Ein Bote klopfte an die Türe. Als niemand aufmachte trat er vorsichtig ein. Ihm war gesagt worden, dass dies das richtige Zimmer sei, aber niemand hielt sich hier auf, also gab er einer Wache im Gang in dem das Zimmer lag den Brief und bat ihn den Brief Ileaya zu geben wenn sie wieder vorbeikäme...
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Liebe Ileaya,
diesen Brief schreibe ich dir um dir endlich einen Einblick in das Geschehene zu geben. Ich habe mich wie eine schlechte Freundin verhalten, da ich dir etwas verheimlicht habe, von dem ich Angst hatte dass ich wirklich etwas in unserer Freundschaft zerstören könnte wenn ich es dir gesagt hätte. Einerseits weil es keinen Sinn mehr macht zu versuchen dir etwas vorzuenthalten, andererseits vor allem weil du meine beste Freundin bist und ich im Moment jeden Rat suche den ich bekommen kann werde ich dir das Geschehene nun schildern. Dabei bitte ich dich, dass du dich vielleicht hinsetzt oder dich auf jeden Fall zurückziehst, da es doch eine sehr private Gelegenheit ist.
Nun, wie du wahrscheinlich schon richtig erkannt hast fängt die ganze Geschichte in Engonien an, genaugenommen am letzten Abend. Ich weiss nicht ob du mitbekommen hast wie die Lupus Umbra unser Zimmer heimgesucht haben um Aldhayn aus meinem Bett zu werfen (Ich hatte sie nie darum gebeten!)... Nach langem Hin und Her hatten wir dieses Missverständnis endlich aus der Welt geschafft und gerade Aldhayn hat dabei viel einstecken müssen von der Seite der Lupus Umbra bzw. von der des Thiorr-Priesters, welcher sich sogar über Barad Conar stellen wollte... im Endeffekt lief es jedoch darauf hinaus, dass er sich wieder in mein Bett gelegt hat. Er begründete dies damit dass er zu entscheiden hätte wie er auf seine Schutzbefohlene aufpasst... abgesehen davon war es nciht meine Intention diesen gereizten Bär noch mehr zu verärgern und so legte ich mich einfach hinzu und schwieg über diese Tatsache. Dass er in meinem Bett lag dürftest du ja auch am nächsten Morgen festgestellt, aber ich beschreibe dir nur noch einmal die genaueren Umstände um dich ein wenig besser verstehen zu lassen.
Die Tatsache dass ich in diesem Bett lag war ja auch weniger schlimm, ich habe ja auch schon einmal in seinem Zelt geschlafen oder war auf seiner Burg zu Gast. Im gleichen Bett ist dies zwar schon ein anderer Rahmen, aber für mich war es nicht wirklich etwas vor dem ich mich hätte schämen müssen...
Ich erwische mich dabei wie ich versuche um die Sache herum zu reden... Die Tatsache ist, dass in dieser Nacht mehr passierte als nur bloßes Nebeneinanderliegen. Frag mich bitte nicht wie es passiert ist oder warum, ich weiss nur dass es so ist und nun... wie soll ich es dir sagen, nun bin ich theoretisch gezwungen Aldhayn zu heiraten, da wir in Prinzip die Ehe vollzogen haben mit dieser Tat...
Deshalb bin ich auch zu Kassandra nach Amonlonde gereist, ich hatte es so eilig, weil ich mir nicht einmal sicher bin ob ich in Erwartung bin, stell dir doch einmal vor ich bekäme auch noch ein Kind von ihm... dann hätte ich keinerlei Chance mehr der Heirat mit ihm aus dem Wege zu gehen, ganz im Gegenteil, dann muss die Ehe so schnell wie möglich geschlossen werden um keine Aufmerksamkeit zu erregen, da es Leute gibt, die gezielt nachrechnen wann besagtes Kind gezeugt wurde und das wäre ein absoluter Skandal in meiner Stellung. Meinen Vater habe ich shcon unterrichtet. Er meint es gäbe Auswege aus dieser Situation wenn ich kein Kind unter meinem Herzen trage. Demnach könnte er zum Beispiel einen Mann für mich suchen und müsste sich dann von ihm im Duell besiegen lassen, sodass Aldhayns Ehre verletzt würde und er eine Demütigung hinnehmen müsste damit der andere Mann meine Hand bekommt. Wenn Aldhayn zu keiner Entehrung bereit ist gibt es keine andere Möglichkeit als dass er durch das Schwert seines Rivalen im Kampfe oder durch andere Mittel und Wege sein Leben verliert und egal wie es aussieht, das ist das am wenigsten anzustrebende Endergebnis.
Damit steht fest dass ich in nächster Zeit heiraten werde bzw. ein Turnier abgehalten wird, dessen Sieger dann meine Hand bekommt.... oder ich bin schwanger und ich muss Aldhayn zwingend ehelichen... wobei mir das von allen Wegen vielleicht noch das Liebste wäre, da z.B. Krondor sein Interesse bekundet hat und mich gerne als tobende Belustigung an seinem Hofe im hässlichen Mondrat hätte. Er ist von meinem Stand oder sogar noch von Höherem, aber er ist definitiv das Bild eines Mannes den ich nicht haben möchte.
Tut mir leid, dass dies alles so plötzlich kommt, dass ich es dir nicht früher sagen konnte, aber bitte verstehe mein seltsames Verhalten und die missliche Lage in der ich mich befinde.
Sobald ich mehr darüber weiss ob ich nun wirklich in Erwartung bin werde ich zur Herrschftsstadt zurückreisen und zu euch kommen. Bitte seid in Gedanken bei mir, hier geht alles Drunter und Drüber...
Bitte halte mir die Freundschaft und verstoße mich nicht für das was ich getan habe.
Danke und Lebe Wohl bis zu dem Tage an dem ich wieder in der Herrschaftsstadt eintreffe. Grüße Cylia von mir...
Marthiana
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Abgesehen von diesem Stück Pergament lag noch ein zweiter Brief bei. Der ihres Vaters den sie bekommen hatte nachdem sie ihn hilfesuchend aufgesucht hatte in ihrer Situation:
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Alae mein Kind,
mit Kummer und Sorge las ich deinen Brief. Es ist mir noch immer ein Rätsel wie dies geschehen konnte, und ich frage mich, ob du dir bewußt bist, welchen Aufruhr du an den Hof Miralas´ gebracht hast.
Nachdem mich dein Schreiben erreichte musste ich den Rat einberufen, da du mit deiner Tat mehr als nur ein kindliches Malheur begangen hast. Deine Bitte und deine Tat fordern Handlungen die das Wohl und den Verderb Aparcias zum Thema haben.
Ich kann im Augenblick nichts tun als dich aus der Ferne zu tadeln, doch selbst dies wird bei dir auf taube Ohren stoßen.
So wie du einfach gegangen bist, deine Eltern und deinen Bruder zurückgelassen hast, ohne dir Gedanken zu machen, was deine Tat auslösen würde, hast du erneut kopflos gehandelt und wie ich vermute aus reiner Lust heraus dein Ehegelübde einem Mann gegeben den du nicht liebst.
Wie konntest du nur so töricht sein? Wenn er wenigstens dein Herz berührt hätte, wäre ich nicht gezwungen erneut einen Ausweg für dich zu suchen.
Das letzte Mal, daß ich auf deine Fehltritte reagieren musste, entschied ich falsch und kommandierte deinen Bruder an die Ostfront, damit die Drow diesen Umstand nicht ausnutzen, was erwartest du nun von mir?
Wen muss ich diesmal opfern, um dich zu retten?
Es gibt keine einfache Lösung für das Problem. In den alten Zeiten als Aparcia stark und mächtig war, hätte ich ein Heer ausgesandt um deine Ehre zu retten und diesen Ritter niederzuwerfen, doch diese Zeiten sind vorbei.
Es sollte an dir und deinem Bruder sein sie wieder einzuläuten.
Doch meine Hoffnung schwindet mit jedem neuen Tag, mein Blut dünnt aus, meine Erben schwinden und der letzte von ihnen scheint in seinem kindlichen Leichtsinn Aparcia den letzten vernichtenden Stoß zu geben.
Es gibt keine Worte meine Enttäuschung einzufassen. Es gibt kein Leid mit dem man den Schmerz beschreiben kann mit dem du mein Herz füllst.
Seit ich dir Ileya in gutem Glauben an die Seite gestellt habe, hast du aus ihren Lehren stets nur das gezogen, was für dich von Vorteil war, deiner Lebensfreude dienlich und hilfreich dich meinem Einfluß zu entziehen.
Deine Mutter stirbt, dein Bruder ist vergangen und auch ich zehre mich aus in Sorge um dich, all jene deren Hoffnung und Freude du warst, vergehen an deinen Missetaten.
Ich bin müde mein Kind, so müde dir dabei zuschauen zu müssen, wie du mit deinem Egoismus jene zerstörst die dich lieben und zusehen zu müssen wie du dabei Leid über dich selber bringst.
Wenn doch dein Tun zumindest dich selbst glücklich machen würde, so hätte unser aller Opfer einen Sinn, doch dein Leid ist unser Leid.
Ich wünsche mir wenig mein Kind, nur das du und dein Land glücklich sind.
Ich wünsche mir, daß du die Weisheit erlangst eine Herrscherin zu werden, eine Führerin, jemand zu dem mein Volk einst aufschauen wird.
Ich wünsche mir, das Aparcia gesundet, stark und strahlend wird, so wie es einst war, als unser Haus noch jung und mächtig war.
Mein Kind, es gibt etwas, was mein Herz mich verlangt dir zu sagen.
Als ich einst bemerkte, wie rebellisch dein Geist war, wie stark du warst, welche Präsenz dein Erscheinen in einem Raum war, noch vor deinem 50sten Geburtstag, da entschied ich mich gegen den alten Weg, ich zwang dich nicht dazu die Lehren einer Hofdame zu lernen, ich gab dir eine Amazone zur Seite. Damit du an ihren Lehren wachsen konntest.
Genauso wie ich deinen Bruder privat unterweisen ließ, anders als alle Prinzen vor ihm.
Ich dachte ihr würdet auf diese Weise einen frischen, jungen und mächtigen Geist in Aparcia einziehen lassen.
Ich dachte ich zöge eine neue Generation alter Könige heran, mächtig, stark und stolz und vor allem Weise.
In deinem Bruder irrte ich mich, weil er von den schier unglaublichen Taten berauscht war, die er vollbrachte. Als strahlender Stern verging er, weil er sich in Sorge und Übermut nicht mäßigen konnte.
Er stand immer in erster Reihe wenn es in die Schlacht ging, und vergaß seine Verantwortung seinem Haus gegenüber.
Und ich befürchte, in dir mein Kind irre ich mich, weil aus deinem freien Geist ein rebellischer geworden ist, anstatt aus eigenem Willen eine hohe Verantwortung zu entwickeln, entfliehst du ihr. Anstatt um Aparcias Willen deine eigenen Wünsche zu mäßigen, handelst du wie dein Bruder, immer in erster Reihe und ich fürchte diese Einstellung wird mich in Bälde auch meinen letzten Erben verlieren lassen.
Aber genug vom Tadel eines alten Vaters, du fragtest mich als Fürst um Rat, und hier nun der Ratschlag der Weisen Aparcias:
Es gibt drei Möglichkeiten, der Hochzeit zu entgehen.
Zum einen findest du einen Mann der ihm im Stande überlegen ist, und der sowohl in deiner Gunst steht, so wie er dich ebenfalls lieben muss.
Jener muss nun durch Befehl oder Fehdrecht dem Ritter untersagen dich zu ehelichen und deine Ehre wiederherstellen indem er ihn besiegt oder hinrichten lässt
Der Ritter richtet ein Turnier zu deiner Ehrenrettung aus und fällt unter deinen Farben
Der Ritter verliert sein Leben vor dem Termin der Hochzeit
Alle diese Lösungen beinhalten zwingend deine voreheliche Verwitwung.
Allerdings können sie nur dann Anwendung finden, wenn sein Blut noch nicht in deinen Adern fließt. Du darfst kein Leben unter dem Herzen tragen, das seinen Ursprung in seinem Blut hat.
Ansonsten ist die Ehe bereits vollzogen und sein Tod wäre der Tod eines rechtmässigen Angehörigen des Herrschaftshauses Aparcias.
Es gibt noch eine weitere Lösung die allerdings für ihn oder für dich bittere Folgen haben würde, und mit dir für Aparcia...
Bringe ihn dazu seine Farben abzulegen, sein Schwert seinem Herren zu überreichen, Lehen, Rechte und Pflichten in dessen Hände zu legen und mit einem Tritt durch seinen Herren das Land zu verlassen.
All dies muss auf seinen Wunsch und durch ihn selbst geschehen.
Wenn er in das selbst gewählte Exil geht, und du kein neues Leben unter deinem Herzen trägst, hat er die höchste Schande des Adels auf sich genommen und somit auch deine Schuld.
Deine Ehre ist wiederhergestellt.
Wenn er jedoch der Mann ist, als den du ihn mir beschrieben hast, so wird er eher sterben, als das er diese Schande auf sich nimmt.
Mein Kind ich hoffe du findest einen Weg im Ratschlag Aparcias.
Auch hoffe ich, daß du einen Weg findest, mit dem dein Fehltritt nicht wieder das Leben eines großen Kriegers fordert, so wie es dein Bruder war.
Trotz allem was du uns an Schmerzen bereitest, sei dir der Liebe deiner Familie bewußt.
Als Fürst hätte ich dich längst verbannt, doch als liebender Vater, bitte ich dich, pass besser auf dich auf und komm bald nach Hause.
In nicht endender Liebe und großer Sorge
Argothon der Zweite
Fürst von Aparcia zu Miralas