Die Verkäuferin nickte und hielt den Bauchladen in Richtung Haku
"Eine Quarktasche, wird gemacht. Sucht euch eine aus, werte Dame! Sind alle ganz frisch, kaum eine Stunde aus dem Ofen. Darf's für euch auch was sein, der Herr?"
Die Verkäuferin nickte und hielt den Bauchladen in Richtung Haku
"Eine Quarktasche, wird gemacht. Sucht euch eine aus, werte Dame! Sind alle ganz frisch, kaum eine Stunde aus dem Ofen. Darf's für euch auch was sein, der Herr?"
Xann konnte beobachten, wie Gerion scheinbar ungezielt einen Pfeil auf die Sehne legte und los ließ und sich dann umdrehte um durch das Unterholz Fersengeld zu geben.
Der Eber machte noch zwei unsichere Schritte und knickte dann in den Vorderläufen ein. Mit einem qualvollen Grunzen sackten auch die Hinterläufe weg. Der Keiler kippte langsam nach links. Um ihn herum bildete sich eine Blutlache. Gerions Pfeil hatte - ob gewollt oder nicht - die Schläfe des Tieres durchschlagen und sich wohl in sein Hirn gebohrt.
Noch zwei kurze Herzschläge lang sah man das Heben und Senken des Brustkorbs. Dann kippte der riesige Schädel zur Seite auf den Waldboden und die Augen brachen.
Die neue, kleine Lichtung bot ein Bild wie ein Schlachtfeld. In einem Rund waren alle Pflanzen niedergetrampelt. Das Blut des Keilers hatte sich überall verteilt zusammen mit Eiterbröckchen und dem Schaum. Auch Xanns Kleidung hatte einiges von dem Blut angenommen, als der Keiler ihn gestreift hatte.
Eine unwirkliche Stille senkte sich herab.
Gerion sah das Zucken in der Sehne des Hinterlaufs, als sich der Keiler wieder in Bewegung setzte. Langsam, kraftlos. Nicht mehr die Wut von vorhin, die ihn zu ungeheurer Geschwindigkeit angestachelt hatte. In einem schweren Trab näherte er sich Gerion.
Xann beachtete er dabei nicht im Geringsten. Sein Ziel war jetzt der aufrecht stehende Gerion, der grade die größere Gefahr darstellte.
Der Keiler brüllte auf und schob seinen Körper knapp an Xann vorbei. Dass die Schulter des Tieres ihn dabei nur streifte, war Glück. Andererseits hätten es die stampfenden Hufe sein können oder sogar die spitzen Hauer, die bedenklich nah am Gesicht des Jägers waren.
Gerion konnte das Vieh an der Flanke erwischen. Tief bohrte sich der Speer in das Fleisch der Hinterbacken. Mit einem schmerzerfüllten Aufbrüllen riss der Keiler den Schädel herum und hieb ihn Xann gegen den Rücken. Benommen taumelte das Tier dann zurück und knickte kurz mit den Hinterläufen ein. Das bösartige Funkeln der kleinen Augen fixierte Gerion. Xanns Speer stak abgebrochen in der Brust des Keilers. Gerions wurde aus seinen Händen gezogen. Jedoch hatt das Tier den langen Stab abgeschüttelt.
Heftig ging der Atem, so dass der Brustkorb sich hob und senkte. Helles, rotes Blut pulsierte aus den Wunden. Mit einem Schnauben flog ein Teil des Schaumes von der Schnauze des Keilers und sprühte seinen Angreifern entgegen. Er machte einen taumelnden, unsicheren Schritt nach vorne. Er schien wieder angreifen zu wollen.
Gerions Speer und auch der abgebrochene Schaft von Xanns lagen in Reichweite auf dem Boden und wäre für beide gut greifbar.
Das Bauchladen-Pfannkuchengesicht-Mädchen grinste immer noch freundlich
"Nichts passiert, keine Sorge. Ich denke, der Schreck bei der jungen Dame war größer. Na, darf's eine Nuss-Schnecke sein? Oder eine Quarktasche? Die sind ganz frisch, beide auch mit Honig aus Renascân gemacht, nur ein Kupfer das Stück, und klein sind sie ja auch nicht, schaut! Gute magonische Größe!"
Sie hob ihren Bauchladen ein wenig an, um die Teilchen noch besser präsentieren zu können. In der Tat, die Backwerk-Teilchen hatten eine ansehliche Größe, und ein betörender Geruch stieg Haku und dem Kapitän in die Nasen
Hinter einer Kiste saß eine Maus und hatte mit zitternden Schnurrbarthaaren das Zusammentreffen der Zweibeiner beobachtet. Als der eine vom Vierbeiner fiel, wurds ihr zu viel und rasch huschte sie zwischen zwei Säcke und verschwand.
"Äh, ja, ein.. ein altes Spielzeug von mir. Ich kann es nicht mehr gebrauchen. Es ist nicht mehr neu, aber, nun ja, die gröbsten Kanten habe ich raus gefeilt und es neu geölt. Es sollte seinen Dienst noch tun. Ich würde es gerne für die Waisen da lassen. Nicht für die Tombola. Vermutlich können die Kinder mehr damit anfangen."
Er hob den Blick.
"Und es würde mich glücklich machen, wenn es noch jemanden so schöne Stunden bescheren würde wie es das bei mir tat."
Wenig später kam ein Junge vorbei. Oder ein junger Mann. Zumindest befand er sich in der schwierigen Phase des erwachsen werdens. Im Arm trug er ein kleines Holzpferd auf Rollen, das man an einem Seil hinter sich her ziehen konnte.
Zielstrebig kam er auf Johanna zu und verneigte sich etwas linkisch.
"Ihr müsst die neue Layapriesterin sein. Mein Name ist Jörn. Willkommen in Renascân."
Etwas verlegen strich er sich durch den Bartflaum und konnte immer nur kurz den Augenkontakt halten. Andere... Dinge schaute er dafür etwas länger an, als es ziemlich gewesen wäre, versuchte sich aber mannhaft zu beherrschen.
Zum Tor sind es bestimmt 2 km. Durch dichtes Gestrüpp ist ein Mensch wohl kaum einem rasenden Keiler gewachsen. Also bleibt nur der Baum. In der Tat befindet sich ein dicker, überhängender Ast in Gerions Greifhöhe, wo er sich mit einem Kraftakt hinauf ziehen könnte. Das sollte aber für den Späher kein Problem darstellen.
Der geworfene Speer streift den Keiler an der verletzten Flanke, so dass die Wunde wieder aufbricht. Eine Flut von Blut und Eiter ergießt sich auf den Waldboden. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Tier vor Erschöpfung einfach umfallen müsste. Aber seine Wut scheint ihm eine unglaubliche Kraft zu geben. Als er Gerion entwischen sieht, dreht er ab und hält auf Xann zu.
Ungebremst spießt sich das Tier den Speer in die Brust, wird aber nicht langsamer. Trotz der Wunde, die eigentlich tödlich sein müsste, versucht der Keiler Xann zu überrennen. Möglicherweise ist es auch nur das schiere Gewicht seines Körpers, das ihn weiter trägt.
"Hoppla! Na, ihr seid aber schnell unterwegs, werter Herr!"
Das wohlgenährte Mädchen grinste den offenbar etwas ungeschickten Mann und die Frau, die er fast umgerannt hat, freundlich an, was ihrem Pfannkuchengesicht ein noch pfannkuchigeres Aussehen verlieh.
An einer Ecke stand ein wohlgenährtes Mädchen mit Zöpfen und hellblauer Schürze. Vor sich her trug sie einen Bauchladen, auf dem einige Stücke Backwerk lagen. Als sie Haku sah, strahlte sie sie an
"Na, junge Frau? Ein Stück leckeres Backwerk? Süß macht glücklich, gerade, wenn's wie jetzt mit dem Wetter nicht so hinhaut."
Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, aber es war immer noch reichlich trüb, auch wenn die die Temperaturen darauf hindeuteten, dass der Winter vielleicht endlich seine kalten Waffen strecken wollte
Vor Gerion tauchte eine gedrungene Gestalt auf: Ein Keiler. Selbst für ein Wildschwein war er mächtig. Die Narben auf seinem Kopf erzählten, dass das Tier sich wohl schon einige Jahre behauptet hatte. Gerions Taktik funktionierte scheinbar. Das Tier verlangsamte seinen Lauf scheinbar irritiert und taxierte die beiden Menschen nervös tänzelnd.
Nicht so sehr die schiere Größe war es, die den beiden Sorgen machen sollte: Aus der Schnauze des Keilers troff dicker, weißer Schaum. Die kleinen Augen waren blutunterlaufen. An seiner rechten Flanke fehlte ein gutes Stück Fleisch. Blut und Dreck waren in der Wunde eingetrocknet. Unter der Kruste lief gelblich-grüne Flüssigkeit hervor.
Diesen Anblick konnten sie nicht lange genießen. Das Zögern des Tieres hatte nur einige Sekunden gedauert. Ansatzlos jagte es nun auf Gerion zu. Schaumfetzen flogen durch die Luft. Die beiden hatten sehr kurze 20m Zeit zum Reagieren.
Der Regen hatte ein klein wenig nachgelassen und aus dem dröhnen war ein stetiges tröpfeln geworden, dass auf das Dach der Herberge prasselte.
Trotz nachlassendem Regen, war der Geisensteig immer noch mehr Bach als Weg.
Da kam etwas näher. Ganz sicher nichts leichtes und auch nichts langsames. Etwas näherte sich den Weg frei brechend durch den Wald direkt auf sie zu.
Derweil woanders
Es wusste nicht mehr, wo es diese Witterung aufgenommen hatte. Schnaubend hatte es die Schnauze in die Höhe gestreckt und wie ein Raubtier den Geruch tief eingesogen. Dann war es erst langsam, dann immer schneller losgeprescht. Knurrend und keuchend brach es sich einen Weg. Ein Ast bohrte sich dabei tief in die Wunde an seiner Seite und doch blieb es nicht stehen. Der Schmerz machte es nur noch rasender.
"Oh, Ihr seid so gut, Mu.. ehm.. Johanna." sie grinste etwas verunsichert aber doch dankbar.
"Also dann, ehm.. schauen wir doch mal, was wir alles zusammen bekommen. Wäre ja gelacht, wenn das nicht einiges wäre. Das Waisenhaus erfährt zwar bereits viel Unterstützung von der Präfektur, aber auch die Bevölkerung gibt ja gern."
Sachte strich sie das Tuch glatt. Dann holte sie eine Puppe aus der Schlinge, die sie als Tasche um die Schultern trug und legte sie zu den bereits eingesammelten Sachen in die Kiste. Wie zum Abschied streichelte sie das Spielzeug noch einmal und wandte sich dann ab. Ihre Augen glänzten leicht feucht dabei. Sie fing sich jedoch rasch wieder und machte sich daran die Kleinigkeiten auf dem Tisch zu ordnen.
Der Hafenmeister grinste
"Ich werd' acht geben. Ich hab' ja zum Glück nix gegen Lorenier - hab' gehört, manche werden sogar so geboren, muss man sich mal vorstellen!"
Er lachte schalend, dann schaute er zum Anleger nebenan, wo sich gerade ein paar Hafenarbeiter abmühten, eine große Kiste auf einen Karren zu wuchten
"Ich muss weiter. Käpt'n, wünsche gute Geschäfte."
Auch der Hafenmeister stimmte ins Lachen ein
"Ja, und so kommt jeder zu seinem Teil, und die Präfektur ist auch noch glücklich dabei."
Er steckte die Münzen und nickte
"Besten Dank, Käpt'n, den Port nehm ich doch gern auf euer Wohl."
Der Hafenmeister vergrub seine Nase eine Zeit lang in den Papieren
"Ja. Ja, passt so weit. Der übliche Teil der Ware zum Weiterverschiffen muss dann halt für die übliche Zeit auf den Stapelplatz, ihr kennt ja unser Stapelrecht und wisst ja, wie's läuft, Käpt'n, seid ja kein Neuling hier. Der Rest kann dann schon verladen werden."
Auf halbem Wege zum Meistereigebäude kam ihm schon der Diensthabende entgegen, bewaffnet mit einem komisch aussehenden Brett, auf dem Schreibutensilien festgemacht waren
"Moin. Ihr bringt schlechtes Wetter mit, Käpt'n. Was habt ihr an Bord? Sehen wir zu, dass wir voran kommen, bevor wir den großen Guss abkriegen."
Er schaute besorgt in den Himmel
Der Regen wurde immer dichter und man konnte das gegenüberliegende Haus kaum noch erkennen.
Aus dem Aufstieg vom Geisenstieg war ein munterer kleiner Bach geworden.