Beiträge von Amalia

    Amalia sah sie aus dem Augenwinkel an. "Was soll das denn jetzt heißen? Ich hab auch so genug zu erzählen. Aber ja, dann nimm mich demnächst doch einfach mal mit."


    Das Spinnrad surrte und der Faden glitt durch ihre Finger.

    Amalia setzte sich lächelnd ans Spinnrad.
    Als Kisi ihr Baul in Erinnerung rief, lief Amalia ein kalter Schauer über den Rücken.
    "Na gut... vor Baul hab ich Angst... ich glaub zwar das er Amonlonde und den Amonlondern nicht Schaden will, aber.... brrrrr", flüsterte sie und schüttelte sich.
    Die Wolle drehte sie zwischen ihren Fingern und bewegte das Pedal des Spinnrads mit ihrem Fuß.

    Amalia lachte leise über Kisis Kommentar über Malglin.
    Dann wurde sie wieder etwas ernster. "Schön und gut, aber was interressiert mich früher? Ich bin erst seit 4 Jahren hier. Meine letzte große Reise ist also noch nicht so lange her und diese 4 Jahre waren so schön friedlich und ruhig... naja wenn man von einigen betrunkenen Knechten absieht", sie sah auf den abgerissenen Faden und grinste, "Soll ich das mal machen?"

    Amalia grinste verschmitzt. "Du weißt schon, das Malglin schon in Mythodea war? Ist der dann auch 'saudumm'? Siehst du mal. Amonlonde ist sicher... weitgehend. Warum willst du hier weg? Ich mag es, wenn es sicher ist. Und wenn man in die Schenke kann. Und wenn man feiert. Und singt und lacht", erklärte sie.

    Amalia zog eine Augenbraue hoch.
    "Und an was hast du da gedacht? Willst du mich jetzt nach Mythodea oder so schleppen?"


    Sie gab ihr wieder Wolle an.
    Die Türe zum Haus ging auf und ein Windstoß wirbelte etwas Straßenstaub herein und den Hausstaub auf. Ein Outilist, der erst vor ein paar Tagen nach Amonlonde gekommen war, trat ein und schaute sich um. Schüchtern, fast ängstlich schlich er in eine Ecke des Raumes, in der Nähzubehör lag.


    "Oder verschleppst du mich jetzt nach Outilia?", fragte Amalia leise und grinste.

    Interessiert betrachtete Amalia das Flötchen.


    So ein Instrument hatte sie noch nie gesehen.
    "Und das hast du aus dem Norden mitgebracht?", fragte sie.
    Plötzlich grinste sie breit.
    "Aber beigebracht wie man darauf richtig spielt haben sie dir nicht. Oder hat sich das bei den Nordleuten genauso schief und grausig angehört?"


    Vorsichtshalber duckte sie sich schonmal weg.

    "Auaaaaa", beschwerte sich Amalia und rieb sich die Ohren, "Konntest du mich nicht wenigstens vorwarnen?"


    Kisi erntete neugierige Blicke aus dem Raum. Einige verloren das Interesse wieder und wandten sich erneut ihrer Arbeit zu, andere beobachteten sie aufmerksam und ein, zwei Kinder sahen ihre Mütter bittend und fragend an, standen auf und kamen etwas näher um zu sehen, was diesen schrillen Pfiff von sich gegeben hatte.


    "Das sieht ja niedlich aus", meinte ein kleines Mädchen, als es das Flötchen erblickte.

    "Ein paar gelb-grüne Borten wären schon schön", bedachte Amalia.


    Sie setzte sich neben Kisi auf den Boden und hob einen Korb auf ihren Schoß.


    "Erzähl mal von deiner Reise", forderte sie die Händlerin auf, "Von den Nordlanden."


    Verträumt sah sie in die Wolle.

    "Die fallen nicht aus.", beharrte Amalia, "Ja, ich dachte mir... grün wäre eine gute Farbe. Ich bin ja stolz auf meine Heimat."


    Sie stieß die Türe zum Allgemeinhaus auf.
    "Ich nehme mal an, wir haben viel zu Spinnen?", grinste sie Kisi an und schaute auf die Wolle.

    Amalia sah sie mit einem skeptischen Blick an. Sie nahm die schwarze Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger, machte dann eine Faust und zog zwei Mal kurz daran.
    "Nein, ich glaube nicht das sie ausfallen", sagte sie und hauchte ein leises, "Au..." Sie hatte etwas zu fest und ruckartig gezogen.
    "Genauso ist es auch mit den roten Haaren. Ich habe versucht die schwarze Strähne wenigstens mit Henna vom Markt zu färben, damit ich zumindest nur EINE Haarfarbe habe und nicht zwei, aber irgendwie hat das auch nichts gebracht. Außerdem ist das auch ganz schön teuer.", sie seufzte.


    Vor einiger Zeit hatte sie nachts, vom Fensterchen ihrer Kammer aus, in einer kleinen Scheune von Kurt komische Lichter funkeln sehen. Sofort hatte sie ihre Röcke gerafft, eine Laterne geholt und war die schmale Treppe runtergeschlichen um nachzusehen, wer da wohl sein Unwesen trieb.
    Als sie in der Tür stand, konnte sie nur kurz einen Schatten wahrnehmen. Einen Augenblick später... KRACH ZISCH gab es eine Explosion. Funken flogen durch die Scheune, hüpften über den Boden und prallten wie Bälle von den Wänden ab.
    Ein Funkenball flog plötzlich auf sie zu. Amalia konnte sich nur noch dran erinnern, dass sie sich schnell wegdrehen wollte, um sich vor - was immer das auch war - zu schützen. Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass ihre Laterne auf dem Boden lag. Erloschen. Sie muste sie wohl fallen gelassen haben. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, hatte sie nichts mehr gesehen. Da war nichts mehr gewesen.
    Kopfschüttelnd, war sie zu ihrer Kammer zurückgegangen.
    Erst am nächsten Morgen ist ihr das Geschehene aufgefallen.
    Kurt hatte sein Frühstück ausprusten müssen vor Lachen, Gorn hatte sich an seinem Brotkanten verschluckt, Dilaras Augen hatten sich einfach nur geweitet und sie fragend angesehen. Über Nacht hatte sie rote Haare bekommen mit einer schwarzen Strähne an der rechten Seite.



    "Aber ich seh es ja positiv", erklärte Amalia ihrer Freundin, "Die roten Haare passen zu meiner geplanten Amonlonde-grünen Kleidung."

    Amalia lachte.


    "Hallo, Kisi." Sie half der Händlerin die Rohwolle vom Boden aufzunehmen.
    "Wo kommt denn die ganze Wolle her? Du hättest mir ruhig Bescheid sagen können, dann wäre ich bei dir und Marita vorbeigekommen und hätte dir beim Tragen geholfen."
    Sie stopfte die Wolle wieder zurück in einen Korb und nahm ihn Kisi ab.

    Amalia verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während sie die Straße auf und ab sah. Die nachmittagliche Sonne brannte unerbittlich. Selbst die Vögel waren zu müde zum zwitschern und die Hunde und Katzen, die Amalia sehen konnte, lagen wie erschlagen in der brütenden Hitze.


    An einem solch drückenden Tag sollte man sowieso nicht draußen im Hof arbeiten, dachte sie bei sich, während sie eine Wespe beobachtete, die vor ihr her schwirrte. Nach einiger Zeit zog selbst diese sich in den kühlen Schatten des Daches vom Allgemeinhaus zurück. Das Gras auf dem Dach war braun und ausgetrocknet.


    Amalia pustete sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. Nun hauchte doch ein lauer Wind über das Kupferstück und wirbelte den feinen Staub der Straße auf.
    Da plötzlich, sah Amalia, dass sich etwas am flimmernden Horizont bewegte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und immer deutlicher leuchtete ihr das unverkennbar gold-grüne Gewand von Kisi entgegen. Die Magd streckte den Arm nach oben und winkte ihrer Freundin zu.