"Zwei Jahre blutet mein Herz für dich, Vergodonas! Blutet in Schmerz und Agonie. Zwei Jahre, mein Herr, du schuldest es mir. Ich stehe hier und blute für dich, unablässig, pausenlos, ich speise nur um neu zu bluten, trinke nur um neu zu bluten, lebe nur um neu zu bluten. Nimm mein Blut und gib mir, was mein Herz verlangt!"
Die Stimme der alten Frau im Tempel Vergodonas´ skandierte unablässig. Der Fluß ihrer Worte folgte weichen Bewegungen, die mit seichtem Schwung einen Schattenläuferdolch über die gemartete Haut wandern ließen. Jeder Schwung ein Schnitt, jeder Schnitt ein Tropfen, jeder Tropfen ein Gebet zu Ehren des Einen der war.
Das einstmals schöne Gesicht einer stolzen Frau war verkommen zur leeren Grimasse einer Gläubigen, die in unablässiger Manie opferte; Opferte um vielleicht einmal ihr Wunder zu erhalten, dasselbe, daß ihr größter Widersacher einstmals gewährt bekam.
"Herr nimm mein Blut, und gib mir Frieden; Nimm mein Blut und gib mir Frieden; Nimm mein Blut und gib mir...." wie oft hatte sie das Gebet zitiert, daß Vergodonas den göttlichen Tausch anbot, zwei Jahre lang, unablässig, die ständige Stimme der Gläubigen.
Ohne schlaf, ohne Ruhe, am Leben gehalten von den fürsorglichen Priestern - Ein Mahnmal der Vergangenheit.
"... Frieden!"
- Der mächtige Gong des Tempels erklang einmal und sie bebte-
"Nur im Glauben finde ich..."
- Der mächtige Gong des Tempels erklang erneut und sie bebte-
"Nur im Glauben finde ich..."
- Der mächtige Gong des Tempels erklang ein drittes Mal und sie bebte-
"Nur im Glauben finde ich..."
- Der Schall erstarb und der Hall, der sie beben ließ verstummte; Es war soweit!-
"Nur im Glauben finde ich... den Frieden, der mich unablässig und für immer deiner Gnade Untertan und stetig fest in Tat und Streben, Bluten lässt und ewig leben - Lass mich blutend zu dir streben, und verlaufen in der Tat, die mich martert um zu leben als dein treuer Untertan, Herr ich bitte, bete, bettle, gib mir Frieden, gib mir Kraft; Gib mir die Waffe deiner Gnade die der Nymbras´Frieden schafft!"
- "KOH ! sprach das Wort", donnerte die Stimme Vergodonas´ über Nymschalla -
"Nal, sprach der Herr...." flüsterte die Glaubende, langsam in sich zusammensackend.... Es war vollbracht!
Es war an diesem Tag, an dem die Nymbra Zeuge wurden der unendlichen Gnade ihres Gottes, doch wer sollte dies erkennen, die einzig Eingeweihte starb mit dem Geheimnis, umgeben vom Blut eines Lebens.
In diesem letzten Moment, als Koh-Nal die einstige Ratsherrin der Schattenläufer den letzten Atemzug ihres Lebens tat, war sie so schön, wie sie es gewesen war, als Daar-Kal sie von seiner Seite verstoßen hatte. Und in diesem Augenblick, der eine Ära beendete, verlor Daar-Kal mehr als nur eine ehemalige Weggefährtin.
- Luft flutete die Lungen, Glut entfachte das Feuer und Blut weckte die Seele dessen, der zurückgekehrt war -
Kiha Nal lebte!