Beiträge von Thraxas

    "Dann hat er es getan, weil er mit seiner Schuld nicht leben konnte und hat den einfachen Ausweg gesucht, anstatt sich der Obrigkeit zu stellen und das Ganze geradezurücken, der feige Lump!" erwiderte der Landsknecht noch immer vorausmarschierend.
    "Macht Euch keinen Vorwurf, der Ausweg, der ihm von diesen Priestern geboten wurde war falsch und auf Dauer hätte das sein Gewissen nicht beruhigt. Ich glaube, er hätte sich früher oder später sowieso umgebracht." stelle er dann noch fest.

    Thraxas lächelte. "Es tut mir leid, Euer Gnaden, jetzt verstehe ich Eure unangebracht heftige Reaktion von gerade." Der Landsknechts seufzte. "Und ich dachte schon, es läge daran, daß Ihr mich mögt." meinte er und es klang enttäuscht.
    Fröhlicher fuhr er fort: "Keine Sorge, unsere Gespräche werden wohl kaum dazu führen, daß ich mich dem Tod freiwillig hingebe, dazu habe ich noch viel zu viel zu tun." Er drehte sich um und setzte seinen Weg fort, ohne eine Antwort auf irgendwas abzuwarten, warf aber gleich eine neue Frage über die Schulter: "Wer war der arme Tropf und warum glaubt Ihr, daß Eure Worte schuld an seinem Schicksal waren?"

    Thraxas hatte den letzten Satz, obwohl er kaum mehr als ein Flüstern war, gehört, blieb abruppt stehen und wirbelte herum. "Ihr wolltet mich also umbringen, Euer Gnaden?" stieß er ungläubig hervor.

    Der Landsknecht lächelte immernoch. "Ja, Euer Gnaden! Es geht mir gut. Eure Unterweisungen inspirieren mich und Eure Gesellschaft belebt meinen Geist." sagte er und es klang aufrichtig. Dann drehte er sich um und strebte dem kleinen Pfad im Uferbewuchs zu, durch den er sie direkt an den See geführt hatte.

    Thraxas lachte laut auf. "Ihr seid wundervoll, Meisterin!" rief er aus, erhob sich und streckte ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. "Laßt uns zurück gehen, es wird bald kälter werden und wir sollten zum Essen zurück sein, sonst ist Birnoscha beleidigt."

    Der Landsknecht hatte den Ball auf das Spielfeld geworfen und Alanis hatte ihn wieder in seine Hälfte geschlagen. Innerlich lächelnd nahm er ihn auf, machte aber ein entsetztes Gesicht und erwiderte: "Nein, so sehe ich das nicht und es erschüttert mich, daß Ihr dieser Meinung seid!" Alanis' Sarkasmus hatte er entweder nicht gehört oder er hatte ihn absichtlich überhört, das wurde nicht klar. Eindringlich redete er weiter, als müsse er sie überzeugen.
    "Sowas darf immer nur das allerletzte Mittel für einen vollkommen aussichtlosen Fall sein. Und das ich einen Fall nicht so schnell für aussichtslos halte dürfte bewiesen sein. Wir müssen die Menschen dazu ermutigen zu ihren Lebzeiten ein Leben im Licht zu führen und dadurch die Götter für die Zeit nach ihrem Leben auf Dere milde zu stimmen."
    Dann legte er den Kopf schräg und fragte: "Und Ihr glaubt, daß die Wahrnehmung aller Menschen oder Kreaturen gleichermaßen richtig ist, auch wenn sie sich vollkommen widersprechen?"

    Thraxas lächelte. "Ist nicht jeder Fehler, jedes Abweichen von rechten Pfad ein Ruf nach Hilfe?" fragte er unschuldig, aber es war durchaus zu bemerken, daß er Alanis ein klein wenig reizen wollte.

    "Ich glaube nicht, daß es ohne Schubsen geht!" erwiderte Thraxas trocken. "Wir tun das alle und wir tun das ständig. Gerade eben versucht ihr mich zu schubsen. Anderen unsere Meinung zu sagen, sie zu bitten dies oder das zu tun oder zu lassen, ist schubsen. Wir wollen beeinflussen und wir alle denken, unser Einfluß verhülfe demjenigen zu einem besseren Leben. Seid nicht besorgt um Ashaba, ich werde sie natürlich nicht bedrängen und ich stelle keinen auf einem lichten Pfad vor die Wahl, meinen Weg zu gehen oder zu sterben. Aber ich werde weiterhin vom Licht künden und Menschen dazu ermutigen ihrem Weg im Licht zu gehen." stellte er lapidar fest.

    Thraxas hob eine Augenbraue. "Ihr werft mir vor, mich nicht um die zu kümmern, die unserer Hilfe mehr bedürfen, als die Anhänger der Drachen?" fragte er leicht verwundert. "Und was sollte falsch daran sein, denjenigen, die weniger intensive Hilfe brauchen, einen kleinen Schubs zu geben, wenn die Gelegenheit günstig ist?"

    Thraxas lächelte nicht. "Ich bin der Meinung, daß jeder der einem anderen Weg folgt letztendlich auf den Silbernen Weg geführt werden sollte. Alle anderen Wege sind Vorbereitung für diejenigen, die dem silbernen Weg noch nicht folgen können oder wollen. Meiner Meinung nach erreichen wir die Vollkommenheit im Licht nur über den Weg des Silbernen, den Weg des Lichts." sagte er und es klang vollkommen überzeugt.

    Thraxas ahnte worauf Alanis aus war, machte ihr Spiel aber weiter mit. "Ja, da die Anhänger der Drachen jetzt nach unserer Definition lichten Göttern folgen, sind es grundsätzlich Rechtgläubige." erwiderte er.

    Ja, einige Wege sind mit Respekt zu behandeln, andere dagegen nicht und natürlich gibt es bessere und schlechtere Wege und das nicht jeder Weg für jeden gemacht scheint, liegt daran, daß der Mensch dann für den Weg noch nicht bereit ist. wollte Thraxas der Geweihten sagen, aber dann hatte sie ihn mit ihrer Frage vollkommen aus dem Konzept gebracht. Ungläubig und überrascht wiederholte er die Frage: "Wer sind die Rechtgläubigen?" und fügte dann lächelnd an: "Ah, ein Test, Meisterin! Die Rechtgläubigen sind diejenigen, die die lichten Götter verehren und nicht die Dämonen der Finsternis anbeten." schloß er und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, daß damit seiner Meinung nach alles gesagt war.

    "Ich stimme nicht mit Euch überein!" brummte Thraxas nur und schaute dann wieder über den See. Er mußte gerade tierisch aufpassen, Alanis nicht derb vor den Kopf zu stoßen. Wie konnte sie, die die Herrlichkeit der Silbernen erlebt, die den Anfang des Weges gegangen war und sicherlich auch schon Einblicke in seinen weiteren Verlauf hatte, nicht davon überzeugt sein, daß der Weg der Silbernen der Weg war, der den Menschen das meiste Glück verhieß. Der Weg, der zu einer Welt in Recht und Ordnung, Anstand und Ehre führte, mit Barmherzigkeit gegenüber den Schwachen und Gnaden gegenüber denen, die kleine Fehler begingen. Welcher andere Weg versprach eine dermaßen großartige Welt?


    Er stürzte sich stattdessen auf eine andere Frage, die Alanis' Antwort aufgeworfen hatte. "Wieso sollte es nur die Aufgabe eines Priesters sein, den Menschen den rechten Weg zu zeigen? Sollte es nicht Aufgabe aller Rechtgläubigen sein durch ihr Vorbild zu ermuntern? Und was zeichnet einen Priester anderes aus, als das er von einer Kirche dazu bestimmt worden ist?" fragte er die Geweihte.

    "Ich habe Fanatiker immer nach der Durchsetzung Ihrer Ansichten be- und verurteilt." erwiderte der Landsknecht leicht verwundert. "Und wie definiert man dann das Maß der Dinge? Warum darf man nicht das Ziel verfolgen die Menschen zu überzeugen, daß der Weg den man selber geht auch ihr weg sein kann oder sollte?" fragte er und schob dann noch etwas nach, was halb Frage und halb Feststellung war. "Und also eigentlich verachtet Ihr mich, Euer Gnaden?"

    Thraxas lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber er schluckte sie herunter und lächelte. "Ich danke Euch für Eure Offenheit, Meisterin!" sagte er.
    Auch, wenn ich glaube, daß Ihr falsch liegt. dachte er.
    "Vergesst nicht, daß auch Ihr eine Silberne seid und führt jetzt nicht ins Feld, daß Ihr den Ruf erst später gehört habt und auf dem Weg noch am Anfang und sich die schlechten Eigenschaften deshalb noch nicht so weit entwickelt haben." fuhr er in plauderndem Tonfall fort.

    Thraxas hielt seine Augen auf Alanis gerichtet und seine Stimme sachlich. "Haltet Ihr mich für überheblich und selbstverliebt, Euer Gnaden? Für blind gegenüber den Tatsachen? Für verbohrt, engstirnig und starrsinning? Wie habt Ihr mich bisher erlebt, Meisterin?" fragte er gerade heraus und für Alanis sicher überraschend.

    Der Landsknecht schnaufte. "Für mich ist nichts mehr einfach zu durchschauen!" erwiderte er mißmutig. "Es gab eine Zeit, in der ich dachte, ich würde die Rolle verstehen, die die Götter mir zugedacht hatten. Ich würde die Hinweise richtig deuten, aber alle, alle meine Deutungen haben sich als falsch erwiesen. Selbst in der wichtigsten Sache, die mir die Götter aufgetragen haben, hatte ich schlußendlich keinen Erfolg."
    Dann nahm er seinen Blick vom See und blickte Alanis an, die Geweihte konnte den Schmerz in seinen Augen schon sehen, bevor sie ihn in der Stimme hörte: "Wahrscheinlich war es keine Aufgabe, die die Götter mir gaben, sondern eine aus meiner Hybris entstandene und deshalb mußte sie auch an meiner Hybris scheitern."

    "Ich zweifle nicht daran, dass es Götter gibt." erwiderte Thraxas etwas unwirsch. "Und ich hoffe und glaube, dass fast alle Geweihten der guten Götter aufrechte Menschen sind. Natürlich könnt ihr recht haben. Die Magie gelangt aber immer wieder in die Hände schwächer , die sie nur für ihre Belange nutzen, aber warum wird die Magie von der Kirche generell dämonisiert? Warum kann man den Leuten nicht einfach sagen, dass Magie nur in den falschen Händen ein Fluch ist und sonst ein Segen sein kann?" fragte er und fuhr aber gleich fort mit einer Antwort. "Weil die Kirche sich in Ihrer Macht über die Menschen bedroht sähe, weil Magier eben ähnliche Dinge vollbringen können. Ist das redlich? "