Beiträge von Neugieriges Waschweib

    Die Waschweiber standen beisammen und plauderten


    "Der van Daik, der hat gar keinen Schnaps gepanscht! Habt ihr's gelesen?"


    "Ob das stimmt? Vielleicht hat er die Merquatorez-Schwestern geschmiert!"


    "Ha! Dafür ist wohl jemand anders zuständig!"


    "Ach!!!"


    "Der war ja nicht mal anwesend, als sein Bürgerricht verkündet wurde!"


    "Tja, da kann man's mal sehen."


    "Ja."


    "War angeblich für van Daik auf Reisen."


    "Da kann man sich schon ausmalen, was er mitbringen wrid."


    "Du meinst..."


    "Natürlich! Im Frühjahr braucht's frische Kräfte!"


    "Ist die Frage, wer da für wen arbeitet."


    "Wie meist du das?"


    "Wahrscheinlich ist der van Daik auch nur eine Tarnung. In Wirklichkeit arbeitet der auch für den Mythenreich."


    "Meinst du?"


    "Ich hab' gehört, dieser Niro will jetzt ein paar Scheunen anmieten. In der Unterstadt, ganz in der Nähe von dem Schuppen, wo man den Schnaps gefunden hat!"


    "Ja?"


    "Ja. Und die will er alle umbauen. Und dann...na, ihr wisst schon. Mythenreich-Meile soll es dann heißen. Eine ganze Gasse mit roten Laternen!"


    "NEIN!"


    "Wenn ich's euch doch sage. Mythenreich-Meile."

    Aus den Merquatorez ist aber auch gar nichts herauszubekommen!, ärgerte sich Lene.


    Nachdem sie umständlich Cecilie aufgeholfen hatte, waren die Schwestern wieder am jammern, dass Ihr Liebster verschwunden war. Denen war wirklich nicht zu helfen. Und der Zuhälter war sicherlich auch mittlerweile über alle Berge. Mißmutig kehrte Lene ins Wohnheim der Akademie zurück, um die Sache mit dem Korb zu erledigen und ihr Tagewerk abzuschließen.


    Wenn sie doch nur geahnt hätte, dass Niro auf dem Dorfplatz stehengeblieben war, um Isabell zu helfen...


    :(

    Was für ein Tumult! Und Lene hatte alles aus nächster Nähe gesehen!
    Der Zuhälter war... ja was eigentlich... geflohen?
    Aber es machte eigentlich eher den Eindruck, dass die Merquatorez-Schwestern ihm verfallen waren und die anderen Frauen als Konkurrentinnen betrachteten. Sie musste es unbedingt herausfinden! Und vielleicht konnte sie ja auch ein bißchen missionieren.


    Lene gab sich einen Ruck und trat in die Gasse zu der, nach ihrer Meinung, in zweifacher Hinsicht gestürzten Cecilie, reichte ihr die Hand und half ihr zusammen mit Felizitaz auf.


    "Wie koammer blous sein Herz an en solschen Drecklumpe hänge?
    Du siescht doch wie er Disch inde Schmutz schdäjsd. Wär's nedd Zeit werrer oaner ehrbare Ärwet nachzugäjn unn die Liebe Liebe sein losse? Der schamt sisch noch nedd mol blutbuu Mädsche doa mid noi zu ziehe!"

    <-- Wohnheim der Akademie


    Lene war dem Zuhälter dicht auf den Fersen. Sie wollte schon um die Ecke an der Akademie biegen, da hörte sie die laute Stimme von Niro. Er erzählte gerade etwas vom LIEBEN! Der Lustmolch! Als sie um die Ecke linste, sah sie die beiden Merquatorez-Huren am Fenster winken.


    PAAH! Von wegen Herausgeberinnen des Magonischen Landboten! Verfallen waren sie dem Zuhälter, wie man ganz deutlich am Gebaren sehen konnte. Und sie bezeichneten ihn als ihren LIEBSTEN!


    In diesem Moment kam eine weitere Frau vom Marktplatz in die Gasse gerannt. Wie hieß sie denn gleich? Irgendetwas mit Schmerz oder so, sagte mal jemand. Hatte Lene nicht Gerüchte gehört, dass Niro sie als Freudenmädchen mit Probezeit für eine stattliche Summe engagiert hatte? Der Captain Tauron van Daik hatte auch seine Hände im schmutzigen Spiel gehabt.


    Lene hatte sich ein wenig geärgert, dass ein anderes Waschweib mit dieser Information geglänzt hatte, und nicht sie selbst. Aber sie hatte auch bemerkt, dass einige der jüngeren Waschweiber gemurmelt hatten, dass dieser Niro für sie diese Summe alles mit ihnen hätte tun dürfen - wenn sie nur gefragt worden wären. Junge Gänse!!!


    Inzwischen war Dolores herbeigeeilt und hatte ihrem Herrn eine BACKPFEIFE gegeben und das neue Mädchen als SCHNEPFE bezeichnet!


    Eifersucht unter Huren! Sie hatte wohl Angst, dass die Neue ihr das Wasser bzw. die Kunden abgrub? Aber Ihren Herrn einfach so zu SCHLAGEN? Das war mutig! Oder war es ein Aufstand? Jetzt kam auch noch die Merquatorez aus dem Haus und keifte auch!


    Lene schickte ein Dankesgebet an die Fünfe, dass diese ihre Schritte so geleitet hatten, dass sie nun Zeuge dieses höchst SKANDALÖSEN Ereignisses werden konnte.

    Da hörte Lene plötzlich ein Geräusch. Schritte stiegen die Treppe nach unten, und sie hörte... DIE STIMME DES ZUHÄLTERS!


    Er war also hier!!! Hatte sie Ihre Intuition doch nicht getäuscht. Da hörte Lene die Stimme des Mädchens. Natürlich, das war ja klar, dass der Zuhälter bei ihr war! Das arme Ding! Was sagte das Mädchen gerade? Irgendwas vom Zaunkönig, dass es Ihr dort gefallen würde... OH NEIN! Es war schon zu spät! Der Zuhälter hatte sie schon an diesen SÜNDENPFUHL verkauft oder wollte sie dort einsetzen...


    Was konnte Sie tun, um es jetzt noch zu verhindern? Dann fiel die Tür ins Schloß und die Stimmen verklangen. Schnell griff sich Lene einen Wäschekorb und eilte hinterdrein. Vorsichtig öffnete sie die Vordertür des Wohnheims und sah auf die Straße. Der Zuhälter und sein neues Mädchen gingen gerade am Tempel der 5 Götter vorbei in die Oberstadt.


    Langsam ging Lene hinterdrein. Sie konnte sich eigentlich Zeit lassen, denn sie kannte ja deren Ziel: Den Zaunkönig! Als sie die Oberstadt betrat war sie verdutzt. Auf der Straße vor ihr - der kürzeste Weg zum Zaunkönig - waren zwar einige Passanten unterwegs, aber weder der Zuhälter noch das Mädchen waren zu sehen.


    Lene wollte schon schneller laufen, da gewahrte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung links. Da waren sie und betrachteten den Sonnenuntergang. So viel Romantik hatte Lene dem Zuhälter gar nicht zugetraut. Aber dann schalt sie sich einen Narren! Natürlich musste er die Mädchen am Anfang sanft behandeln - ein Trick um sie zu ködern. Dieser Kerl war mit allen Wassern gewaschen!


    Lene drückte sich in eine Hausecke. Sie durfte nicht gesehen werden.
    Sehr sehr vorsichtig folgte sie den beiden, als diese sich wieder in Bewegung setzten. Auf diesen Straßen war kaum Verkehr! Sie hielt großen Abstand. Erst wenn sie sah, dass die beiden um eine Ecke verschwunden waren, eilte sie hinterher bis zu der Ecke und linste vorsichtig darum herum. Jetzt waren sie an der Akademie...


    Warum ging der Zuhälter denn jetzt nach links? Der Zaunkönig war doch rechts näher?


    Lene stutzte. Oder war der Zaunkönig gar nicht das Ziel des Zuhälters? Hatte er das Mädchen nur in Sicherheit gewiegt und wollte es tatsächlich aber woanders hin verschleppen? Nur wohin? Was war hier? Sollte sie dem Standort des BORDELL endlich auf die Spur gekommen sein? Lenes Gedanken rasten!

    <-- von der Akademie


    Lene war Isabell sehr vorsichtig bis zum Wohnheim gefolgt. Das Mädchen hatte einen Zettel von der Wand abgerissen und war hinein gegangen.


    Wohnte das junge Dinge hier? Eine neue Studentin? Dann rekrutierte Niro also auch unter den Studentinnen. SKANDALÖÖÖS!!!


    Allerdings hätte mir das schon viel früher klar sein müssen!, dachte sie grimmig. Ich habe Ihn doch schon einmal hier gesehen! Vermutlich hatte er da gerade eine Studentin im Zuber gehabt und persönlich geprüft!!! SKANDALÖÖÖS!


    Lene ging in Deckung, aber so, dass sie das Wohnheim im Auge behalten konnte. Oder sollte sie es wagen und gerade jetzt einfach in die Waschküche platzen? Lene war hin und her gerissen. Ihr wurde langsam kalt. Das gab den Ausschlag. Sie schlich zur Hintertür, wo die Waschküche war und lauschte.


    Stille...


    Vorsichtig öffnete sie die Tür.


    Kein Niro und kein junges Ding. Wie schade... oder sollte ich von Glück sprechen?, dachte Lene.


    Sie betrat die Waschküche und überlegte. Ein Korb voller Wäsche wäre als Tarnung nicht schlecht. Hier standen 3 Körbe mit Schmutzwäsche herum.

    <<--- Vom Dorfplatz



    Lene war Isabell sehr vorsichtig gefolgt - bei manchen Leuten konnte man nicht vorsichtig genug sein, aber sie ging im Strom der Studenten unter, die aus dem Portal strömten.


    Nun sah sie, dass Batholomeus Isabell irgendetwas zuwarf und dann wieder an sich nahm. Dann machte er noch eine so seltsame Grimmasse und das Zeichen für Kehlenschnitt. Niro's Namen hörte sie auch. Vermutlich warnte Batholomeus Isabell vor Niro.


    Sie folgte Isabell weiter, sehr, sehr vorsichtig bis zum


    --> Wohnheim der Akademie.

    Lene kam gerade aus der Gasse, die in die Unterstadt führte und trug einen leeren Eimer, den sie am Brunne füllen wollte.


    Da sah sie Isabell, die mit Thesites sprach.


    So ein junges Ding und Thesites? Das ist ja SKANDALÖÖÖÖS!, dachte sie und schlenderte wie zufällig in jene Richtung.


    Viel zu lange war es schon her, dass es einen Skandal in Renescân gegeben hatte, den sie, Lene, aufgeklärt hatte. Die Zeiten waren hart. Aber jetzt bot sich möglicherweise eine neue Gelegenheit...


    Thesites hatte nur Augen für das junge Ding. Er schien es mit den Augen verschlingen zu wollen. Lene kam noch etwas näher. Da hörte sie es deutlich:


    Thesites fragte gerade "Wat NIRO?"


    Das Mädchen hat Thesites nach Niro gefragt! SKANDALÖÖÖS![I], dachte Lene und sie war sofort wieder in ihrem Element. Leider war sie nicht nah genug, aber trotzdem konnte sie aus den Wortfetzen den Inhalt des Gesprächs erschließen und ihr skandalgeschultes Gehirn ergänzte automatisch:


    "Dem Niro - Schätzchen - kann niemand das Wasser reichen"


    "Selbst für Gerion uind Damorg, die einen komischen Geschmack haben..."


    Hatte Lene es nicht schon immer gewusst! Gerade die, die unschuldig oder heilig tun, haben am meisten Dreck am Stecken! SKANDALÖÖÖÖS!!!


    "... schafft er es immer Mädchen zu besorgen..."


    Lene wurde rot, als sie die nächsten Worte hörte:


    "... die sie so zum Spass... ablecken von außen und innen! Die besorgen es auf Kniehöhe. Ansonsten gibt es Prügel oder es gibt einen Dolch in den Bauch. Dann bist Du tot. Auch die Merquatorez-Schwestern bringt er dazu rumzuhoppeln..."


    SKANDALÖÖÖS und skrupellos, diese Niro. Geht über Leichen!!!


    Lene zitterte vor Aufregung. Endlich mal wieder ein ausgewachsener Skandal! Sie beschloss dem Mädchen heimlich zu folgen, als Isabell den Dorfplatz wieder verließ.

    Lene sah wie die Augen von Laurelyn durch den Zaunkönig wanderten und dann auf ihr verharrten. Tiefe, blaue Augen... Wissende Augen, die ihr in die Seele blickten und in ihr Innerstes sahen:


    All der Neid und die Mißgunst, die Freude am Leid anderer, die Freude an Skandalen..., schoß es Lene durch den Kopf als würde sie ihre eigenen Gedanken als Echo in dem Kinde hören.


    Traurigkeit trat in Laurelyns Augen. Betrauerte sie Lenes arme Seele?


    Das Waschweib hielt es nicht länger aus. Sie stürzte aus dem Zaunkönig und die Tür knallte hinter ihr zu.

    Lenes Gedanken machten Riesensprünge. Was wollte die Frau von diesem Zuhälter? Es konnte nur eines sein: Sie hatte ein Kind an Ihrer Hand. Vermutlich wollte sie es ihm verkaufen!


    Ihr entfleuchte ein spitzer, unterdrückter Schrei, als die Frau die Kapuze herab schob: Ein Elfe!!!


    In letzter Zeit trieb sich immer mehr schlimmes Volk in Magonien herum. Erst hatten Magier hier Fuß gefasst. Dann dieser scheinheilige Elfenpriester, der es wild mit Frauen trieb, dann der Zuhälter und sogar diese Wesen aus den Anderswelten. Besonders schlimm war das mit der blutroten Kappe, welches Gedanken lesen konnte! Das hätte Lene beinahe das Leben gekostet.

    Lene sah, wie kurz hinter Niro eine Frau mit Kind die Taverne betrat. Sie hatte ihn offenbar auf dem Dorfplatz gesehen und war ihm hinterher geeilt, als Sie ihn erkannte.


    Lene bremste ab und erreichte kurz nach dem Paar die Taverne. Kurz bevor die Tür zu fiel, drückte sich Lene hinein und rückte schnell in ihre dunkle Ecke, von der aus sie schon so viele Skandale beobachtet hatte.

    Lene war einmal wieder am Brunnen mit Waschen beschäftigt. Sie schwatzte munter mit den anderen Waschweiber. Da fiel Ihr Blick auf eine wohlbekannte Gestalt, die im Süden den Dorfplatz querte. Sofort ließ Lene alles stehen und liegen, stupste Ihre Kolleginnen an und deutete auf die Gestalt:


    "DER ZUHÄLTER!"


    Jener betrat gerade den Zaunkönig.


    Lene folgte ihm an in die Taverne. Natürlich nahm sie Ihren Waschkorb mit.

    "Da hast Du uns ja was Schönes eingebrockt", sagte Lene voller Bitterkeit. "Was machen wir jetzt? Wir sollen unsere Köpfe hier riskieren? Warum sag' ich überhaupt wir? Du gehst... und siehst selbst wie Du Klarheit bekommst oder auf nimmer wiedersehen verschwindest.


    Aber vielleicht fällt Dir ja auch eine Geschichte ein, mit der Du Deinen Hals gar nicht erst in die Schlinge stecken musst...", sagte Lene listig und andeutungsvoll.


    Damit drehte sie sich um und erschrak... Diese Hure aus dem Haus des falschen Priesters stand da und beobachtete sie.


    Bewußt langsam (um nicht aufzufallen - aber damit fiel sie noch viel mehr auf) drehte sie sich wieder zu Margot um.


    "Nicht hingucken", zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.


    Margot drehte sich abrupt und erblickte sie ebenfalls. Sie zuckte wieder zurück.


    "Verdammt! Ich sagte doch nicht gucken!", fluchte Lene. "Die hat uns bestimmt der Zuhälter auf den Hals geschickt. Was machen wir nur?", fragte sie ängstlich. "Sie steht genau zwischen uns und den anderen."


    Ihr kam gar nicht in den Sinn, dass sie ja zu zweit waren.


    "Ich will mit dieser Geschichte nichts mehr zu tun haben", sagte Lene mit erstickter Stimme und bis zum Hals klopfenden Herzen.


    Sie nahm die Beine in die Hand und lief den Pfad zur Unterstadt hinab. Passanten, die ihr in die Quere kamen versuchte sie auszuweichen oder aus dem Weg zu stoßen. Ein paar Mal drehte sie sich um, um Verfolger zu entdecken und zweimal stieß sie dabei heftig mit jemandem zusammen und stürzte. Das erste Mal schlug sie ihr Knie blutig, dass zweite Mal verlor sie alle Wäsche aus dem Wäschekorb. Sie machte sich nicht die Mühe, sie wieder einzusammeln, sondern hastete in blinder Panik weiter. Sie rannte durch die Gassen der Unterstadt, schlug Haken, um eingebildete Verfolger loszuwerden und erreichte schließlich ihre Kate. Voller Wuchte knallte sie die Tür wieder hinter sich zu und schob den Riegel vor. Mit klopfendem Herzen sank sie an der Innenseite der Tür nach unten auf den Boden.


    Nie wieder, nimmst Du das Wort Zuhälter in den Mund, schwor sie sich.

    Lene schaute Margot giftig an. Sie verstießen gerade gegen eine goldene Regel:


    Überprüfe nie ein Gerücht!


    Das konnte nicht gut gehen. Aber vermutlich war es genau das, was Margot wollte - Ihr den Ruhm kaputt machen. Dabei war sie sich bei der Geschichte mit dem Zuhälter und dem blasphemischen Priester ziemlich sicher, aber möglicherweise stimmte ein Detail nicht und das würde dann alles zunichte machen.


    Sie überlegte fieberhaft, was sie dagegen tun konnte.


    "Habt Ihr denn alles vergessen?", schalt sie die Gruppe, die schon über den Dorfplatz Richtung Unterstadt unterwegs war. "Was kann schon herauskommen bei dieser Ashaba? Sie hatte doch neulich zusammen mit dem Zuhälter im Zaunkönig eine Unterredung."


    Ein paar vereinzelte Waschweiber verloren etwas an Fahrt. Aber natürlich hatten die meisten die Geschichte schon wieder vergessen... Lene hastete ihnen hinterher.


    Typisch für uns Waschweiber... wir verdrängen Dinge, die nicht ins Bild passen, dachte Lene verbittert in einem Moment geistiger Klarheit.


    "Was hast Du plötzlich, Lene?", fragte Aische hellhörig, die Lenes Angst bemerkte und damit ihre eigene Chance witterte. "Du hast uns doch diese ganze Geschichte um den Zuhälter erzählt. Willst Du nicht auch, das der Gangster mit Sack und Pack verhaftet wird?"


    Die übrigen Waschfrauen blieben stehen. Sie waren mitten auf dem steilen Weg zwischen Ober- und Unterstadt. Das klang interessant. Was wollte Aische, die Konkurrentin von Lene damit andeuten?


    "Wir haben Dir und Deinen Geschichten vertraut. Solltest Du uns am Ende angelogen haben?", fragte Aische mit einer gefährlichen Drohung in der Stimme.


    "Nein, natürlich nicht", sagte Lene mit aufkommender Panik in der Stimme. "Ich habe Euch immer die Wahrheit erzählt. Ihr habt doch selbst gesehen, wie der Zuhälter Ashaba aus dem Zaunkönig nachrannte. Und Margot hat doch auch gesehen..."


    Ja, was eigentlich? Sie hatte doch diesen Mob erst organisiert!


    "Ich sorge mich doch nur um uns. Was ist, wenn Ashaba wirklich mit denen unter einer Decke steckt? Im günstigsten Fall werden sie so tun, als ob alles ein großes Mißverständinis ist. Im schlechtesten Fall... Krch", sagte und Lene und fuhr sich mit dem Finger über ihre Kehle.

    Lene hatte sich schnell wieder im Griff. Ein totes Kalb mit 2 Beinen war ein Furz gegen ihre Geschichte! Schließlich hatte sie ihren Atem wieder unter Kontrolle und begann:


    "Mädels, ihr werdet es kaum glauben!!! Ich habe den Gehilfen des Zuhälter...", hier machte sie eine dramaturgische Pause, da die Hühner laut aufkeuchten.


    Währenddessen warf sie Margot einen gehässigen Blick zu und lächelte dann schadenfroh, da sie die Aufmerksamkeit aller wieder auf sich gezogen hatte.


    "...unter Einsatz meines eigenen Lebens..."


    Auch hier seufzten die anderen Waschweiber wieder auf, da sie von Lenes Heldenmut wieder einmal beeindruckt waren.


    "... ich habe Meanor, diesem blasphemischen Priester ein GESTÄNDNIS entlockt!"


    "NEIN!", schrien alle auf, bis auf Margot und Aische.


    "DOCH! Stellt Euch vor! Ich begab mich direkt in die Höhle des Löwen - Meanors Haus - und sah sieben, junge, hübsche Mädchen dort herumspringen. SIEBEN, die ich SAH!!!"


    Die Waschweiber quasselten alle durcheinander.
    "Ein Skandal! Der Lüstling!", riefen sie.


    "DER PRIESTER IST UNVERHEIRATET", erinnerte sie Lene nun schon schreiend, um über dem Geschnatter noch verstanden zu werden. "WISST WAS DAS BEDEUTET?"


    Plötzlich wurde es wieder ruhiger, denn einigen war das nicht so klar.


    "Und als ich dann geschickt fragte, was das denn bedeute, meinte er, dass er viele Gäste erwartet! Versteht ihr: Mädchen für die Gäste, um sie zu bespaßen! Er hat es selbst zugegeben. Ganz ungeniert. Vermutlich haben sie die Obrigkeit mit im Sack! Und als ob das nicht schon genug Beweise dafür sind, dass ich endlich das BORDELL gefunden habe... Es kam dann noch der Zuhälter höchstpersönlich vorbei, um sein Bordell zu besichtigen und die Mädchen zu testen!


    Es entstand ein Tumult unter der Waschweibern. Ein Gardist, wegen des Geschreis nach dem Rechten sehen wollte, kam zum Brunnen.


    "DAS BORDELL IST IN MEANORS HAUS!", schrie Lene da gerade triumphierend.


    Verduzt blieb der Gardist kurz stehen. Dann drehte er um und hatte es plötzlich sehr eilig.

    <<< Von Meanors Haus (2)


    Lene kam schnaufend auf dem Dorf Dorfplatz an...


    "Skandal... Mädels... dieser... steile Aufstieg... Moment... muss setzen..."


    Damit setzte sie sich auf den Brunnenrand. Einige jüngere Waschweiber kickerten und machten sich verhalten darüber lustig, dass Lene es scheinbar als Skandal bezeichnet hatte, das der Aufstieg so steil sei. Einige der älteren empfanden eher Mitgefühl für die arme Lene, obwohl das eher verborgene Sensationslust war, denn sie hofften, dass Lene ein paar Neuigkeiten für sie hatte.


    Lene bemerkte sehr wohl den verhaltenen Spott und kniff die Augen kurz böse zusammen in Richtung der Kichernden, denen sich auch Margot angeschlossen hatte...

    Lene konnte ihr Glück nicht fassen.


    Der Zuhälter kam mit dem Mädchen aus dem Haus und sie waren sehr vertraut. Sie gluckste vor Begeisterung.
    Wieso mussten die Beiden um die Ecke biegen, so dass Lene nichts mehr sehen konnte?


    Egal, sie hatte eh schon genug gesehen und die anderen Frauen mussten endlich gewarnt werden wie sie es beschlossen hatte.


    Ha Margot! Du wirst es nie schaffen mir den Rang abzulaufen dachte sie auf dem Weg zurück zum Dorfplatz.
    Schwer schnaufend schleppte sie sich den Berg hoch. Nun wusste sie, wieso die jüngeren die Unterstadt normalerweise bedienten.

    Lene konnte Ihr Glück kaum fassen. Sie hatte den Zuhälter sozusagen auf frischer Tat erwischt... Ganz klar! Er wollte zu dem Bordell, um nach dem Rechten zu sehen!


    Noch ein weiterer Skandal und sie würde schier platzen!!!


    Sie fühlte nun die heilige Bürgerpflicht, alle Frauen von Renascân von dem Bordell und der Involvierung dieses schändlichen, sexsüchtigen, blasphemischen Priesters zu unterrichten.