Beiträge von Felizitas Merquatorez

    Die Tür öffnet sich und das gleiche bunte Gesicht samt Körper - sehr viel Körper - erscheint im Türrahmen.


    NIIIIIIIIIROOOOOO!!! Geliiiiiiiiiiiiiiiiiiebter! Endlich kommt du uns besuchen! Aber wer sind die Schnepfe da?


    Mit einem strahlenden Lächeln und ausgebreiteten Armen schreitet die Frau auf Niro zu, die rot verschmierten Lippen sind leicht gespitzt.

    Ceciiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiliääääää! Hast du das auch gehört? Diese süüüüüüüüße, ach so vertraute Stiiiiiiiiiiimme? Oder halluziniere ich schon? Vor Seeeeeehnsucht! Der Herr Mysteriöööööööööös!


    Das Flöten war durchaus auf der Straße zu hören - dank der Frequenz - und kurz darauf teilten sich die farbenfrohen Vorhänge eben jenen Fensters, vor dem Niro stand und ein bunter Kopf tauchte auf. Aber das konnte ja niemand sehen, denn ein stattlicher Männerrücken stand direkt vor dem Fenster. Ein Freudenschrei erklang und ein dringender Ruf der Schwester folgte.


    Ceciliäääääääääääääää!!!! Wir haben Besuuuuuuuuuuch!

    Zwischendurch hatte man das Gefühl, Cecilies "Wäääähääää" sei zweistimmig. Und tatsächlich wurde es lauter. Ein Poltern kam dazu. Plötzlich stand eine zweite Frau im Zimmer, die das gleiche Gewand trug wie die erste und ansonsten ihrer Schwester auch in nichts nachstand. Cecilies Schleier war knallrot mit grauer Spitze und auch sie hatte ein fliederfarbenes Taschentuch in der Hand. Die bunte Schminke, die wohl einmal um Felizitas' Augen war, hatte sich inzwischen im Gesicht und auf dem Taschentuch verteilt.


    Felizitas eilte zu ihrer Schwester. Plötzlich lagen sich die beiden Frauen in den Armen und klagten und weinten herzzerreißend. Als das Wort "Mord" fiel, gab es sogar noch ein Crescendo des Wehklagens, was man eigentlich nicht für möglich gehalten hätte. Anscheinend hatten sie davon gehört...

    Felizitas ergriff die Hand begeistert und sah den Mann aufreizend in die Augen. Sie hatte nicht vor, die Hand jemals wieder loszulassen. Oft wurde sie nicht von einem männlichen Wesen berührt. Das musste frau ausnutzen!


    Soooooooooooo einer bist du alsoooooooo! Jaaaaaaaaa, biiiiiiiiiitte!


    Sie zog den Mann Richtung Hausinneres und war ganz aufgeregt!

    Felizitas atmete den männlichen Duft des Parfüms ein.


    Haaaaaach. Hhhhhhhmmmm. Heeeeerrlich! Määäännlich! Huuuuuuu! Feeeeeefiiiiiiiiiiiiliiiiiiie!


    Und sie schwang eine Hand an ihre Stirn, wie es Frauen manchmal taten, bevor sie in Ohnmacht fielen. Den Brief ergriff sie nicht. Sie war viel zu sehr mit dem Duft (und wahrscheinlich ihren Hormonen) beschäftigt.

    Vom Herrn Myyyyyyyyythenreich! Nein, soooooooowas! Wie toooooooll!!! Ceciiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilie! Komm schnell heeeeeeeeeer, Fweeeeeefterheeeeeeeeeeeertf! Ein Briiiiiiiiiiiiehiiiiif, von einem Maaaaaaaaann! Vom Herrn Myyyyyyyyyyfteriöööööööööf!!! Wie aaaaaaaaaaufregend!!! Wie aaaaaaaaaaaaaaaaaaufregend!!!


    Statt den Brief zu ergreifen, klatschte sie ihre Hände zusammen und hielt sie sich verliebt an die Brust. Die Frau hüpfte freudig auf und ab, wobei ihre Rundungen mit im Takt schwangen. Und... hatte sie etwa Verstärkung gerufen?

    Jaaaaaahaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!! Ich bin auf dem Weeeeeeheeeeeeeeeg! Lauf nicht weeeeeeeeg, hübscher Maaaaaaaaaaahaaaaaaaaaaaaaaaaaann!!!



    So flötete es und wurden immer lauter. Die Tür ging auf und Felizitas Merquatorez - in ihrer ganzen Pracht - sah den Boten an. Kurz wirkte ihr Gesichtsausdruck fast geschockt, dass tatsächlich ein Mann vor der Tür stand! Doch schnell fasste sie sich wieder und schaute den Boten verheißungsvoll an. Wer konnte dieser Frau nur widerstehen? Sie trug ein buntes Kleid mit noch bunteren Rüschen und tiefem Ausschnitt. Genauso bunt wie die Kleidung waren ihr Gesicht und ihre Haarbänder, mit denen die Haare schwungvoll in geflochtenen Schaukeln links und rechts gehalten wurden.

    Felizitas nahm die Schriftrolle und las es aufmerksam durch. Dabei stand sie die ganze Zeit in der offenen Tür. Ihr kamen wieder die Tränen, sie schniefte, seufzte und schneuzte. Bevor die Tür zuschwang, waren noch folgende Worte zu hören:


    Ceciiiiiiiiiiiiiiiliiieeeeeeeee! Steeeeeeeeell dir vooooooooooor! Man haaaaaaat uns eine Liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebesgeschiiiiiiiiiiiiichte geschriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieben! Nuuuuuuuuuuuuuur für uuuuuuuuuuuuuuuns! Das waaaaaaaaaar das Zeeeeeeeeeichen, auf daaaaaaaaaaas wir gewaaaaaaaaaartet haaaaaaaaaaaaben! Ceciiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilieeeeeeeee! Wie aufreeeeeeeeeeeegend!!!



    Dann schwang die Tür zu. Niros Reisebericht war anscheinend ganz anders aufgefasst worden, als der Absender dies geplant hatte. Man konnte nur hoffen, dass er seinen Namen nicht erwähnt hatte...

    Hat es da etwa geklopft?


    Es war auffällig, dass Felizitas nicht wie üblich flötete. Niemand würde glauben, dass sie auch normal sprechen konnte! Ein markerschütterndes Seufzen und Nasehochziehen folgte. Sie wischte sich die Tränen einigermaßen weg, wobei sie die Schminke im Gesicht verteilte. Manche Leute würden es vielleicht sogar als Kunst bezeichnen...


    Langsam erhob sie sich, sah traurig zu ihrer Schwester und ging Richtung Türe. Zuerst sah sie durch den Vorhang, aber es war niemand zu sehen. Also öffnete vorsichtig die Tür einen Spalt breit.



    Hallo?



    Als keine Antwort kam öffnete sie die Türe noch weiter und entdeckte die Schrifrolle.



    Cecilie, da liegt ein Stück Papier vor unserer Tür!

    Es waren einige Tage vergangen, aber die beiden Schwestern waren immer noch nicht über die Eregnisse im Zaunkönig hinweggekommen. Immer wieder brach die eine in Tränen aus, woraufhin die andere herzergreifend miteinstimmte. So verbrachten sie ihre Tage. An Arbeiten war derzeit gar nicht zu denken. Vielleicht würde sie der Anblick eines jungen, animalischen Mannes neu motivieren!?

    Die beiden Schönheiten ließen sich von dem netten jungen Patuljak aufhelfen und erröteten nur noch mehr. Es war nicht zu übersehen, dass ihnen die Geschichte sehr, sehr peinlich war. Sie versuchten, sich klein zu machen und unauffällig wegzuschleichen. Ohne Erfolg - natürlich. Sie hatten es plötzlich ganz eilig, fassten sich an den Händen und verschwanden wie zwei kleine Schulmädchen durch die Tür. Der ein oder andere meinte sogar, (durch die ganze Schminke bunt gefärbte)Tränen gesehen und ein Wimmern gehört zu haben...

    Die beiden Grazien hatten sich die ganze Zeit an Niro gelehnt, ihn begrabscht und ihn unter irrem Kichern und "animalischer/hübscher/starker/männlicher Mann"-Getuschel angehimmelt. Als der Herr Müfteriöf aufsprang, waren sie so überrascht, dass sie das Gleichgewicht verloren und beide - die eine links, die andere rechts - von der Bank kullerten.


    Nun lagen sie auf dem Boden und versuchten, sich wieder aufzurappeln. Das Bild hatte nicht nur etwas Skuriles, sondern auch etwas von Käfern, die auf dem Rücken lagen und es nicht alleine zurück auf die Beine schaffen.

    Der Tisch war frei! Der Herr Mysteriös saß ganz alleine dort, das arme Kerlchen. Da musste man doch etwas gegen unternehmen! Die beiden wurden noch roter, schauten sich an und huschten mit einem Grinsen in Niros Richtung.


    Doch da wischte er schon davon. Noch ein Blick und die Jagd ging weiter. Ehe er sich's versah, saß er an Damorg und Aaloks Tisch zwischen den beiden holden Maiden, die ihm ihre volle Aufmerksamkeit und den besten Ausblick auf ihre Schönheit schenkten.

    Es war schwer, die Errötung unter den ganzen anderen Farben in ihrem Gesicht zu erkennen. Aber auch die Tatsache, dass sie sich an ihrer Schwester festkrallte und sich versuchte, hinter ihr zu verstecken - nur um immer wieder hervorzulugen und die animaaaaaaalischen Määäääääner zu betrachten - ließ vermuten, dass sie wohl irgendwie verlegen war. Als sie Niro erblickte und an ihre letzte Begegnung dachte, errötete sie gar noch mehr.


    Hiiiiiiiiiier iiiiiiist es gaaaaaanz schöööööön heeeeeeiß!


    stieß sie hervor und versuchte sich mit ihren Zöpfen Luft zuzufächern.