Beiträge von Bedevere

    Die weitere Reise verlief ruhig und ohne Störungen, selbst das Wetter spielte mit und war ausgesucht freundlich. Bedevere besuchte so oft es ging Clarisse in ihrem Versteck, zudem machte er Lady Marie so oft seine Aufwartung, wie er es konnte und wie sie es wünschte. Dann, nach einiger Zeit, kam Land in Sicht. Die >Nebelfalke< steuert den ziemlich neuen kaozischen Hafen am Delta des Gash Radal an.
    Die Überfahrt war zu Ende.

    Die Reperaturen an der >Nebelfalke< waren fast vollendet, die Gröbsten Schäden nun beseitigt. Weitere Reperaturen würden dann im Heimathafen erfolgen.
    Bedevere, Kapitän Fernandez und die Offiziere zogen sich in die Messe zurück, um das Abendessen einzunehmen, während an Bord alles seinen gewohnten Gang nahm.
    Nach dem Wachwechsel besuchte der Ritter noch einmal Clarisse, erkundigte sich nach dem Wohlbefinden von Lady Marie und zog sich dann in seine Kajüte zurück.

    "Ihr habt keine Schwierigkeiten gemacht, Lady Marie. Und es tut mir leid, dass Ihr verwundet wurdert. Macht Euch bitte keine Sorgen. Wichtig ist nur, dass Ihr heil in Alesia ankommt."

    "Wo denkt Ihr denn hin, Lady Clarisse. Ihr müsst Euch doch nicht entschuldigen, und Umstände macht Ihr auch nicht. Dass ein Piratenschiff es auf uns abgesehen hat, dafür könnt Ihr nun wirklich nichts. Im Gegenteil, ich muss mich bei Euch entschuldigen, da Ihr hier zu Schaden gekommen seid, etwas, was mich doch sehr betrübt."
    Er atmete tief durch.
    "Aber ich bin froh, dass es Euch nun ein wenig besser geht!"

    "Gerne doch, Clarisse", meinte der Kaozier und erhob sich.
    "Aber ich muss jetzt los. Ich werde regelmäßig vorbeischauen und etwas zu Essen und zu Trinken vorbei bringen. Und ein bißchen bleiben, um Euch Gesellschaft zu leisten, auch wenn es nicht lang sein wird. Auf bald!"
    Sie verabschiedeten sich voneinander und er verließ dann den kleinen Raum - und schloß hinter sich ab.


    Die nächsten zwei Tage beaufsichtigte er die Ausbesserungsarbeiten an der >Nebelfalke<, zudem machte er sich Sorgen um Marie-Babette, welche in ihrer Koje lag und fierberte. Dann und wann schaute er nach ihr, doch erst am Ende des zweiten Tage besserte sich ihr Zustand. Die Sonne war gerade dabei, glühend rot unterzugehen, als Marie an Deck kam.
    "Oh, Lady Marie!" begrüßte sie Bedevere freundlich mit Handkuss. "Es freut mich, dass Ihr wohlauf seid. Geht es Euch besser? Ich hatte mir Sorgen gemacht."

    "Das habt Ihr nicht getan, junge Dame, noch bin ich Euch böse!" Er lächelte sie an.
    "Macht Euch da keine Gedanken..."
    Er stand dann auf.
    "Ich werde Euch ab und an hier besuchen und etwas zu essen und zu trinken bringen. Verlasst diesen Raum nicht."
    Er zog aus einer Ecke Decken und Kissen hevor.
    "Damit könnt Ihr es Euch gemütlich machen. Die Überfahrt wird sicherlich nicht angenehm für Euch, aber daran kann ich leider nichts ändern."

    "Gemach, Clarisse, so schnell erringt meine Freundschaft nicht. Dies ist eine Begriff, den ich sehr, sehr hoch in Ehren halten. Nennt mich einen guten Bekannten. Und sagt, wenn Euch etwas bewegt..."

    "Oh, ich habe keine Burg. Zumindest noch nicht. Mein Vater hat im Südosten Kaotiens ein Lehen. Aber dies wird er noch lange führen. Auch ist es ein Stückchen von Alesia weg. Aber wenn Ihr wollt, ich bin sicher man würde dort für Euch Verwendung haben. Oder wir schauen nach einer Möglichkeit, dass ihr in der Hauptstadt etwas Sinnvolles finden werdet, wenn Ihr dies denn möchtet."

    "Ärger mit Ihrem Vater? Den wird sie so oder so bekommen, unabhängig davon, ob Ihr in ihrer Nähe seid oder nicht. Im Gegenteil, vielleicht würde das sogar seinen Unmut ein wenig lindern, wenn er denn wüsste, dass Ihr Euch in ihrer Nähe aufhalten würdet. Daher lautet mein Rat, dass Ihr Euch da weniger Gedanken um Euren Onkel machen solltet. Überlegt Euch selber, was Euch denn lieber wäre!"

    "Soso, wäret Ihr gerne, Clara? Ich denke nicht, dass mein Verhalten bisher darauf schließen lässt, dass ich Euch feindselig gesonnen bin," meinte der Ritter amüsiert.
    "Indes habt Ihr noch nicht meine Frage beantwortet."

    "Das sehen wir noch. Bis eben wußte ich nicht einmal, dass Ihr zur Lehre in einer Apotheke ward. Erzählt mir, was Ihr könnt und was Ihr zu tun gedenkt, dann kann ich schauen, was sich einrichten lässt."

    "Genau das ist der Grund, warum ich Euch nicht sofort nach Rendor zurückschaffen lasse. Auch wenn es sicherlich pflichttreu wäre, dies zu tun. Aber es steht meinem Stande auch gut zu Gesicht, Recht von Unrecht zu scheiden. Und ich denke, es wäre Euch gegenüber Unrecht, Euch zu Eurem Onkel zu schaffen. Dies sollt Ihr selber entscheiden. Wenn Ihr es wünscht, kann ich Euch in Kaotien Möglichkeiten eröffnen, damit Ihr Euren kleinen Platz im Leben erhalten könnt. Ob Ihr dies nutzt, bleibt Eure Sache," antwortete der Kaozier.

    Bedevere sprang auf und eilte Flora zur Hilfe.
    "Das war dann doch alles ein wenig viel für sie!" meinte er.
    "Ich denke, Lady Marie, ich werde Euch nun in Eure Kabine bringen und gleich nach dem Arzt schicken."
    Seine Stimme wurde nun etwas vorwurfsvoll.
    "Ihr dürft Euch nicht so maßlos überanstrengen! Irgendwann ist es gut..."
    Dann half er Marie, zu ihrer Kabine zu gelangen, empfahl sich bei den Damen und schickte den Schiffsdoktor zu ihnen.


    Selber schaute er dann kurz in der Kombüse rein, packte ein paar Kleinigkeiten in einen Beutel und ging zu seinem Laderaum. Schnell verschwand er dann dort drinnen und drehte eine mitgebrachte Laterne hoch. Er musterte Clarisse.
    "Euch ist bewußt, dass Ihr eigentlich eine riesen Dummheit macht, oder?"
    Und er reichte ihr den Beutel und einen Wasserschlauch.
    "Die Laterne lasse ich Euch auch hier."

    "Natürlich helfe ich Euch gerne, Lady Clarisse..."
    Er stand auf und deutete auf eine Leer Kiste.
    "Hier, versteckt Euch dort drinnen, ich lasse diese an Bord bringen. Dorft werden wir für Euch einen sicheren Platz finden."
    Schnell stieg Clarisse in die Kiste und Herr Bedevere ließ zwei Mann kommen, welche diese in ein paar Augenblicken an Deck bringen sollten.
    Bedevere wechselte wieder auf die >Nebelfalke< über und ging dann zu Marie Babette, welche dort an Deck wartete.
    "Lady Marie... ich dachte, man hatte Euch empfohlen, unter Deck zu bleiben? Kapitän Fernandez duldet es nicht, wenn man ihr Wort einfach so bricht. Folgt mir bitte, wir begeben uns nun in die Offiziersmesse."
    Er führte die Dame unter Deck in die Offiziersmesse, die mittlerweile wieder aufgeräumt war und schenkte sich und Marie ein Glas Wein ein.
    "Bitte sehr, Lady Marie... um den Schrecken ein bißchen zu mildern."


    Derweil brachten zwei kaozische Soldaten eine unscheinbare Kiste an Bord der >Nebelfalke< und dort in den abgeschlossenen Laderaum des Reichsritters. Sie ließen die unverschlossene Kiste dann stehen und schlossen den Raum hinter sich wieder ab, es war dunkel dort...

    "Nun, ich denke, das würdet Ihr sicherlich nicht tun, Lady Clarisse, glaubt mir!" erwiderte der Ritter ernst.
    "Aber sicher, ich würde Euch gehen lassen. Warum auch nicht? Ihr seid verantwortlich für Euer Leben, nicht ich, auch wenn es mir widerstreben würde, Euch eifnach so laufen zu lassen."
    Er überlegte kurz.
    "Ich könnte Euch ohne Probleme in Kaozien ein zu Hause verschaffen, wo Ihr zumindest kurzfristig unterkommen könntet. Oder Euch eben am nächsten zivilisierten Hafen absetzen. Oder Euch nach Trawonien bringen... Entscheidet selber, aber kommt von diesem Kahn hier runter."

    Der Ritter blieb sitzen und musterte die junge Frau kurz.
    "Ich werde sicherlich weiterfahren. Egal, ob mit Euch oder ohne Euch. Das liegt nun an Euch."
    Er sah sie weiter ernst an.
    "Bleibt Ihr jedoch hier an Bord, so wird es Euch sicherlich nicht gut bekommen. Also... beruhigt Euch und sagt mir bitte, was Euch betrübt."

    Ob dem Ritter dieses Geräusch gewahr wurde, ließ er sich nicht anmerken. Er schickte auf jeden Fall die beiden Soldaten, die ihn begleiteten nach oben, um dort weiter zu suchen.
    Dann zog er ein Faß vor die Stelle, wo er das nießen gehört hatte, setzte sich darauf und klopfte mit seinem Schwertknauf gegen die Planke.
    "Gut. Kommt raus."