Beiträge von Vittoria

    "Hm, dann geht mal lieber in deckung, denn ich hab spielzeug dabei. Also wirds gleich wohl rabaukig." Grinsend schiebt sie die Tür auf und kommt mit großem, tuchbedecktem Korb herein.

    Ein paar Tage später stürmt die Kinderbande in die Küche, Fische und Flechtwaren schwenkend. Vittoria wankt hochbeladen hinterher. "Hallo, Haus. Wer auch immer da ist."

    Sechs Tage nach Ancale's Abreise packt sie die Sachen der Kinder ein, auch die von ihnen gefangenen Fische und die geflochtenen Sachen, verstaut die Sachen und die Kinder in ihrem Rucksack, dem Handkarren und den Tragetaschen der Ziege und wandert so nach Amonlonde-Stadt.

    In den Tagen danach sammelt Vittoria mit den KindernRohrkolbenblätter und zeigt ihnen, wie man daraus Matten und Schalen flechtet, sie bauen eine Vorratsgrube mit Kuppeldach, beobachten Tiere im Wald, sammeln Früchte, Kräuter und Blumen.

    "Na, dann hast du ja jetzt ne Vorwarnung, dass die Bande in ein paar Tagen wieder hier einfliegt. Ich beschäftige sie, solang sie bleiben wollen, und dann" Sie zieht die Schultern hoch und breitet die Arme aus "habt ihr wieder das Vergnügen."

    "Nein, er meinte, er müßte jetzt großer Bruder für seine Schwester sein. Die anderen behalt ich gern noch ein paar Tage, bis sich hier alles eingespielt hat."

    "Ich halte sie beschäftigt, da klappt das gut." Sie lächelt. "Ausserdem sind sie dann abends so müde, dass sie ohne Protest ins Bett gehen - meistens."

    Amnächsten Morgen packt Vittoria Ancales Sachen fertig, auch seine Fische, und bringt ihn nach Amonlonde-Stadt zurück.
    Nikodemus geht mit den anderen Kindern zum Hafen, Schiffe gucken.

    "Wirklich? Na, das freut mich für euch alle. Aber ich denke, es wäre vielleicht ganz gut, wenn du noch bis morgen früh hierbleibst. Dann bring ish dich ganz früh schon nach Hause. Auf dem Weg kannst du ja ein paar Blümchen pflücken. Sowas freut Frauen - deine Mama und deine Schwester ganz bestimmt. Wenn du jetzt direkt gehst, kommst du im Dunkeln an, wenn alle schon im Bett liegen. Und morgen sind auch die Fische, die du gefangen hast, fertig geräuchert, dann kannst du sie mitnehmen und damit richtig angeben. Wie wäre das?"

    Eine große gewachste Holzplatte liegt eines Morgens im Garten über zwei Holzböcken. Daneben stehen drei Eimer, einer mit grauem Ton, einer mit rötlichbraunem Ton und einer mit Wasser. Die Kinder werden bis auf die Unterwäsche ausgezogen und dürfen kneten. Die Produkte stellt Vittoria zum Trocknen auf ein an der Aussenwand der Hütte befestigtes Regalbrett. Sie selbst formt auch einige Gegenstände, hauptsächlich Tier- und Menschenfiguren. Als die Kinder schließlich lieber wieder etwas anderes spielen, fertigt sie noch etwa ein Dutzend Teller und ebenso viele kleine Schalen und Becher, sowie einige größere Schüsseln und Platten an. Dann räumt sie auf. Anschließend scheucht sie die ton- uns sandvermatschten Kinder zum kleinen Bach, wo alle gründlich geschrubbt, abgetrocknet und angezogen werden.

    An einem Morgen zieht Vittoria mit allen Kindern schon früh los. Nach einem pausenreichen Marsch durch den Wald erreichen sie den größeren Bach, von dem der kleine Kanal abzweigt, der an der Hütte vorbeiführt. An einer geeigneten Stelle baut Vittoria mit den Kindern eine Fischfalle: eine Zaun aus kreuzweise verflochtenen Weidenstöcken über die ganze Breite des Baches und zwei Zäune, die etwa drei Meter bachabwärts von der Sperre an den Ufern beginnen und sich dann nach bachaufwärts zu annähren, bis sie etwa einen Meter unterhalb der Sperre einen nur 30 Zentimeter breiten Durchlass offenlassen. Ausserdem eine Gitterplatte, mit der die Öffnung verschlossen werden kann.
    Anschließend spaziert Vittoria mit den Kindern einige Hundert Meter bachabwärts, wo reichlich gepicknickt wird, denn inzwischen ist die Mittagszeit schon vorbei. Danach kriegt jedes Kind einen belaubten Ast und sie stellen sich so im Bachbett auf, dass sie eine Reihe quer durch den Bach bilden, die kleinen Kinder am Rand, Vittoria in der Mitte. Während sie alle bachaufwärts gehen, bewegen sie die Äste vor sich im Wasser hin und her. Immer wieder sehen sie Forellen und Saiblinge, die vor ihnen her auf die Falle zuflüchten. An der Falle angekommen, dürfen Ancale und 'Sander die Türplatte einsetzen. Die Fische in der Falle werden von allen bestaunt und Vittoria zeigt ihnen die verschiedenen Arten - auch einige kleinere sind dabei, die die Kinder im Bach kaum bemerkt haben - dann werden die großen Tiere mit einem Netz herausgefangen. Zuletzt wird das Türgitter geöffnet und die Falle aus dem Bach entfernt. Mit der Beute - von Vittoria ausgenommen - an Stöcken aufgefädelt, wandern die Kinder stolz nach Hause.

    Früh morgens dürfen die Frühaufsteher des Kinderschwarms Vittoria in den Wald oder auf die Wiese begleiten, wo sie Kräuter, Wildgemüse und Wildobst sammeln. Vittoria erklärt den Kindern, was man essen kann und welche Kräuter welche Eigenschaften haben. Einmal nimmt sie die größeren Kinder sogar mit zur Jagd, klettert mit ihnen auf eine vorher gebaute kleine Plattform in der Krone eines Baumes neben einer beliebten Wasserstelle und wartet dann, ob sich ein jagbares Tier blicken läßt. Aber da die Kinder nicht längere Zeit wirklich leise sind, kriegen sie nur einige Kaninchen zu sehen. Und da die Kinder im kleinen Stall im Garten eine zahme Kaninchenfamilie haben, scheint es nicht angebracht, die wilden Verwandten vor den Augen der Kinder zu erschießen. Also wird ein Beobachtungsmorgen daraus.

    Ein Haufen Kinder macht den Garten und, in Begleitung von Vittoria oder Nikodemus, auch die Umgebung der Hütte unsicher. Mindestens einmal täglich schaffen es die Kinder, den Bach oder die Lehmgrube - oder beides - aufzusuchen. Darum ist die Leine im Garten auch immer mit trocknenden Kinderklamotten besetzt.

    Nach einer Weile. "Du musst nicht hier bei mir sitzen bleiben, um mir Gesellschaft zu leisten. Ich warte nur noch ein Weilchen, bis die da draussen genug gespielt haben. Vorher krieg ich meine Kinder hier ohne Geheul nicht weg."