Alanis beschlich das Gefühl, dass irgendjemand ihr etwas mitteilen wollte. Wer auch immer es sein mochte - er hatte einen kruden Sinn für Humor. Erst der Wintereinbruch, nun das hier... .
Mit einem leicht resignierten Gesichtsausdruck stand sie frierend neben dem Kutscher im fallenden Schnee und blickte hinunter auf das gebrochene Rad der Reisekalesche, die bei der Abfahrt eigentlich einen recht robusten Eindruck gemacht hatte. Alanis war ordentlich in dem plötzlich schräg stehenden Fahrtgastraum herumgepurzelt und hatte sich einige paar blaue Flecke an ihrer eh schon schmerzenden Hüfte geholt und ihre Hände waren vom Festhalten aufgeschrammt, aber zum Glück war niemand ernsthaft verletzt worden und Kutscher und Pferde waren wohlauf.
"Und nun?" Sie warf dem bärtigen Mann mit der Mütze einen fragenden Blick zu. Der zuckte gottergeben mit den Schultern.
"In ein paar Meilen ist ein Wirtshaus. Wir hätten da kurz Halt gemacht, aber ich schätze jetzt wird der Halt eben ein wenig länger", erklärte er, dann wandte er sich ab, um die beiden erschrockenen Pferde abzuschirren und seine persönliche Habe aufzunehmen. Alanis kletterte hinten auf die Kutsche und holte die große Kiepe mit ihrem Gepäck herunter, die sie nicht weitere dem Wetter aussetzen wollte.
Dann machten sie sich auf den Weg über die Straße, die zu dieser Jahreszeit ein abwechslungsreiches Miteinander aus Schnee, Matsch und Eis bot, was dazu führte, dass Alanis, als sie drei Stunden später die Lichter des Gasthauses sah, vor Erleichterung schwor, dass sie definitiv überall schlafen würde - im Stall, vor dem Küchenfeuer, völlig egal.
Mit vor Kälte tauben Füßen und Händen und einem unter der Last der Kiepe ächzenden Rücken bestraft, öffnete sie die Tür zur Gaststube. Das Schild über der Tür war vollkommen zugeschneit gewesen, also wußte sie nicht einmal, wie der Laden hieß, aber das war ihr recht gleich. Kaum stand sie im Warmen, hielt sie leicht humpelnd, aber sehr energisch direkt auf die Theke und die Frau dahinter zu und schlug ihre Kapuze zurück. Sofort begann der Schnee, der auf ihren Schultern, der Kapuze und in ihren Haaren hing, zu schmelzen und sie war sicher, dass sich bald eine ansehnliche Pfütze zu ihren Füßen bilden würde, wenn sie stehenblieb.
Ein Bett. Ein Eintopf. Ein Tee. Nicht in dieser Reihenfolge...aber sie wollte definitiv alles ohne Ausnahme. Warum genau hatte es sie in die Heimat der Wolkowen verschlagen? Ah ja...das schlechte Gewissen. Wieder mal.