Draußen vor der Tür trat einer der Senneschalle des Rates zu den Wachen der Obsidiangarde des Vorsitzenden des OKNA:
"Der Hohe Rat tritt in einer halben Stunde in der großen Ratshalle zusammen. Bitte sagt Ratsherr Daar-Kaal, dass der Vorsitzende auf seiner Anwesenheit besteht."
INFO-TEXT
(Hoher Rat: Die Regierung des Nymbrischen Reiches, oberste Instanz in allen Fragen, ständige Mitglieder sind der Hohepriester des Haupttempels des Vergodonas in Mar-Lot-Tor. Der Ratsvorsitzende des OKNA, der Großvater des N.I.D.(in der Regel kommt sein Stellvertreter) und andere Würdenträger des Reiches. Der jeweilige Vorsitzende wird auf ein halbes Jahr gewählt und ist der direkte Vertreter der Nymbra gegenüber Vergodonas. Der Hohe Rat taucht in der Alltagspolitik eher durch seine Behörden auf, er selbst tagt nicht ständig.)
Missmutig sah die Wache den Senneschall an:
"Das ist ein ganz schlechter Zeitpunkt. Ratsherr Daar-Kaal weiß, dass heute Ratszitzung ist. Leider befinden sich grade einige unserer größten Helden bei ihm zu einem Gespräch. Unter anderem Brak-Zuss und Kiha-Nal!!! Ich fürchte, er wird nicht kommen können."
"Das soll mir euer Oberkommandierender schon selbst sagen! Lasst mich vorbei"
Mit einem Schulterzucken traten die Obsidiangardisten bei Seite und ließen den Senneschall passieren.
Dieser betrat das Zimmer des Ratsherren Daar-Kaal und verneigte sich tief. Er sah den Vorsitzenden des OKNA (Daar-Kaal) an seinem Schreibtisch im Regierungsgebäude, eine Schattenläuferin des N.I.D. (Tir-na-nog hieß sie, glaubte er), den Hauptmann mit Sonderrechten Brak-Zuss, den Feldmarschall Kiha-Nal, einen Zauberer (der war vermutlich dieser Aradel) und eine junge Nymbra, die die Bataillonsfarben der 1. Schweren Infantrie unter dem Kommando von Brak-Zuss trug.
Offensichtlich herrschte hier gerade eine etwas angespannte Stimmung.
Der Senneschall wartete erst garnicht, dass Daar-Kaal etwas sagte sondern richtete das Wort direkt an ihn:
"Ratsherr Daar-Kaal, der Hohe Rat erwartet eure Anwesenheit bei der heutigen Sitzung. Eure Geschäfte als Vorsitzender des OKNA müssen warten!
Ferner ersuchen euch die anderen Ratsmitglieder dringend, bis nach der Sitzung mit Äußerungen gegenüber Nichtratsmitgliedern vorsichtig zu sein. Gerade wenn diese selbst offensichtlich ein Thema auf der Ratsversammlung sein werden." Mit kalten Augen musterte er die Anwesenden und gab ihnen damit ummissverständlich zu verstehen, dass damit sie gemeint waren!
"Die Ratssitzung ist nicht öffentlich, es werden keine anderen Personen in der Ratshalle anwesend sein außer der Mitgliedern des Hohen Rates. Der Großvater des N.I.D. lässt sich diesmal nicht vertreten und wird selbst anwesend sein. Ich hoffe. ihr versteht die Wichtigkeit der Sitzung."
Der Senneschall verbeugte sich tief vor den Anwesenden, macht auf dem Absatz kehrt und verlies das Zimmer ("Militär", dachte er bei sich und llies seine Gedanken zu seinen geliebten Büchern abschweifen, während er den langen Gang entlang schritt)
In einiger Entfernung sah er den Hohepriester des Haupttempels mit seinem Gefolge wie sie scheinbar über den Dingen schwebend sich in Richtung der großen Ratshalle bewegten. Tempeldiener beweihräucherten den Weg des Hohepriesters des Haupttempels und die Luft war schwer vom Duft der exotischen Kräuter.
(Wenn er die überheblichen Gesichter der Erzpriester sah, die den Hohepriester umgaben, wurde ihm richtig schlecht. "Geistlichkeit", dachte er bei sich und llies seine Gedanken erneut zu seinen geliebten Büchern schweifen, während er den sich weiter durch das Gebäude bewegte.)
Draußen auf der Straße hielt eine Kutsche deren Fenster verhängt waren. Flinke Gestalten sicherten rasch das Umfeld der Kutsche und drei Personen verließen das Gefährt. Einer von ihnen trug eine schwarze Maske, die schimmerte, als wäre sie aus Seide. Die Kutschenbegleiter gruppierten sich scheinbar wahllos um die Person mit der Maske und alle betraten das Ratsgebäude. Die Ratswachen am Tor verbäugten sich und der Sergeant der Torwache begrüßte den Gast:
"Ehrwürdiger Großvater des N.I.D., ich heiße euch im Namen der Verwaltung Ratsgebäudes des Hohen Rates willkommen. Euer Ratsherrenzimmer wurde hergerichtet und die Verwaltung freuts sich, euch mitteilten zu können, dass die alle Installationsarbeiten an der Wasserversorgung in eurem Baderaum abgeschlossen wurden."
"Die Verwaltung ist doch manchmal ein Wunder an Effektivität, Herr Sergeant", schnurrte eine heisere Stimme hinter der Maske hervor. "Nach einem halben Jahr habe ich auch erwartet, dass der Baderaum endlich wieder hergerichtet ist."
Der Sergeant räusperte sich: "Äh, wie ihr sagt, Herr Ratsherr Großvater! Nochmals willkommen!"
Die Gruppe verschwand im Gebäude und lies eine vernehmlich ausatmende Torwache zurück.
Innerhalb der nächsten Viertelstunde trafen alle Mitglieder des Hohen Rates ein, unter ihnen auch die gewählten Führer der Nymbra des Zackengebirges, aus den Mondsteinbergen und dem Sichelgebirge. Die Vorsitzende des Händlerrates, der Sprecher des Rates für Agrawirtschaft, Bergbau und Forsten und alle anderen Würdenträger des Reiches, alle waren sie gekommen.
Im Hauptturm des Verwaltungsgebäudes leutete die "große Glocke des Rates" und legten mir ihrem dumpfen Klang in Moll einen schweren Schleier über die Hauptstadt des nymbrischen Reiches. Der Hohe Rat der Nymbra begann in kürzester Zeit mit seiner Sitzung.
Auf den Straßen blickten die Leute in Richtung des Ratsgebäudes auf den Glockenturm und in vielen Gesichtern sah man Zweifel, Missmut und auch...Angst.
Wieder einmal ins seiner glorreichen Geschichte hatten die Kinder des ungenannten Gottes eine schwere Probe zu meistern. Nicht jeder war sich sicher, ob die Usurpatoren mit dem verhassten Landesführer an der Spitze nicht diesmal die wahren Kinder Montralurs auf lange Sicht vernichten würden und ihre absolute Herrschaft des Falles in die Steinzeit errichten würden.
Keine Lieder,die sich schwermütig durch die Nacht zogen, keine verliebten Pärchen, die sich unter dem Torbogen des geköpften Halborks zärtlich küssten und so den Segen für hre Beziehung erhofften. Kein Fröhliches Surren der Pfeile bei der Jagd auf die Opferrassen mehr, kein glückliches Lachen beim Baden im Blut der Feinde. Keine Schüler, die interssessiert in Anatomie dem Lehrer lauschten, wie man am besten einen Banshee ausweidet. Kein versteckter Zettel, den der Nymbra-Junge aufgewühlt aus der letzten Schulbankreihe der Nmbra-Maid vor sich zusteckt. Keine sauberen Straßen mehr von denen man zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Elfen essen könnte. Kein Astronom und Wetterkundler mehr, der von der Sternwarte an der Nordküste über die Klippen hinweg in die Ferne schaut und in 10er Generation für sein Volk das beste Wetter für die Kaperschiffe vohersagt. Kein Schäfer, der mit seinen Schwarzschafen im Hochland davon lebt, dass die Armee schwarze Wappenröcke trägt und seine Tiere argwöhnisch vor den großen Raubtieren bewacht. Keine lachenden Kinder mehr, die fröhlich Papa und Mama entgegenstürmen, die glücklich lachend mit Orkohrenketten behangen aus der Schlacht zurückkehren und ihre Kinder in die Arme schließen.
Das Volk von Vergodonas schien von Zweifeln geplagt.