Beiträge von Damorg

    Damorg nickte. Für ihn war es eigentlich eine Frage der Schuld, aber das wollte er jetzt nicht zum Thema machen. Mit dem Bündel in der Hand stand er langsam wieder auf und machte ein paar Schritte in die Richtung der Feuerschale des Tempels.


    "Die Fünfe haben ihn gerufen. Das sollten wir nicht in Frage stellen."

    Damorg seufzte leise.


    "Ich weiß es nicht. Eigentlich war ich auf dem Weg in die Präfektur um mir den Bericht des Nutialdelegaten durchzulesen. Hast du ihn schon gesehen?"


    Er knotete das Bündel wieder sorgfälltig zu, nachdem alle Gegenstände im Tuch waren.

    Der Priester nahm das Buch in die Hand und blätterte es kurz durch. Bei den letzten beschriebenen Seiten hielt er an und begann kurz zu lesen. Dann schüttelte er den Kopf und schlug das Buch zu.


    "Das waren seine Gedanken. Am besten sollten wir die Sachen verbrennen."

    Er unterdrückte einen Seufzer.


    "Auch in seiner Heimat gibt es keine Familie die auf ihn wartet."


    Der Priester kniete sich zu dem Bündel um es vorsichtig zu öffnen, vielleicht gab ihm de Inhalt eine Idee was damit zu tun sein würde.

    Es dauerte einige Zeit bis der Priester den Weg durch die Halle des Tempels wählte. Er kam über die Treppe aus dem kleinen Turm, durch die Küche in den hinteren Teil des Tempels. Eigentlich führte ihn sein Weg in die Stadt zum Präfekturgebäude. Er hoffte dort Einblick in den Bericht über die Reise in die Leuenmark zu bekommen, sowie es ihm der Ritter gesagt hatte.
    Als Damorg aber den Serganten auf der Bank erblickte, verlangsamte er seinen Schritt. Auf ihrer Höhe angekommen blieb er stehen. Der Kestor trug schlichte Kleidung in braun und rot. Sein Gesicht war von tiefen Augenringen gezeichnet.

    Das hatte sich Veit anders vorgestellt. Er hätte einen einfachen Boten schicken können, doch er war selbst gekommen um zu zeigen wie wichtig ihm diese Angelegenheit war und um sein Bedauern zum Ausdruck zu bringen. Aber was erwartete er von einem Priester des Kapals? Eine Erleichterung seiner Seele konnte er hier sicherlich nicht finden. Er nickte Damorg zu und wand sich um. Während er schon auf das Portal zuschritt kamen dennoch ein paar Worte über seine Lippen.


    "Ihr könnt den Bericht in der Präfektur einsehen, wenn ihr mehr wissen wollt."


    Er schob einen Flügel des Portals auf und verlies den Tempel.

    Es dauerte einige Herzschläge bis der Priester von dem Stein in seiner Hand aufsah in das Gesicht des Ritters.


    "Ob er ein guter Mann war werden die Fünfe entscheiden und nicht ihr. Ebenso werden sie entscheiden wessen Schuld sein Tod war. Ihr habt eure Pflicht erfüllt wenn es euch darum ging."


    Seine Hand schloss sich fest um den Stein nur noch das Lederband schaute aus ihr hervor. Sein Blick blieb auf Veit ruhen er wollte keine Widerworte oder weitere Entschuldigeungen hören.

    Was sollte er dem Priester noch sagen? Ihm fehlten die passenden Worte. Also beschloss er rasch die wichtigsten Dinge zusammenzufassen.


    "Euer Novize ist im Kampf gefallen. Ein großer Hammer zerschmetterte ihm die Brust. Weder seine Kammeraden noch ich konnten etwas für ihn tuen. Seinem Leichnam übergaben wir dem Feuer. Dies ist die letzte seiner Gaben an die Fünfe. Er war ein guter Mann."


    Er deutete auf den Stein in der Hand des Priesters.

    Damorg verbarg seine Verwunderung über die Barscheheit und machte die letzten Schritte in die Richtung des Ritters. Wenigstens kam er schnell zur Sache.


    "Schade das ihr bei eurem ersten Besuch im Tempel gleich mit schelchter Nachricht kommt.


    Vielleicht würde der Mann dann wenigstens schnell wieder gehen, wenn er ebenso rüde war wie sein Gast. Als Damorg nach dem Beutel griff und ihm im Licht der Feuerschale etwas genauer musterte, schien ihm das Herz für einen Augenblick stehen zu bleiben. Genau diesen Beutel hatte er vor einieger Zeit seinem Novizen geschenkt. Es schein noch etwas darin zu sein. Rasch schüttete er den Inhalt aus dem Beutel in seine linke Hand. Ein Bergkristall an einer Lederschnur, wie ihn ein Priester des Kapals trug oder auch die Novizen des Herren. Hätte Aalok nicht mit Veit von Saarweiler wieder zurückkehren sollen?

    Als der Ritter die Schritte in seine Richtung hörte blickte er vom Feuer auf und wendete sich in die Richtung des nahenden Priesters. Seine rechte Hand machte sich an seiner Gürteltasche zu schaffen und holte einen kleinen scheinbar braunen Beutel hervor auf den eine Feuerschale als Symbol des Herren Kapals gestickt war. Die linke ruhte auf dem Schwertknauf.


    "Ich habe schlechte Nachricht für euch Priester."


    Er reichte den Beutel in die Richtung Damorgs.

    Während Damorg noch seinen Gedanken nachhing war endlich Stille eingekehrt nur noch das Knacken des Feuers war in der Halle zuhören. Lira und Growin hatten die Halle bereits verlassen um die letzten Arbeiten des Tages in den hinteren Zimmern des Tempels zu verrichten. Damorg warf einen letzten Blick auf die kleine Straße vor dem Tempel bevor er das Portla schloss und den kalten Wind aussperrte. Der Regen war wieder in einen stetigen Niesel übergegangen. Auch er hatte noch einiges zu tun. Es wurde Zeit, dass Aalok zurückkehrte, in der Zeit während er mit der Garde unterwegs war blieb immer viel Arbeit liegen. Auch er würde sich bald der Entscheidung stellen müssen ob er den Weg Kapals endgültig gehen würde und die Garde müsste oder ob ihm dieser Weg zu steinig war. Mit schnellen Schritten wollte Damorg durch die Halle eilen, als er aufblickte entdeckte er jedoch von Saarweiler. Es hätte ihm klar sein müssen, als er ihn in der Andacht gesehn hatte. Was wollte er hier? Rasch musterte er ihn von oben bis unten. Die Farben des Herren Kapal standen dem Ritter nicht sonderlich gut. Er sollte wohl besser bei seinen Wappenfarben bleiben. Waren alle Männer von Stand so eitel? Von einem Scorier hätte er eigentlich anderes erwartet.

    Veit war mit schwerem Herzen zum Tempel des Herren Kapal gekommen. War er doch noch nie hier gewesen, zumindest nicht zu einer Andacht. Er war ein göttergläubiger Mensch, aber er fühlte sich einfach nicht zum Herren des Feuers hingezogen. Das Wetter passte zu seiner Stimmung so grüßte er die anderen Gläubigen nur kurz und höfflich, wenn sie seiner gewahr wurden. Er hatte seinen Knappen den weinroten Wams mit den langen Scheinärmeln in Form von Eichenblättern, die passenden Schlauchmütze und die goldfarbenen Beinlinge rauslegen lassen, die Farebn des Herren Kapal konnten in dieser Situation sicherlich nicht von Nachteil sein. Sein Schwert war an die linke Seite gegürtet. Seinen Platz hatte er sich in den hinteren Reihen der Bänke gesucht. Die Andacht ging an ihm vorbei, er hört die Worte erfasst aber nich ihren Sinn. Zuviele andere Gedanken waren noch in seinem Kopf. Oft war er die wenigen Herzschläge in seinem Kopf durchgegangen und auch die Augenblicke die folgten, doch ruhen lassen konnte er diese Gedanken nicht. Hätte er etwas ändern können? Veit hoffte vielleicht etwas Erleichterung bei dem Priester zu finden. Ein paar Worte die Schuld von ihm nahmen. Der Ritter bemerkte erst das Ende des Götterdienstes, als die Person vor ihm sich erhob. Er lies die Bewohner der Siedlung an sich vorbei und beobachtete sie während sie den Tempel verliesen. Während sich der Kestor noch mit dem Schmied unterhielt ging Veit zu der Feuerschale im hinteren Teil des Tempels um dort zu warten. Die Worte der anderen beiden Männer halten bis an seine Ohren doch auch diese waren ohne Bealng für ihn. Sein Blick verlor sich im Feuer vor ihm.

    Der Abend war über die Siedlung gekommen und mit ihm die ersten Anzeichen des kommenden Herbstes. Wolken zogen über den dunklen Himmel und aus leichtem Regen wurde ein Schauer.


    Im Tempel des Herren Kapal hatten sich einige Gläubige eingefunden um an der abendlichen Andacht teilzunehmen. Der Regen prasselte auf das Dach und die große Halle des Tempels wurde nur noch von der große Feuerschale am Ende erhellt. Neben den beiden Priestern und der Novizin waren der Schmied und einige andere Handwerker sowie der ein oder andere Bauer und Holzfäller anwesend. Doch während seiner Predigt entdeckte Damorg einen Gast den er im Tempel seines Herren noch nie zuvor gesehn hatte. In der Stadt hatte er ihn zwar schon getroffen , sie hatten auch schon das ein oder andere Wort gewechselt, aber hier hatte er ihn nicht erwartet. Warum auch? Seine Familie war der Herrin Akestera zugewand, zumindest nachdem was man sich erzählte und sein Stand gebot ihem desweiteren eine gewisse Zuneigung zu Teldron dem ersten der Fünfe. Veit von Saarweiler ein Mann dem alles in die Wiege gelegt wurde, die Götter mussten es gut mit ihm meinen. Dennoch wusste Damorg nicht recht was er von ihm halten sollte.


    Der Priester merkte erst, dass er in Gedanken abgechweift war, als er kurz ins Stocken geriet. Er wischte seine Gedanken bei Seite und führe die Andacht fort. Nachdem er seine letzten Worte gesprochen hatte und die ersten Gläubigen den Tempel verliesen wechselte er noch ein paar Worte mit dem Schmied, wie er es häufig tat. Ein guter, geduldiger manchmal auch etwas brummeliger Mann den er mittlerweile recht gut leiden konnte. Damorg war müde und versuchte es sich nicht anmerken zulassen, die letzten Nächte waren kurz, es fiel ihm schwer Schlaf zu finden. Als der Schmied den Tempel scheinbar als letztes verlassen hatte, erinnerete sich der Priester wieder an seinen ausergewöhnlichen Gast. Hatte er nicht eine Schwester und einen Knappen, warum waren sie nicht mit ihm gekommen?

    Immer wieder hatte sich der Priester die Worte auf dem Papier durchgelsen bis er sie selbst fast nachsprechen konnte. Und selbst jetzt noch, als er seine Entscheidung schon getroffen hatte und auf dem Weg zum Präfekturgebäude war, ging er die Zeilen immer und immer wieder in seinem Kopf durch. Er hatte keine andere Wahl. Seine Schritte trugen ihn direkt zum Tor des steineren Gebäudes. Dort angekommen wechselte er ein paar rasche Worte mit den Wachen und wurde schlieslich eingelassen. Schon lange war er nicht mehr hier gewesen und auch diesen Anlass hätte er gerne vermieden.


    Erst einige Stunden später, es war bereits dunkel geworden, verlies der Priester das Gebäude wieder. Er sah müde und erschöpft aus. Die Wachen vor dem Tor hatte bereits vor drei Stunden gewechselt, als die Dämmerung eingebrochen war. Sie blickten ihm neugierig nach, doch mehr als ein: "Dem Fünfen zum Gruße. Ich wünsche euch noch eine ruhige Wache." Kam nicht über seine Lippen.


    Damorg wollte einfach nur in sein Bett, den Hunger den er vor einiger Zeit noch verspürt hatte war ihm vergangen.