Beiträge von Silia

    Der Elb schüttelt den Kopf
    "Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht hat sie es auch nicht absichtlich gemacht..."

    "Sie hat sich abgeschottet."
    Erklärt Andraith Kassandra leise das Problem.
    "Normalerweise sollte eine Berührung ausreichen um Kontakt zu ihr zu bekommen, wenn sie eine Vision hat."


    Er beobachtet die beiden anderen beunruhigt, dann geht er zu Ana'ren und redet leise auf ihn ein.
    Schließlich lässt der Elb die Hand sinken und wendet sich Kassandra zu.


    "Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Kassandra, ein solches Verhalten meinerseits hast du nicht verdient."

    Nur langsam löst sich der Blick des Elben von seiner Frau, dann steckt er langsam seinen Dolch weg und kommt herein.


    Mit streng kontrollierten Bewegungen schließt er die Tür hinter sich und verbeugt sich leicht vor Kassandra, dann wendet er sich Andraith zu und sagt etwas in einer Kassandra unbekannten Variante von Sindarin zu dem alten Elben.


    Dieser blickt Ana'ren lange an, dann nickt er nur und wendet sich um. Als er das Gesicht von Ana'ren abgewandt hat kann Kassandra kurz Traurigkeit und Mitleid in seinem Blick sehen.


    Ana'ren geht zu Silia rüber und berührt sie ebenfalls kurz an der Stirn. Die Elbe reagiert darauf, jedoch nur mit einem unruhigen Stöhnen. Die Reaktion des Elben ist jedoch schockiert. Er blickt kurz zu Andraith, dann legt er Silia die ganze Hand auf die Stirn und scheint auf etwas zu warten, dass zunächst nicht eintritt.

    Plötzlich fliegt die Tür zum Garten auf und Ana'ren steht dort.
    Er trägt einfache Lederkleidung, in der Hand hält er jedoch einen elbischen Dolch und seine Augen blitzen vor Zorn.


    Als Andraith ihn sieht tritt er einen Schritt nach vorne und schiebt Kassandra ruhig hinter sich.
    "Der Krieg ist vorbei. Aber der Zorn nicht. Es war jahrhunderte lang ein magischer Frieden über dem Land. Dieser ist nun fort und was sich vor der Lösung bekämpfte bekämpft sich nun auch wieder."
    sagt er leise zu ihr, löst seinen Blick jedoch nicht von Ana'ren, der regungslos verharrt ist und auf die Szene starrt.

    "Ich weis"
    er seufzt und sucht nach einer Möglichkeit zur Erklärung.
    "Es ist schlimmer geworden in Teranbar. Und es ist nicht nur..."
    Er blickt auf die nun anscheinend bewußtlose Elbe
    "Es sind nicht nur die Bewohner, es ist das Land. Es ist schlimmer dort. Hat sie dir gesagt, dass sie nicht zurück kann? Das wir nicht einmal wissen, ob sie jemals zurück kann?"
    Sein Gesichtsaudruck zeigt nun sein Alter und auch eine tiefe Traurigkeit.
    "Ich habe viele vor ihr gesehen, doch keine die sich so sehr mit Teranbar verbunden hat. Es gibt viele die alles für sie geben würden und inzwischen auch viele, die alles dafür geben würden um sie zu sein."
    Er schaut wieder zur Tür
    "Es ist leichter, wenn man nicht in Teranbar ist und doch spürt man, dass man nicht dort ist, als würde ein Teil der eigenen Seele fehlen. Ein Teil, der in Aufruhr ist, ein Teil, der einen mit alle den anderen Verbindet. Ein Teil, der gebeutelt, geschlagen und gedehmütigt wird, wenn ein alter Freund zu einem neuen Feind wird und man gegen ihn Kämpfen muss.


    Hier bei dir ist dies fern. Zumindest für mich. Ana'ren ist der Ankerpunkt zur Zeit. Er hält das zusammen, was man noch zusammen halten kann. "

    Andraith schaut sie eine Weile an und blinzelt.
    "Ja, sicher, entschuldige, verzeih ich hatte vergessen, dass du kein Elb bist.


    Was Ana'ren angeht... ich bin mir ziemlich sicher, dass er in Teranbar bleiben sollte und nicht durch die Nebel reissen darf. Du hast sie gesehen nicht wahr? Sie planen etwas... "

    Die Seherin selbst scheint vollkommen verloren im Strom der Eindrücke.


    Die Stimmen kann Kassandra nicht wahrnehmen, aber plötzlich wird ihre Verbindung zu Silia abgebrochen.
    Andraith steht neben ihr und hat ihre Verbindung zu der Elbe auch körperlich gelöst.


    "Du solltest das nicht tun."
    Seine Stimme ist rauh und angestrengt, Schweiß steht ihm auf der Stirn
    "Kannst du mir verzeihen, das ich weg gelaufen bin?"
    Es ist nicht ganz klar an welche der beiden Frauen diese Frage gerichtet ist.
    Dann beugt er sich über Silia und berührt sie sanft an der Stirn. Der Elb schwankt leicht und stützt sich ab, bevor er die Hand wieder zurück zieht.
    "Das ist nicht gut..."
    Sein Blick wandert kurz zu der Küchentür, die in den Garten hinaus führt.


    "Er wird nicht lange auf sich warten lassen. Das ist nicht gut. Kassandra, kannst du Ana'ren erreichen? Er wird herkommen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig wäre."

    Die Visionen verschwimmen, dann erscheint wieder das Bild der Verschwörer.


    Die Elben diskutieren. Immer wieder blicken sie zu einer Tür, als würden sie erwarten, dass sie jeden Moment erwischt werden.
    Die Pläne auf dem Tisch sind nicht genau zu erkennen. Es sind jedoch auch alte Schriften dabei. Magische Zeichen sind verschwommen wahr zu nehmen.
    Sie unterhalten sich, doch genaue Sätze sind nicht zu hören. Allein der Name Ana'ren ist zu erkennen.

    Die Vision scheint nicht beeindruckt von Kassandras Ausruf zu sein, doch Silia zuckt zusammen.


    Dennoch brechen die Bilder nicht ab.
    Ana'ren steht in einem hellen Raum, drei Tische sind zu sehen, auf ihnen liegen zugedeckte Körper. Er redet leise mit einem anderen Elben in Robe.


    ...


    Mehrere Elben haben sich in einem dunklen Raum getroffen. Sie beraten sich, brüten über Plänen. Eifersucht, Missgunst und Machtgier hängen wie giftige Schlieren in der Luft.


    ...


    In einem kleinen Wald liegt ein junges Tier, die Rasse ist nicht zu erkennen. Die Eltern sind auf Nahrungssuche. Ein Jäger sitzt oben in einem Baum und beobachtet seine Beute. Doch er will nicht aus Hunger töten, sondern nur um des Tötens willen

    Doch die Elbe scheint sie nicht zu hören oder überhaupt wahrzunehmen.
    Das Gefühl der Macht nimmt noch zu und dann kann Kassandra spüren was die Elbe ablenkt.


    Als würde man durch ein halboffenes Fenster einen Streit oder sogar einen Kampf hören. Doch hier sind es Erinnerungsfetzen, Gefühle und Bilder, weniger Geräusche, die die Aufmerksamkeit fordern.


    Auf einer Lichtung stehen zwei Elben, schwer bewaffnet, als etwas durch die Bäume bricht. Es ist groß und stürmt unvermindert auf die Elben zu. Sie machen sich zum Kampf bereit
    ...
    Ein elbisches Dorf, nur wenige der Baumhäuser sind unbeschädigt. Kein Elb ist zu sehen, doch seltsame Gestalten durchstreifen das Dorf. Am Rand kann man mehrere Elben sehen, die sich bereit machen etwas gegen die Eindringlinge zu tun
    ...
    Ein großer Saal, mehrere Elben stehen um einen Tisch herum, plötzlich wütende Stimmen, Zorn, Hass, Streit... keine genauen Worte sind zu vernehmen, doch aus einer Tür stürmen Elben, die sich mit einem zornigen Wortschwall auf die Anwesenden stürzen. Ein Streit entbrennt, wütend, ungezügelt, grenzenlos
    ...
    Uneinigkeit, Hass, Zorn, Kampf...

    Die Elbe lehnt sich schwer an Kassandra.


    "Es geschieht jetzt, in diesem Moment und ich kann es nicht ändern."
    Kassandra kann spüren wie Zorn und Verzweiflung in der Elbe miteinander ringen.
    "Ich kann ihnen nicht helfen. Ich bin hier gebunden und mein Volk kämpft."
    Sie holt tief Luft, bleibt aber an Kassandra gelehnt.
    "Ein Teil von mir möchte einfach zurück kehren und sie zur Vernunft rufen... doch ein anderer weis, dass ich nicht kann."
    Sie lässt den Kopf sinken
    "Ich bin mir nur nicht sicher ob die Vernunft siegen wird, wenn es so weiter geht."
    Wie eine fast sichtbare Aura sammelt sich Macht um die Elbe
    "Sie kämpfen miteinander. Früher Freund, heute Feind und als würde das nicht reichen haben sich die Elben entzweiht."

    Der alte Elb steht abrupt auf und geht zur Küchentür.
    "Ich werde einmal sehen ob dein Mann zu sprechen ist Kassandra."
    Damit hat er die Küche verlassen.


    Die Seherin hingegen lässt den Kopf nach vorne sinken und lautloses Weinen erschüttert ihre Schultern.

    Plötzlich zuckt die Elbe zusammen und packt Andraith um das Handgelenk.
    Der alte Elb wird bleich und schwankt leicht um sich dann schwer neben die Elbe zu setzen.


    Die Seherin öffnet ihre Augen und schüttelt den Kopf wie um etwas los zu werden, dann atmet sie tief durch.


    "Bald, alter Mann, bald"
    Andraith durchläuft ein Zittern und er reibt sich das Handgelenkt, das die Seherin wieder los gelassen hat.
    "Wir werden nicht aufgeben, Andraith, sag mir das wir nicht aufgeben werden..."
    flüstert sie dann noch.


    Andraith erwiedert nichts und nur langsam kehrt wieder Farbe in sein Gesicht zurück.

    "Sie ist nicht hier. Gar nicht... das ist ... seltsam"
    Er steht auf und tritt neben die Seherin. Seine Hand schwebt kurz über der ihren, doch berührt sie nicht.
    Ein beunruhigter Blick geht kurz zu Kassandra, dann konzentriert er sich wieder auf die Elbe.

    Der alte Elb nickt.
    "Sobald ich etwas mehr Muße habe werde ich sie dir raus suchen und auf einer aktuellen Karte einzeichnen."


    Er wirft einen besorgten Blick zu Silia und runzelt die Stirn

    Andraith überlegt kurz.
    "Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich an dem Projekt zur damaligen Zeit beteiligt haben. Aber ich kann danach suchen, wenn du möchtest. Es wird aber ein wenig dauern"

    Plöltzlich wirkt der Elb eher wie ein eifriger Jugendlicher anstatt eines erfahrenen Lehrmeisters.


    "Oh diese Karte ist sehr alt. Sie stammt aus der Zeit bevor Teranbar sich von der Welt löste."
    Ehrfürchtig fährt er mit dem Finger über den Rand des Pergaments
    "Sieh hier"
    Er streicht in einem komplexen Muster mit den Fingern über die Karte und nun kann Kassandra sehen, dass sie auf seine Handbewegungen reagiert und das abgebildete scheint kleiner zu werden, bis nur noch die Küstenlinie zu erkennen ist.


    "Dies ist die alte Welt und ich versuche die Karte nun dort wo ich vorbei komme auf den neuesten Stand zu bringen."
    Erneut vollführt er einige Bewegungen und die Karte vergrößert sich bis sie wieder das Gebiet von Amonlonde zeigt.

    Die Elbe scheint nur körperlich anwesend zu sein und reagiert nicht auf das was am Tisch geschieht.


    Andraith sucht eine Weile auf seiner Karte dann seufzt er zufrieden und zieht einen schmalen weissen Gegenstand heraus, der an eine Schreibfeder erinnert.


    Vorsichtig beginnt er auf der Karte einige Notizen zu machen.


    "Kassandra?"
    fragt er schliesslich
    "Könntest du einmal schauen. Wäre es möglich, dass dies ..." er deutet auf eine seiner Markierungen "den Standort eurer Stadt anzeigt? Wenn man die Zeit bedenkt, die vergangen ist, dann könnte hier und hier... " er deutet weiter "der Hafen und die Straße gegründet worden sein."
    Seine Augen funkeln voller kindlicher Freude, als er schließlich Kassandra anblickt.

    "Waldelben?"
    murmelt er vor sich hin, dann zieht er aus seiner Tasche eine recht kleine Holzröhre und holt daraus ein altes Pergament, dass er sorgsam auseinander Rollt.


    Es handelt sich um eine kleine aber sehr detaillierte Karte eines Landstriches.
    Gedankenverloren streicht er mit einer Hand darüber und kurz scheinen die Linien zu verschwimmen.


    "Mal sehn, mal sehn..."