• "Travia zum Gruße, Frau Alanis!" begrüßte Thraxas die Geweihte und antwortete dann auf ihre Frage. "Ich lese im zwölfgöttlichen Brevier über das Wesen und Wirken der Götter." sagte er. "Essen wird es wohl in einem halben Stunden Glas geben und dann wird es hier voller werden. Wollt ihr trotzdem hier im Schankraum speisen oder soll es privater sein?" erkundigte sich der Landsknecht.


    Während dessen war einmal kurz Birnoschas Kopf im Durchgang zur Küche aufgetaucht, sie mußte die Tür gehört haben. Jetzt war die Zwergin aber schon wieder nicht mehr zu sehen. Stattdessen wuchs hinter der Theke gleichmäßig langsam und völlig geräuschlos ein Fass in die Höhe.

  • Alanis Blick huschte zur Theke und für einen Moment starrte sie das Geschehen einfach nur verdutzt an. Dann fing sie sich wieder und war in der Lage, eine Antwort zu geben.


    "Wir können gerne hier essen, ich beobachte doch so gerne Leute", gab sie freundlich zurück und bemerkte dann: "Das Buch kannst Du mir bei Gelegenheit einmal leihen, vielleicht lerne ich ja daraus, hier nicht in unnötige Fettnäpfchen zu treten."


    Sie schob den Riemen, an dem sie ihre Tasche über die Schulter gehängt trug, zurück und setzte hinzu:


    "Ich bin in einer Viertelstunde wieder hier. Halt mir einen Platz frei, ja?"

  • Thraxas nickte und lächelte. "Ja, beides." erwiderte er nur schlicht und wandte sich dann wieder dem Buch zu.
    Inzwischen war das Faß hinter der Theke zum Stillstand gekommen und aus dem Durchgang zur Küche kam Gloin um sich hinter der Theke an die Arbeit zu machen. Kaum hatte er vier Humpen mit Bier gefüllt, flog auch schon die Tür auf und vier Zwerge in teuren Gewändern betraten die Schankstube, setzten sich ohne Umschweife an einen der Tisch und der Wirt brachte die eben gezapften Biere zu ihnen, als hätten sie sie bestellt.

  • Alanis ging in ihr Zimmer hinauf und begann, ihre Sachen auszuräumen und in den Schrank zu legen. Ihr Nachthemd und der Morgenmantel wanderten aufs Bett, dazu ein schmales, ledergebundenes Buch, das sie vor einigen Tagen in einer kleinen Stadt am Weg erstanden hatte. Ganz am Boden ihrer Kiepe befand sich ein hölzerner Reiseschrein, den sie vorsichtig hervornahm und auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett stellte. Sie klappte den Deckel auf und las zum tausendesten Mal das kurze Gebet, das sie hineingeheftet hatte. Der Boden des Schreins war mit einem aus dem Holz herausgeschnitzen Elementeamulett bedeckt, das sie vorsichtig mit den Fingern nachfuhr, bevor sie auf die Knie ging und einen kurzen Dank für die sichere Reise sprach.


    Wenige Minuten später kehrte sie ins Erdgeschoss zurück, das Buch über Feldschererei unter den Arm geklemmt. Als sie zu Thraxas an den Tisch trat, nahm sie es und schob es ihm hin, sobald sie seine Aufmerksamkeit hatte, über der Tischplatte zu.


    "Da wir gerade beim Lesen waren - das hier habe ich vor ein paar Tagen gekauft. In der kleinen Stadt, in der -." Sie versuchte, sich an den Namen der Ortes zu erinnern, scheiterte aber daran. "Kennst Du es? Falls nicht, kann ich es empfehlen."


    Sie setzte sich neben ihn und warf einen kurzen, neugierigen Blick zu den anderen Gästen hinüber, dann wandte sie sich aber der eigenen Tischgesellschaft zu. So, wie sie Zwerge kannte, wollten sie nicht gerne angestarrt werden.

  • Thraxas besah sich interessiert das kleine Büchlein und stellte beim schnellen Durchblättern fest, daß es einige interessante Themen behandelte.
    "Gerne würde ich das Büchlein einmal lesen, wenn Ihr es nicht mehr benötigt."


    Der Schankraum füllte sich zusehends und bald waren alle Tische belegt und auch an der Theke standen einige Zecher.


    Kurz darauf kam Birnoscha aus der Küche, stellte ihnen eine Terrine mit Suppe auf den Tisch und wuselte dann weiter. Gloin brachte Bier für Thraxas und sah dann Alanis erwartungsvoll an, sagte aber nichts.

  • "Könnte ich ein Glas Wein bekommen? Und Wasser dazu?", fragte Alanis vorsichtig, weil sie nicht wußte, ob das Ablehnen von Bier in einer Zwergenkneipe dazu führte, dass man achtkantig herausgeworfen wurde.


    Sie ließ ihren Blick über die restlichen Gäste schweifen, eine alte Gewohnheit, um herauszufinden, was die Leute - vor allem die, die in ihrer Nähe saßen - wohl für Pläne hatten. Sie sah weitere Zwerge, aber auch Menschen, die wie Handwerker aussahen und teilweise noch staubig von der Arbeit schienen. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, erhaschte Alanis zudem einen Blick nach draußen. Es wurde schnell dunkel, aber es herrschte ein seltsames Zwielicht, das sie nur zu gut kannte. War in dieser Nacht wirklich schon wieder Vollmond? Sie seufzte leise und stützte das Kinn in die Hand. Wer brauchte schon erholsamen Schlaf?

  • Glam hatte sich entfernt, ohne ein Wort zu sagen, brachte aber wenig später das Gewünschte. Währenddessen hatte Thraxas bereits Suppe in Schalen gefüllt und Alanis eine zugeschoben.
    "Laßt Euch die Vorsuppe schmecken, Frau Alanis!"


    Ein Blick auf den Wein offenbarte der Geweihten schon, was sie erwaren mochte, ölig und schwer glitt die Flüssigkeit durchs Glas, die Farbe in diesem Licht ausgesprochen dunkel, fast schwarz. Als Alanis nun den Duft des Weins aufnahm wurde die Vermutung zur Gewissheit, schwer und voll schlug ihr das Bukett entgegen.


    Der Landsknecht lächelte und sagte: "Ich denke, es ist Mescher Heiligmacher aus Almada. Das ist sehr gut, denn dann wird es als Hauptgericht schönes, kräftiges Fleisch geben." Kurz überlegte er und sagte dann versonnen lächelnd: "Ich tippe auf Ochsenfetzen!"

  • Alanis nahm die Suppe mit einem Nicken in Thraxas Richtung entgegen und sprach ein kurzes Dankgebet, dann nahm sie das Weinglas auf und roch daran.


    "Oh, meine Güte", sagte sie schwer beeindruckt und nachdem sie vorsichtig gekostet hatte, nickte sie versonnen. "Ich glaube ein Glas wird genügen, um mich aus den Schuhen zu werfen." Sie warf ihrem Begleiter einen halb ernsten, halb belustigten Blick zu. "Falls ich also nach dem Trinken nicht mehr im Stande sein sollte, selbstständig aufzustehen, ist es Deine hehre Aufgabe als mein Schüler, mich in Sicherheit zu bringen. Das ist gute alte Tradition bei den Elementegeweihten. Du glaubst gar nicht, wo oft ich meinen Meister El Gar aus der einen oder anderen misslichen Situation retten sollte. Und er ist ungefähr so groß wie Du." Sie sagte das mit einer Mischung aus Enerviertheit und ein bisschen Wehmut. "Nun, erstmal guten Appetit. Was sind Ochsenfetzen?" Sie griff zum Suppenlöffel.

  • Thraxas lachte und warf sich in die Brust. "Es wird mir eine große Ehre sein, Euch retten zu dürfen, holde Jungfer!" sagte er mit viel Pathos in der Stimme.
    Und löffelte dann erstmal etwas von seiner klaren Suppen, in der einige Teigstreifen schwammen. Allerdings wären sie hier nicht bei den Hügelzwergen gewesen, wenn in den Teigstreifen nicht auch ein wenig Speck gewesen wäre. Der Landsknecht erfreute sich an dem kräftigen Geschmack der Suppe und freute sich bereits auf das Hauptgericht. Birnoscha bereitete es immer viel Vergnügen ihm zu zeigen, was er kulinarisch alles verpasste, wenn er nicht hier war.


    Auf Alanis' Frage antwortete er: "Ochsenfetzen sind kleine Filetstücke vom Jungbullen, sehr zart, sehr schmackhaft und Birnoscha macht sie in Rotweinsoße mit Brotklößen und rotem Kohl. Ich glaube, Ihr werdet ebenso begeistert sein, wie ich es immer bin."

  • "Jungfer? Na, wir wollen es mal nicht übertreiben, nicht wahr?", bemerkte die Geweihte reichlich trocken, grinste dann in sich hinein und aß ihre Suppe. Bei der Erwähnung von Klößen und Rotkraut sah sie wirklich ziemlich begeistert aus, denn sie schwärmte nun einmal für gute Hausmannskost. Ein halbes Glas Wein war indes schneller zu der Suppe getrunken, als sie es geplant hatte. "Gib es zu, Du kannst hier nicht so lange bleiben, weil Du sonst irgendwann so breit wie hoch wärst", mußtmaßte sie mit einem zufriedenen Seufzen, nachdem ihre Schüssel geleert war und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. "In dem Haus, in dem ich Kochen gelernt habe, hätte ich auch nicht ewig bleiben können. Die Köchin und die Hauswirtin liebten es, den ganzen Tag über zu essen und steckten alle anderen mit dieser Leidenschaft an. Und erst die Süßspeisen." Sie seufzte und verdrehte schwärmerisch die Augen. "Eine Schande, dass das Haus irgendwann abgebrannt ist. Aber gut für meine Figur."

  • Thraxas lächelte. "Ihr bringt es auf den Punkt, Euer Gnaden. Obwohl ich glaube, daß Birnoscha sich mit dem Kochen für mich etwas zurücknehmen würde, wenn ich dauerhaft hier wohnen würde."
    Etwas unsicher fragte er nach: "Seid ihr denn keine unverheiratete Frau, Euer Gnaden? Ich dachte..." brach dann aber ab.

  • "Du dachtest?" Alanis hob fragend eine Augenbraue und ihr Blick ließ erkennen, dass sie sich nicht mit halbgaren Fluchtversuchen abspeisen lassen würde. Sie trank noch einen Schluck Wein, stützte dann das Kinn auf die aufgestützten Hände und richtete dann ihre Aufmerksamkeit mit unschuldiger Miene wieder auf ihren Schüler.

  • "Ehm,.." räusperte sich der Landsknecht. "Ich dachte, Ihr...Ihr wäret ungebunden." Nun sprach er immer schneller. "Ihr tragt keine Zeichen einer Verbindung. Aber natürlich muß das nichts heißen. Vielleicht ist das in Eurer Heimat nicht üblich. Und es wäre natürlich auch gar kein Wunder wenn Ihr den Traviabund schon eingegangen wäret. Sicherlich hat eine Frau, wie Ihr, da eine große Auswahl an Bewerbern. Aber ich sah bisher keinen Mann an Eurer Seite und Ihr erwähntet auch niemanden." Eine kurze Pause entstand, dann wurde Thraxas' Miene noch betroffener und er sagte: "Seid Ihr denn...oder wart Ihr schon...ist Eurem Mann etwas zugestoßen?"
    Alanis hatte den Landsknecht deutlich in Verlegenheit gebracht.

  • Alanis lächelte sachte.


    "Thraxas, Du machst manchmal wirklich nette Komplimente", stellte sie versonnen fest und entschied sich, ihn nicht weiter zu ärgern. "Wenn man die Gesetze meiner Familiesippe zu Grunde legt, bin ich tatsächlich seit -." Sie rechnete kurz nach. "Seit 17 Jahren verheiratet. Allerdings habe ich direkt danach mein Bündel geschnürt und bin bis ans andere Ende der Welt gelaufen." Sie grinste schief. "Also definitiv kein Schwur vor den Göttern oder vor Landesgesetzen. Und ich habe keine Ahnung, ob meinem Mann etwas zugestoßen ist. Er war damals deutlich älter als ich, also -." Sie stockte kurz, schenkte ihrem Gegenüber einen entschuldigenden Blick. "Ein wenig älter als Du jetzt." Sie lächelte flüchtig. "In der Relation war das damals sehr alt."

  • Von zu Hause weggelaufen...erklärte das....Nein, so dachten Elben... geistern Thraxas Gedankenfetzen durch den Kopf. Nachdem Alanis geendet hatte sagte er: "Ja, damals war das für Euch ziemlich alt, das kann ich mir vorstellen, selbst jetzt wäre das ja noch ein gehöriger Unterschied. Ich mag nicht, wenn Familien Ihre Töchter in solche Ehen geben, erkennen allerdings an, daß die Not oder die Politik soetwas nötig machen kann. Was war es bei Euch, Not oder Politik?"

  • Alanis Stirn umwölkte sich merklich.


    "Menschen sind kein Kapital, mit dem man in Not und Politik das Geld ersetzen kann, das nicht da ist", erklärte sie nachdrücklich und wirkte plötzlich zornig, so als habe die Nachfrage etwas aufgerührt, das schon eine Weile verschüttet lag. Sie leerte ihr Weinglas. "In meinem Fall - reine Politik. Nutzungsrechte für Straßen, Lagerplätze, Zutritt zu bestimmten Städten. Im Endeffekt ging es nie ums Überleben, sondern nur um Profit."

  • Thraxas erwiderte abwehrend: "Ich sagte ja, daß ich das auch nicht mag. Aber das wohl vieler kann dann doch das Schicksal Einzelner überwiegen und manchmal verhindert sowas einen Krieg."
    Lächelnd setzte er hinzu: "Ich bin aber froh, daß Ihr Euch diesem Diktat nicht gebeugt habt, denn sonst hätten wir uns nicht kennen gelernt."
    "Noch Wein?" fragte er ohne Pause und deutete auf Glam, der mit einer Karaffe neben Alanis Stand. Im selben Moment kam auch Birnoscha mit dem Hauptgericht, dem einige begehrliche Blicke von den anderen Tischen folgten. Es war genau das Essen, welches Thraxas vermutet hatte und duftete herrlich.

  • Alanis war gerade in der richtigen Stimmung für ein Streitgespräch, allerdings ließen die Aussicht auf den wirklich hervorragenden Wein und den Hauptgang ihre Kratzbürstigkeit wie eine Wolke am Sommerhimmel vergehen.


    "Ja, gerne noch Wein, vielen Dank." Sie lächelte dem Zwerg freundlich zu und ließ sich nachschenken. Sie bedankte sich auch für das Essen und wirkte angesichts dessen, was ihr vorgesetzt wurde, äußerst zufrieden, was sich dann, nachdem sie Thraxas ein weiteres Mal einen guten Appetit gewünscht und probiert hatte, noch zu einem zufriedenen Strahlen steigerte. Nachdem sie eine ganze Weile stumm gegessen hatte, erklärte sie: "Ich denke ich nehme Dich irgendwann doch einmal zu den Tagen des offenen Lernens in eine der Akademien mit, die ich regelmäßig besuche. In den Diskussionen über Ethik würdest Du Dich ganz wohl fühlen." Sie setzte hinzu. "Das Wohl einer einzigen Person dem Wohle vieler unterzuordnen mag auf den ersten Blick logisch erscheinen. Auf den zweiten Blick jedoch muss sich jeder, der das fordert, fragen, ob er diese Forderung auch weiterhin stellen würde, wenn es ihn selbst oder einen seiner Lieben betrifft. Auf der persönlichen Ebene sieht ein solches Szenario nämlich ganz anders aus."

  • Thraxas genoss das Essen ebenfalls sichtlich und so war seine Neigung eine Diskussion mit großen Nachdruck zu führen eher gering.
    "Da habt Ihr vollkommen recht, Euer Gnaden. So etwas gut zu heißen kann man nur guten Gewissens, wenn man dazu bereit ist und ob man das wirklich ist, stellt sich sowieso erst in der Situation heraus und man wird dann noch hundert und eine Ausflucht finden, warum man die Situation nicht vergleichen kann." gab er der Geweihten uneingeschränkt recht und fügte hinzu: "Habe ich es wirklich verdient, daß Ihr mich mit Disputationsfolter an einer Geweihtenakademie bedroht?"

  • Alanis lachte auf.


    "Lass mich kurz überlegen", gab sie spielerisch zurück und ihre Augen blitzten vergnügt. "Müsste ich also eine Liste schreiben mit Ja und Nein.. ." Sie hob die Hand, um eine imaginäre Liste in der Luft auszufüllen, erinnerte sich dann rechtzeitig an das Weinglas darin und stellte es ab, um dann ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Schließlich ließ sie die Hand sinken und schüttelte gespielt betrübt den Kopf. "Ich fürchte das sieht gar nicht gut aus für Dich." Eine Kunstpause folgte. "Es sind übrigens zwei Magierakademien, die noch andere Lehrgebiete aufgenommen haben. Tut mir wirklich Leid." Dann lachte sie wieder. "Nein, Spaß beiseite, das würde ich Dir tatsächlich nicht antun. Auch wenn ich glaube dass so manche Gestalten dort eine gute Portion Deiner Erfahrung eher gebrauchen könnten, als Du eine Portion Magier."