• Thraxas lächelte zurück. "Sehr gern, Euer Gnaden. Ich werde das Badehaus einfach auch besuchen." erwiderte er mit ordentlich Schalk in den Augen. Nach einer winzigen Kunstpause setzte er hinzu: "Seid unbesorgt, hier in Angbar wird im Badehaus streng nach Geschlechtern getrennt. Wer das nicht möchte, der muß eher den Rahjatempel besuchen. Ein sehr angenehmer Ort übrigens." Thraxas' eindeutigem Lächeln konnte Alanis entnehmen, was er damit meinte. Allerdings hatte sich der Landsknecht inziwschen auch schon umgedreht und war fast aus der Tür. "Wir treffen uns in ein paar Augenblicken im Schankraum. Sicher wollt ihr, wie ich, noch ein paar Sachen mitnehmen."

  • Alanis lief natürlich voll in die Kunstpause hinein - und in seine Anspielung. Sie wurde rot, verdrehte die Augen zum Himmel über ihre Unzulänglichkeit, gewisse Bemerkungen von seiner Seite geflissentlich zu ignorieren und gab dann ein wenig schroffer als beabsichtigt zurück:


    "Bis später. - Rahjatempel...also wirklich", schimpfte sie leise vor sich hin und drehte sich dann abrupt zu ihrem Gepäck um. "Sehe ich so aus wie Rahjatempel?"


    Sie suchte ihre persönlichen Sachen aus ihrer Kiepe hervor und stopfte alles in eine Umhängetasche. Fünf Minuten später stand sie, nun wieder besänftigt, in der Schankstube.

  • Thraxas erwartete sie bereits, ansonsten war die Schankstube leer. "Wollt Ihr eine ehrliche Antwort, Euer Gnaden?" fragte er mit einem verschmitzen Lächeln. "Oder wollt Ihr Euch das bis nach dem Abendessen überlegen?"
    Noch während er das gefagte ging er bereits zur Tür und öffnete diese für die Geweihte.

  • Alanis warf ihrem Schüler, anstatt eine Antwort zu geben, einen vernichtenden Blick zu und rauschte - jedoch nicht ohne ein knappes, dankenden Nicken - an ihm vorbei ins Freie. Ob sie in Thraxas Gegenwart jemals wieder selbstständig eine Tür würde öffnen dürfen, stand definitiv in den Sternen. Ihre Lippen zuckten bei dem Gedanken amüsiert.


    "Ich warte bis nach dem Abendessen", gab sie nach nach einer Kunstpause ihrerseits recht trocken zurück. "Dann bin ich vermutlich milder gestimmt. Besser für Dich." Der begleitende Blick war halb warnend und halb belustigt.


    Dann wechselte sie das Thema.


    "Sag mal, warum sehen einige Teile der Stadt aus, als wären sie gerade neu gebaut worden?", erkundigte sie sich ehrlich interessiert.

  • Als Thraxas der vernichtende Blick traf hätte er fast laut losgelacht, konnte sich aber beherrschen. Alanis reagierte genauso, wie er es erwartet hatte. Zuerst schroff und ablehnend, ob des Themas, aber dann doch auch neugierig.


    "Ja, das ist bestimmt besser für mich." murmelte er zwischendurch amüsiert, um dann auf den Themenwechsel einzugehen.
    "Weil sie neu gebaut sind." sagte er lapidar, führte dann aber weiter aus: "Vor einigen Jahren griff ein mächtiges Wesen, nach dem was ich gehört habe, ein mächtiger Feuerelementar oder Feuerdämon die Stadt an. Erweckt von einem ruchlosen Schurken, der ihn aus einer Jahrhunderte währenden Gefangenschaft befreit hatte. Teile des Kosch und eben auch Teile Angbars wurden dabei schrecklich verheert. Ich selber war zu dieser Zeit nicht hier und bin sehr froh, daß meine Familie überlebt hat."

  • Alanis sah Thraxas ob dieser Enthüllungen ehrlich erschrocken an. Ausgehend von dem, was sie an diesem Morgen bei der Reise durch Angbar gesehen hatte, schien es wirklich ganze Stadtteile getroffen zu haben.


    "Eine furchtbare Geschichte", gab sie ernst zurück. "Die Elemente in den Händen der falschen Wesen sind leider immer schreckliche Waffen."


    Sie schüttelte mitfühlend den Kopf, dann machte sie eine allumfassende Geste.


    "Umso mehr spricht für die fleißigen Zwerge und Menschen hier", setzte sie mit einem Lächeln hinzu und sah sich aufmerksam um. In einiger Entfernung erhob sich auf einem der Hügel in der Stadt eine trutzige mehreckige Festung, von der Alanis annehmen mußte, dass sie zwergischen Ursprungs war. "Und was ist das für eine Burg?", erkundigte sie sich.

  • Thraxas nickte bedächtig, als Alanis über die Elemente sprach und beim Lob für die Angbarer lächelte er. Auf die Frage der Geweihten antwortete er dann: "Das ist doch keine Burg - obwohl es in nahezu allen Ländern als solche gesehen würde." lachte er.
    "Das die Fürstenresidenz, das Schloss Thalessia." Hierbei betonte er besonders das Wort Schloss "In dem, was hier eine Burg ist, ist das Regiment untergebracht. Die alte Burg befindet sich in der Altstadt" ergänzte er.

  • "Dem Schloss fehlen definitiv die Zwiebeltürme und die romantische Gartenanlage", gab Alanis nur mäßig ernst zurück und wich lächelnd einer Gruppe Kinder aus, die auf der Straße Fangen spielten und nicht aufpassten, wo sie hinliefen. "Dann muss ich mir in den nächsten Tagen auch ansehen, was hier eine Burg ist", erklärte sie. "Damit ich mich nicht weiterhin benehme wie ein unwissener Reisender."


    Die Bewegung tat der Geweihten sichtlich gut, obwohl sie hie und da verstohlen gähnte. Dennoch blieb sie aufmerksam, was ihre Umgebung anging, weil sie vermeiden wollte, Thraxas in die Hände zu spielen, der sicherlich wieder den ein oder anderen Grund finden würde, um sie vor irgendetwas retten zu wollen.


    "Wie kommst Du eigentlich nun zu einem Zwergennamen?", wollte sie dann von dem Landsknecht wissen. Eine Frage, die sie bei dem Gespräch in ihrem Zimmer zurückgestellt hatte.

  • Thraxas zuckte unmerklich zusammen, als Alanis anmerkte, sie wolle die alte Feste besichtigen. Es würde vielleicht ein Wiedersehen mit einigen Kameraden bedeuten und sie würden fragen, wie ihm sein Leben auf dem Land denn nun gefalle. Was sollte er ihnen antworten? Die Wahrheit wäre richtig, aber auch schmerzhaft.


    Gerettet durch Alanis' Frage nach seinem Namen entspannte er sich und lächelte: "Man muß etwas tun, was die Zwerge um einen herum so tief beeindruckt, daß sie glauben, man habe sich das Anrecht erworben als soviel Wert wie einer der ihren erachtet zu werden." Thraxas lächelte versonnen bei dem Gedanken an seine Taufe durch die Zwerge seines Banners.

  • Alanis betrachtete Thraxas aus den Augenwinkeln. Durch die Wochen, die sie nun miteiander verbracht hatten, konnte sie seine Körpersprache inzwischen recht gut lesen und so sah sie die Regung, die ihn durchfuhr und beschloss, das an anderer Stelle noch einmal aufzugreifen.


    "Was also hast Du getan, um Dir das zu verdienen?", fragte sie stattdessen neugierig.

  • "Ich habe alle Zwerge des Banners nacheinander unter den Tisch gesoffen." behauptete der lachend. "Thraxas bedeutet im Garethi großes Fass." setzte er seinen zu offensichtlichen Scherz fort.


    Dann gab er aber gleich darauf, immernoch gut gelaunt die wohl richtige Antwort, als er sagte: "Ich habe mir durch einige Sachen im Einsatz den Respekt der Zwerge verdient und den letztendlichen Ausschlag gab dann wohl, daß ich den bisherigen Bannermeister im Armbrustschießen geschlagen habe. In einem Banner voller Armbrustschützen eine Leistung, die den Zwergen imponiert. Thraxas bedeutet soviel wie der mit dem scharfen Auge."

  • Alanis war fast geneigt, den ersten Worten Glauben zu schenken, was man an ihrer fragend gerunzelten Stirn erkennen konnte. Als er mit der Wahrheit herausrückte, musste sie lachen. Seit einigen Tagen war sie deutlich besser gelaunt als über den ganzen Winter hinweg. Sie mochte das Frühjahr und die längeren Tage und der kleine Abstecher nach Pirmasens hatte ihre Laune zudem ebenfalls beflügelt.


    "Auch das Erste hätte ich Dir durchaus abgenommen", gab sie schmunzelnd zurück, dann wurde ihre Miene wieder ernster. "Das ist schon eine kleine Weile her, oder?

  • "Frau Alanis!" empörte sich der Landsknecht. "Ihr haltet mich für einen Säufer?" fragte er nach und seine Empörung war nicht nur gespielt.
    Ruhiger sagte er dann: "Etwa 25 Götterläufe, in meinem Fünften beim Regiment."
    Er legte den Kopf schief, betrachtete die Geweihte forschend und fragte dann: "Aber warum ist das jetzt noch wichtig?"

  • "Nein, natürlich nicht", wehrte Alanis sofort ab und schüttelte vehement den Kopf. "Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen einen guten Trinker und einem Säufer."


    Ein schräger, forschender Seitenblick folgte.


    "Und natürlich ist das wichtig, auch wenn es lange her ist. Alles ist wichtig, weil es mir hilft, Dich und Deine Einstellungen und Entscheidungen zu verstehen."

  • "Und warum sollte es wichtig sein mich zu verstehen? Hilft Euch das dabei mir einen Weg zu zeigen meinen Körper und meinen Geist zu schützen?" fragte Thraxas nach.


    Jetzt gerade fragte er sich, ob er Alanis alles würde erzählen müssen. Bisher hatte er mit seinen Erzählungen ja nur die Oberfläche dessen ein bisschen weiter frei gelegt wer und was er war, wurde Alanis alles erfahren müssen, um ihm zu helfen, wäre er bereit ihr alles zu erzählen?
    Bisher gab es nur zwei Menschen, die alles von ihm wußten. Die eine war tot und die andere hatte sich von ihm abgewandt und würde wohl auch nicht mehr lange überleben. Bedeutete das, daß alle, die alles über ihn wußten dem Tode geweiht waren. Thraxas wischte den Gedanken mit einem unwirschen Kopfschütteln beiseite. Was für ein Unsinn, dachte er.

  • Alanis verschränkte im Gehen die Arme hinter dem Körper und nickte dann.


    "Es ist aus zwei Gründen für mich wichtig, Dich zu verstehen. Zum einen hat alles, was Du in der Vergangenheit erlebt hast, Deinen Körper und Geist zu dem geformt, was sie nun sind. Wenn es als Widerstände in Dir geben sollte - oder besonders sensible Punkte, die das Licht verletzen könnte, dann ist es wichtig, das zu wissen." Ihre Stimme ließ überhaupt keinen Zweifel daran aufkommen, dass das, was sie sagte, für sie absolute Richtigkeit hatte. Dann zögerte sie jedoch kaum merklich, bevor sie fortfuhr. "Darüber hinaus sehe ich es dennoch, trotz all der Dinge, die Du mir vielleicht an Alter und Erfahrung voraus hast, als meine Pflicht an, Dir auch in anderen Belangen als dem Klerikalen als Ratgeber zur Seite zu stehen. In wieweit Du das allerdinge annehmen willst, liegt wiederum bei Dir."


    Irgendetwas an dem Wort 'Pflicht' klang nicht ganz richtig und sie bemerkte es in dem Moment, als sie es ausgesprochen hatte. Dennoch faßte sie nicht nach und hoffte, dass es keine weitere Erwähnung finden würde.

  • Thraxas nickte und sagte: "Ich danke Euch, Euer Gnaden!" Mehr sagte er nicht, denn sie hatten das Badehaus erreicht und hier trennten sich ihre Wege.


    "Findet ihr allein zurück oder soll ich auf Euch warten nachdem ich fertig bin?" fragte er noch schnell.

  • Alanis hörte ihm zu, neigte den Kopf und damit war das ernste Thema vorerst für sie beendet.


    "Ich denke ich finde alleine zurück", antwortete sie dann mit einem halben Lächeln. "Bekanntlicherweise brauchen Frauen im Bad ja unendlich lange und ich will Dir nicht die Zeit stehlen. Hol mich einfach später zum Abendessen aus meinem Zimmer ab und dann sehen wir uns wieder."

  • Thraxas nickte knapp. Kurz überlegte er, ob er später Glam abstellen sollte, um zu sehen, das Alanis sich nicht verlief, aber er verwarf den Gedanken ebenso schnell, wie er gekommen war. Alanis war alt und erfahren genug, um auf sich selber aufzupassen und Angbar war nun wahrlich nicht die Hauptstadt des Verbrechens.


    Als er nach einem wohltuenden Aufenthalt im Badehaus wieder zurück in der Herberge war, war Alanis noch nicht da. Sein Versuch sich in der Küche nützlich zu machen wurde von Birnoscha rüde abgewiesen und somit setzte er sich in der Schankstube neben den Kamin und laß ein wenig, um sich die Zeit bis zu Alanis Rückkehr zu verkürzen.

  • Alanis fand sich im Badehaus in den Fängen einer sehr geschwätzigen Magd wieder, die sich aber bestens um sie kümmerte und so verging tatsächlich einige Zeit, bis die Geweihte wieder in das Wirtshaus zurück kam. Die nassen Haare hatte sie geflochten und unter einem Kopftuch hochgesteckt und sie trug ihr letztes einigermaßen sauberes Kleid. So schlicht anzusehen, hatte sie überhaupt keine Probleme gehabt, trotz des Verlaufens in zwei dunklen Gassen wieder unbeschadet anzukommen. Sie mußte definitiv an ihrer Orientierung in Städten arbeiten, sagte sie sich, als sie die Tür zum Schankraum öffnete und eintrat.


    Als sie Thraxas in der Ecke sitzen sah, lächelte sie flüchtig und trat zu ihm.


    "Und, was liest Du Gutes?"