Beiträge von Askir

    Nicht verrückt machen lassen. Wenn man sagt, dass man Anfänger ist, wird auch darauf Rücksicht genommen und dort gibt es viele Tipps. ;)


    Wenn man natürlich hingeht und auftritt, als würde man schon seit der Kaiserzeit Larp machen und dann jede konstruktive Kritik persönlich nimmt, wird das schnell unschön.


    Weshalb es sich auch lohnt: Man kann in der Bildergallerie viele tolle Ideen für Klamotten sammeln. :.

    Zitat

    Original von Don Emerald


    Aber ich hab' die hübscheren Haare. :D


    Dafür habe ich den schöneren Hut [Blockierte Grafik: http://www.greensmilies.com/sm…_emoticons_pirat-cool.gif]


    @Kassi: [Blockierte Grafik: http://www.greensmilies.com/sm…irate2_blush-reloaded.gif]


    Habe auch lange gesagt, dass ich nicht nähen kann - und dann haben wir eine Nähmaschine gekauft und ich habe mich einfach ran gesetzt. Überrascht musste ich feststellen, dass es einfacher ist als man zuerst annimmt ;)

    Zitat

    Original von Alanis Tatius
    - Meuchlerkonzepte sind doof.


    Oh, ja - denn im Larp spielt man Miteinander, nicht Gegeneinander (auch wenn man mal gegeneinander kämpft).

    Was Alanis sagt.


    Sonst fällt mir gerade auf die Schnelle noch ein:
    - Rüstung und Waffen sind keine Gewandung
    - Die Gewandung muss glaubwürdig sein (nicht authentisch, aber es sollte sinnvoll sein)
    - Die Gewandung muss zum Charakter(konzept) passen
    - Der blöde Hut !!!
    - Farben sind toll
    - Dunkel und Mystisch mit schwarzer Kleidung funktioniert in Hollywood und in Comics, seltenst auf Larp

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    Original von Don Emerald
    Da das Schaf ein rotes Shirt anstrebt ...


    Wobei das jetzt natürlich abhängt in welcher ST-Zeit sie an Bord ist, da die Farbe ja nicht durchgängig für eine Funktion identisch war.


    Abgesehen davon: Ist das Schaf suizidgefährdet? Sonst könnte man die Wahl des Redshirt nicht erklären ... 8f

    Vor dem Eingang der Taverne verharrte Rhys nur kurz, bevor er sich auf die Mitte der Kreuzung stellte, um in alle Richtungen zu blicken. Ein gutes Stück weiter die Strasse in Richtung Praios hinunter konnte er noch einen kurzen Blick auf den Mann erhaschen, der seinen Mantel und Hut trug. Er bog nach Links in eine andere Straße ein. Rhys eilte die Strasse hinunter, wobei er sich bemühte schnell zu sein, sich im Schatten der Häuser zu halten und nicht in jedes mit Müll und Ausscheidungen gefülltes Rinnsaal zu treten. Dabei gelang ihm die Schnelligkeit gut, das im Schatten halten mäßig und das Ausweichen selten. Kurz vor der abbiegenden Gasse hielt er kurz an, atmete tief durch und griff das Messer in seiner Tasche fester. Auch wenn es sich dabei nur um ein kleines Alltagsmesser handelte, war es doch besser als Nichts.


    Er spähte um die Ecke, doch war die Gasse augenscheinlich leer. Rhys suchte seinen Atem zu beruhigen und zu lauschen. Doch es war kein Geräusch zu hören, das er direkt mit dem Verfolgten, dem Räuber mit Namen Niall, in Verbindung hätte bringen können. Doch er konnte auch nicht ausschließen, dass sein lautes Atmen während des Spurts oder die klatschenden Schritte seiner nackten Füße die Aufmerksamkeit dieses Nialls erregt hat. Abermals suchte er die Straße, im Besonderen die Schatten ab. Doch jeder Schatten hatte den Umriss, den er haben sollte und nichts Verräterisches konnte er entdecken. Langsam und vorsichtig, das Messer weiterhin in der rechten Hand, betrat Rhys die Gasse, nach allen Seiten spähend. Er hielt sich im Schatten der Häuser, während das Rad des Madamals seine Suche begünstigte. Doch er hatte Niemanden entdecken können, bis er am Ausgang der Gasse, wo sie auf einem großen Platz endete, anlangte.


    Er zog sich wieder etwas in den Schatten der Gasse zurück. Erschöpfung und Frustration lag schwer auf seinen Schultern, so dass er sich mit dem Rücken an eine Wand anlehnte. Er war so nah daran gewesen. An dem Dieb, der ihn so feige von Hinten niedergeschlagen hatte, als er in Nalleshof eine Schlägerei umgehen wollte. Dem Dieb, der ihn nur mit Bruche und Leibhemd bekleidet in einem stinkenden Rinnsaal in Orkendorf niedergelegt hatte. Ihm seine Kleidung, einige seiner Münzen und vor allem die Besitzurkunde, die er im Spielsalon der “Rhetis” gewonnen hatte, genommen hatte. So kurz davor.


    Rhys rutschte an der Wand entlang zu Boden. Kurz hatte Phexens Glück ihm gewunken, als er in der Taverne war. Jetzt hatte ihn ebendieses Glück ihn wieder verlassen. Er hatte fünf gute, glückliche Jahre gehabt, in denen er sich immer weniger Sorgen machen musste. Das Geld ist ihm förmlich zugeflogen und es hatte ihn nur wenig Schweiß gekostet. Rhys presste die Lippen aufeinander, als er sich fragte, was er jedoch als Dank dem Gott des Glücks dafür zurück gegeben hatte. Dem Gott, der all die Jahre den Glücksscheffel mehr als reichlich über ihn ausgeschüttet hatte. Dem Gott, der ihn damals in Galladoorn davor bewahrt hatte zu einem Untoten zu werden, wie es den Ungläubigen erging. Der Gott, der ihn auch mit Lilium zusammen geführt hatte, bevor ein Vogtvikar ihn sogar gefragt hatte, ob er sich in die Kirche einführen lassen wolle. Ein Angebot, auf das Rhys nie eingegangen war, weil es immer noch so viel Leben gab, das es zu genießen galt. So viel Zeit, die mit Genüßen gefüllt werden konnte.


    Rhys erhob sich langsam und blickte zum Himmel empor. So ohne viel Lichter und dunkel war Orkendorf, dass er trotz des Madamals die Sterne gut erkennen konnte. Fast unwillkürlich suchte er die Sternenbilder, die er – auch durch seine Jahre auf See – kannte. Er betrachtete die hell funkelnden, gleißenden Sterne, die für besondere Kostbarkeiten Phexens stehen. Er fragte sich, wie viele der Sterne Menschen waren, die Phex als Händler oder Dieb so gut gedient haben, dass er sie Boron gestohlen und als Stern leuchten ließ. Und ob er vielleicht auch eines Tages …


    Mit leiser Stimme began Rhys zu sprechen. “Phex, himmlicher Fuchs, Händler der Götter, einen Handel schlage ich Dir vor. Schenke mir nochmal etwas Glück und lichte den Nebel in dieser Nacht, so will ich mit meinen Mitteln die Schätze, die Sterne deines nächtlichen Firmaments mehren. Ich brauche Deine Hilfe, um das zurück zu gewinnen, was ich durch Dich erlangt habe. Gib’ Du mir, was ich begehre – dann gebe ich Dir den entsprechenden Preis und meine Anbetung.”


    Noch einige Zeit blickte er zu den Sternen empor, bevor er seinen Blick wieder gen Boden wandte. In den Augenwinkeln wurde er einem Zettel gewahr, der auf einer Haustreppe lag. Langsam erhob sich Rhys und beugte sich zu dem Stück Pergament hinunter. Es war eine Kriegsanleihe des Blauen Lagers, welche bis vor kurzem noch an seinem Hut geprangt hatte. Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, er blickte wieder zu den Sternen empor. Ein kurzes, dankbares Nicken, dann stieg er die Treppen empor und verschwand im Haus.

    Zitat

    Original von Don Emerald
    ..., einfache Kopfbedeckung. ...


    Wichtig !!! -> http://www.larpwiki.de/Meinung…llung/Bl%C3%B6derHutCredo


    Und auch ein wichtiger Merksatz: Rüstung und Waffe sind keine Gewandung ;)


    Als Laden kann ich noch www.mittelalter.net empfehlen. Auch wenn ich ja indessen zur Selbstnäh-Fraktion zähle. :%%


    Das mit dem Zelt würde ich jetzt auch nicht so forcieren. Sonst gibt es aber auch Larp-Flohmarktgruppen auf dem Ning und auf Facebook, wo manchmal ein gebrauchtes Zelt angeboten wird. (lese gerade, dass Alanis ja auch schon darauf hingewiesen hat)


    Die Abtarnideen für das Iglu sind - auch wenn Don recht hat, dass ein abgetarntes Iglu immer noch ein abgetarntes Iglu ist - besser ist als gar Nichts.


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    Original von Eule
    Ich hab da bisschen Bedenken das ich bei Unterhaltungen aus der Rolle fall!


    Oftmals kann man sich ja erst mal dazu stellen und den Unterhaltungen zuhören, um ein Gefühl dafür zu bekommen - der Rest kommt dann an sich fast von selbst. Nur sollte man versuchen nicht in "Marktsprech" zu verfallen und OT-Sachen zu ignorieren, anstatt ihnen alberne Pseudonamen zu geben.


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    Original von Kassandra
    Nein, ernsthaft, Ausrutscher passieren auch den Großen Alten. ...


    Dazu muss man sagen: Wir alle sind keine ausgebildeten Schauspieler. Und wer lange Larp macht ist auch nicht automatisch besser als ein Neuling (kenne leider sogar einige große Alte, die mehr OT-Geschichten erzählen, als IT). Also nur nicht nervös machen lassen ;)

    Als die Nacht langsam herein brach saß Rhys noch immer auf dem Kai und blickte zu den Schiffen hinüber. Seine Beine baumelten über der Kaimauer und sein Brot hatte er zur Gänze aufgegessen. Es war ruhiger geworden am Hafen, denn die Schauerleute hatten ihr Tagwerk verrichtet. Die Seefahrer, so sie nicht an Bord Dienst taten, waren in Richtung der Schenken von Nalleshof verschwunden. Das Madamal stand als volles Rad über den Dächern der Stadt und tauchte die Nacht in ein silbriges Licht. Diese Stunde nutzte Rhys und glitt erst aus seiner Kleidung, dann an einer in der Mauer eingelassenen Stiege hinunter ins Wasser.


    Das Wasser war kalt und stach wie spitze Dolche in seine Haut. Doch wusch es ihn von all dem Dreck und Schmutz, welches ihn bedeckte, ab. Der Mann holte tief Luft und wappnete sich innerlich, bevor er gänzlich untertauchte. Unter Wasser strich er mehrfach über seinen Kopf, um auch alle Reste der frühmorgendlichen Dusche zu beseitigen. Prustend tauchte er wieder auf. Machte einige Schwimmbewegungen ins Hafenbecken, bevor er merkte, dass selbst diese Bewegungen nicht für ein warmes Badevergnügen ausreichten. Schnell stieg er die Leiter wieder auf den Kai hinauf und schlüpfte mit gerümpfter Nase in die weiterhin stinkenden Lumpen.


    Schnellen Schrittes ließ er den Seehafen hinter sich und strebte den schiefen Häusern und engen Gassen von Orkendorf zu. Nein, er war hier noch nicht fertig. Er wusste selber nicht warum, aber ein Gefühl sagte ihm, dass er noch einen Handel zu begleichen hätte. Schließlich hatte er eine Verabredung. Mit dem alten Jast in der Taverne “Krähennest”. Wie so viele Orte, die er in den letzten Stunden besucht hatte, war er schon seit über zwanzig Götterläufen nicht mehr hier gewesen. Doch immer bewusster wurde es ihm, wie wohlgesonnen ihm das Schicksal gewesen ist, dass er dieses Stadtviertel verlassen hatte. Das ihn auf Aves Spuren hat wandeln lassen. Das ihn mit Phexens Glück gesegnet hatte. Den Göttern sei Dank dafür.


    Direkt an einer Straßenkreuzung liegt die Taverne “Krähennest”, durch deren kleiner Tür Rhys den Schankraum betrat. Einige Stufen führten vom Eingang hinunter in den Raum, in dem schon viele Zecher das Wenige, was sie im Laufe des Tages durch ihre Arbeit als Tagelöhner, Bettler oder Dieb erworben hatten, vertranken und verspielten. Doch es gab auch hier Leute, die arbeiteten: Der Wirt, der Fiddler und die Metzen. In der nur von wenigen Talgkerzen mehr schlecht als recht beleuchteten Raum brauchte Rhys einige Zeit, bis er den alten Jast an einem Tisch ausmachen konnte. Wenig später saß er bei ihm und wurde dessen Zechkumpanen vorgestellt. “Das ist mein Kumpel Rhys. Er ist der Sohn von der Metze Igraine und war früher bei den Knurrhähnen. Ihr erinnert Euch doch sicher noch an die Bande.”


    Ja, sie erinnerten sich noch daran. Oder zumindest taten sie so. Mit Sicherheit war seitdem nicht nur viel Wasser den großen Fluss hinunter ins Meer geflossen, sondern auch viele Banden gekommen und gegangen. Doch beim Bier und immer wieder kreisenden Selbstgebrannten des Wirtes verging die Zeit. Viel wurde erzählt von der guten alten Zeit, die in Rhys Erinnerung auch nicht besser war die Erlebnisse der letzten Stunden. Geschichten wurden zum Besten gegeben, Tratsch und Klatsch kam auf den Tisch, zuweilen erzählte man sich auch von dem einen oder anderen Orkdorfer, von dem man über mehrere Ecken hörte, dass er sein Glück gemacht hätte. Doch Rhys fragte Niemand, was er in den ganzen Jahren gemacht hat, denn hier fragte man nach sowas nicht – schließlich erzählten die Wenigsten gerne und freimütig von ihren Verbrechen oder der Zeit im Kerker.


    Als das Gespräch sich um einen Bekannten eines Sohnes der Tochter von dem Schwager des Mannes, der mal beim Fleischer gearbeitet hat, drehte, der vor einigen Jahren Orkendorf verlassen hatte und jetzt ein reicher Händler in Drôl sein soll, schlug der Mann, der sich als Cet vorgestellt hatte, auf den Tisch. “Ha! Da habe ich doch fast vergessen Euch von Niall zu erzählen. Der wird sicher bald auch ein reicher Händler sein, wie ich gehört habe.” Ungläubig schüttelte Jast sein Haupt. “Der Tunichtgut? Du hast sicher zuviel vom Schnaps getrunken, Kumpel. Der ist doch dumm wie Stroh. Und damit habe ich schon das Stroh beleidigt.” Cet nickte mit Kopf. “Jaja, hast ja recht. Aber so wie er erzählt hat er einen Pfeffersack ausgenommen. Bis auf die Bruche – und das kannst Du wörtlich erzählen.” Jast winkte ab. “Also ein paar Klamotten und vielleicht ein paar Münzen, das wird ihn aber noch lange nicht zum reichen Händler machen, Kumpel.” Cet lächelte ihn mit seinen Zahnstümpfen an. “Das vielleicht nicht, aber er hat auch ein Stück Pergament, das ein ganzes Schiff wert ist.”


    Hatte Rhys soeben noch in seinen bedenklich leeren Krug geschaut, ruckte nun sein Kopf empor. “Was?”, fragte Jast ungläubig. “Ja, wie ich es sage. Aber der Pfeffersack hat wohl gemeint beim Boltan ein so gute Blatt zu haben, dass er sogar sein Schiff in den Pott geworfen hat.” Jetzt schaltete sich Rhys ein. “Und wo findet man diesen … Glücklichen?” Cet, etwas irritiert über diese Frage, deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. “Das ist der, der gerade geht.” Rhys drehte sich auf seinem Hocker um und blickte in die angegebene Richtung. Er sah wie ein Mann gerade das Krähennest verließ. Ein Mann, der seinen Mantel und seinen Hut trug. Rhys sprang auf und wollte mit den Worten “Entschuldigt mich, aber ich muss los” in Richtung Eingang stürmen. Doch Jast hielt ihn am Ärmel fest. “Wieso denn so plötzlich. Wir haben doch noch viel zu erzählen.” Rhys blickte ihm tief in die Augen. “Es gab kein Boltan-Spiel – nur einen Knüppel aus dem Hinterhalt.”


    Kurz verharrte Jarl, dann zeigte sich ein Lächeln, als er verstand. Er nahm die Hand vom Arm und nickte Rhys zu. “Phex mit Dir.” Dankbar nickte Rhys dem alten Mann zu, bevor er zur Tür eilte. Er riss sie auf und stürmte hinaus die Straße.

    Ruckartig stand Rhys auf, um sich selber aus den Gedanken zu reißen. Doch diese ließen ihn nicht los und ihr Nachklang schien ihn auf etwas aufmerksam machen zu wollen, was er aber nicht verstand oder nicht zu sehen vermochte. Ärgerlich presste er die Lippen aufeinander. Es schien ihm, als sei in allem eine Botschaft versteckt. Als hätte es einen Sinn, den er einfach nicht begriff. Doch was für ein Sinn soll darin liegen seiner Habe beraubt in stinkenden und dreckigen Lumpen im erbärmlichsten Stadtviertel Havenas rumzustehen?


    Erst das vernehmliche Knurren seines Magens vermochte Rhys aus seinen Gedanken heraus zu reißen. Zu lange schon hatte er Nichts mehr gegessen. Das gute Mahl auf der Rhetis schien eine Ewigkeit her zu sein. Als wäre das in einer anderen Welt oder seinen Träumen geschehen. Doch nur drei Kupfer nannte er sein Eigen. Schon lange war er nicht mehr so arm gewesen. Auch wenn er oft abgebrannt war, wenn er nach einer langen Seereise im Hafen seine Heuer bei den Wirten und Huren gelassen hatte – so war er doch dann wieder aufs Schiff zurück gekehrt, wo er Essen und Trinken bekam. Aber Trübsal blasen machte ihn auch nicht satt und er erinnerte sich an eine Bäckerei, an der in der Nacht vorbei gekommen war.


    Mit dem – wenn auch bescheidenen – Plan im Rücken eilte er die Strassen entlang und suchte dabei den größeren Dreckhaufen auszuweichen. Bald schon erreichte er den kleinen Laden und trat ein. Der Ruß aus dem Ofen hatte die Wände und Decke und alle Flächen dunkel gefärbt. Der Geruch von frischem Brot stieg Rhys in die Nase und für ein Kupfer erstand er einen Laib. Bewusst machte er sich keine Gedanken über die schwarzen Einschlüsse im Brot und wie das Mehl seinen Weg hierhin gefunden hatte. Doch angesichts seines Hungers schmeckte das Brot, das er aß, während er die Straße weiter hinunter ging, köstlich.


    Plötzlich weitete sich sein Blick. Ein großer Platz öffnete sich vor ihm und ging in den Uferanlagen auf. Dahinter waren die Masten etlicher Schiffe zu sehen. Der Gestank von Orkendorf wurde vom Wind, der den Geruch der See mitbrachte, hinfort geweht. Langsam und andächtigen Schrittes überquerte Rhys den Platz, bis er an der Uferkante stand und über das Wasser hinweg sah. Er betrachtete die vielen Schiffe, die Handelsgüter entluden oder einlagerten. Er blickte hinüber auf die Boroninsel (und ein leichtes Schauern lief über seinen Rücken). Rechts sah er den Zipfel von Krakeninsel, während zu seiner Linken Nalleshof lag. Sein Blick folgte einem Schiff, das mit geblähten Segeln der Ausfahrt des Seehafens zustrebte, um seine große Fahrt anzutreten.


    Rhys blickte an seinen Füßen vorbei in das nasse Element, welches sich an der Kaimauer brach. Er atmete tief durch und füllte seine Lungen mit dem Geruch des Meeres, fühlte den Wind, der von der Ferne kündete. Ohne groß darüber nachzudenken griff er in seine Tasche und nahm einen der zwei verbliebenen Kupferstücke hinaus. Kurz wog er ihn in seiner Hand, bevor er die Münze in die kalten Fluten warf. Das Stück Metall verschwand unter der nächsten anrollenden Welle. Leise begann Rhys zu sprechen.


    “EFFerd, Herrscher über Wind und Wogen, auf Deine Gunst bauen wir Menschen an der Küste und auf der See, besonders hier in Havena. Lass mich nicht umherirren auf der stürmischen See des Lebens, zeige mir den rechten Kurs und lass mich nicht auf den kantigen Riffen zerschellen. Gebe guten Wind auf meinen Fahrten, bewahre mich vor schlimmen Unwetter und behüte meine Seele. Du wühlst auf und glättest das Meer. Du machst das Unschiffbare schiffbar. Du löst die Gefesselten. Will darum fortan nicht vergessen zu danken und zu beten.”


    Rhys stand und saß noch am Kai, als die Dämmerung herein brach.

    Der Tag war schon angebrochen, als Rhys auf nackten Füßen durch den stinkenden Morast der Gassen von Orkendorf stolperte. Es war als würden die Erinnerungen aus den ersten etwa fünfzehn Götterläufen seines Lebens, die er versucht hatte zu vergessen, innerhalb weniger Stunden zurück kehren und auf ihn einschlagen. Wie ein Hammer, welcher ein Schmied auf einen Amboss hämmert. Auf einer Treppe ließ er sich nieder und sein Blick schweifte über die sich zusehendes belebende Straße.


    Er sah die Alten, die im Müll nach Verwertbaren, vielleicht sogar Essbarem suchten. Er sah die ärmlichen Handwerker, wie Schuhputzer und Tagelöhner, die auf dem Weg waren, um eine erbärmliche Arbeit für den Tag zu suchen. Er sah die Frauen, die am Brunnen veralgtes Wasser schöpften, um damit den gröbsten Dreck aus ihrer Wäsche zu waschen. Er sah die Bettler, die in Richtung Oberflur schlurften, um dort den einen oder anderen Heller der Barmherzigkeit zu erbitten. Er sah die (meist) unfähigen Bader und Scharlachtane, die den Kranken ihre Dienste anboten. Er sah die Kinder, die im Schmutz der Straße und den Fäkalien im Rinnsaal nach verlorenen Münzen und ähnlichem suchten. Er sah die stolzierenden Jugendlichen, denen eine Bandenmitgliedschaft eine vermeintliche und trügerische Sicherheit versprach.


    Er sah Menschen, die sich in ihrem Leid und Elend suhlten, bis sie nach einem unglücklichen und hoffnungslosen Leben an Krankheit, Alter oder durch einen Dolch im Rücken verstarben. Dabei gibt es doch Nichts, was sie hier hält. Niemand hindert sie daran die Stadt zu verlassen und auf dem Land Albernias ihr Glück zu suchen. Niemand verbietet ihnen zum Hafen zu gehen und beim erstbesten Schiff anzuheuern, um an fernen Gestaden ein neues Leben zu beginnen. Niemand steht ihnen im Wege, wenn sie sich die Freiheit nehmen und einfach aufbrechen würden. Woanders hin. Denn überall ist es besser als hier. Doch sie bleiben.


    Ob soviel Dummheit und Feigheit schüttelte Rhys sein Haupt. Nur zu gut wusste er, dass außerhalb von Orkendorf eine Welt darauf wartet erobert zu werden. Dass man woanders besser leben kann als hier. Er ist aufgebrochen. Doch nur durch die Not getrieben, wie ihm einfiel. Er hatte Orkendorf nicht verlassen, weil er sich woanders ein besseres Leben erhofft hatte. Er war geflohen, weil ihm hier der Tod gedroht hatte. Davor war auch er nie auf den Gedanken gekommen dieses Stadtviertel zu verlassen, dass er woanders hin konnte. Dummheit? Unwissenheit? Faulheit? Was auch immer es gewesen war, er konnte es nicht genau benennen. Doch jetzt wusste er um die Welt, die hinter den Grenzen von Orkendorf und hinter den Stadtgrenzen von Havena lag.


    Man musste nur aufbrechen. Einen Schritt vor den Anderen machen. Die große Reise wagen. Neugierig sein auf das, was hinter der nächsten Wegbiegung liegt. Erforschen, was sich unter der Kimm befindet. Sich an der Freiheit erfreuen, wenn das Schiff unter vollen Segeln neuen Zielen entgegen strebt. Frei zu sein an einer Weggabelung selbst zu entscheiden, welcher Straße man folgen möchte. Auf seinen Bauch hören und seinem Herzen folgen. Denn irgendwo da draußen vermag man das Glück zu finden. Das Glück frei zu sein. Und natürlich auch die eine oder andere Münze.


    Ein seltsames Lächeln lag auf Rhys’ Lippen, während er zu den Kindern hinüber blickte, die in den Abfällen und dem Schlamm nach ihrem Glück suchten. Und natürlich nach der einen oder anderen Münze.

    Das Haus aus Backstein war heruntergekommen und baufällig, wie er es in Erinnerung hatte. Schon vor dem Großen Beben aus Backsteinen erbaut lehnte es sich träge an das Nachbargebäude und wäre ohne dieses wohl eingestürzt. Die Fensterläden hingen, wenn sie überhaupt noch existierten, schief in ihren Aufhängungen. Aus den Fenstern hing die Wäsche aus Lumpen, die Fensteröffnungen selbst waren mit Tüchern abgehangen, um die Kälte draußen zu halten. Einige Stellen ließen noch erahnen, dass das Gebäude zu längst vergangenen Zeiten verputzt gewesen war. Das dunkle Loch des Eingangs zog Rhys fast magisch an.


    Er presste die Lippen zusammen. Just in dem Augenblick entleerte ein Orkendorfer aus dem Haus über ihm die nächtliche Notdurft auf die Straße – und auf Rhys, der genau in der übelriechenden und ekligen Dusche stand. Angewiedert schüttelte er sich und verfluchte seine aktuelle Situation. Er streifte die letzten Reste menschlicher Ausscheidungen von seiner Schulter und rieb sich seine Hände an der nassen Hose ab. Sein Blick fiel ein weiteres Mal auf den Eingang des Hauses gegenüber. Und bevor noch Jemand seinen Nachttopf auf der Straßen entleeren konnte überquerte er schnellen Schrittes die Straße und trat – durch eine nur noch notdürftig mit Brettern zusammen gehaltene Türe – in das Haus ein.


    Die Wände starrten vor Schmutz und Schimmel. Überall war die klamme Feuchtigkeit sichtbar, während er die Treppe hinauf stieg. Auf jedem Treppenabsatz mehrere Türen, die in kleine Räume führten, in denen oft sogar eine ganze Familie mit mehreren Kindern auf engstem Raum lebt. Den Stiegen folgte er bis zum Treppenabsatz unter dem Dach. Auf dem Podest hatte sich eine Pfütze gebildet und durch die Dachschindeln konnte man den immer heller werdenden Himmel erkennen. Es war eines der üblichen Wohnhäuser in Orkendorf. Löcher, in denen Menschen hausten, die das Glück hatten die Nächte nicht in Hauseingängen, unter Torbögen oder unter einem notdürftigen Dach aus einem Stück Stoff verbringen zu müssen.


    Rhys blickte auf eine der Türen, die vom höchsten Podest der Treppe abgingen. Die Spuren der Zeit waren auch an ihr nicht vorüber gegangen und an den Rändern begann das Holz unter einer dünnen Schicht von Schimmel zu verfaulen. Kurz zögerte er, bevor er sich ein Herz nahm und auf die Tür zutrat. Nach einem kurzen Druck auf den Knauf sprang sie auf, denn das Schloß war schon längst ein Raub des Rostes geworden. Modriger, abgestandener Geruch wehte Rhys entgegenen, während die Flamme einer Kerze neben dem Bett zu flackern begann. Eine alte Frau setzte sich langsam im Bett auf und ihr Kopf ruckte zur Tür hinüber.


    Sie kniff ihre Augen zusammen und ihre keifende Stimme fuhr durch den Raum. “Kannste nich’ anklopfen?” Die Alte zuckte mit den Schultern. “Was solls, bin eh’ noch wach.” Sie trampelte ihre wollene Decke zum Fußende des Bettes. “Kannst schon mal das Kupfer auf den Tisch legen.” Die Metze schwang ihre Beine aus dem Bett und stelle sich hin. “Mach’ schon, ich hab’ nicht den ganzen Tag Zeit.” Während Rhys noch in der Tür verharrte und entgeistert die Alte anstarrte, zog sie ihren dreckigen Rock bis zur Hüfte hinauf. “Zieh schon Deine Hose aus und komm’.”


    Angewiedert verzog Rhys das Gesicht und drehte sich auf der Ferse um. Wortlos stürmte er die Treppe hinunter, während die keifende, verärgerte Stimme der alten Metze ihn verfolgte. Erst als er aus dem Haus auf die Straße getreten war hielt er inne. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die Wand und atmete tief durch. Er weiß selbst nicht, wieso er dieses Dachzimmer aufgesucht hatte. Was ihn geritten hatten zu dieser Frau zu gehen. Zur Metze Igraine, die ihn einst geboren hatte.