Beiträge von Vladim

    Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, während Vladim ihr in die Augen blickte und nur dieser Blick der einzige Kontakt zwischen ihnen war, wurde durch kein Geräusch gestört. Keine Regung kam vom Monsterjäger, außer seiner Atmung. Hinter seiner Stirn arbeitete es, aber sichtbar wurde davon nichts an seiner Gestalt. Ein tiefes Seufzen von ihm brach die Stille endlich.


    „Was denkst du, muss ich machen, damit ich dir - und mir - helfen kann?“

    Es war nur dieser Satz, den er sagte, während seine Augen immer noch in ihre blickten und sie miteinander verband.


    „Was müssen wir machen?“ setzte er nach einigen Augenblicken nach.

    „Warte!“ sagte Vladim.

    Er stand nicht auf und rannte ihr nach, hielt sich nicht auf, nichts von dem, was sie sich gewünscht hatte, passierte. Es war nur ein Wort.


    Der Löwenhexer drehte sich noch nicht einmal um, als er mit ihr sprach. Er hatte den Kopf gesenkt und irgendwie zwischen den Schultern verborgen.


    „Nehmen wir an, du hast Recht und ich habe Angst vor mir selbst. Sich selbst das Scheitern einzugestehen ist schwierig, weil man niemanden die Schuld zuweisen kann - außer einem selbst. Vielleicht bin ich nur ein Mann, wie du viele kennengelernt und gelernt hast zu hassen. Vielleicht gaukele ich mir selbst etwas vor, indem ich denke etwas anderes zu sein - es aber nicht bin.“


    Er hob seine rechte Hand, hatte den Zeigefinger erhoben, wie ein Lehrer im Schulunterricht, wenn es darum ging, seinen Schülern wichtige Dinge beizubringen.


    „Aber, wenn du jetzt gehst, machst du genau den gleichen Fehler, wie ich. Du beugst dich der Angst und dem Zweifel. Und es wird etwas sein, dass du bereuen wirst - nicht heute oder morgen, aber du wirst es bereuen und immer wieder darüber nachdenken, was hätte sein können, wenn du dich damals anders entschieden hättest. Ob du die Gefühle und Emotionen, die du gefühlt hast, noch einmal fühlen könntest. Dich wird die Angst vor dem Alleinsein packen und der Zweifel, dass du niemals echte Liebe erfahren könntest.“


    Dann drehte sich Vladim endlich um und sah ihr in die Augen. Diese seltsamen Augen waren genauso kalt und unnahbar, wie vor weniger Augenblicken. Kein Gefühl ging von ihnen aus - Liebe, Hass, Zweifel…alles sah gleich aus, in diesen Augen. Doch sein Gesicht, war warm und zuversichtlich und verletzt. Nahbar. Empfindlich. Voller Schmerz. Ob es sein und ihr Schmerz war, konnte sie nicht daraus lesen. Doch da war Schmerz - vielleicht sogar Angst vor Verlust.


    „Ich möchte dir helfen. Ich will dir helfen. Und das kann ich gut. Wirklich gut. Das Schwert ist der letzte Weg, wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Wirklich keinen Ausweg. Ich will niemanden aufgeben, für den es noch eine faire Chance gibt. Glaube mir das.“

    Das Messer an Vladims Rücken war noch nicht einmal gezogen, seine Hand aber schon am Griff, als ihre Schwertschneide seine Kehle berührte. Sie war schnell, dass musste er zugeben. Er löste seine Hand von Messergriff und hob beide Hände, um ihr zu zeigen, dass sie gewonnen hatte.


    Und war um so überraschter, als er Melyannas nächsten Worte vernahm. Sein Blick galt ihren Bewegungen und der Körperhaltung. Seine Miene war versteinert. Es dauerte eine ganze Weile, bis er etwas sagte. Sein Blick haftete immer noch auf ihr, als sie die Bücher verstaute. Die Art und Weise, wie sie es tat, verriet Vladim, wie es in ihr aussehen mochte.


    „Mach so etwas nie, NIE WIEDER!“ Seine Stimme hatte eine Spur von Stahl angenommen. Sein Blick war vernichtend, als er die erhobenen Hände vor sich auf dem Tisch ablegte. Melyanna konnte sehen, wie sein Kiefer mahlte.


    „Ich habe versprochen zu helfen, was ich immer noch zu tun gedenke. Und was diese Priestersache angeht, so musst du diese Hilfe nicht annehmen, wenn du es nicht willst. Es geht aber nicht darum, dir eine Moralvorstellung einzutrichtern, noch irgendwelchen gesellschaftlichen Standards zu entsprechen. Sie hilft dir, weil ich sie darum gebeten habe.“


    „Und wenn du genau über deine letzten Worte nachdenkst, dann wirst du selbst einsehen, dass ein faire Chance besteht, dass dieser Liebeszauber sich irgendwie selbstständig gemacht hat. Vielleicht ist er immer noch aktiv und du weisst es einfach nicht. Bedenke, dass du dir gewünscht hast, das Velsin Amos dich begehren sollte. Vielleicht hat dein Unterbewusstsein also an dieser Sache festgehalten und so den Zauber aktiviert gehalten, ohne dass du etwas anderes vermutet hast. Weil dein Wunsch nach Liebe so groß war.“


    Vladim schüttelte langsam den Kopf.

    „Und ich will sicher sein.“ Sein Blick war immer noch hart, aber seine Gesichtszüge waren weich geworden.

    „Wegen dir. Weil ich nicht will, dass du einem Ideal hinterher jagst, das ich nicht bin.“

    Melyanna konnte spüren, wie der Monsterjäger, während ihrer Worte, plötzlich hölzern verkrampfte, so als wenn sie etwas gesagt hatte, was ihn sichtlich gegen den Strich ging.


    „Spielt es eine Rolle, ob ich mit der Priesterin geschlafen habe? Sie ist eine Freundin und hat mir mehr als ein halbes Dutzend Mal den Arsch gerettet. Was die Wahl meiner Priester angeht, so ist die Zahl sehr begrenzt und diese wohnt kaum zwei Meilen von hier entfernt. Pragmatische Wahl würde ich sagen.“


    Vladim drehte sich nicht um, auch sah er nicht zu ihr hoch. Er saß da am Tisch und schaute geradeaus, wo Melyanna vorher gesessen hatte.


    „Begehe nicht den Fehler, unsere Schicksale miteinander über einen Kamm zu scheren. Nur weil sich die Art und Weise unserer Erlebnisse irgendwie ähnelt, bedeutet das nicht, dass wir automatisch gleiche Wesensarten sind. Aus meiner Sicht bin ich der Jäger und du die Beute.“


    Der Löwenhexer sprach das so emotionslos aus, dass die Schlangenfrau sich fragte, ob alles, was er in der Vergangenheit getan oder gesagt hatte, nicht genaues Kalkül gewesen waren. Vielleicht aber war da auch mehr unter der Oberfläche, dass sie genau den Punkt getroffen hatte und sie so gut zusammenpassten, dass er widersprechen musste, um nicht sein gesamtes Leben für eine Lüge zu opfern, die er so lange Jahre gelebt hatte.

    Der Blick des Hexers war immer noch nicht freundlich, als sie die Flasche zu Vladim hinüber schob. Er hielt den Blick noch einen langen Augenblick, bis er zur Flasche griff und einen ordentlichen Schluck daraus nahm. Der Alkohol brannte in seiner Kehle und den Weg hinunter in den Magen. Besser ging es ihm nicht, denn die süchtig machende Wirkung des Alkohols griff bei ihm nicht. Er mochte den Rum einfach wegen dem Geschmack - genauso wie er Bier nur wegen des Geschmacks mochte.


    "Ich habe mich heute Abend mit einer Freundin getroffen - zufällig eine Priesterin. Sie ist bereit zu helfen. Hauptsächlich geht es ihr um den Liebeszauber, wobei sie denkt ich hätte nicht den Fluch gebrochen, sondern vielmehr nur umgewandelt auf eine andere Person. Mich."

    Der Hexer nahm ein paar Streifen Trockenfleisch und stopfte sie sich mißmutig in den Mund. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sah sie wieder finster an.


    "Sagen wir einfach, dass das Treffen einfach nicht so verlaufen ist, wie ich mir erhofft hatte."

    Dabei sah er sich auf die Füße und scharrte damit ein wenig herum.

    "Was die Problematik, dir zu helfen, nicht vereinfacht."


    Er sah sie immer noch mißmutig und finster an, kaute auf dem Trockenfleisch herum und setzte hinzu:

    "Und nein, du kannst dabei nicht helfen."

    Er blickte sie finster an, denn die Frage war so, als wenn man einer Fliege die Frage stellen würde, ob sie fliegen konnte. Dennoch dauerte die Antwort etwas, als er sich immer noch grummelig an den Tisch setzte.


    „Ja, ich hatte schon Kontakt mit Geistern. Zumeist Untoten, die anderen Lebewesen ans Leder wollte. Deren Fluch zu brechen ist nicht ganz so einfach, aber da erzähle ich dir sicherlich nichts neues.“


    Vladim schaute sich suchend auf dem Tisch um, fand aber nicht das, was er wollte und stand noch verärgerter auf.


    „Aber falls du meinst, ob ich mit der Geisterwelt direkt Kontakt hatte - nein, da habe ich keine Erfahrung mit.“


    Der Monsterjäger kramte in einer Ecke der Küche herum, bis er gefunden hatte, was er wollte. Das Trockenfleisch. Auch wenn er genug am Abend gegessen hatte, so konnte sein Hirn etwas Kauarbeit gebrauchen, um wieder auf Touren zu kommen.

    Der Hexer ging grummelnd zum Hirschkuhbein hinüber und nahm es auf. Interessiert schaute Vladim dem Schlangenwesen zu, wie es mit dem Buchdeckel sprach und Kontakt aufnahm. Sein Amulett vibrierte leicht an seinem Hals. Der Monsterjäger seufzte und schulterte das Bein, um es draußen in der Scheune zu deponieren.


    Als er wieder hineinkam, fragte er Melyanna:

    "Und? Was sagt dein Kontakt in der Geisterwelt?"

    Der Blick, mit dem der Löwenhexer seinen Gast bedachte, sah eher danach aus, als wenn er ein Kind tadeln würde, dass zu spät zum Abendessen kam. Dennoch war er froh, sie in einem Stück zu sehen.


    „Ich hoffe dich hat niemand gesehen.“ Ergänzte er seinen Blick, als er vom abgetrennten Bein der Hirschkuh zu ihr zurückwarf. Seine Besorgnis galt dem Ritter Golodan, der ohnehin den Monsterjäger mehr als nur einmal auf dem Kieker hatte.


    „Liegt da jetzt noch etwas im Wald, was vergraben oder beseitigt werden müsste?“ fragte Vladim deutlich irritierter. Er war aufgestanden, als er die Frage gestellt hatte. Melyannas eigene Frage überging er einfach. Ebenso, wie ihr Äußeres, das irgendwie gesättigt erschien.

    Der Hexer kehrte erst einige Zeit nach Mitternacht wieder zurück zum Haus, dass er verwaist und verlassen vorfand. Die einzigen Hinweise auf Melyanna waren, dass noch Mantel und Gurt in der Stube lagen. Vladim widmete sich dem Ofen, den er dann noch einmal anheizte, damit es wieder warm war, damit sein Gast nicht in der Nacht fror.


    Als er damit fertig war, kreisten seine Gedanken, um das, was ihm widerfahren war. Er war wieder einmal in den gefährlichen Strudel geraten, den seine Liebschaften so gerne annahmen. Er mochte Melyanna, sicher, aber war das Liebe? Nein, Faszination würde das Wort besser beschreiben. Weniger animalisch, als er es kannte, eine andere Art von Böse, interessant, aber auch extrem gefährlich. Ein Spiel mit dem Feuer und ein Ritt auf einem Vulkan, dass hatte er inzwischen verstanden.

    Der Monsterjäger überlegte, ob er es nicht sein lassen sollte, bevor er ernsthaften Schaden oder den Tod fand. Aber das war Teil seiner Natur. Beim Kampf gegen die Monster setzte er sich bei jeder Jagd diesem Risiko aus. Es war Teil seiner Natur geworden. Sicher - er kannte Angst. Aber diese Angst war Bestandteil seines Überlebens. Sollte er auf der Jagd scheitern, war der Tod stets sein Begleiter gewesen. Seiner oder der seines Ziels der Jagd. Bis heute war er immer noch erfolgreich gewesen.

    Dennoch - bei Melyanna schwang etwas unterschwelliges, böses mit - gänzlich anders, als er es vielleicht gewohnt war. Färbte ihre Art der Boshaftigkeit schon auf ihn ab? Vladim schüttelte als Reaktion auf diesen Gedanken den Kopf. Ähnlich, wie seine gelernten Erfahrungen in den Liebschaften zuvor waren, würde er auch hier gestärkt und weiser daraus hervorgehen - wenn er sie überlebte.

    Am späten Nachmittag war der Hexer im Haus unterwegs und stellte einen Korb für sein Treffen am Abend zusammen. Er packte Wein, Brot, Käse und auch ein paar andere Kleinigkeiten zusammen. Dabei versuchte er leise zu sein, um seinen Gast nicht zu stören, was aber unmöglich war.


    Als es dann dunkel wurde, verließ er das Haus zusammen mit dem Korb und seiner üblichen Ausgehuniform - Wams, verstärkter Lederkittel und dem Schwertgurt mitsamt beider Schwerter auf dem Rücken.

    Melyanna hatte das Haus also für sich.

    Der Blick, den er ihr zuwarf, war zweideutig. Sicher, sie war beeindruckend. Körperlich, wie auch geistig. Doch etwas Dunkles lauerte unter der Oberfläche. Etwas, dass ihn schon zu Serena gezogen hatte. Vladim liebte das Spiel mit dem Feuer. Aber liebte er es mehr als das Leben?


    „Du sagst, es könnte sein, dass er noch da ist - in einer Art Zwischenebene.“ Das Nicken des Monsterjägers war ein Zugeständnis.

    „Also gut. Schau nach, ob er noch da ist. Ob er mir noch etwas zu sagen hat. Dennoch bezweifele ich es.“


    Dann stand Vladim auf, nahm ihre Hand sah ihr mit seinen unergründlichen Augen tief in ihre eigenen.

    „Wenn wir zu Hexern werden, ist das erste, was wir lernen, das wie nie alt werden. Wir sterben mit dem Schwert in der Hand - und das meist einsam.“


    Damit drückte er Melyannas Hand und zog sie zu sich heran. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.

    „Ich mag dich. Ich weiß nicht warum das so ist. Und ich fühle mich…zu dir hingezogen.“ Seine Worte waren leise ausgesprochen, wie ein Hauch. Er seufzte.

    „Bleib solange du willst. Ich vertraue dir.“


    Damit küsste er sie zart in der Halsbeuge.

    Sollten die Worte von Melyanna Überraschung ausgelöst haben, so zeigte der Monsterjäger nichts davon. Sein Gesicht war die gleiche Maske, wie noch Augenblicke zuvor. Einzig die Geste des Schlangenwesens ließ eine Emotion zu - ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Züge. Nie hatte er in Betracht gezogen, solche Maßnahmen zu ergreifen, wie Melyanna sie ihm jetzt vorschlug. Warum auch? Um noch einmal mit seinem Meister sprechen zu können?


    „Danke für das Angebot, Melyanna.“ sagte Vladim schwermütig.

    „Aber ich habe mit dem Tod meines Meisters abgeschlossen. Es ist gut so, wie es ist. Warum also noch einmal - nach all diesen vielen Jahren, diese Wunden aufreißen. Ich habe mich mit meinem Leben arrangiert und nichts, was Alberad zu sagen hätte, würde daran etwas ändern.“


    Er seufzte, so als wenn er die Sache tatsächlich abwog, schüttelte dann aber entschieden den Kopf.

    „Es ist trotzdem nett von dir, dass du mir das Angebot machst.“


    „Sollte es also - abgesehen von der Sache, weswegen du ohnehin hier bist - noch etwas geben, wobei ich dir helfen kann, sag es frei heraus und ich versuche dir - oder anderen - zu helfen.“

    Damit sah er sie offen und ehrlich an. Sie konnte spüren, dass der Hexer es ernst meinte.

    Der Löwenhexer verzog leicht das Gesicht, als sie die Fragen stellte. Es schien ihr ähnlich ergangen zu sein, weswegen sie das ungeliebte Kind erwähnte.


    „Ja, mir sind schreckliche Dinge angetan worden. Aber dennoch mochte ich Alberad, er war streng, aber auch eine Vaterfigur, die ich nie hatte.“


    Sein Blick galt seinen Händen, die den Becher in ihnen drehten.


    „Hätte ich weiter auf Brüggenaus Strassen und Gassen gelebt, wäre ich wohl nicht älter als vielleicht zwanzig geworden. Diebstahl und Gaunereien waren dort an der Tagesordnung. Mord - ja, Mord gab es auch, aber nicht unter den Zehen- oder Zwölfjährigen, womit ich immer rumgehangen habe.“


    „Alberad gab mir Stabilität, er unterrichtete mich und ich hatte ein Zuhause. Mehr als ich mir jemals erträumt hatte. Da waren die Dinge, die ich auszustehen hatte, nur ein kleiner Preis.“


    „Ich war ein Kind, Melyanna! Mit Träumen, Wünschen und großen Zielen! Jetzt, wo ich älter bin, denke ich oft an damals zurück. Ob es richtig war, das zu tun. Ob es richtig war, das zu werden.“ Damit zeigte Vladim auf sich selbst. Er sammelte sich kurz, bevor er weitersprach.


    „Ja, wir standen uns nahe. Er war mein Lehrmeister und ich sein Schüler. Ich konnte mich damals nicht verabschieden. Er gab sein Leben, damit ich überlebte - und ich überlebte gerade so.“


    Er zeigte in sein Gesicht.

    „Diese Narben erinnern mich jeden Tag daran, was ich verloren und was ich gewonnen habe.“ Sein Stimme war voller Emotionen, selten, dass ein Hexer wohl soviel Emotionen von sich Preis gab. Wieder dauerte es einen Augenblick, bis Vladim sich gesammelt hatte.


    „Auch wenn ich heute zweifele, war es damals die richtige Entscheidung und ein kleines Übel, dass ich damals zu zahlen bereit war, um nicht zu sterben. Und nun bin ich älter als alle in Brüggenau, die ich gekannt habe. Ich habe sie überlebt. Und das ist ein fairer Preis für die Schmerzen, das Unwohlsein und das Kränkeln. Die Monate, die ich im Bett verloren habe, haben schon hundertfach wieder reingeholt.“


    Seine Stimme vibrierte leicht, vielleicht redete es sich der Monsterjäger einfach nur ein, um aus dem Grübeln herauszukommen. Sie beide waren sich ähnlicher als sie beide dachten.

    „Es ist die Löwenschule - kein Orden. Und das Wissen darüber ist kein Geheimnis.“ Verbesserte er sie fast schon automatisch.


    Dann nickte Vladim langsam, bevor sich räusperte und zu erzählen begann:


    „Aufgewachsen bin ich auf den Straßen von Brüggenau. Bis ich ungefähr 12 Jahre alt war, habe ich dort gelebt. Dann bin ich meinem Meister begegnet. Naja… ich habe versucht ihn auszurauben, aber das hat nicht geklappt. Er fragte mich damals, ob ich gerne in einem Haus wohnen wollte.“


    Reumütig sah er nicht Melyanna an, sondern einen Punkt an der Wand hinter ihr. Sie konnte sich fast vorstellen, wie er all diese Dinge noch einmal durchlebte.


    „Ich habe sofort ja gesagt, habe gutes Essen bekommen und hatte ein Bett!“ Das Grinsen auf dem Gesicht des Löwenhexers schien darauf zu zielen, dass seine Freunde damals in den Gassen von Brüggenau so etwas nie hatten.

    „Und ein eigenes Zimmer.“ Immer noch schwang Stolz in seiner Erzählung mit. Dann wurde sein Gesicht finster.


    „Aber den Preis musste ich zahlen - und dieser Preis war immer und immer wieder auf die Probe gestellt zu werden. Gifte und andere Dinge zu schlucken - krank zu werden. Teilweise wochenlang im Bett hinzuvegetieren. Letztlich war es die Vorbereitung auf die Kräuterprobe, wo man allerhand alchemische und mutagene - d.h. erbgutverändernde - Stoffe verabreicht bekommt. Diese Kräuterprobe verändert den Körper, damit man nicht so schnell verblutet und eine bessere Regenerationsfähigkeit hat. Aber auch bessere Reflexe oder zum Beispiel verbesserte Sicht im Dunkeln oder ähnliches.“


    Der Jäger nahm einen Schluck aus seinem Becher, bevor er weitersprach. Seine Stimme war monoton geworden, irgendwie statisch.


    „Nur einer aus zehn überlebt die Kräuterprobe. Da Alberad keine anderen Schüler hatte, würde ich sagen, dass er auf das richtige Pferd gesetzt hat. Nach zehn Wochen war ich wieder auf dem Damm und hatte keine Fieberfantasien mehr. Jedenfalls hat danach das eigentlich Training so richtig begonnen. Die Fähigkeiten des neuen Körpers kennenlernen und Wissen über die Monsterjagd aneignen.“


    Sein Gesicht verfinsterte sich noch weiter.

    „Also haben wir geübt - jeden verdammten Tag lang. Schwertkampf, Theorie in Monsterkunde, Grundzüge der Alchemie, Trankkunde und der Magie. Das Nutzen von Hexerzeichen, einfachen Zaubern. Aber das wurde mir nur unzureichend beigebracht.“


    „Irgendwann kämpften wir gegen einen mächtigen Vampir an den Grenzen zu Turmina. Ich wurde bei dem Kampf schwer verwundet, Alberad starb dabei, weil er mir das Leben retten wollte. Ich…“ Vladim stockte kurz, „…tötete das Biest und nahm seine Fänge als Trophäe.“ Damit hielt eine Kette um seinen Hals hoch, wo vier Fangzähne aufgereiht waren.


    „Aber meine Ausbildung war noch nicht abgeschlossen. Alchemie und die Hexerzeichen habe ich nur in den Grundzügen beigebracht bekommen. Und das reicht nicht, um mir Tränke zu brauen, die ich für die Monsterjagd brauche. Ich habe deshalb eine Zeitlang mit verschiedenen Alchemisten gearbeitet - aber die sind meist nur auf das Trankwissen eines Hexers scharf.“


    Ein müdes Lächeln erschien auf Vladims Gesicht.

    „Jetzt habe ich ein Abkommen mit einer befreundeten Hexerschule - den Greifen. Ich helfe ihnen und sie versorgen mich mit den nötigsten Tränken. Aber Vorsicht: Die Tränke der Hexer sind nicht für normale Lebewesen geeignet - wir haben gewisse Immunitäten oder Resistenzen, die hat ein normales Lebewesen nicht. Unsere Tränke sind tödlich für jene, die sie nutzen ohne Ahnung davon zu haben.“

    Der Hexer nickte ihr zu, dass er verstanden hatte, was sie ihm versucht hatte zu erklären. Tatsächlich war er im Bereich Voodoo sehr unbeleckt und ziemlich unwissend.


    „Du erzähltest davon, dass du selbst nach deinem Tod dienen würdest. Welchem Loa hast du da ein Versprechen oder ein Abkommen erzielt? Baron Samedie?“


    Bevor Melyanna antworten konnte, fragte er das Schlangenwesen:

    „Und welche Art der Magie beherrscht du noch? Hermetik, Flüche und Voodoo - aber ist das alles?“

    Wieder war er überrascht zu hören, wie sich sich äußerte und ziemlich banal über Dinge sprach, die unaussprechlich in den Augen normaler Lebewesen wären. Vor allem - und gerade hier - in Pirmasens. Was ihm etwas Angst machte.



    "Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, denn dieser Bereich der Magie ist mir nicht so geläufig, aber musst du nicht, wenn du mit Geistern einen Handel eingehst, immer etwas anbieten? Damit der Geist der Aufgabe oder dem Ziel das du - oder deine Geschäftspartner - verfolgen, zustimmt? Mir als Laien würde da nur einfallen, dass das Angebot, um einen Geist zu etwas zu tun bewegt, immer größer sein muss, als die Aufgabe an sich. Das wäre aus deiner Sicht der Dinge ein sozusagen Draufgeschäft."



    "Abgesehen von dem theoretischen Kram - wie bin ich - deiner Ansicht nach - dir gegenüber getreten?"

    Wir waren am letzten WE mit unserer Gruppe in ehemaligen Hollertal (Gelände der Waldritter Südwest) und sind mMn auf's Übelste betrogen worden.


    Für einen Conbeitrag von 60 bzw. 20 € sollte es eine tolle Untoten-Con im WH Universum geben.


    Es gab aber eine Plotkrümelcon mit insgesamt 6 NSC's (!) denen 30 SC's gegenüber standen. Es sollten wohl 20 kommen, aber diese sind im Vorfeld abgesprungen. Naja, dafür kann niemand was, aber ich erwarte für das Geld etwas zu sehen, was die hohen Kosten belegt! Es war ein Selbstversorgercon auf einem Zeltplatz. Geschätzte Kosten für die Unterbringen nebst kleinere Dinge, die man auf ner Con so braucht: ca. 12-15 € (großzügig gerundet).


    Bekommen haben wir 6 geschminkte Untote, ein paar Bretter für den Totenanger und einen goldenen Spiegel, dessen Rahmen sicherlich nicht aus Gold bestand. Das war's... so gänzlich.


    Selbst andere Spieler haben gesagt, dass sie fanden von der Orga über den Tisch gezogen worden zu sein.


    Ich kann nur jedem davon abraten auf eine Con dieser Orga zu gehen, man wird abgehockt und von Vorne bis Hinten verarscht!