Beiträge von Wiyakawe

    "Dann musst du es ausprobieren. Du fährst überall hin, wo sie sein könnte."


    Wiyakawe sagte dies in einem Tonfall, als wäre dies die natürlichste Sache der Welt.


    "Und du wirst dich beeilen müssen, sonst verliert sich ihre Spur."


    Kurz überlegte sie bevor sie nachsetzte:


    "Oder du fragst euren Schamanen."

    Mit einem unterdrückten Aufschrei, der an ein waidwund geschossenes Tier erinnerte, sprang Wiyakawe auf, langte über den Tisch und riss Wanagi am Kragen ein Stück zu sich heran. Ihr Gesicht dicht an dem Wanagis sah es so aus, als wolle sie etwas sagen. Aber sie brachte kein Wort heraus, sondern starrte ihre Gegenüber nur an, die Zähne gefletscht aber fest aufeinander gebissen.


    Dann stiess sie die andere Skruta wieder zurück auf deren Platz und setzte sich selbst langsam wieder hin. Schwer atmend brauchte sie einen Moment, bis sie wieder ruhig genug war Turak anzusehen und auf seine Antwort zu warten. Wanagi würdigte sie keines weiteren Blickes.

    Die Skruta hielt dem Blick stand. Ihre Augen waren dunkel vor mühsam kontrolliertem Zorn. Und dann war da noch etwas anderes in ihnen...


    Die Knöchel ihrer Hand wurden weiss, als ihre Finger den Becher mit Met umschlossen.


    "Si", zischte sie.

    Als Wanagi sich in das Gespräch einmischte, hatte Wiyakawe sie scharf beobachtet.


    Dann hatte sie angestrengt zugehört, als Turak erzählte. Es war etwas viel, was der Pakk da berichtete, aber offensichtlich gab es Probleme in seiner Heimat, die schwer zu bewältigen waren. Als Wanagi begann ihn zu provozieren, hatte sie ihre Gefährtin erneut scharf angeschaut. Eine deutliche Warnung lag in diesem Blick. Wenn Wiyakawe Wanagis Schlussfolgerungen auch durchaus nachvollziehen konnte und mit ihnen übereinstimmte, so war sie doch im Moment mehr an der Tatsache interessiert, dass Turak seine Mutter suchte.



    "Dann weiss euer Schamane, wo sie zuletzt gewesen ist? Du solltest ihn fragen und dann dorthin gehen."


    Sie nickte, wie um sich selbst zu bestätigen.


    "Wenn du dort anfängst zu suchen, wo sie sich zuletzt aufgehalten hat, und wenn deine Bindung zu ihr stark genug ist und dein Herz weiss, wonach es sucht, wirst du sie finden."


    Sie sagte diese Worte ausgesprochen bestimmt. Dann nahm sie einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.

    Als Wiyakawe den Namen hört, denkt sie einen Augenblick nach.


    "Kangi Nordstern." Sie denkt weiter nach und schüttelt dann den Kopf.


    "Ich kenne niemand mit diesem Namen."


    Dann spricht sie die Wörter nochmals laut vor sich hin und verändert leicht die Betonung und Aussprache.


    "Kangi.......Kaangi......Kan'gi"


    Sie stutzt und schaut von Turak zu Wanagi.


    "Kan'gi. Der Name klingt wie Kan'gi. Skruta Wort für.......Vogel.......ähm...." ,sie denkt nach, "Rabe. Skruta Wort für Rabe."


    Überrascht schaut sie Turak wieder an.

    Wiyakawe schaute ihr Gegenüber an und runzelte leicht die Stirn, ob der vielen Fragen, die Turak ansprach. Dann jedoch huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie nickte.


    "Skruta kommen aus Taron. Das ist sehr weit von hier. Sie leben dort in den Steppen des Nordens wo die weissen Büffel grasen."


    Sie machte eine kurze Pause, als sie sich zurück erinnerte.


    "Skruta sind ein Volk von grossen Kriegern und Jägern. Wir kämpfen und wir jagen weisse Büffel."


    Sie nahm einen Schluck Met.


    "Was fragst du nach unserer Sprache? Das verstehe ich nicht. Wiyakawe spricht diese Sprache, Eltern von Wiyakawe sprechen diese Sprache und Eltern von Eltern auch. Alle sprechen diese Sprache, auch die Ahnen."


    Sie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Dann sah sie Turak wieder direkt an.


    "Wer ist diese Person von der du sprichst? Wie ist der Name?"

    Auf Turaks Worte hin, schaute Wiyakawe kurz zu der Halbelbe, um dann dem Pakk zu antworten.


    "Sie hat nichts mehr zu erzählen. Wir sind fertig."


    Als der Wirt den neuen Krug auf den Tisch stellt, grinst sie und nickt anerkennend. Dann wendet sie sich wieder Turak zu.


    "Was willst du wissen?"

    Die Skruta nahm den Becher entgegen und füllte ihn mit Met. Dann reichte sie ihn zurück.


    "Miye Wiyakawe."


    Sie stellte den Krug ab, nahm ihren Becher, prostete Turak kurz zu und trank. Dann schaute sie wieder fragend zwischen Wanagi und ihm hin und her.

    Wiyakawe nahm den Krug entgegen und schenkte sich erneut einen Becher ein. Ein wenig belustigt über die Tatsache, dass ihre Gefährtin schon wieder jemand mit an den Tisch gebracht hatte, grinste sie diese an.


    Auf deren Worte hin, schaute sie dann jedoch fragend zuerst Wanagi und dann Turak an.


    "Was soll er mich fragen?"


    Sie musterte den Neuankömmling eingehend und warf dann einen lauernden Blick Richtung Wanagi. Schliesslich nahm sie den Krug wieder in die Hand und fragte Turak mit einer Geste und einem Blick, ob er etwas von dem Met haben wolle.

    Die Skruta hatte den Blick der Gefährtin aufgefangen. Sie zuckte mit den Schultern und schien das ganze jetzt interessierter zu beobachten. Die Elbe an ihrem Tisch, hatte sie augenscheinlich für den Moment vergessen.

    Wiyakawe hatte Feena zugehört aber zunehmend die Stirn gerunzelt. Die Geschichte hatte gut zu werden versprochen, aber so, wie diese Elbe sie vortrug, klang sie mehr wie irgendein Bericht. Ihr war nicht entgangen, dass es der Elbe nicht gefiel, von dieser Schlacht zu erzählen. Wiyakwe konnte sich das nicht erklären und entsprechend musterte sie ihre Gegenüber.


    „Hm. Ist das alles? Wieviele Feinde waren es? Und wie viele hast Du getötet?“


    Sie schaute auf, ob Wanagi wieder zu ihnen zurück käme. Von ihr bekam sie sicher eine weit bessere Geschichte zu hören. Dabei sah sie, dass diese an der Theke mit einem Fremden sprach. Die Körpersprache der beiden, weckte ihre Aufmerksamkeit.

    Die Skruta schaute von ihrem Becher auf, als Wanagi nun doch etwas berichtete. Sie musterte die Gestalt der Halbelbe eingehend, sowie auch deren Waffen. Erstaunen zeigte sich auf ihrem Gesicht, das aber umgehend von einem breiten Grinsen abgelöst wurde. Sie nickte anerkennend und prostete erst Wanagi, dann Feena zu.


    „Wenn Wanagi sagt, dass sie stolz darauf ist, neben dir gekämpft zu haben, dann ist es eine Ehre dich hier am Tisch zu haben.“


    „Trink.“ Sie forderte Feena mit einer entsprechenden Geste auf, es ihr gleich zu tun.


    „Wiyakawe wird gleich neuen Met besorgen.“


    Sie leerte ihren Becher und knallte ihn vor sich auf den Tisch.


    „Erzählt von dem Kampf. Es ist eine gute Geschichte, he?“


    Auffordernd schaute sie abwechselnd zu Wanagi und Feena.

    „Wanagi ka’kpi iyiha ´can. Tuka `cin sni no si. Waste.“


    Wiyakawe’s Worte klangen unzufrieden und sagten aus, dass sie nicht gewillt war, sich von Wanagi so kurz abspeisen zu lassen. Brummelnd trank sie aus ihrem Becher.

    Wiyakawe nickte kurz und grinste dann breit. Auch sie nahm wieder Platz und schenkte Wanagi in ihren Becher ein, um sich danach erneut auch ihren Becher zu füllen.


    „Da’n ka he? No si he?“


    Sie schaute an Wanagi vorbei, als Feena hinter dieser auftauchte.

    Sie hatte nicht mitbekommen, was die Elbe geantwortet hatte. Aber die Reaktion Wanagis war eindeutig. Warum nur spaltete sie diesem Spitzohr nicht gleich den Schädel?


    Wiyakawe bediente sich ein weiteres Mal bei dem Krug mit Met. Als der Wirt sich in das Geschehen einmischte, stand sie auf, wobei sie geräuschvoll ihren Stuhl zurückschob. Die Arme vor der Brust verschränkt stand sie dort und wartete, was weiter geschehen würde.

    Wiyakawe war dem Gespräch dort drüben am Tisch nicht in allen Einzelheiten gefolgt. Das war Wanagi’s Angelegenheit. Als sie jetzt jedoch deutlich die Worte der Skruta vernahm und sah, was sie tat, wurde ihre Haltung eine Spur aufmerksamer. Sie fixierte nun ihrerseits die Elbe und wartete, was weiter geschehen würde.

    Ein breites Grinsen bildete sich im Gesicht der Frau. Sie nickte bestätigend.


    "Ho. Wanagi ist ein Krieger."


    Völlig ignorierend, dass der Wirt offensichtlich ein Problem mit dieser temperamentvollen Kriegerin hatte, drehte Wiyakawe sich um und nahm ihren Krug mit sich.


    Auf dem Weg zurück zu ihrem Tisch warf sie der zierlichen Gestalt einen erneuten Blick zu, die sie eben schon beobachtet hatte. Diese hatte sich offenbar dazu entschlossen dem Streitgespräch zwischen Wanagi und der Elbe zuzusehen. Die Skruta blieb stehen und taxierte kurz die Frau am Tisch. Dann ging sie weiter und nahm wieder Platz, sich gleichzeitig einen weiteren Becher Met einschenkend.

    Wiyakawe zog den Krug zu sich herrüber und dankte mit einem Nicken. Sie folgte der Geste des Wirtes mit ihrem Blick, um ihn gleich darauf wieder fragend anzusehen.


    "Was heisst temperamentvoll?"


    Meister Raymund hat das sichere Gefühl, dass die Skruta nicht weiss, was das Wort bedeutet.

    Wiyakawe schaute immer noch mässig interessiert der Entwicklung an jenem Tisch zu. Als sie sich noch einen Becher Met einschenken wollte, stellte sie fest, dass der Krug bereits leer war.


    Sie stand auf und nahm den leeren Krug mit zur Theke. Dort stellte sie ihn vor den Wirt.


    "Hast du noch einen?"


    Freundlich sah sie den Mann an.