Beiträge von Sadayori

    Brendan versuchte sich zusammenzureißen, was ihm zwar nicht völlig, doch immerhin einigermaßen gelang. Die - besonders nach erainischen Maßstäben - gut gekleidete Dame brachte ihn doch etwas aus dem Konzept, er hatte damit gerechnet von einem Knecht empfangen zu werden...


    Er verbeugte sich und dankte im Geist den Göttern für die vielen Übungsstunden uter Sir Evans Aufsicht, die ihm eine Körperbeherrschung verliehen hatten, dank derer trotz seiner wackeligen Beine die Verbeugung einigermaßen gelang. "Die fünfe zum Gruße, edle Dame. Ich bin Brendan, der Knappe des Sir Evan Ay'Neal aus Erain. Mein Herr ist bei Herrn Veit zu Gast geladen, ich sollte ihn und Vater Godwin hier treffen. Sind sie schon angekommen?" Auch Brendans Stimme hörte man den Rausch kaum noch an, die Überraschung, von einer solchen Dame begrüßt zu werden hatte ihn ziemlich ernüchtert...

    Brendan strich sich mit einer Hand gedankenverloren über die geküsste Wange, während er Dolores nachsah. Nach einigen Augenblicken gab er sich sichtlich einen Ruck, ging zu der mit Schnitzereien verzierten Tür des Hauses und ließ den schweren Türklopfer schwungvoll gegen das Holz donnern. Was er sofort bereute, denn das Klopfen hallte wie ein Donnerschlag durch seinen von dem Aufenthalt in der Flunder noch arg mitgenommenen Schädel...
    Aua... dachte Brendan und hielt sich den Kopf. Hoffentlich sind Sir Evan und Vater Godwin schon hier.

    Brendans glasige Augen ruhten noch einige Augenblicke nachdem der verrutschte Träger wieder justiert war auf Dolores' Schulter, bevor er seinen Blick losreißen und wieder auf ihr Gesicht richten konnte.


    "Jaaaa, schade dass wir schon da sind... Und du bist sicher dass du nicht mit reinkommen kannst?"


    Unschlüssig beäugte der junge Knappe das Gebäude. Es war ihm anzusehen, dass er es eigentlich nicht betreten wollte, zumindest nicht wenn er sich dafür von seiner charmanten Begleitung trennen musste...

    Eine ganze Weile vorher (ungefähr zu der Zeit, als Finlay den Zaunkönig zum ersten Mal betrat):



    Brendan macht sich, obwohl er sich von seinem Rausch offenbar schon ein wenig erholt hat immer noch bei Dolores untergehakt, mit der Schankmaid zusammen auf den Weg in die ihm gewiesene Richtung.


    "Wie, du komms nich mit rein..." sagt er mit gerunzelter Stirn, "du muss' aber! Kannst doch nicht alleine durch die gefährlichen Straßen hier surück... Das is ja gegen die Ritterehre!"

    Brendan, der grade in Begriff war sich schwankend von der Bank zu erheben, lässt sich wieder zurück sinken.
    "Ich wollte eigentlich grade los... Naja ein Schluck für den Weg geht noch. Immer her mit der Leckerei! Wenn Finlay schon so begeistert ist..."


    Er greift nach dem Becher, den der Wirt gebracht hat, und stürzt den Inhalt in einem Zug herunter.


    "Wirklich lecker! So, jetzt bezahl ich aber mal meine Zeche und such Sir Evan und Vater Godwin..."


    Brendan steht diesmal wirklich auf und stütz sich dabei schwer auf die neben ihm sitzende Schankmaid. Mit der freien Hand wuschelt er Keyra durch die langen blonden Haare.


    "Pass du mir so lang auf Finley auf! Der säuft sich sonst womöglich noch in Schwierigkeiten... Tschüssi! Macht's alle gut, war schön hier!"


    Er winkt noch einmal fröhlich allen Anwesenden zu, greift sich sein kurzes Knappenschwert und torkelt Richtung Ausgang. Noch bevor er durch die Tür ist fängt er an laut zu rufen: "Sir Evan! Godwiiiin! Wo seiiid iiiihhr?!"

    "Bier muss reichen", antwortet Brendan lachend, "Ich muss doch noch mit zum Herrn Veit. Sir Evan legt mich übers Knie wenn ich da betrunken auftauche..." Die schwankende Bewegung, in die der Raum inzwischen geraten zu sein scheint, lässt Brendan befürchten dass es bereits zu spät ist... "Hui, hoffentlich lässt Evan sich noch n bischen Zeit, damit ich mich etwas erholen kann. Vielleicht sollt ich auch kein Bier mehr trinken..." Brendans Stirn legt sich kurz in grüblerische Falten. "Ach was soll's", beschließt er dann, "von Bier wird man doch nicht betrunken!"

    Brendan, der nach dem zweiten Tortuga Libre vorsichtshalber wieder auf Bier umgestiegen war und sich trotzdem leicht benommen fühlte, zählte gutgelaunt seinen Gewinn, bevor er die Münzen in seinem Beutel verstaute. Ein gutes halbes Dutzend Pennings im Plus, nicht gerechnet die gelegentlichen Küsse von Nesrin und Dolores, das konnte sich doch sehen lassen. "Was wohl Sir Evan und Vater Godwin die ganze Zeit gemacht haben..." grübelte er, "besser als hier kann's jedenfalls nicht gewesen sein. Bin gespannt wie der Abend bei Herrn Veit wird.""

    "Danke", sagte Brendan, lächelte Dolores zu und nahm eine kräftigen Schluck. "Oha, du hast recht Finley, ich sollte lieber etwas aufpassen... Sonst bereu ich das noch heute Abend, ich soll doch mit zu Herrn Veit. Wenn ich da betrunken auftauche... Aber was solls, ist ja noch ne Weile bis zum Abend."

    "Vater Astos, willkommen! Setzt euch doch zu uns, hier ist noch Platz uns es geht grade sehr Laya-gefällig zu..." Brendan holte eine Hand voll Kupfermünzen aus seinem Beutel und warf eine in die Mitte. Sein Tortuga Libre war schon fast leer, es schien dem jungen Knappen zu schmecken. Mit Finleys Geschwindigkeit konnte er allerdings wie üblich nicht mithalten.

    "Na also erst mal spielen wir um die Runde Tortuga Libre. Wenn du verlierst geht's aufs Haus, hmm? Für die nächsten Runden... " Brendan setzt kurz eine grüblerische Miene auf und grinst dann. "Wie wärs mit einem Kuss für ein Kupfer? Und wenn du mal gewinnst hast du dann ja Kupfer zum Setzen." Er zwinkert Nesrin zu. "Ich würd sagen wir spielen 'Einundzwanzig', oder sollen wir nach magonischen Regeln, mit Vier und Zwei und dem Fünferpasch als Höchsten?"

    "Was soll das denn sein? Naja, wenn es so entspannend wirkt wie du sagst nehm ich einen. Finely, Keyra, was ist mit euch? Brendan schaut sich um. Von Rodrick ist tatsächlich nichts zu sehn. Eine Sorge weniger also, um die Unterkunft muss man sich keine Gedanken mehr machen. Vergnügt trinkt er den Rest seines Bieres mit einem großen Schluck aus.

    "Hmm?" Brendan blickt von seinem Bier auf. "Wir haben doch noch gar keine. Deshalb wollten wir doch eigentlich zum Zaunkönig... Da muss einer von uns auch noch hin und Zimmer besorgen bevor es Abend wird, hast doch Sir Evan gehört." Brendan schaut kurz in die Runde. "Muss nicht!"

    "Wie ihr meint, Vater", meinte Brendan, Aber später zu Herrn Veit komme ich mit, oder?" Er setzte sich wieder neben Keyra und zog seinen Bierkrug zu sich heran. "Tja Finley, musst doch dein eigenes Bier trinken."

    Brendan erhob sich, wenn auch offensichtlich etwas widerwillig. "Ich komm mit euch, Sir Evan. Lasst mich nur noch einen Schluck..." Er setzte den Bierkrug an und nahm noch einen tiefen Zug. "Finley, den Rest von meinem Bier kannst du haben wenn du willst. Üb mal ein bischen, damit die nächste Stafette gegen die Magonier besser läuft als die letzen!" Damit stellte er den noch halbvollen Becher auf den Tisch und legte ein Kupferstück aus seinem Beutel dazu. Das Schwert gürtete er sich wieder um, stibitzte noch ein paar Himbeeren von Keyra und wartete dann, dass Sir Evan vorausgehen würde.

    "Für mich auch en Dunkles, bitte" sagte Brendan, öffnete den Gurt des Kurzschwerts und lehnte es hinter sich an die Wand. "Gibt's auch schon was zu essen?" Er klopfte neben sich auf die Bank. "Keyra, kommst du? Hast du noch welche von den Himbeeren?"

    Brendan warf einen Blick in die Schankstube und wendete sich dann mit breitem Grinsen den beiden "Rittern" zu. "Da scheint ihr uns ja genau richtig geführt zu haben" meinte er vergnügt, während er einen raschen Blick zu dem ausgebleichten Holzfisch hinauf warf, der schief über der Tür hing. "Eure Pennings habt ihr euch verdient." Er griff nach seinem Beutel und gab jedem der Jungen eine Kupfermünze. "Und immer fleißig üben wenn ihr mal große Ritter werden wollt!" Vergnügt vor sich hinpfeifend betrat er den Schankraum.


    Beim Anblick der misshandelten Schankmaid verfinsterte sich sein Gesicht jedoch für einen Moment, aber rasch kehrte der freundlich Ausdruck darauf zurück. "Ihr habt hier wohl nicht zufällig Cider, ihr hübschen Damen? Dann bringt mir doch einen Krug Bier wenn's recht ist." Damit ließ sich Brendan auf einer Bank nieder.