Beiträge von Dunja Fuxfell

    "Aber..." auf Clarisses Zügen spiegelt sich Verwunderung über das eben Gehörte, "Aber warum... ich meine, Ihr kennt mich doch gar nicht... Ihr könntet einfach..." erneut bricht sie ab und senkt ihren Blick. Als sie nach einer kleinen Weile wieder aufschaut, wirkt sie trotz ihres wilden & zerzausten Äußeren ziemlich verlassen. "Auf dem Piratenschiff habt Ihr gesagt, dass ich selber verantwortlich für mein Leben wäre, Herr Noyau de Guet-Clermont! Ich kann arbeiten, daheim bin ich Lehrmädchen in einer Apotheke gewesen... und ich scheue mich nicht davor mich als Magd oder Kräuterfrau zu verdingen!" Sie schüttelt mit einem kleinen bitteren Lächeln den Kopf, "Ich bin nicht wie Marie, die so wunderschöne Kleider trägt, bezaubernd tanzen & musizieren kann und deren Stiche beim Sticken so fein & zart sind, dass man denken könnte, sie wären mit dem Pinsel auf den Stoff gemalt." Bei der Erwähnung ihrer Cousine klingt Clarisse Stimme weich und voller Wärme. "Sie ist wirklich eine Dame, elegant und edel!" Dann huscht ein kleines fast trotziges Grinsen über ihre Züge und sie fügt noch an, "Herr Ritter, ich bin nicht fortgelaufen, um in der großen weiten Welt Abenteuer zu erleben. Ich will nur einen kleinen Platz irgendwo, wo ich leben kann!"

    Clarisse schenkt dem kaozischen Ritter ein dankbares Lächeln, während sie als erstes einen großen Schluck aus dem Wasserschlauch nimmt. Wie hungrig und durstig sie ist, bemerkt sie erst jetzt, da sie einen Blick in den Beutel wirft und ihre Augen leuchten bei dessen Inhalt. Trotzdem legt sie ihn erst einmal zur Seite und schaut den Ritter mit großen Augen ernst an. "Wenn Ihr glaubt, dass ich eine so große Dummheit begehe, warum seid Ihr dann bereit mir zu helfen?" Für ein winzigen Augenblick flackert ihr Blick furchtsam, dann liegt er wieder fragend auf den Zügen des Kaoziers.

    'Aber ich bin gar keine Lady!' hatte sie noch widersprechen wollen, doch stattdessen nickt Clarisse nur und klettert rasch mit klopfendem Herzen in ihr neues Versteck. Ein wenig überrascht es sie selbst, dass sie dem Kaotier so blind vertraut, doch irgendwie hat sie das Gefühl, dass es richtig ist und so folgt sie diesem. Mucksmäuschenstill bleibt sie brav in der Kiste, bis sie sicher ist, dass die beiden Männer den Raum verlassen haben und das Drehen des Schlüssels ihren Fortgang bestätigt, dann klettert sie leise aus ihrem Versteck und sucht sich im Dunklen tastend einen Platz, um zu warten.

    Aufmerksam hat Clarisse den Worten des Ritters zugehört und ihre Überraschung ist mit jedem davon gestiegen. Eine Weile schaut sie ihn ungläubig an, dann fragt sie leise, "Das würdet Ihr tun?" Ihre Augen beginnen zu leuchten und ihr wird bewußt, wie sehr sie in den letzten Stunden auf eine helfenden Hand gehofft hatte. Diese gerade in Gestalt des kaozischen Ritters zu finden, verwirrt sie zwar, aber die Freude über den möglichen Ausweg aus ihrem Dillemma, zaubert ein Lächeln auf ihre schmutzigen Züge. "Das würdet Ihr wirklich tun?" Fast scheint sie diesem Wunder nicht zu trauen, doch dann umarmt sie den Kaozier stürmisch und mit strahlendem Lächeln. "Danke!"

    Völlig überrascht von den ruhigen Worten des Kaoziers, verschlägt es Clarisse für einen Moment die Sprache und sie schaut ihn verdutzt an, bevor sie schließlich widerstrebend nickt, "Ja, wahrscheinlich habt Ihr Recht, Herr Noyau de Guet-Clermont, eine Horde Piraten ist wahrscheinlich nicht gerade der beste Aufenthaltsort für mich... aber..." Sie bricht ab, setzt erneut an, findet jedoch nicht die richtigen Worte und schweigt wieder, während sie den Mann vor sich eindringlich mustert. Dann schließlich scheint sie Vertrauen zu fassen und die Anspannung, die bis gerade noch in ihrer ganzen Haltung gelegen hat, nimmt deutlich ab. "Ich bin fortgelaufen... ich hatte einfach so Angst, dass mein Onkel mich einsperren würde... im Hafen habe ich mir ein Nachtlager gesucht und aufgewacht bin ich hier an Bord als die Piraten die >Nebelfalke< angriffen. Ich hoffe das Schiff wurde nicht allzusehr beschädigt!" In ihren Augen schimmert es verdächtig bei dem Gedanken daran, doch rasch reisst sie sich wieder zusammen, "Ist das wahr, Herr Ritter? Ihr würdet mich gehen lassen? Und ich muss nicht zurück?" Ihr Blick ist voller Hoffnung, dann senkt sie ihn und schüttelt traurig den Kopf, "Sicher müßt Ihr mich für undankbar halten, dass ich nicht zu würdigen weiß, was mein Onkel für mich tut & dass ich froh sein müßte, für das Leben, das ich in seinem Hause führen könnte..." sie schaut ihn ernst an, "Aber für mich ist das wie ein goldener Käfig, Herr Noyau de Guet-Clermont... ich fühle mich wie die Vögel in Maries Wintergarten... eingesperrt & gefangen..." Wieder kehrt das verräterische Glitzern in ihre Augen zurück als sie heftig anfügt, "Ich glaube, lieber bliebe ich bei den Piraten als nach Rendor zurückzukehren!" Trotz der Vehemenz in ihren Worten, liegt auch ein wenig versteckte Angst darin.

    Als Clarisse die Stimme des kaozischen Ritters hört, begreift sie, dass das Spiel vorbei ist... vorerst. So öffnet sie langsam den Spalt und krabbelt völlig zerzaust & verschmutz wie sie ist, aus ihrem Versteck. Anstatt sich jedoch demütig geschlagen zu geben und in ihr Schicksal zu fügen, baut sie sich mit blitzenden Augen und in die Hüfte gestemmten Händen vor ihm auf und funkelt ihn herausfordernd an. "Und? Seid Ihr nun zufrieden, Herr Ritter?" Sie ist wütend auf sich selbst und ein bißchen auch darauf, dass gerade er sie nun hier gefunden hat, der einzige, der sie erkennen konnte. "Warum seid Ihr nicht einfach weitergefahren?"

    Als der Junge ihr das Versteck gezeigt hatte, war Clarisse sich sicher, dass es so gut verborgen ist, dass sie dort niemand finden würde und so war sie in die kleine Aussparung gekrochen, die sicherlich wohl üblicherweise beim Schmuggeln als recht nützlich angesehen wurde. Es kommt ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sie schließlich von der anderen Seite der Bretterwand Geräusche hört. Ob das die Kaozier sind... oder einer der Piraten? Sie lauscht angestrengt, als ihr plötzlich ein Niesen in die Nase steigt, dass sie nicht zu unterdrücken vermag. Gerade schafft sie es noch, es durch ihren Ärmel etwas zu dämpfen, so dass sie hofft, wer auch immer da draussen ist, könnte es vielleicht für eine der Ratten halten... falls Ratten niesen konnten.

    Verwundert schauen sich die verbliebenen Seeräuber an. Das Schiff durchsuchen? Einer von ihnen wagt zu erwidern, "Sir, Ihr seid das erste Schiff, seit wir die Küste verlassen haben..." er schaut ratlos zu seinen Kameraden. Der Steuermann hat derweil Zeichen gegeben, dass jeder auf seinem Platz bleiben soll und da sich die gesamte Restbesatzung an Deck befindet, gehorcht sie einhellig seinen Befehlen. Neugierig sehen die Männer dabei zu, wie die Kaozier das Schiff durchsuchen und zu gerne wüssten sie wonach eigentlich.

    Als Clarisse bemerkt, dass die >Nebelfalke< das Piratenschiff verfolgt, erschrickt sie. Die Hoffnung, dass die Seeräuber vielleicht schnell genug flüchten können, zerschlägt sich, noch bevor sie wirklich entstanden ist und so starrt sie zu dem kaozischen Schiff hinüber, als könnte sie dessen Näherkommen damit aufhalten. Um so mehr zuckt sie zusammen, als plötzlich jemand an ihrem Ärmel zupft und einer der anderen Schiffsjungen neben ihr steht. "Bist wohl abgehauen, was? Während des Gefechtes rübergeklettert? Und hast jetzt Angst, dass sie dich wieder zurückholen?" Er grinst über beide Ohren über Clarisses verdutztes, sichtlich schuldbewußt scheinendes Gesicht. Dann schüttelt er den Kopf, "Ging mir mal ähnlich! Bin auch weg! Der ewige Hunger & die Schläge und immer noch dabei fromm sein und so!" Er spuckt verächtlich auf den Boden, "War nix für mich! Hier ist es besser!" Er wirft einen kurzen Blick zu der >Nebelfalke< hinüber und fasst Clarisse dann beim Arm, "Komm! Ich zeig dir, wo du dich verstecken kannst! Da findet dich keiner!" Ein prüfender Blick und er setzt hinzu, "Vorausgesetzt, du hast keinen Schiss vor irgendwelchen Viechern... und Krabbelzeug!" Sie schüttelt rasch den Kopf und folgt dem Jungen, um sich vor den Kaotiern zu verbergen. Währendessen dreht der Steuermann das Schiff in den Wind und signalisiert, dass die Piraten verhandeln wollen. Von seinem blinden Passagier ahnt er nichts, aber er weiß, dass sie gegen die >Nebelfalke< keine Chance mehr haben.

    Da augenscheinlich niemand sie daran hindert, versucht der Steuermann des Piratenschiffes mit den zwei Handvoll Seeräubern, ihr Schiff wieder einigermassen flott zu bekommen. Und tatsächlich, trotz der Beschädigung scheint es zu funktionieren. Langsam aber bestätig löst sich das Schiff von der >Nebelfalke< und als sich der Wind in den rasch befestigten Segeln fängt, nimmt es Fahrt auf. Bemüht sich aus dem Schussfeld der feindlichen Kanonen zu halten, nimmt der Steuermann Kurs auf die ferne Küste, während sich Clarisse, noch nicht ganz sicher, ob sie nun froh oder besorgt sein soll, zügig an den Aufräumarbeiten beteiligt. Nur nicht auffallen!

    Als die Piraten versuchen auf ihr Schiff zurückzukehren, wird Clarisse doch ein bisschen bang zumute. Zwar ist der größte Teil von ihnen bereits gefallen, verwundet oder gefangengenommen, doch die wenigen leichtverletzten und unversehrten Seeräuber, die an Deck zurückkehren, bereiten ihr unverkennbar Sorgen. Würden sie versuchen die Flucht zu ergreifen? Sie schaut zu den Schäden an den Masten hinüber... wie weit würden sie wohl kommen? Würde die >Nebelfalke< sie nicht mit ihren Kanonen einfach versenken? Clarisse bemerkt, dass sie ihre Hände krampfhaft um die Reling geschlossen hat, während sie den Geschehnissen zugesehen hatte.

    Von dem plötzlichen Abflauen des Kampfgeschehens überrascht, versucht Clarisse den Grund dafür herauszufinden und staunt nicht schlecht als ihr klar wird, welches Schiff die Piraten überfallen haben. Erneut flucht sie leise, trotz ihrer misslichen Lage enttäuscht, dass ihre Hoffnung auf ein unerkanntes Entkommen sich gerade in Luft auflöst. Einen Moment ist sie unschlüssig, doch dann beschließt sie noch abzuwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden. Lieber von den Kaotiern als Pirat gehalten zu werden als von den Piraten für eine leichte Beute. Also beobachtet sie gespannt das Geschehen auf der >Nebelfalke<, während ihr langsam bewußt wird, dass außer ihr nur noch knapp eine Handvoll der Seeräuber auf dem Piratenschiff geblieben ist, drei davon noch halbe Kinder, wahrscheinlich zu jung zum Kämpfen und der andere, der Steuermann.

    Unermütlich hat Clarisse Eimer um Eimer hin & her getragen, die vollen in die eine, die leeren in die andere Richtung, während sie bemüht ist, den Männer ansonsten nicht in die Quere zu kommen. Als ein besonders heftiger Schlag das Schiff erschüttert, strauchelt sie und fällt hin. Rasch rappelt sie sich wieder auf und erkennt dann, dass die Piraten ihre Beute erreicht haben und es nun zum direkten Kampf kommt. Niemand kümmert sich mehr um die Flammen, scheinbar hat der Kapitän sein Schiff aufgegeben. Clarisse beschliesst den Rückzug anzutreten und sich so gut es ihr eben gelingt im Hintergrund zu halten, immer darauf bedacht den Eindruck zu erwecken, ebenso beschäftigt zu sein, wie die Anderen an Deck.

    Clarisse hatte tief und fest geschlafen und gar nicht bemerkt, dass die Kiste, die sie sich als Nachtquartier gesucht hat, an Bord eines Schiffes geladen worden war und sich mittlerweile mit ebenselbem auf hoher See befindet. Geweckt vom Lärm, der um sie herum tobt, bleibt sie einen Moment still liegen, bis ihr klar wird, was genau sie aus dem Schlaf geholt hat. "Oh, Mist!" mit einem Fluch befreit sie sich aus der Kiste und klettert dann vorsichtig hinaus, bis sie schließlich trotz heftiger Erschütterungen des Bodens in dem kleinen Frachtraum steht. Ein kurzer Blick auf ihre Kleidung läßt sie trotz der schrecklichen Situation doch grinsen und sie dankt der Vorsehung, die sie statt Rock oder Kleid, Hose & Hemd hatte wählen lassen, die es ihr nun vielleicht ermöglichen würden als Schiffsjunge durchzugehen, abgetragen & schmutzig genug war beides jedenfalls. Rasch verstaut sie das Nötigste in einem kleinen Beutel, denn sie sich um den Hals hängt und verläßt dann, mit einem letzten wehmütigen Blick auf ihre restlichen Habseligkeiten, die sie zurück in die Kiste gestopft hat, den Vorratsraum und macht sich auf die Suche nach einem Aufstieg, der sie hinauf an Deck bringen würde.
    Als sie dies erreicht, stellt sie mit Erschrecken fest, dass die Schlacht bereits in vollem Gange ist und ist einen Moment unschlüssig, was sie tun soll. Als ein Junge in etwa ihrem Alter sie mit einem breiten Grinsen derbe in die Seite stößt, ihr einen Eimer mit Wasser in die Hand drückt und auf ein paar Männer weist, die dabei sind die ausgebrochenen Brände zu löschen, nickt sie nur und folgt seiner Aufforderung so rasch sie kann, während langsam die Gewissheit wächst, auf einem Piratenschiff gelandet zu sein.

    Einen Augenblick schaut Katryna die junge Frau wortlos an, dann antwortet sie ihr sehr ernst, "Wenn das wirklich dein Wunsch ist und du zurück möchtest, werde ich dich zurückbringen!" Ihr Blick ist etwas traurig als sie fortfährt, "Aber ich möchte, dass du zwei Dinge bedenkst! Zum Einen geht es hier um dein Leben... wenn du dies von anderen bestimmen lassen möchtest, so ist das deine Entscheidung, aber es gibt immer einen Weg seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen! Und zum Anderen, wenn du dich entscheidest zurückzugehen, dann wird dein Leben genau dort enden, wo ich dich fortgeholt habe... in den Räumen des Ordens. Nicht heute und auch nicht unbedingt morgen, doch mit der Zeit wird immer weniger von dir in der Gegenwart weilen und immer mehr in deinen Träumen und irgendwann wird die leere Hülle dann einfach aufhören zu existieren... oder aber dein Element ergreift vorher die Reissleine und alles wird von vorne beginnen. Der Zorn, die Flammen, die Vernichtung... doch so, wie es in der Vergangenheit nicht deine Entscheidung war, die soviel Leid gebracht hat, wirst du dieses Mal voll dafür verantwortlich sein, weil du sehenden Auges diesem Weg gefolgt bist!" Sie legt sachte ihre Hand auf Danaras Schulter, "Ich will dich nicht drängen, dich so oder so zu entscheiden... ich möchte nur, dass du dir bewußt darüber bist, was geschehen könnte oder kann und dass du nicht aus Mutlosigkeit oder Gleichgültigkeit etwas tust, dass du eigentlich nicht möchtest! Denke in Ruhe darüber nach, Danara! Jetzt, hier und heute steht dir alles offen und es wird alleine deine Entscheidung sein, die über deine Zukunft bestimmt!"

    Dass die Kiste, die sich Clarisse als Nachtlager ausgesucht hat, mittlerweile an Bord eines Schiffes gebracht wurde, hat sie nicht bemerkt, so tief schläft sie. Und während der vermeintliche Wein sicher & ordentlich verstaut wird, ahnt niemand etwas von dem blinden Passagier.

    "Aber vielleicht verstehst du heute, dass deine damalige Entscheidung sehr, sehr weitreichende Konsequenzen hatte, die für das heutige Desaster verantwortlich sind..." Katryna wirft Danara einen ernsten Blick zu. Als sie die Höhle erreicht haben, ist sie froh, dass sie ein kleines Feuer entzündet hatte, bevor sie zum Strand hinunter gegangen ist. "Komm, zieh deine nassen Sachen aus. Ich werde sehen, ob in der Kiste noch trockene sind, sonst müssen die Decken reichen." Sie weist mit der Hand auf die Truhe und macht sich auch direkt daran zu suchen, um kurz darauf mit einem erfreuten Lächeln ein leinernes Unterkleid und einen wollenen Überwurf vor Danara auszubreiten. "Das sollte für´s erste reichen. Und dann wäre es nicht schlecht, wenn wir entschieden, was weiter geschehen soll... denn so wie jetzt können wir nicht hier bleiben ohne uns wenigstens mit Nahrung & anderem nötigen Kleinkram zu versorgen!"

    Im Hafen angekommen versucht Clarisse eine Weile unauffällig den Stapel mit den leeren Kisten wiederzufinden, doch entweder sieht bei Nacht alles gleich aus oder irgend jemand hatte die Kisten fortgeräumt. Schließlich entscheidet sie, mittlerweile recht müde von der ganzen Aufregung des Tages, sich erst einmal einen anderen Schlafplatz zu suchen und bei Licht erneut ihr Glück zu probieren. Rasch hat sie ein passendes Versteck gefunden, eine locker zusammengenagelte Kiste, in der sich Stroh befindet, zusammen mit einigen Weinflaschen. Zufrieden lächelnd räumt sie diese in eine andere Kiste und kuschelt sich dann in das freigewordene Stroh. Ihr letzter Gedanke gilt mit ein wenig Bedauern ihrem Onkel, doch dann ist sie schon tief & fest eingeschlafen.

    Clarisse hatte ihren Onkel bei dessen Worten nur entsetzt angeschaut und wortlos & scheinbar ergeben genickt. Dann war sie hinauf in ihr Zimmer geflüchtet, wo sie für einen Moment völlig erschüttert auf ihrem Bett sitzenbleibt, während die Gedanken in ihrem Kopf wie wild schreien, 'Dies ist ein Gefängnis... jetzt bist du für den Rest deines Lebens eingesperrt!' Fast wollen ihr schon wieder die Tränen kommen, doch sie hält sie tapfer zurück. Dann fast sie einen Entschluß, nimmt Papier & Feder aus dem kleinen Sekretär und schreibt einige kurze Sätze, versiegelt das Ganze und legt es dann auf ihr Kopfkissen. Schließlich kramt sie ihre alten Sachen aus einer der Truhen und ist froh, dass sie Fanny gebeten hat, diese aufzubewahren & nicht wegzugeben. Rasch hat sie sich umgezogen und schaut sich noch einmal im Zimmer um, will sie doch nichts mitnehmen, was nicht ihr gehört & auch nichts von ihrem alten Besitz da lassen. Als sie sicher ist, dass alles da ist, wo es hingehört, schlüpft sie leise aus ihrem Zimmer & verläßt dann unauffällig das Haus.