Vier Wochen. Oder waren es fünf? Sechs? Lesco hatte den Überblick verloren. Es gab nur noch Tag und Nacht. Zeit war irrelevant. Die Zahlen, die ihm sagte, wie lange er schon hier war, waren verblasst. In all der Zeit, hatte er auf Wände, Tür und Tisch eingeschlagen. Er hatte vergeblich versucht mit den Wächtern zu reden. Das Essen kam ihm Tag für Tag geschmackloser vor. Es war immer das Selbe. Keine Abwechslung. Monotonie. Gedanken waren die einzigen Begleiter in dieser Zeit. In den letzten Tagen kam das Ende durch den Dolch immer verlockender vor. Und doch gab es einen weiteren Weg hinaus. Ein Gedanke, der sich in den Tagen fest gebrannt hat war, dass Medina ohne ihn, wie Jaromar enden wird, wenn Lesco sie nicht beschützen konnte. Und hier drinnen konnte er Nichts für sie tun.
Und so hatte er begonnen, noch vor dem Frühstück die Fäden wieder auf zu sammeln. Es war eine Heidenarbeit, sie alle auf den Tisch zu bringen und noch schlimmer war es sie zu sortieren.
'Raus... raus... ich muss hier raus...' Seine Hände überschlugen sich förmlich dabei, die Fäden in den Stoff zu knüpfen. Er formte all das, an das er dachte, ohne sich wirklich Gedanken zu machen. Es ging ihm nicht, um Buße, sondern um Erlösung. Erlösung von dem Hiersein. Erlösung von den Gedanken, die ihn quälten. Es ging ihm darum, schnell etwas vorzuweisen, um schnell raus zu sein. Der Schlaf wurde unterdrückt. Stunde um Stunde mit dem Teppich verbracht. Das Bild nahm gestallt an, zeigte die Gassen Kephrams und seine Bande. Es zeigte eine harte, raue Welt, in die ein junge rutschte, ohne sich befreien zu können. 'Raus... raus, um Medina zu schützen... raus, um nicht mehr alleine zu sein.
Der Zweifel kam, als Lesco fast fertig war. Er konnte nicht sagen, woher der Keim kam, aber er wucherte schneller in ihm, als es ihm Recht war. Die Nadel wurde langsamer und schließlich versiegte ihr Werk. War es richtig es so zu beenden? Warum interessierte es ihn plötzlich, ob es richtig war oder nicht? "Was willst du von mir?" Die Schritte hatten ihn zum Fenster weit über ihn. Die Sonne schien gerade fast genau hinein. Er wusste nicht, wieso er aufgestanden war, noch warum er das erste Mal seit Jahren wirklich mit ihm sprach; dem Erschaffer, das Licht... Lukranis.