Beiträge von Anderer Magonier

    Der Bote gratzte sich am Kopf und versuchte sich daran zu erinnern was sie im Hauptquartier zu ihm gesagt hatten.


    Naja, er war recht groß und stämmig gebaut.
    Vielleicht etwas größer als ich und eine frische Narbe an der linken Wange.


    Gekleidet wie ein Kämpfer, Söldner glaub ich und der gab uns den Breif mit einem begleitschreiben, das uns hierher führte und da sind wir.
    Die hatten den Mann als echt grimmig dreinschauend beschrieben und dass es sicherlich ärger geben würde, wenn sie die Auslieferung schuldhaft verzögern.


    Bei Söldnern wusste man nie ob sie selbst handelten oder im Auftrag von jemandem.

    Vor der Tür stand ein Mann mittleren Alters in schon sehr getragen aussehender Kleidung. An seinem linken Ohr hatte er einen Ohrring in Form eines Signalhorns und selbiges Horn war auch auf seiner Umhängetasche abgebildet.


    Seit ihr Moreta?Da er die Antwort schon kannte zögerte er nicht lange vor dem weitersprechen.
    Ich habe einen Brief für euch.


    Der Mann griff in seine Tasche und holte einen leicht zerknitterten Umschlag hervor den er Moreta nach ihrer Antwort überreichte.


    Leider kann ich euch keine Antwort mitnehmen, da uns der Brief von einem Reisenden übergeben wurde und wir nicht nach Mitrhaspera liefern.


    Der Bote trat nervös von einem Bein auf das andere. Es gefiel ihm gar nicht, dass er so etwas sagen musste.

    Mit einem entsetzten Japsen zog der Gardist, den Xann gestützt hatte seine Hände von ihm weg und wischte sie hektisch über sein Wams.


    Der ältere schüttelte nur den Kopf und meinte leise


    "Geh lieber mit, Horst."


    Dann an Gerion und Xann gewandt


    "Mögen die Götter Euch schützen."

    "Das... das weiß ich nicht. Geht am Besten direkt ins Hospital und lasst den Keiler hier. Den verbrennen wir. Dein Freund muss ja sowieso da hin. Fasst nichts und niemanden an. Nur zur Sicherheit."


    Der Gardist richtete sich wieder auf. Die Situation schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen.


    "Ich hab gehört, dass es in Taurien mal ein ganzes Dorf dahingerafft hat."

    "Dankt der Frau Ellyris. Denn dann ist eure Zeit noch nicht gekommen." Der Gardist wischte sich den Schweiß von der Stirn und ein ganz klein wenig Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.


    Schwer lehnte er sich gegen einen der Torflügel.


    "Das Vieh hatte scheinbar die Raserei. Wir müssen es verbrennen. Es könnte uns sonst teuer zu stehen kommen."


    Sein Blick fiel auf Moclin, der sich inzwischen hechelnd zu Gerions Füßen niedergelassen hatte. Der Gardist legte seine Hand auf den Schwertgriff.


    "Hat er den Keiler gebissen?"

    Als die vier grade durchs Tor gingen - Xann mehr getragen als laufend - polterte es oben auf dem Tor und neben Gerion und dem Schlitten fiel das Stück Süßholz ins Gras.


    "Bei allen Göttern..." ertönte es bestützt von oben. Dann polterten Schritte die Leiter herunter und zum Vorschein kam ein älterer Gardist, dessen Gesichtsfarbe ein wenig an Käse erinnerte. Das erste Poltern war wohl sein Helm gewesen, der aber scheinbar auch noch oben lag.
    Langsam ging er um den Schlitten herum und musterte den Keiler. Dann schluckte er schwer. Wenn das überhaupt noch ging, war er noch blasser geworden.

    "Bei allen Göttern..." murmelte er noch einmal. Dann machte er zwei Schritte auf Xann zu und untersuchte ihn. Nicht grade vorsichtig.
    Dann sah er Gerion an.


    "Hat.. hat er einem von euch Wunden gerissen?"


    In seinen Augen war die blanke Angst zu lesen.

    Der Kerl oben auf dem Tor beugte sich weit über und brüllte Gerion entgegen


    "Kacke, Mann, was schleppt ihr denn da für ein Riesenvieh an?!"


    Direkt öffnete sich das Tor und zwei Männer kamen im Laufschritt zu Gerion und Xann. Einer schickte sich an den Jäger zu stützen, der andere half Gerion beim Schleppen des Schlittens.

    "Jap, der ist da drin. In seiner Stube. Macht irgendeinen Schriftkrams. Wie immer."


    Der Gardist wies grob in Richtung von Fredericos Stube. Bei seiner Einschreibung als Miliz musste Panf schon mal da drin gewesen sein. Also sollte es kein weiteres Problem finden, besagtes Zimmer zu finden. Es sei denn einige Schläge auf den Kopf...

    Die Wache vor der Tür legte aufreizend langsam den Kopf schief und schob die Augenbrauen hoch. Dann nahm er den Grashalm, auf dem er gekaut hatte aus dem Mund und fragte.


    "Hä?"


    Er klopfte Panf auf die Schulter.


    "Komm erst mal wieder zu Atem, Bub. Dann sagste was los is."

    Irgendwoher und von überall hörte Moreta eine Stimme oder waren es fünf Stimmen?


    ES SIND FÜNF


    Als sich Moreta nach der vermeintlichen Stimme umdrehte sah sie nur ein Eichhörnchen, dass schnell einen Baum hoch rannte und in einem Loch verschwand.

    Einer der Wachhabenden, die er eben hinter sich zurück gelassen hat, streckt seinen Kopf ins Wachhaus und nimmt mit einem dreckigen Grinsen das Süßholz aus dem Mund. Ein Bruder von Thersites?


    "Nä, Kleiner, den findste nicht hier. Ham wa uns wohl verlaufen, hm? Frederico hat seinen Kabuff unten, am Hafen im Wachhaus. Ist grad hier raus gestolpert mit nem riesigen Stapel Papiere. Vielleicht hat auch der Stapel ihn getragen."


    Er lachte.


    "Na, wenn de schnell bist, holste ihn vielleicht noch ein. Den Stapel. Höhö."

    Aufgeregt bellend hopste Moclin um Xann und Gerion und das Schleppkonstrukt herum. Spielerisch schnappte er ab und an nach dem toten Keiler, wagte sich aber nicht näher als einen Meter an das Tier heran. Noch im Tod schien er Moclin einen gehörigen Respekt abzuverlangen.


    Derweil stank die alte Wunde des Keilers, die an den Rändern bereits angefangen hatte zu faulen, bestialisch. Durch das Zerren und einige vorstehende Äste hatte sich der Schorf gelöst und eine stinkende Masse befreit.

    Inzwischen lag Moclin auf dem Rücken und ließ sich den Bauch reiben. Seinen Kopf hatte er weit nach hinten gestreckt und grunzte zufrieden. Seine Rute klopfte dabei ohne Unterlass auf den Boden und seine Hinterläufe strampelten hingebungsvoll.

    Sichtlich erfreut über so viel Zuwendung wandt sich der Hund unter Gerions Streicheleinheiten und wuselte aufgeregt um seine Beine. Sein gesträubtes Fell ließ sich nur schwerlich glätten. Dabei hechelte und japste er und leckte jedes nackte Hautstück, das er erwischen konnte.


    Er hielt es wohl wirklich für sein Verdienst, dass der Keiler reglos am Boden lag und der Blutstrom langsam versiegte, der aus seinen Wunden rann.

    Aus irgendeinem Gebüsch hopste ein grau-brauner Schatten, der sich irgendwie unbemerkt genähert hatte. Mit gesträubtem Fell und wild gefletschten Zähnen näherte er sich dem toten Keiler und umkreiste ihn in gebührendem Abstand. Das tiefe Grollen, das aus seiner Kehle kam, hätte man dem Gardeköter wohl kaum zugetraut.
    Als er merkte, dass sich der Keiler wohl vor lauter Angst vor seinen Drohgebärden nicht mehr regte, ließ er ab und stolzierte mit aufgerichteter Rute, nach wie vor gesträubtem Fell und beschwingtem Gang auf die beiden Menschen zu und hechelte leicht. Schwanzwedelnd begrüßte er Gerion.

    Einige Tage vergehen und das Waisenhaus wird offiziell eröffnet. Zusätzlich zu den bereits im Vorfeld gesammelten Spenden zeigen sich die Gäste bei der Eröffnung großzügig. Die ersten Monate des Waisenhauses scheinen gesichert. Die Frauen bauen den Stand ab und verstauen alles wieder sicher. Bald ist nur noch der übliche Markt auf dem Dorfplatz.