Beiträge von Tschazzar ad'Orares

    Die Spur der beiden führt mit wenigen Umwegen in Richtung Osten. Der Geruch der Menschenfrau ist neu und alt, mal stärker, mal weniger stark, bis Borak auffällt, daß unter der neuen Fährte mindestens eine, wenn nicht mehrere Alte liegen. Sie scheint den Wald öfter zu besuchen.
    Als er der Spur eine Weile gefolgt ist fällt ihm auf, daß die Bäume hier mehr gelbe Blätter tragen. Es ist kühler geworden. Und das Gefühl, beobachtet zu werden ist mit einem Mal verschwunden.
    Der Wind in den Baumwipfeln hört sich anders an, war vorher fast deutlich eine ferne Melodie zu vernehmen ist hier nur noch die Ahnung von Stimmen im Rauschen der Blätter vorhanden, nur noch erkennbar wenn man sehr konzentriert hinhört.
    Schließlich öffnet sich der Wald und er steht auf einer Straße. Und es ist unverkennbar Herbst.
    Die Spur der menschlichen und der elbischen Frau folgt dem vielbefahrenen Weg nach Süden.

    Viele Fährten finden sich auf dem Boden. Und anscheinend ist er nicht der einzige Beutegreifer, der hier, an diesem Ort, auf die Jagd verzichtet.
    Und dann stößt er auf einen bekannten Geruch. Diejenige, der er hierher gefolgt ist, ist vor gar nicht langer Zeit durch den Wald gegangen. In Begleitung einer Elbe.

    Es braucht eine ganze Weile und viel Konzentration, bis Borak überhaupt etwas wittert - und dann ist es nur ein Hauch, flüchtig und fast sofort wieder verschwunden. Uralt ist der erste Eindruck. Nein, jung... Kein Beutegreifer - aber auch definitiv keine Beute. So selbstverständlich von Magie durchwoben, daß diese eigentlich kaum auffällt. Und so sehr er sich anstrengt, es ist kein zweiter Eindruck dieser Witterung zu bekommen. Und noch immer fühlt er sich nicht bedroht.
    Was wohl auch für andere Bewohner dieses Waldes gilt, denn die Witterung des Rehs, das einem kaum sichtbaren Pfad zwischen den Bäumen folgend, jetzt in sein Sichtfeld tritt, ist deutlich wahrzunehmen - und doch zeigt das Tier keine Scheu. Es sieht ihn und ändert den Kurs nur ganz leicht, um ihm aus dem Weg zu gehen. Keine Furcht läßt sich aus Bewegung und Duft lesen. Leichte Beute - und doch beschleicht Borak der leise Verdacht, daß es eine ganz ganz dumme Idee wäre, die Gelegenheit zu nutzen.

    Der Wald ist... seltsam. Es braucht eine Weile, bis Borak auffällt, daß zwar Menschen - und andere Zweibeiner - regelmäßig in ihm unterwegs sind, aber doch hat kein einziger Baum jemals Axt oder Säge zu spüren bekommen. Nicht ein Baumstumpf läßt sich finden. Und auch kein toter Baum liegt am Boden. Der Wald wirkt irgendwie aufgeräumt. Was an Totholz auf dem Boden liegt ist nicht der Rede wert, kleine Zweige, die der Wind zusammen mit den Blättern von den Bäumen gerissen hat. Nirgens ein größerer Ast.
    Blätter liegen auch noch nicht allzuviele am Boden, auch wenn dort, wo er herkommt, in Dargaras, der Herbst bereits in vollem Gange ist. Hier sind die Bäume noch grün, nur selten zeigt sich das ein oder andere gelbe Blatt. Der Wind streicht sacht durch die Wipfel und trägt ...Stimmen. Eine Melodie?
    Und Borak wird beobachtet.

    Der Tisch wird allmächlich voller und Jule, die dralle blonde Schankmaid wirbelt vorbei. Stellt Trullock einen Krug Wein und kalten Braten hin und im umdrehen Arnulf einen Krug Met, ohne daß er ihn bestellt hätte. Sie zwinkert dem Nordmann zu und ist auch schon wieder unterwegs, leere Krüge einsammeln und wieder voll machen.

    "Ein Termin vor der Expedition in zehn Tagen wird schwierig", informiert sie ihn. "Seine Exzellenz Omar wird mit einigen Mitgliedern des Lehrkörpers daran teilnehmen, die Vorbereitungen laufen bereits. Ich könnte euch frühstens in vier Wochen einen Gesprächstermin reservieren... Ihr könnt natürlich versuchen seine Exzellenz selbst abzupassen und anzusprechen wenn es dringend ist."

    "Eine Dozentenunterkunft kann ich euch zur Verfügung stellen", lautet Annas Antwort und sie nimmt eine Liste aus ihrem Schrank zur Hand um darauf nachzulesen.
    "Im Nebengebäude, zweiter Stock links. Kohlen zum heizen erhaltet ihr beim Hausmeister."
    Sie blickt auf.
    "Und ein Termin mit der Leitung... Wie bald möchtet ihr mit seiner Exzellenz sprechen?"

    Die beiden sind nicht die einzigen Personen in der Taverne. Der brennende Tisch ist gut gefüllt und Jule eilt geschäftig hin und her.
    In der Ecke am Kamin sitzt ein Elb mit Laute und spielt mehr oder minder anzügige Lieder.

    Der Angestellte des Handelshauses hat bereits damit begonnen den Tee abzuwiegen. Wenn er es seltsam findet, daß die Dame ihren Erwerb nicht gleich mitnehmen will, sagt er nichts dazu.
    Als Alanis geht nickt er leicht mit dem Kopf, doch läßt sich nicht in seiner Tätigkeit unterbrechen.