Beiträge von Marie Babette de Moriba

    Einige Tage später saßen Flora und Marie an Deck bei einer Tasse Tee an einem kleinen Tisch. Flora las wieder eine ihrer Kurzgeschichten vor, die sie auf Reisen immer mit hatte. In der Geschichte ging es um einen kleinen Zinnsoldaten, der sich in eine Tänzerin verliebte.


    Marie versuchte sich trotz ihrer Schulter an einer Stickerei. Doch Marie hatte in den letzten Nächten nicht besonders gut geschlafen und so war sie nicht bester Laune und hörte auch nur mit halben Ohr zu.


    Hin und wieder legte sie ihre Hand nieder und hielt aufs Meer schauend inne. Ihr gingen soviele Dinge durch den Kopf. Sie hatte gedacht, sie würde glücklich werden, wenn sie sich erst einmal auf dem Weg in eine neue Welt machte... doch mit soviel Altlasten aus der Vergangenheit wurde es ihr nicht leicht gemacht und sie war zutiefst unglücklich.


    Am schwersten hing ihr Herz wegen ihrem Vater, der von ihr enttäuscht und sehr böse auf sie war... dann Clarisse, um die sie sich noch immer Sorgen machte. Dann das Unbekannte, das sie erwarten würde und ob sie dem gewachsen sei... sie schien das Unglück anzuziehen - wer würde sich da schon gern in ihrer Nähe aufhalten?


    Sie seufzte...


    Flora erzählte gerade den Schluss und Marie dachte sofort an ihn, den sie auch nicht haben konnte. Das Leben war manchmal nicht fair. Sie fühlte sich wie der kleine Zinnsoldat, der im Feuer schmolz...


    "Wie traurig," sagte sie nur und begann wieder einen Stich zu vollenden. Flora sagte etwas zu ihr, doch sie war schon wieder weit fort mit ihren Gedanken... wenn sie nur diese Augen wieder los werden könnte, die sie immer wieder verfolgten...

    Marie schenkte ihm ein Lächeln, denn vor ihr stand jemand, der ihr mal nicht grollte - welch herrliches Gefühl. Dieses Gefühl von Zufriedenheit endete aber auch recht abrupt, als ihr ein stechender Schmerz in der Schulter eine verziehende Miene bescherte und sie sich auf die Zähne biss.


    Flora schimpfte wieder leise, dass es nun für heute auch genug sei, und führte Marie sofort unter Deck. Marie widerstrebte es, sich ins Bett zu legen, doch wollte sie nicht wieder unvernünftig sein. Flora zog Marie wieder kurz aus und überprüfte den Verband... noch sah alles gut aus.


    Marie bat um etwas zu Essen und Flora eilte gleich los. Marie stand auf und schaute aus dem kleinen Fenster ihrer Kabine aufs Meer hinaus. Wie schön der Himmel in Rot gefärbt war. Eben konnte sie diesen Anblick gar nicht genießen.

    Marie runzelte kurz die Stirn und sah zu Flora. Diese zuckte nur mit den Schultern.


    "Ihr seid mir nicht böse? Für das Piratenschiff könnt Ihr nichts, führwahr! Aber ich hätte vielleicht... ich meine... Ihr könnt doch nichts dafür, dass ich verletzt wurde... ich fühle mich so schuldig, dass es meine Landsmänner waren - zudem noch viel schlimmer... es war Herr Scheerer, der Mann aus dem Hafen, der es auf mich abgesehen hatte... und... und... dann dass ich dachte, meine Cousine sei an Bord des Piratenschiffes gewesen... und dass ich nichts gesagt habe wegen meiner Schmerzen und die Blutung... Mir tut das wirklich furchtbar leid - ich scheine das Unglück regelrecht anzuziehen. Was müsst Ihr nur von mir denken?!"


    Sie schaute ihn nur kurz an und sagte dann auf den Boden blickend: "Ich verspreche Euch, ich werde mich bemühen, keine Schwierigkeiten mehr zu machen. Sagt das bitte auch Eurer Kapitänin."

    Marie lächelte den Ritter unsicher an.


    "Ja, danke, es geht besser. Es tut mir leid, dass ich solche Umstände gemacht habe - in jeglicher Hinsicht. Ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen."


    Flora stand neben ihr und stütze sie. Bei ihrer Bemerkung schnaubte sie nur leise. Verwundert schaute Marie zu ihr hinunter. Flora war wohl auch böse auf sie, weil sie sich so unvernünftig benommen hatte. Ihr tat es leid. Sie wollte niemanden Kummer bereiten. Alles, was sie momentan tat, war falsch. Vielleicht war sie doch nicht geeignet, eine Hofdame zu werden, wenn sie soviel falsch machte. Sie fühlte sich immer noch schuldig wegen ihrem Vater, Clarisse, nun auch noch gegenüber Flora und Herrn Bedevere. Sie hatte auf einmal gar kein Bedürnis mehr, die frische Luft zu genießen und wollte sich lieber in ihr Bett verkriechen.

    Zwei Tage und Nächte lang fieberte Marie in ihrem Bett. Sie wurde verfolgt von wirren Träumen und so sprach sie im Schlaf, während sie sich hin- und herwälzte. Flora war stets bemüht, sie festzuhalten, damit ihre Wunde nicht wieder aufplatzte. Dann erwachte Marie am dritten Tag... es war bereits Nachmittag.


    Flora stand sofort von ihrem Stuhl auf und gab ihr etwas zu trinken: "Wie gut, dass Du wieder wach bist. Das Fieber ist gesunken und die Wunde verheilt auch schon besser. Du bist verrückt gewesen, nichts zu sagen," schimpfte Flora mit ihr.


    Marie mühte sich ein Lächeln ab: "Es tut mir leid, dass ich Dir soviel Kummer gemacht habe. Ich dachte doch wirklich, ich hätte sie gesehen... haben wir sie gefunden? Ich weiß es nicht mehr..."


    Flora schüttelte den Kopf.


    Marie hatte sich also geirrt... enttäuscht lief ihr eine Träne über die Wange. Sie hatte doch so gehofft... Illusion... wieder eine... wann hörte das endlich auf?


    Flora stand auf. Sie schenkte Wasser in eine Waschschüssel ein. Marie sollte sich erstmal waschen und dann etwas essen. Als Marie ihre Füße aus dem Bett schwang und den Boden berührte, fühlte sie sich komisch... in ihrem Kopf schwirrte es - doch nach einigen Minuten verging es wieder.


    Nach dem Waschen zog sie sich - trotz des Protestes seitens Floras - ein Tageskleid an und legte sich eine Stola um.


    "Bitte Flora, ich brauche etwas frische Luft... nur ein paar Minuten. Schau aus dem Fenster... die Sonne scheint... bitte."


    Flora seufzte... sie war eine sonst sehr resolute Frau... doch ihrer besten Freundin konnte sie kaum etwas abschlagen.

    Marie nahm alles nur wie im Nebel wahr...


    Als der Arzt kam und sie versorgte, murmelte sie etwas, doch man verstand sie nicht. Dann schlief sie auf dem Bauch liegend ein.


    Flora deckte sie zu und sprach leise mit dem Arzt. Dann verließen dieser die Kabine und auch Flora legte sich hin.

    Als Herr Bedevere wieder auf Deck auftauchte und sie hinter brachte, war sie enttäuscht.


    "Ist nichts gefunden worden?" fragte sie ihn, doch er antwortete nicht, sondern führte sie nur weiter in die Messe.


    Marie hatte sich wohl doch getäuscht. Sie ließ ihre Schultern hängen. Diese ganze Aufregung. Nun saßen Flora und sie mit Herrn Bedevere in der Messe und tranken ein Glas roten Wein.


    Flora bemerkte, dass Marie sich wohl doch geirrt haben musste. Vielleicht hängte das mit der Verwundung zusammen. Marie nickte - wahrscheinlich hatte sie Recht:


    "Es wäre zu schön gewesen, sie gefunden zu haben. Ich hatte ihr doch noch soviel zu erzählen. Sie hat mir leid getan... sie war zum falschen Zeitpunkt bei uns aufgetaucht. Wenn mein Vater..." sie brach ab. Es wäre ungehörig, über ihren Vater zu urteilen, denn schließlich war Herr Bedevere anwesend.


    Schnell trank sie noch einen Schluck.


    Ihr wurde merkwürdig... ihr brannte die Schulter und die Wärme schien sich über den gesamten Körper zu verteilen. Ihr wurde schwindelig und dann plötzlich schwarz vor Augen. Sie hob ihre Hand und wollte gerade sagen, dass es ihr irgendwie nicht gut ginge, als sie auch schon in sich zusammensackte, direkt auf Floras Schulter.


    Diese find Marie verwundert auf und umarmte sie, um sie wieder aufzurichten. Dabei bemerkte sie, dass sich Blut durch den Stoff ihres Mantels färbte.

    Marie ging die ganze Zeit auf und ab... sie schaute immer wieder hinaus. Das Schiff der Piraten ankerte genau vor ihr. Sie sah, wie Herr Bedevere an Bord ging.


    Flora versuchte, Marie zu beruhigen.


    War Clarisse wirklich an Bord? Und wenn ja, warum? Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was mit ihr vielleicht passiert war... hoffentlich... ja, hoffentlich hatten sie ihr nichts angetan. Aber warum trug sie dann diese Kleidung - wenn sie es denn war?!


    Marie schien der Kopf zu platzen und zu allem Überdruss schmerzte ihre Schulter wieder... sie bemerkte nicht einmal, dass die Wunde wieder blutete, weil sie ja nicht stillhalten konnte.


    Sie hielt es hier unterDeck nicht aus. Sie nahm ihren Mantel und schwang sich ihn über. Flora protestierte und wollte ihn ihr entreißen, doch Marie erwiderte, dass sie sonst ohne sie gehen würde. Flora resignierte und ging mir ihr hoch an Deck.


    Dort stellte sie sich an die Reling und schaute hinüber. Doch sie konnte nichts erkennen. Wo war Herr Bedevere?

    "Ich danke Euch, ich gehe sofort runter!"


    Marie ging so schnell wie möglich runter und wartete in ihrer Kabine. Flora kam aufgeregt angerannt und fragte, ob wir wieder angegriffen werden oder warum Kanonen zu hören waren. Marie erklärte ihr, was sie vermutete und saß nun abwartend zusammen mit ihr auf dem Bett.


    Bald würde sie Gewissheit haben. Sie war so aufgeregt, dass sie ihre Schmerzen für eine kurze Zeit vergaß. Auch die Übelkeit war vergangen. Wahrscheinlich hatte ihr die frische Luft gut getan.

    "Aber....," was sollte sie tun. Herrn Bedevere bitten, das Schiff aufzuhalten. Was, wenn sie sich irrte und es doch nicht Clarisse war. Wäre ja auch absurd, so wie diese Person, die ihr sehr ähnlich sah, ihre Cousine gewesen wäre...


    Andererseits... sie schaute sich um, sah die Kapitänin nicht unweit der Gefangenen stehen und ging auf sie zu.


    "Frau Kapitänin. Ich danke Euch!" Sie machte eine kurze Pause. "Frau Fernandez, ich hörte gerade, Ihr lasst das Schiff der Piraten ziehen... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber könnte man es nicht doch noch kurz aufhalten? Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber ich dachte für einen Augenblick, ich hätte meine verschwundene Cousine auf diesem Schiff gesehen... ich könnte mich geirrt haben - aber wenn nicht..."


    War runzelte die Stirn...

    Marie lag auf dem Bauch in ihrer Kabine. Flora schickte sie raus, denn sie wollte nicht bemuttert werden.


    Doch das Schiff schaukelte so, dass ihr immer noch schlecht war. Sie stand vorsichtig auf und schaute aus dem kleinen Fenster ihrer Kabine. Genau auf ihrer Bordseite war das feindliche Schiff zu sehen.


    Marie riss die Augen auf. Das konnte doch nicht sein - sie hatte sich bestimmt verkuckt. Nein - das war doch nicht Clarisse an der Reling - ihre verschwundene Cousine!?


    Schnell zog sie sich ein Cape über und ging sofort hinauf an Deck, um besser das andere Schiff besehen zu können. Marie stand nun an der Reling und schaute angestrengt hinüber. Doch sie konnte nichts mehr richtig erkennen. Wie es schien, kam es ihr vor, als würde sich dieses Schiff entfernen.


    Sie rief einen Matrosen zu sich, der gerade in ihrer Nähe stand:


    "Entschuldigt, aber entfernt sich dieses Schiff gerade? Oder spielen mir meine Sinne einen Streich?!"

    Während dessen wurden die Piraten gefesselt und bewacht. Der Kapitän der Piraten und Herr Scheerer saßen nebeneinander. Scheerer grummelte. Ihm tat der Kopf von dem Schlag des Herrn immer noch weh:


    "So eine verdammte Sch..., Kapitän. Was machen wir nun? Unser Schiff ist ganz schön beschädigt. Und die werden unsicherlich ausliefern!"


    Der Kapitän schaute zu der Frau, die ihn angeschossen hatte und nur wenige Schritte entfernt Befehle an ihre Leute gab. Dieses Weibsbild! Er grummelte: "Keine Ahnung. Aber mich ausliefern lassen werde ich mich nicht - eher sterbe ich. Wir müssen uns befreien und auf unser Schiff zurück. Ja, es ist beschädigt, aber dieses hier können wir einfach nicht einnehmen."

    Nachdem alle im Raum Eingeschlossenen von ihren Fesseln befreit wurden, machte sich der Arzt daran, sich Marie anzusehen. Flora war erschrocken, was Marie passiert war und machte sich Vorwürfe.


    Der Arzt bat die anwesenden Herren, sich zu entfernen, denn er würde die Bluse der Patientin ausziehen müssen. Flora sorgte dafür, dass die Herren schnell den Raum verließen und half dem Arzt, die Wunde an der Schulter zu reinigen. Marie sollte Gin trinken, um ihre Sinne zu benebeln, damit sie gleich nicht solche Schmerzen hatte, doch sie lehnte ab. Es waren einige Stiche nötig, bis es aufhörte, zu bluten. Marie versuchte tapfer zu sein und biss sich auf die Lippen, auch wenn sie das Gefühl hatte, ohnmächtig zu werden.


    Flora legte Marie eine Decke um, nachdem alles verbunden war. Sie öffnete die Tür. Marie sollte sich nun so schnell wie möglich in ihre Kabine begeben und ausruhen.

    Marie biss sich auf die Lippen. Plötzlich wurde sie von Herrn Bedevere aufgehoben und davon getragen. Sie war so überrascht, dass er sie auf dem Armen davon trug, dass sie seinen Hals umklammerte und schluchzte vor Schmerzen. Ihr schmerzte die Schulter so sehr, dass sie das Gefühl hatte, eine Ohnmacht nahe zu sein. Außer ihrem Vater als Kind hatte noch niemand es gewagt, sie davonzutragen.


    Er führte sie hinunter unter Deck. Ihr war schlecht. Und so vergrub sie ihr Gesicht an seine Brust, damit niemand es sah. Als ihr gewahr wurde, dass sie vor der Messe standen, schaute sie ihn mit halb geöffneten Lider an:


    "Der Arzt, Flora, ... gefangen... weitere Piraten...", dann wurde ihr schwarz vor Augen und sie sank in sich zusammen.

    Da lag er nun, der Kapitän und fluchte. Aber er wusste, wann er verloren hatte. Er ließ seine Waffe fallen.


    Seine Männer versuchten auf ihr Schiff zu flüchten.


    Auch Herr Scheerer, der die ganze Zeit neben dem Piratenkapitän gestanden hatte, war gerade dabei, rücklings den Rückzug Richtung Reling vorzunehmen. Doch er stolperte über einen Verletzten, der hinter ihm am Boden gelegen hatte und fluchte. Gerade als er sich erheben wollte, sah er die de Moriba am Boden, die gerade dabei war, sich aufzuraffen und zu setzen. Ein großer Herr stellte sich schützend vor ihr.


    Mist! So kam sie ihm nicht davon. Er wollte seine Rache. Schnell griff er nach einem Dolch und warf ihn tief auf sie zu - der sie dann an ihrer Schulter traf. Leider hatte der Dolch nicht die gewünschte Einschlagskraft gewonnen und so traf sie nur die Spitze des Dolchs.


    Sie schrie auf und das erfreute ihn mit Genugtuung.

    Marie riss die Augen auf bei den Worten der Kapitänin - das meinte sie doch nicht ernst mit dem "falls sie sterben sollte"... Sie versuchte sich zu konzentrieren. Sie spürte im Rocksaum das Skalpellmesser, das sie sich vorhin unten eingesteckt hatte, als sie sich dann doch entschied, den Dolch zu nehmen. Sie hatte es ganz vergessen und daher auch nicht abgegeben, als sie ihre Waffen aufgaben.


    Marie versuchte ganz vorsichtig, an das Skalpell heranzukommen. Geschafft! Der Kapitän war so mit Frau Fernandez beschäftigt, dass er es gar nicht bemerkt hatte, als sie es herauszog und in ihrer Hosenrockfalte versteckte.


    Sie schaute nun zu Frau Fernandez und zwinkerte in der Hoffnung, sie würde aufmerksam werden. Sie konnte nicht fassen, dass sie gleich vor hatte, jemanden ernsthaft zu verletzen, war es doch gegen das Gebot ihrer Heiligen.


    Und da kam ihre Chance: Das Schiff schwankte stark, der Pirat, der ihr das Messer an die Kehle hielt, versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. Dabei ließ er das Messer etwas von ihrem Hals ab - und Marie holte mit der rechten Hand nach hinten aus und stach mit dem Skalpell in seinen Oberschenkel. Dieser ließ fluchend von ihr ab und sie ließ sich sofort zur Seite fallen, damit Frau Fernandez freies Schussfeld hatte.

    Marie schrie kurz auf, als sie die kalte Klinge an ihrem Hals spürte und traute sich gar nicht, zu atmen. Sie wurde eng an den Körper des Piratenkapitän gepresst. Ihr wurde regelrecht übel von dem üblen Gestank, den er von sich gab.


    Sie entdeckte mit ihren angsterfüllten großen Augen zuerst Kapitänin Fernandez, die zu Herrn Bedevere schaute und fluchte.


    Marie kamen die Tränen und sie schluchzte vor Angst, so dass ihr Körper zitterte. Sie hatte das Gefühl, ihre Beine würden nachgeben, doch wenn sie es täten, dann würde sich die Klinge in sie schneiden.


    'Halt stand', dachte sie...

    Herr Scheerer lächelte noch immer:


    "Ja, Madame - so sieht man sich wieder!"


    Er kam ihr immer näher. Nur noch der Tisch war zwischen ihnen. Er schaute zum Arzt:


    "Sie wollen doch keine Dummheiten machen, verehrter Herr. Legen Sie das Messer weg. Sie übrigens auch, meine Damen!"


    Seine Genugtuung wuchs, als die Herrschaften vor ihm seinen Anweisungen folgten und die Waffen auf den Tisch legten.


    "Jungs, fesselt die Männer. Von den Frauen lasst die Pfoten. Für beschädigte Ware wird nichts gezahlt. Fesselt die Kleine ebenfalls. Diese hier nehme ich mit!"


    Er ging auf Marie zu und packte sie an den Armen, fesselte ihr diese am Rücken und schubste sie hinaus - Richtung Deck. Sie kletterten die kleine Treppe nach oben und öffneten die Tür.


    Hier tobte immer noch der Kampf. Noch war nicht zu erkennen, wer der Sieger sein würde. Er schrie nach seinem Kapitän, der sofort an seine Seite eilte und sich über den Fund sehr freute. Er nahm sich Maries an und hielt ihr einen Dolch an die Kehle und schaute aufs Kastell und schrie, man möge aufhören, oder der Dame passiere etwas.

    Marie schaute angstvoll zu den hereinstürmenden Männern, die es geschafft hatten, die Tür aufzusprengen.


    Ein Kampf mit den Patienten begann sofort, doch die hatten in ihrem Zustand nur wenig Erfolg und lagen schwerst verwundet am Boden.


    Flora krallte Marie regelrecht die Finger in den Arm, während Marie mit großen Augen nun den Mann vor sich ansah, der sie soeben höhnisch begrüßte.


    "Herr Scheerer!" entkam es ihren Lippen.