Denn noch habe ich den Mut mich dem zu stellen, aber ich weiß nicht wie lange noch."

  • "Ich fürchte einige Stunden wirst Du noch warten müssen", erklärte Alanis sanft, doch sie beschleunigte ihren Schritt ein wenig, was an der Seite eines so großgewachsenen Mannes eh nötig gewesen war. "Ich schlage Arbeitsteilung vor. Du besorgst uns einige Äpfel, Maronen, Brot und Käse, ich spreche mit Frau Nieselitz und gehe noch kurz im Hospital vorbei, um mir ein paar Tage frei zu nehmen. Damit sollten wir alles erledigt haben, was wir hier erledigen wollen."


    Nach einiger Zeit erreichten sie dann den Marktplatz von Renascân.


    http://www.larp-ahr.de/index.php?page=Thread&threadID=7491&pageNo=18


    [OT: Ich schreibe uns kurz rüber, dann geht es im anderen Thread kurz weiter....der Ordnung halber ;)]

  • Eine ganze Weile später kamen sie nach ihrem Besuch in Frau Urschels Herberge am Geisenstieg von Norden (http://www.larp-ahr.de/index.php?page=Thread&postID=434661#post434661) zurück in Richtung des Stichwegs, nun gemeinsam mit einer braunen Stute und einem grauen Maultier.


    "Wir können es natürlich auch so machen, dass Du die Tiere alleine zu Herrn Nieselitz bringst. Ich glaube kaum, dass er in Frage stellen würde, dass seine Frau Dich geschickt hast. Und ich kann in der Zeit schonmal den Vogel rupfen."

  • "Das kann ich natürlich tun." erwiderte Thraxas. "Aber zuerst bringen wir meine Sachen zu euch, dann mache ich mich auf den Weg. Ich hoffe nur, daß Bergfuß sich bei den Bauersleuten benimmt. Ich werde ihm gleich mal gut zureden." seufzte der Landsknecht.


    "Was ist denn eigentlich zwischen euch und der Frau Urschel vorgefallen, daß ihr beiden euch so gar nicht mehr mögt?" fragte er dann.

  • Alanis hatte die Frage kommen sehen und schon eine Weile überlegt, wie sie es am besten erklärte, ohne gleich zuviel zu sagen. Dennoch wirkte sie leicht verlegen, als sie erklärte:


    "Als ich vor fünf Jahren hierher kam, wohnte ich zuerst bei einem Glaubensbruder, der in der Stadt ein Haus hatte. Da er immer viele Frauen um sich hatte, gab es einige Gerüchte. Nachdem er dann fortgezogen war, bin ich in der Herberge untergekommen und nun ja...mein Lebenswandel während dieser Zeit hat Frau Urschel nicht gefallen. Damals war ich irgendwie - ein anderer Mensch."


    Damit hoffte sie, genug erläutert zu haben und wagte es, gedankenverloren den Esel am Hals zu kraulen. Fünf Jahre schon? Wie die Zeit flog... .

  • Erstaunt zog der Landsknecht eine Augenbraue hoch. Währenddessen nutze Bergfuß die Nähe der Priesterin um den Korb anzustoßen, schnaubte zufrieden als einige Äpfel herausfielen und schnappte schnell nach einem von denen, die den Boden schon erreicht hatten.


    Thraxas lachte laut auf. Befahl seiner Stute dann mit einem einzigen Wort an Ort und Stelle zu bleiben und half die Äpfel aufheben. "Verzeihung, Frau Alanis! Ich hätte noch erwähnen sollen, daß Bergfuß nicht nur launisch, sondern auch äußerst gewitzt ist." lachte er.


    Nachdem er sich beruhigt hatte, lächelte er und sagte: "Euer Gnaden, ganz allgemein gesprochen, wenn ich irgendwann eine Frage stellen sollte, die ihr nicht beantworten wollt, dann verstehe ich das gut und bitte euch mir das dann einfach zu sagen." Und schon schloß er eine Frage an: "Und was hat euch dazu gebracht euren Lebenswandel zu ändern?"

  • Alanis warf dem Maultier beim Aufheben der Äpfel immer wieder misstrauische Blicke zu. Wer wußte schon, das sich für Gedanken hinter der behaarten Stirn abspielten? Als sie den letzten Apfel in den Korb gelegt hatte, nahm sie ihn wieder an den Arm und bemühte sich, ihr Grinsen zu verbergen.


    "Wir werden es so halten, Thraxas", nickte sie dann zu seiner Bitte und überlegte dann einen Moment, während sie wieder voranging. Wie ließ sich diese Frage beantworten? "Ich stand irgendwann vor der Entscheidung zwischen dem, was ich als Mensch wollte und dem, was ich als Priesterin meinem Glauben schuldig war. Zwar überschneiden sich diese beiden Dinge im besten Fall, aber man hat ja nicht immer das Glück, dass man haben kann, was man will, nicht wahr?" Sie lächelte leicht. "Meine Meister schätzen Renascân nicht und vor allem nicht die Pläne, die ich mir für mein Leben hier gemacht hatte. Unser Hochgeweihter hat mich an meine Pflichten erinnert - und vor allem aber daran, dass ich eigentlich wußte, dass mich das Leben hier nicht glücklich machen kann." Das Lächeln vertiefte sich und ließ anklingen, dass sie mit jenen Dingen eigentlich im Reinen war. "Ich habe das Reisen im Blut, fürchte ich."

  • Der Landsknecht wirkte nachdenklich. "Was ist falsch an Renascân? Und warum sollte es für eine Priesterin falsch sein seßhaft zu werden und eine Familie zu haben? Das man dann hin und wieder reist ist doch nicht unüblich. Und in welcher Form steht oder stand dieser Wunsch im Gegensatz zu dem, was ihr eurem Glauben schuldet, bestimmt euer Glauben ein Zölibat oder ein Leben auf der Wanderschaft?"

  • "Es ist gar nichts falsch an Renascân. Ich habe hier gute Freunde und geschätzte Widersacher gefunden", erklärte Alanis nachdrücklich und machte eine Geste, die den Stichweg, an dem sie inzwischen wieder angekommen waren, und alles jenseits davon umfasste. "Um in Ruhe zwischen meinen Reisen zu leben ist es großartig. Der Fehler liegt bei mir - ich bin ganz einfach furchtbar schlecht darin, mich zwischen verschiedenen Verantwortungen zu zerreißen, weil ich jeder Seite, die weniger Aufmerksamkeit bekommt, hinterherzutrauern pflege." Sie zuckte mit einem reuigen, schmalen Lächeln mit den Schultern. "Für meine Meister ist Renascân schlichtweg das Symbol dafür, dass ich wankelmütig bin wie ein Blatt im Wind. Daher mögen sie es nicht, auch wenn ich stets versuche, sie vom Gegenteil zu überzeugen."


    Sie räusperte sich kurz.


    "Was das Leben auf der Wanderschaft angeht - nein, das ist nicht vorgeschrieben, auch wenn meine Meister stets unterwegs und nirgendwo wirklich daheim sind. Aber was bei uns vorgeschrieben ist, ist das Verbot, Andersgläubige aktiv missionieren zu wollen. Wir sprechen über unseren Glauben, gerne und oft, aber wir würden niemals versuchen, jemandem von seinem Weg abzubringen. Hier in Renascân herrschen nun einmal die fünf Götter und die Menschen glauben an sie. Hier werde ich in meinem Glauben immer nur für mich sein, aber niemals mit anderen zusammen ausleben können. Das hat mein Glaubensbruder, bei dem ich anfangs lebte, auch begriffen und ist fortgegangen. - Und das Zölibat ist bei uns nicht üblich, auch wenn ich mich vor einer Weile freiwillig dafür entschieden haben. Nicht nur, um ein nachvollziehbares Argument zu haben, um bretonische Knechte auf Armeslänge fernzuhalten."


    Während des letzten Satzes sprach ihr der Schalk aus den Augen.

  • Thraxas bemerkte, daß er noch nicht mal genau wußte an was Alanis glaubte, woher sie ihre Gabe hatte und wer sie speiste. Hatte er vorschnell gehandelt sich diese Frau als Mentorin auszusuchen? Hätte er trotz allem nach Kargath gehen sollen?
    Nein! Thraxas beantwortete sich die Frage entschieden. Er spürte, daß er hier richtig war. Renascân war weit weg von allem, vielleicht konnte er hier zur Ruhe kommen und Alanis war eine praktisch veranlagte Frau, eine Frau, von der er wirklich glaubte, daß ihre Einstellung zum Leben nicht so unterschiedlich waren.


    Als Alanis die Knechte erwähnte mußte der Landsknecht lachen. "Ja, die können eine Plage für eine Frau sein, nicht wahr? Aber ich war in ihrem Alter kaum besser." gab er zu.


    Dann wurde seine Miene ernster. "Ich kenne eure Meister zwar nicht und es sind sicher schlaue Leute, aber mit Wankelmütigkeit hat das, was ihr angedeutet habt nichts zu tun. Ihr habt wahrscheinlich einfach ein großes Herz und seid erfüllt von dem Wunsch allen und jedem zu helfen." Er lächelte sie an. "Und das kenne ich gut. Wenn die Götter es an der Zeit finden, dann werdet ihr erkennen welche Aufgabe ihr alleinig verfolgen sollt und dann werdet ihr bereit sein euch nur darauf zu konzentrieren."


    Sie hatten das Haus fast wieder erreicht. "Wollt ihr mir heute abend, wenn ich vom Hof zurück bin von eurem Glauben erzählen?"

  • Sie? Ein großes Herz? Darüber musste Alanis nachdenken, während sie auf ihr Haus zuhielten. Um sie herum hatte sich die gewohnte herrliche Stille breitgemacht, die diesen Ort auszeichnete. Ihr Herz? Eigentlich war ihr Herz in letzter Zeit ein ziemlich kaltes Organ geworden. Seit dem Gemetzel in Weltenwacht fühlte es sich an, als wären ihre Gefühle für diejenigen, die sie tagtäglich im Hospital versorgte, unter einer Schicht aus Eis verborgen. Sie waren da, aber sie waren gedämpft, in Watte gepackt. Ein seltsamer Zustand, aber nicht unangenehm. Und das war natürlich der Fehler an der Sache... .


    "Wir werden gar nicht darum herumkommen, uns über die Religion zu unterhalten, Thraxas. Ich werde Dir von den Elemente berichten, Du wirst mir erzählen, wie Du zu Deinen Zwölfen stehst." Alanis bedeutete ihrem Begleiter, dass er sein Pferd an einem Pfosten des Schuppens festmachen konnte, der sich an das Haus anschmiegte. "Und wir werden uns über die Silberne unterhalten und was sie für uns beide bedeutet. Dann werden wir weitersehen."


    Sie ging zur Haustür hinüber und öffnete sie, damit Thraxas seine Habseligkeiten ins Haus bringen konnte.