Beiträge von Moclin

    Moclin rappelte sich wieder auf und hockte vor Alanis. Aufmerksam sah er zu ihr hoch und spitzte die Ohren. Dass das Tier sich nicht so einfach abschütteln ließ, schien offensichtlich. Das hieß aber im Umkehrschluß genauso, dass er wohl Haus und Gast in Ruhe lassen und Alanis zum Hospital begleiten würde. Begeistert klopfte sein Schwanz auf den Boden.

    Glücklich fiepsend rieb sich der Hund an ihren Knien. Mit einem Mal ließ er sich fallen, wälzte sich auf den Rücken und reckte ihr den hellen Bauch entgegen. Die Zunge hing seitlich aus der Schnauze und die rechte Hinterpfote ruderte erwartungsvoll.

    Wild mit den Pfoten rudernd fing sich das Tier, das sein ganzes Gewicht an die Tür gelehnt hatte während er döste. Mit einem überraschten Jaulen kommentierte er die Begrüßung. Geräuschvoll drückte er jetzt wieder seine Schnauze in den winzigen Spalt der geschlossenen Tür und winselte, diesmal lauter.


    "Mmmmmrrmmmmmm.. .. waff.." meldete er sich zu Wort und brummte dann missmutig.

    Mit einer Schnauze voller Dreck und dem zotteligen Fell mit Kletten und pflanzlichen Hinterlassenschaften jedweder Art gespickt hielt Moclin auf das Haus zu. Er hatte es sich inzwischen zur Gewohnheit gemacht,ab und an auf der Türschwelle ein Nickerchen zu machen. Die Katze war schon lange nicht mehr hier gewesen. Die Frau leider auch nicht und ebenso wenig ihr Essen. Ersteres war gut, zweites schlecht. Sehr schlecht.


    Schwer lehnte er sich gegen die Holztür und seufzte, wie nur ein Hund seufzen konnte. Probeweise steckte er seine Schnauze in den Türspalt, aus dem ein wenig Luft herauf zog und hielt überrascht inne. Noch einmal sog er tief die Luft ein und brummelte. Sie war da. Mit einem leisen Fiepsen versuchte er sich bemerkbar zu machen, schnüffelte noch einmal. Katze. Sie
    war auch wieder da. Scheinbar bekam man das eine nicht ohne das andere.


    Das sollte er sich vorerst durch den Kopf gehen lassen. Er knickte die Hinterpfoten ein und legte dann die Schnauze auf die Vorderpfoten. Ab und an seufzte er leise. Katze. Frau. Essen. Katze. Essen. Frau. Eine sehr schwierige Angelegenheit.

    Etwas unschlüssig steckte Moclin die Nase in den Türspalt und sog die Luft tief ein. Eine Erinnerung an die Frau konnte er noch wahrnehmen, aber diese Erinnerung war schon wieder einige Zeit alt. Er seufzte abgrundtief und ließ sich auf seine Hinterläufe nieder. Unzufrieden brummelte er die verschlossene Tür in der Hoffnung an, dass sie sich möglicherweise doch öffnen möge und den Weg preis gäbe zu unerwarteten Leckereien. Als nichts dergleichen geschah, legte er die haarige Schnauze auf seine Vorderpfoten und verharrte einige Zeit im Windschatten des Türsturzes.

    In der Hoffnung auf Zuwendung und möglicherweise dem ein oder anderen Happen an Futter hatte Moclin einige Zeit an Alanis' Tür gekratzt, gejammert und gewartet. Vergeblich. Die Tür zu Futter, Wohlgerüchen und Streicheleinheiten blieb verschlossen. Resigniert machte er sich auf den Weg in den Garten.
    Dort fand er die Spuren der Frau, folgte ihr eine Weile kreuz und quer über die Wiese und wusste doch, dass sie bereits ein paar Tage alt waren. Als der Geruch einer Maus seinen Weg kreuzte, kam er von seinem Weg ab und folgte dem kleinen Tierchen, das sich scheinbar in einem Loch in einem der Beete vergraben hatte, die nun recht leer waren. Gemüse hätte dem Hund sowieso keine große Freude gemacht. In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung begann er, Brocken von Erde hinter sich zu befördern und dem Mäuschen zu Leibe zu rücken. Schnaubend steckte er seinen Kopf bis zu den Ohren in die feuchte Erde und versuchte das Tier aufzuspüren, das längst über alle Berge war.

    Der Hund fand es überhaupt nicht bescheuert, das jemand mit ihm redete. Hechelnd und schwanzwedelnd wuselte er um Alanis herum und quietschte dabei herzzerreißend. Zwischendurch versuchte er siene Nase in möglichst viele Ecken zu stecken und sog den Geruch tief ein. Als Alanis sich daran machte, das Feuer anzufachen, rollte er sich in einer Ecke ein und brummelte zufrieden während er die Frau mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete.

    Für einen kurzen Augenblick war Moclin versucht in den Regen zu laufen um Alanis gebührend zu begrüßen. Er überlegte es sich aber spontan anders und hopste im Türrahmen auf und ab. Immer penibel darauf achtend, dass ja keine Pfote in der Pfütze vor der Tür landete. Wild schlug der Schwanz gegen die Tür. Gleich warm, trocken und was zu futtern.

    In Renascân regnete es. Nein, es schüttete. Moclin hatte sich bestmöglich in den Türsturz von Alanis' Haus gedrängt um nicht noch nasser zu werden, als er sowieso schon war. Missmutig schaute er unter tropfenden Augenbrauen in die Welt hinaus und quittierte das Wetter ab und an mit einem tiefen Seufzen, wenn er das Gewicht verlagerte. Es wurde Zeit, dass sich diese Tür wieder öffnete und mit ihr die Wunderwelt von Gerüchen und Leckereien.

    Moclin hatte es noch einmal versucht sich lasziv auf den Rücken zu drehen und so mehr Streicheleinheiten zu erhaschen. Als er aber einsehen musste, dass daraus nichts wurde, rappelte er sich schnell auf, schlug sich dabei den Kopf geräuschvoll an einem Stuhl an und stand dann erwartungsvoll neben Alanis.

    Mit einem unwilligen Geräusch lässt Moclin sich weg schieben und schielt Damorg hinterher. Als der aus dem Blickfeld ist, rückt Moclin wieder an Alanis heran und fährt fort, mit seiner nassen, aber immerhin warmen Zunge die für ihn erreichbaren Stellen Haut abzulecken.

    Moclin beobachtete das Ganze aus seinem Versteck unter dem Tisch. Als Alanis auf dem Boden saß, kroch er hervor und tappte zu ihr hin. Mensch auf Boden: Großartige Gelegenheit.
    Vorsichtig schnupperte er an ihrer Schulter und begann dann die Wassertropfen von ihren Ohren und ihrer Schläfe zu lecken.

    Wäre Moclin klug gewesen, so hätte er noch ein, zwei Scheite Holz aufs Feuer gelegt um die durchgefrorene und durchnässte Alanis mit einer wohligen Wärme zu empfangen. Hätte Moclin Hände gehabt, so hätte er Damorg beim Ziehen geholfen. Wäre Moclin Manns genug gewesen, mal draußen zu gucken, was da eigentlich los ist, hätte er Damorg vermutlich Handschuhe gebracht und Alanis einen flauschigen Umhang zurecht gelegt.
    Aber Moclin war nicht klug, nicht mutig und hatte auch keine Hände. So saß er mit zuckenden Ohren horchend unter dem Tisch und harrte der Dinge, die da kommen mögen.

    Es ist schneidend kalt. Und genau das stört auch den Hund. Als er das warme Licht aus Alanis' Türe hinaus scheinen sieht, hält Moclin direkt darauf zu. Als einen Moment später das laute Platschen ertönt, fährt er erschrocken zusammen. Hastig kratzen seine Pfoten über den gefrorenen Boden, als er beschleunigt.
    Hektisch drückt er sich an Damorg vorbei in den warmen Raum und kriecht unter den Tisch. Erst dort hält er inne, lässt Schultern und Ohren hängen und schnüffelt misstrauisch nach der Bestie, die hier irgendwo ihr Unwesen treiben muss.
    Dann stellt er horchend die Ohren auf, als Alanis anfängt zu rufen.

    Moclin schaut nach rechts, nach links, verdreht die Augen beim Schielen nur um Tear nicht in die Augen schauen zu müssen. Ein vorsichtiger Blick und schon schaut er wieder weg.
    Ein leises Winseln ertönt und Moclin leckt sich nervös über die Schnauze. Unruhig tappelt er von einer Pfote auf die andere und winselt wieder.


    Aber zumindest die Igelfrisur hat er wieder abgelegt.