• Ein eindeutig dankbarer Blick traf Thraxas von der Seite - oder wohl eher von unten, da der Landsknecht ja deutlich größer war als die Geweihte.


    "Ja, sehr schön", echote sie und entspannte sich schließlich. Ihre Finger, die die ganze Zeit der Laufens über nervös herumgetanzt waren, ruhten nun ineinander verschränkt vor ihrem Körper. "Ich liebe Wasser - das unserer fünf Elemente, dem ich mit am meisten verschrieben bin." Sie lächelte leicht. "Auch wenn ich eine wirklich miserable Schwimmerin bin."


    Ihr Blick folgte den beiden Booten, beobachtete die Veränderungen der Segel, die dazu dienten, den Wind bestmöglich einzufangen, und erkundigte sich dann:


    "Ein alter Bekannter von Dir, ja? Wirklich ein schöner Zeitvertreib, den er sich gewählt hat."

  • Thraxas lachte. "Nein, kein alter Bekannter! Es ist Glam. Er nutzt jede freie Minute, die er hat, um zu segeln. Zum Glück ist er inzwischen gut genug, um nicht mehr nur Geld zu verlieren." meinte der Landsknecht gutgelaunt.
    "Als ich letztes Jahr nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder hier war hat er mich nach einem Monat mit dem Segel überrascht. Er meinte, es würde ihn unverwechselbar machen, wie mich. Ich war ganz schön gerührt."
    Dann wechselte er das Thema. "Schwimmen muß man, wie alles, trainieren. Und wenn man nicht gut ist, dann bei jeder Gelegenheit." sagte er, drehte sich so, daß er seitlich zu ihr stand und schaute Alanis mit einem sehr schelmischen Gesichtsausdruck an.

  • "Ich hätte mir wirklich nicht träumen lassen, dass ich mal Zwerge in Segelbooten sehe", murmelte Alanis und sah dem auffälligen Segel aufmerksam hinterher. "Wie einen das Leben doch immer wieder überraschen kann."


    Dann, als Thraxas sich neu positionierte, warf sie ihm einen strengen Seitenblick zu und ihre Haltung wurde wieder wachsamer. Immerhin war das Ufer nicht wirklich weit entfernt und sie traute dem Mann alles zu. Definitiv alles.


    "Falls Du damit andeuten willst, dass Du ab jetzt dafür sorgen willst, dass ich regelmäßig in irgendwelchen stehenden oder fließenden Gewässern lande, dann kann ich nur eine Antwort darauf geben: spülen für den Rest Deiner Lehrzeit. Und sie wird sehr, sehr lang werden."

  • Thraxas lachte laut auf. "Ihr solltet den Preis nicht so niedrig halten, ich könnte wirklich versucht sein ihn zu bezahlen." meinte er sichtlich vergnügt und tat weiterhin so, als überlege er ernsthaft.
    Dann aber sagte er: "Die Zwerge in Angbar sind schon immer auf dem See gefahren. Sie teilen die Abneigung ihrer Brüder aus Xorlosch oder dem Eisenwald nicht. Und der See bietet eben eine Menge, wenn man hin zu nutzen weiß. Und vorallem, was wäre die hügelzwergische Küche Angbars ohne die ganzen Fischspezialitäten."

  • Alanis machte recht demonstrativ einen Schritt von Thraxas fort, betrachte ihn dabei aber aufmerksam aus den Augenwinkeln.


    "Du weißt ja gar nicht, wie hoch oder niedrig der Preis generell ist, mein Schüler zu sein. Das weiß ja noch nicht mal ich, weil ich niemals einen hatte." Sie lächelte wieder, aber es wirkte nicht sonderlich froh, auch wenn sie sich Mühe gab. "Naja, zumindest gestehe ich Dir nach der letzten Zeit eine Ahnung zu." Ihre Aufmerksamkeit glitt wieder über die weite Wasserfläche fort und an einen Ort, an den nur sie blicken konnte. Dann schüttelte sie den Kopf und ein paar trübe Gedanken ab, die aufzukommen drohten. Das Lächeln vertiefte sich und erreichte ihre grünen Augen. "Aber mein Preis steigt mit jedem Mal, mit dem Du mich ärgerst. Als vorsichtig, Thraxas. Ich bin eine äußerst rachsüchtige Frau." Ein Stirnrunzeln folgte. "Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich Dich ins Wasser befördern könnte."

  • Thraxas lächelte. "Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß Euch da etwas einfallen würde. Bezahlte Knechte zum Beispiel oder als Liebling der Elemente bittet Ihr einfach darum, daß sich die Bretter der Brücke auflösen, über die ich gehe."
    Dann sah auch er auf das Wasser hinaus und setzte ernsthafter hinzu: "Seid unbesorgt, Euer Gnaden, ich werde euch natürlich nicht ins Wasser werfen. Und bisher erscheint mir der Preis Euer Schüler sein zu dürfen nicht zu hoch zu sein."

  • "Schmeichler", murmelte Alanis, aber sie lächelte dabei und konnte nicht verhehlen, dass seine Worte Erleichterung auslösten - und nicht nur die darüber, dass ihr keine Schwimmrunde bevorstand.. "Warte erstmal, bis das Dach meines Hauses neu gedeckt werden muss." Dann erklärte sie aufgeräumt: "Was Deine Theorie mit der Brücke angeht - ich schätze da bist Du sicher. Für solche Kleinigkeiten pflegen wir die Elemente nicht zu bitten. Auch wenn es durchaus möglich ist, mit Hilfe ihrer Natur großen Schaden anzurichten, so haben wir uns eher dem Zusammenfügen denn dem Zerstören verschrieben."

  • "Ein Dach einzudecken ist im Vergleich zum Besuch eines Magierkonvents ein Klacks." erwiderte Thraxas gutgelaunt. Dann breitete er seinen Mantel auf dem Boden aus und setzte sich. "Nehmt doch auch Platz, Frau Alanis. Solange die Sonne uns ein bisschen wärmt läßt es sich hier aushalten, denke ich." sagte er einladend, um gleich auf die Elemente zu sprechen zu kommen. "Um auf die Elemente und das Wirken als Priester zurückzukommen," begann er, "am Gurkenpaß wurde gesagt, daß sich das Wirken der Priester und der Magier darin unterscheidet, daß der Magier die Welt mit seinem Willen formt und sozusagen zwingen kann und der Priester dies nicht kann, weil alles was geschieht, durch den Willen der Götter geschieht. Habe ich das so richtig in Erinnerung?"

  • Alanis ließ sich nach einem kleinen Moment des Zögerns leicht ungelenk neben Thraxas nieder und streckte die Beine aus. Die frische Luft tat ihr gut und hatte ihre Kopfschmerzen nach und nach verschwinden lassen, aber ihr Körper fühlte sich immer noch an, als sei er von innen heraus verprügelt worden, was wirklich eine seltsame und verabscheuenswürdige Empfindung war.


    "Grob gesagt ist das richtig", erklärte sie und hob ein wenig die Nase, um sie in die Sonne zu halten. "Wenn man sich die Sache etwas genauer betrachtet, stolpert man natürlich über einige Punkte, die einem dabei nicht schmecken müssen. Warum erlauben die Entitäten, zu denen wir beten - die Götter, die Elemente - solch infamen Kreaturen wie den Magiern, ihre Schöpfung zu missbrauchen, während die getreuen Diener, die Priester, weiterhin bitten und betteln müssen? Warum treten bei Priestern wie bei Magiern dieselben Arten von Erschöpfungszuständen auf, wenn sie zuviel Kraft durch sich geleitet haben - sollten die Götter ihre Diener nicht schützen? Und so viele andere Unreimtheiten... ."

  • Die Geweihte löste ebenfalls ihren Umhang, weil ihr warm genug war. Sie stützte sich mit den Händen nach hinten ab, um bequemer zu sitzen, und warf Thraxas einen amüsierten Seitenblick zu.


    "Eine Erklärung? Eher nicht. Ich vermute es gibt hunderte." Sie dachte kurz nach. "Es gibt Kulturen, die denken, dass Geweihte und Magier das Selbe sind, nur mit anderen Befugnissen durch die Götter. Immerhin beeinflussen sie das Gleiche, nämlich die Substanz dieser Welt. Andere sagen, dass die Magier Teil eines göttlichen Plans sind, um die Welt zu zerstören und deswegen ihr Potential besitzen, während die Priester dazu da sind, die Menschen zu überzeugen, dass es nicht so ist, damit sich der Plan ungehindert entfalten kann." Ihre Lippen zuckten kurz belustigt. "Wieder andere sagen, dass es gleichermaßen falsch ist, die Welt zu beeinflussen und dass Magier wie Priester deswegen einen Preis zahlen müssen, auch wenn es unterschiedliche Kräfte sind."


    Sie sah ihren Begleiter ruhig an.


    "Was ist Dein Erklärungsversuch für die Dinge, die ich angesprochen habe?"

  • Thraxas sah missmutig drein. "Um ehrlich zu sein, habe ich keinen mehr." antwortete er. "Vielleicht hatte ich noch nie eine Erklärung, aber früher hatte ich zumindest eine Überzeugung. Nach dieser Überzeugung war Magie etwas Falsches in den Händen der Menschen und nur durch den Frevel Madas in deren Hände gelangt. Eigentlich sollte die Magie den Göttern vorbehalten bleiben und nicht frei in der Welt verfügbar sein.
    Priester hingegen können nur um etwas bitten und die Götter selber führen die Bitte dann aus." führte er weiter aus und dabei schien ihm ein neuer Gedanke zu kommen, aber seine Miene erhellte sich dadurch nicht.
    "Wenn aber Magie etwas göttliches ist oder war oder sein sollte, dann ist die Macht der Götter nichts anderes als Magie und das was die Priester ausüben geschieht durch die Magie der Götter. Wenn wir diesen ketzerischen Gedanken zu Ende denken, dann wenden also sowohl Priester als auch Magier Magie an, nur tun sie das auf unterschiedliche Weise, vielleicht auch nur mit unterschiedlichen Ritualen und Worten. Und beide, Priester und Magier werden dazu von den Göttern befähigt, denn die Götter geben uns unsere Gaben." überlegte er laut.
    Dann stand er auf und hob einen großen Stein auf. "Ich gehe mich jetzt ertränken. Wenn die Inquisition von dieser ketzerischen Rede erfährt verbrennt sie mich sowieso." sagte er bedrückt.

  • Alanis hatte ihm vollkommen ruhig zugehört, doch als er aufstand und den Stein nahm, verlor sie ihre entspannte Haltung wieder und sprang auf. Obwohl schon ziemlich blass um die Nase, wich ihr nun vor Schreck auch das letzte Blut aus dem Gesicht, so wie in der vergangenen Nacht, was sie aber nicht daran hinderte, sich ihm sofort in den Weg zu stellen. Ihre Körperhaltung ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie es keinesfalls zulassen würde, dass er seine Ankündigung wahr machte.


    "Lass das!", fuhr sie ihn heftig an. "Leg den Stein weg! Ich habe nämlich nicht im mindesten Lust, Dir hinterherzutauchen."

  • Thraxas lächelte schwach und warf den Stein zur Seite. "Eure Sorge ehrt mich, Euer Gnaden! Aber sie ist unbegründet. Bevor ich mich von der Inquisition fangen lasse, wandere ich lieber wieder in andere Länder." sagte er niedergeschlagen.
    "Und jetzt sagt mir bitte, daß es ganz und gar nicht so sein kann, wie ich gesagt habe. Sagt mir, daß ich nicht mein ganzes Leben einer Lüge aufgesessen bin, die mir eine Überzeugung gegeben hat, die verhinderte, daß ich einen Teil von Tomori akzeptieren konnte. Was auch dazu beigetragen hat, daß sie jetzt wieder in der Finsternis wandelt! Sagt mir, das ich mich nicht die ganze Zeit geirrt habe! Das Magie eben doch ein Frevel ist und ihr nichts göttliches innewohnt. Das Magier eigentlich gegen den Willen der Götter ihre Kraft bekommen haben und somit ausüben." seine Stimme war immer fester und fordernder geworden.
    "Könnt Ihr das, Euer Gnaden?" fragte er.
    "Und wenn dem so ist, warum werden dann nicht alle Magier von allen rechtgläubigen Gejagt und Verbrannt? Warum gibt es sogar Kirchen, die sich der Magier bedienen und Regenten von der Götter Gnaden, die Hofmagier haben?"
    Was auch immer den Stein ins Rollen gebracht hatte, gerade schien dieser Stein alle Mauern der Gewissheiten und Überzeugungen in Thraxas in besorgniserregender Geschwindigkeit einzureißen und es war fraglich, was das mit seinem Verstand anstellen würde.

  • Alanis seufzte leise und sie schenkte dem Landsknecht ein mitfühlendes, zaghaftes Lächeln. Den Schreck, den er ihr eingejagt hatte, sah man ihr deutlich an.


    "Thraxas, wie kann denn eine Glaube, der aus tiefem Herzen gelebt wird und der darauf zielt, Unheil abzuwenden und Gutes zu tun, eine Lüge sein?" Sie hob die Hand, um sie begütigend auf seinen Arm zu legen. "Du hast geglaubt, weil alles, was Du erfahren hast, diesen Glauben unterstützt hat. Daran war zum damaligen Zeitpunkt niemals etwas Falsches. Es war nie naiv. Es war nie dumm. Es war genau so, wie es für Dich sein sollte." Ihre Stimme war ruhig und eindringlich, von tiefer Überzeugung durchsetzt. "Du warst noch nicht soweit, doch nun, durch all Deine Erfahrungen und Deinen Reisen, bist Du es. Denn sonst hätten Dir die Mächte, an die Du glaubst, niemals die Erkenntnisse erlangt, die Dich dazu befähigen, mir alle diese Fragen zu stellen. Genau das ist es - ein Geschenk. Ebenso sehr, wie Du Deine Gabe erhalten hast, ist ein kritischer Geist, der in der Wandlung begriffen ist, ein großes Geschenk. So ein Geist bleibt niemals stehen. So ein Geist verharrt nicht in dogmatischen Weltbildern. So ein Geist dient dem Glauben, ohne durch den Selben blind zu werden."

  • Thraxas entzog sich der Berührung durch Alanis' Hand mit einer wütenden Geste, ging rasch an ihr vorbei und blieb dicht vor dem Ufer mit dem Rücken zu ihr stehen, so das sie nicht mehr vor ihn treten konnte.
    Zornig sagte er: "Dann ist es also so, wie ich es jetzt vermute? Dann war ich also blind, blind im und durch den Glauben! Blind gemacht von den Priestern! Das ganze Volk ein Spielball in einem Spiel der Macht und des Einflusses! Und warum dürfen sie entscheiden, wann ich soweit bin? Mit welchem Recht entscheidet irgendwer, wann ich wozu bereit bin? Thraxas' Stimme bebte.
    Dann drehte er sich abrupt zu Alanis herum und die Geweihte konnte Tränen sein zornesrotes Gesicht entlangfließen sehen. "Ich will diese ganzen angeblichen Geschenke nicht! Geschenke sollen schön sein, einem Freude machen und das Leben erleichtern." Thraxas' Hände waren zu Fäusten geballt.

  • Alanis folgte ihm gemessenen Schrittes und blieb nahe hinter ihm stehen. Sie hatte geahnt, dass dieser Moment kommen mußte und betete zu den Elementen, dass sie die richtigen Worte finden würde, um das Ganze nicht in einer Katastrophe enden zu lassen.


    "Wir sind nur Menschen, Thraxas. Wir irren uns, wir verlieren den richtigen Weg. Deine Götter entscheiden für Dich, wann Du bereit bist, weil Du es möglicherweise nicht siehst oder nicht sehen willst. Und sie geben den Priestern die Weisheit mit, mit den Wahrheiten der Welt vorsichtig umzugehen, damit niemand durch sie verletzt wird. Der Glaube steht niemals vor uns, um uns die Sicht zu nehmen. Er steht hinter uns, um uns in die richtige Richtung zu lenken. Ob wir diese Lenkung aber annehmen wollen, ist immer unsere eigene Entscheidung. Und nein, ich sage Dir nicht, dass es so ist, wie Du vermutest. Ich sage Dir, dass es so ist, wie Du es begreifen kannst. Meine Antworten werden niemals Deine Antworten sein können, aber ich hoffe, dass sie Dich auf Deinem Weg begleiten können."


    Ihre Stimme war im Gegensatz zu seiner Stimme leise und sanft.


    "Aber natürlich, man kann es so sehen, wie Du es gerade siehst. Ich verstehe das. Ich könnte sogar verstehen, dass Du mir vorwerfen wirst, dass ich versuche, Dich einzulullen und mit den selben Antworten abzuspeisen, die Du jahrelang gehört hast. Du bist zornig, weil Du weder Sinn noch Gerichtigkeit darin siehst, dass gerade Deine Welt auf den Kopf gestellt wird. Dass Du so viele Jahre für das Licht gearbeitet hast und sich doch Dein Leben nicht so entwickelt hat, wie Du es wolltest. Dass Du eine Gabe geschenkt bekommen hast, die aber nicht rechtzeitig da und fähig war, Tomori zu retten."


    Wieder streckte sie eine Hand nach ihm aus, ganz langsam.

  • Thraxas schwieg und schaute auf Alanis' Hand, die sich ihm näherte, mit einem Blick als würde er sie gleich abbeißen.


    Dann aber ergriff er plötzlich die Hand der Geweihten und legte sie sich auf die Brust. "Hier, mein Herz. Mein Herz weiß die Antworten, wußte die Antworten schon immer, aber mein Kopf hat noch Fragen, so viele Fragen und er will antworten." sagte er etwas ruhiger als vorher. "Und darf ich meinem Herzen allein überhaupt Entscheidungen überlassen, die mein Kopf nicht versteht? Und wer, wer hat die Antworten für mich, wenn noch nicht mal ihr sie habt, Meisterin?"

  • Alanis stand, wie vom Donner gerührt, da und wußte erst einmal gar nichts zu sagen. Schließlich lächelte sie sachte, ganz ruhig dastehend und nicht die geringsten Anstalten machend, sich von ihm zu lösen.


    "Ich kann Dir eine Menge Antworten geben, Thraxas, und das möchte ich gerne, weil ich sehe, dass Du sie dringend brauchst. Wir können über Sphärenmodelle reden, über göttliche Fehlbarkeit, über dutzende Entstehensgeschichten für unsere Welt. Ich kann Dir von den Elementen erzählen und von den Göttern, mit denen ich sprechen durfte. Aber ich kann Dir nicht versprechen, dass meine Antworten Deine Antworten sind."


    Sie atmete kurz durch, froh darüber, dass er sich wieder beruhigt hatte.


    "Du bist vom Licht ausgewählt worden und bist dennoch nicht zu einem Praiosgeweihten gegangen, um sich damit zu beschäftigen. Ja, Du hast gewußt, dass es mehr gibt, als man Dir in Deiner Kindheit beigebracht hat, aber Du hast daran festgehalten, weil es Sicherheit versprochen hat. Das ist verständlich." Sie blickte ihn durchdringend an. "Du bist in den letzten Jahren den silbernen Weg gegangen, weil er Dir neue Sicherheiten versprochen hat, neue Antworten. Doch jetzt stehst Du wieder an einem Punkt, an dem die Antworten aus dem silbernen Weg vielleicht nicht mehr reichen. Und ich verstehe, dass Dich das wütend macht. Irgendwann - möchte man ja irgendwo ankommen, nicht wahr?"

  • Thraxas' Stimme war heiser und in ihr lag eine Spur von Entsetzen. "Ich möchte nicht ankommen, Euer Gnaden. Wenn ich auf dem Silbernen Weg ankommen würde, dann wäre ich vollkommen und vollkommen kann nur ein Gott sein."
    Er schluckte, schaute kurz über die Priesterin hinweg und ihr dann wieder in die Augen. Seine Stimme war wieder fester als er sagte: "Und ich glaube immernoch, daß der Silberne Weg alle Antworten bereit hält, die man braucht. Auch, wenn viele davon nicht einfach sind.


    Wütend macht mich die Tatsache, daß ich vielleicht mein Leben lang belogen worden bin und das mir ohne diese Lügen vieles leichter gefallen wäre. Ich zweifle an der allumfassenden Weisheit der Geweihten, die Götter mögen wissen, wann was für uns gut ist, aber dann hören die Geweihten ihnen vielleicht manchmal nicht richtig zu." eine leichte Verzweifelung war Thraxas anzumerken. Aber schon im nächsten Satz mischte sich wieder Hoffnung darunter: "Bitte, gebt mir Eure Antworten, denn dann habe ich wenigsten welche und vielleicht werden es dann, wenn sie gut genug sind, auch meine Antworten oder helfen mir dabei meine Antworten zu finden. Wahrscheinlich hätte ich viel eher noch weitere Menschen nach ihrem Bild der Welt fragen sollen."