Beiträge von Feena Eryniell

    Feena hebt kurz ihre Hand und schüttelt den Kopf, als Jean-Michel ihr etwas anbietet.


    "Danke."


    Dann nimmt sie den Wasserschlauch entgegen und während sie ihn wieder an der Kiepe befestigt antwortet sie.


    "Nun, wir wollten heute noch ein Stück Weg hinter uns bringen und eventuell bis in die Ebenen des Rabuun gelangen."


    Fragend schaute sie von Jean-Michel zu Xanthia, war sie doch diejenige, die nach seiner Geschichte gefragt hatte.

    "Sicher."


    Feena nickte und trat neben Xanthia, um an ihre Trage zu gelangen.


    "Darf ich?"


    Sie griff nach dem Wasserschlauch und nahm ihn vom Gestell der Trage, um ihn daraufhin Jean-Michel zu reichen.


    "Hier, bitte."


    "Und was treibt euch nun fort aus der Eiswüste und hinein in Montralurs Wälder?"


    Freundlich fragend schaut sie ihn an.

    Untote als interessant zu bezeichnen erschien Feena wenig passend. Aber sie kommentierte Jean-Michels Aussage nicht, sondern blickte stattdessen Xanthia entgegen.


    Zu dieser tretend machte sie beide miteinander bekannt.


    "Xanthia, darf ich Dir Jean-Michel de Sarday vorstellen? Ein Reisender aus Thalesien und nun in Montralur.....gestrandet."


    Sie wandte sich ihm zu und deutete auf Xanthia.


    "Und dies ist Xanthia Tharei. Eine gute Freundin und Reisegefährtin aus Taron."

    Feena hatte genickt und sich nur kurz gewundert, dass er offenbar schon einmal hier gewesen war. Seine Antwort bestätigte ihre Vermutung und sie nickte erneut. Nun blieb sie stehen.


    "Man nennt mich Feena Eryniell."


    Wieder nickte sie, wie zum Gruss, dann wandte sie sich erneut zum Gehen.


    "Nun, Jean-Michel," begann sie, wie üblich nur den Vornamen ihres Gegenübers benutzend und Titel jeglicher Art ignorierend,


    "ich muss euch warnen. In der Gegend um Forlond treibt sich allerlei untotes Gesindel herum."


    Sie hatten schnell die kurze Strecke überwunden, die Feena vorhin in den Wald hinein gegangen war und traten nun auf den kleinen Pfad, den die beiden Frauen benutzt hatten.


    "Ich kann euch gern berichten, wenn es euch interessiert, doch zuerst lasst mich euch meiner Begleitung vorstellen."

    Feena gefiel nicht, dass er seine Sachen so einfach hierlassen wollte, doch sie sagte vorerst nichts dazu, sondern kommentierte seine Worte mit einem leisen Brummen.


    "Hm.."


    Als ihr Blick wieder zurück zu ihm fand antwortete sie:


    "Wir sind im Norden Montralurs. In der Nähe Forlonds."


    Sie wandte sich zum Gehen und bedeutete ihm mit einer Geste ihr zu folgen.


    "Und ihr kommt woher?"


    fragte sie, denn inzwischen war ihr klar, dass er unmöglich ein Reisender auf Montralur sein konnte.

    Er wusste also, dass sie nicht allein war. Wenn Feena überrascht war, liess sie es sich nicht anmerken. Und eigentlich war sie es auch nicht wirklich, hatte sie doch ihn oder besser das, was er getan hatte, ebenfalls gespürt. Ihre Neugier war geweckt, doch auch das war nicht in ihrem Gesicht zu lesen.


    Sie beobachtete stattdessen interessiert, was ihr Gegenüber alles einpackte und was er scheinbar liegen lassen wollte. Statt auf seine Frage zu antworten meinte sie daher:


    "Wollt ihr nicht all eure Sachen mitnehmen?"


    und deutete auf seine Habseligkeiten, die noch herum lagen.

    Feena hob erneut eine Augenbraue.


    "Gefroren?"


    Sie musterte ihr Gegenüber nochmals von oben bis unten. Er sah reichlich mitgenommen aus. Dann nickte sie und ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen.


    "Ja, sicher. Wenn ihr mir zu meiner Begleitung folgen wollt? Dort könnt ihr gern von unserem Wasser haben."


    Sie machte eine einladende Armbewegung, blieb aber stehen und wartete ab.

    Als der Fremde sie grüsste, neigte auch Feena kurz den Kopf. Ihre Züge waren nicht unfreundlich, doch zeigten sie deutliche Zurückhaltung. Ihren Bogen hielt sie locker in der linken Hand, hatte jedoch keinen Pfeil auf der Sehne liegen.


    Sie ging einige Schritte auf den Fremden zu und sah nun die vielen Wunden an seinem Körper. Überrascht und ein wenig erschrocken hob sie eine Augenbraue.


    "Seid gegrüsst. Braucht ihr Hilfe?"


    Sie deutete mit einer Hand unbestimmt auf seine Verletzungen.

    Statt eine Antwort zu geben schaute Feena nun etwas irritiert. Es hatte aufgehört. Wiederum schaute sie sich um, dann zu Xanthia. Sie nickte.


    "Ja, warte kurz."


    Und ohne weiteres Zögern verliess sie den kleinen Pfad auf dem sie seit einiger Zeit unterwegs waren und trat zwischen die Bäume. Sie ging nur wenige Schritte, da sah sie in einiger Entfernung eine Gestalt auf einem Baumstamm sitzen. Feena blieb für den anderen gut sichtbar stehen und musterte auf die Entfernung den Fremden.

    Auf Xanthias fragenden Blick hin zuckte Feena leicht mit den Schultern.


    "Es ist jemand in der Nähe."


    Sie machte eine unbestimmte Geste in die Umgebung.


    "Und....ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass dieser Jemand vor nicht allzu langer Zeit ziemlich starke Magie gewoben hat.....oder es immer noch tut."


    Ihr Blick glitt erneut in die Umgebung.

    Irgendwann an diesem Tag hatte Feena erneut das Gefühl, dass sich jemand in ihrer Nähe befand. Sie blieb stehen und hob, wie lauschend, den Kopf.


    Es war noch etwas anders als sonst. Ihre durch die vergangenen Ereignisse überempfindlichen Sinne nahmen etwas wahr, von dem sie jedoch erst einmal nicht wusste, was es war. Ein leichtes Kribbeln in ihrem Rücken lies sie sich herum drehen und mehrfach in eine andere Richtung schauen

    Eine lange Zeit gingen sie so. Mal hintereinander, dann wieder nebeneinander wenn der Weg es erlaubte. Feena war schweigsam. Sie beobachtete ihre Umgebung, immer darauf gefasst, etwas Unerfreuliches aus den Büschen stolpern zu sehen. Die Ruhe, die sie sonst erfasste, wenn sie sich durch den Wald bewegte, wollte sich nicht einstellen.

    Feena nahm ihren Köcher und warf ihn sich über die Schulter. Den Bogen in der Hand steuerte sie auf eine bestimmte Stelle zwischen den Bäumen zu, dort, wo sie offensichtlich einen Weg sah. Schweigend machte sie sich auf, jedoch darauf achtend, dass die Gefährtin Schritt halten konnte.

    Ihr Lächeln wurde fester und ihre Hände drückten einmal sacht die der Freundin. Dann erhob sich Feena.


    "Komm",


    sagte sie,


    "lass uns bald aufbrechen. Wenn wir den Tag nutzen, lassen wir den Wald noch vor Einbruch der Nacht hinter uns."


    Ohne eine Antwort abzuwarten begann sie, die restlichen Dinge ihres kurzen Frühstücks zusammen zu suchen und wegzupacken. Sie nahm noch einen grossen Schluck aus ihrem Becher. Im Stehen. Um klarzumachen, wie ernst es ihr mit ihrem Aufbruch war.

    Feena nickte erneut und in ihrem Blick lag das Wissen darum, warum Xanthia diese Antwort gegeben hatte. Sie, die Ebenen und Weite immer schon den Wäldern vorgezogen hatte. Wie musste es nach den Erlebnissen jetzt für sie sein, hier im Wald, wie eingesperrt zwischen all den Bäumen.


    Sie erhob sich und trat zur Freundin. Dort ging sie in die Hocke und legte Xanthia ihre eigenen Hände um deren Hände. Wärme traf auf Kälte, doch Feena schreckte nicht zurück davor. Vielmehr zeigte sich Mitgefühl in ihrem Blick und ein Lächeln, geprägt von tiefer Freundschaft fand seinen Weg auf ihre Lippen.


    "Ich weiss",


    sagte sie schlicht.

    Feena hob die Augenbrauen.


    "Was meinst Du mit 'danach'?"


    Sie nahm einen Schluck ihres Tees.


    "Nach dem Kristallsee? Nun, dann gehen wir weiter, bis wir irgendwann wieder in den Wäldern sind. Bis dahin werden wir nämlich keinen einzigen Wald durchwandern."


    Feena legte den Kopf ein wenig schief und schaute zur Gefährin hinüber, deren Reaktion abwartend.

    "Nun, wenn wir von hier erst einmal weg sind, haben wir vielleicht Ruhe, bis wir wieder am Rabuun sind. Wir müssen den Fluss überqueren, sonst kämen wir auf dieser Seite durch die Wüste. Wenn wir uns dicht an seinen Ufern halten, mag es am ungefährlichsten sein. Und wie ich schon einmal sagte, ich weiss nicht, inwieweit die Nymbra dort noch tätig sind und ob sie überhaupt noch Interesse an uns hätten."


    Sie machte eine unbestimmte Geste mit der Hand.


    "Dann wenden wir uns nach Süden, immer am Fluss entlang. Ein paar Tage, dann sollten wir in der Nähe des Kristallsees sein, den wir aber umrunden."

    Feena hob den Blick. Sie nickte mehrmals leicht.


    "Ja. Wahrscheinlich hast Du Recht."


    Ein kleines Lächeln erschien, dann schob die Halbelbe entschlossen diesen Gedanken beiseite. Sie hatten genug eigene Probleme für den Moment. Vor allem mussten sie erst einmal aus dieser Gegend verschwinden. Sie hatte es Xanthia in der Nacht versprochen und so überlegte sie nun, welchen Weg sie am besten nehmen würden. Ihr Blick wanderte in die entsprechende Richtung und während sie weiter an ihrem Apfel knabberte, nahm er in ihrem Geist Gestalt an.

    Diese nahm ihn entgegen und bedankte sich mit einem Nicken. Sie waren schweigsam an diesem Morgen und Feena wusste warum. Ihr selbst war nicht nach Reden zumute. Zuviel war geschehen, zuviel schief gelaufen, zuviel war noch zu tun. Und sie wusste, dass sie allein nichts würde ausrichten können. Die Expeditionsteilnehmer waren geflohen. Das hatte Xanthia ihr gesagt. Was würde nun weiter geschehen?


    Feena schloss für einen Moment die Augen. Sofort waren sie wieder da. Die Bilder der vergangenen Tage. Untote, Vampire, der Anblick des sterbenden Landes, der Anblick der sterbenden Freundin....Rasch öffnete sie die Augen wieder. Dank Xanthias Hilfe waren die damit verbundenen Emotionen abgeschwächt, doch immer noch machten sie ihr schwer zu schaffen. Immer noch kreisten die Gedanken, Bilder und Gefühle in ihrem Kopf und liessen sie nicht zur Ruhe kommen. Und sie wusste, dass es Xanthia ähnlich ging.


    Sie nahm vorsichtig einen Schluck des heissen Getränks, dann schaute sie wieder zur Gefährtin hinüber. Sie suchte nach einem neuen Anfang für ein Gespräch.


    "Weisst Du, ob Ancalima mit der grossen Gruppe gezogen ist? Ich mache mir Sorgen um sie."