Beiträge von Dunja Fuxfell

    Als der Regen ihr Gewand endlich völlig durchnässt hat, fröstelt Katryna, hält ihre Konzentration jedoch weiter aufrecht. Ihre Hände sind mittlerweile eiskalt und ihr Atem gesellt sich in kleinen Wölkchen zum Nebel dazu.

    Mit einem kleinen Kopfschütteln und dem bedauernden Gedanken an den hübschen Strand, schließt Katryna schließlich die Augen und im selben Moment beginnt es zu regnen. Zwar fällt der Regen sanft & sacht, doch unbeirrt stetig und erstaunlich kalt.
    Ihre Hände mit den Handflächen nach oben leicht erhoben, ihre Augen immer noch geschlossen, sitzt Katryna immer noch ruhig auf dem Felsen, der erstaunlicherweise von den Flammen ebenso verschont geblieben ist, wie die Gräfin.
    Danaras Gestalt selbst ist von dem Regen ausgenommen.

    Clarisse betrachtet ihre neue Freundin einen Moment lang nachdenklich. Ja, warum fürchtet sie sich eigentlich... vor Maries Begleiter, Herrn Bedevere Noyau de Guet-Clermont? Nein, eigentlich nicht, alles was sie bisher von ihm kennengelernt hatte, war ihr recht nett und freundlich erschienen. Sie muss unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken an den großen, kaozischen Ritter. Marie? Sie war immer lieb und fürsorglich zu ihr gewesen und hatte sich stets bemüht, ihr das Gefühl zu geben, hier in Rendor willkommen zu sein... was also war es dann? Plötzlich leuchtet ihr Gesicht auf und sie flüstert zurück, "Ich glaube es ist, weil hier alles so anders ist als zuhause! In Cornia hatte ich das Gefühl wie ein kleiner Spatz zu sein, der fliegen konnte wohin er wollte... hier komme ich mir vor wie einer von Maries exotischen Vögeln in ihrem goldenen Wintergartenkäfig."

    Bereits als sie sieht, dass Danara ihr gerade vollendetes Werk zerschlägt, greift Katryna unwillkürlich zu ihrem Anhänger und murmelt ein paar leise Worte, bis der Stein und nach einem kurzen Moment auch sie selbst, in ein schimmerndes blaues Licht getaucht sind. Sie ruft sich selbst zur Ruhe und beobachtet dann weiter die junge Frau, bzw. deren Elementar unten am Strand.

    Während sie Danara bei ihrem Tun zuschaut, spürt sie, dass der unbändige Zorn auf den Orden, allen voran den Ordensmeister, wieder stärker wird und unwillkürlich wandern ihre Gedanken zu Xavie und dessen Begleiterin, die sie bedauerlicherweise zurücklassen musste.

    "Freut mich, Deirdre! Ich bin Clarisse d'Etienne, aber meine Freunde haben alle Clara gesagt!" Sie ergreift Deirdres Hand und schüttelt sie herzlich, "Von den Wilwu?" Der Blick mit dem Clarisse ihr Gegenüber mustert, birgt ein gerütteltes Maß an Respekt, "Willst du damit sagen, dass du eine Wilwu bist?" ein winziger Hauch von Skepsis liegt in ihren Worten, "Aber das sind Märchen und Geschichten, die man den Kindern abends erzählt! Vater hat nie gesagt, dass es sie wirklich gibt, wenn er mir von ihnen erzählt hat!"

    Katryna schaut Danara nach und schüttelt ratlos den Kopf. Langsam aber sicher ist sie mit ihrer Weisheit am Ende und bis zum Äußersten zu gehen, scheint ihr noch nicht angebracht. Auch wenn dieser Ort hier geschützt genug ist, um weder Danara, noch sich selbst, noch irgendetwas anderem zu schaden. Ein kleines freudloses Lächeln huscht über ihre Züge, während sie weiter Danara zuschaut. Hauptsache sie scheint glücklich zu sein... glücklicher zumindest als im Palast.

    Danaras Schweigen als Zustimmung auffassend, beginnt Katryna, "Als du damals fortgelaufen bist, ist hier für einige Leute eine Welt zusammengebrochen. Niemand konnte begreifen, warum du ohne ein Wort, ohne irgendein Zeichen einfach weggehen konntest... trotz allem, was man versucht hat für dich zu tun!"
    Sie macht eine kleine Pause und schaut die junge Frau traurig an, "Ich selber war in erster Linie enttäuscht... hatte ich doch erwartet, du würdest dich an mich wenden, wenn etwas nicht in Ordnung wäre... du würdest mir soweit vertrauen. Aber dem war wohl nicht so..."
    Ein bedauerndes Lächeln huscht über ihre Züge, "Xavie hat dein Verschwinden wohl am tiefsten getroffen... abgesehen von deinem Vater vielleicht. Aber Xavie hat Tage und Nächte damit verbracht dich zu finden! Zu ergründen, warum du nicht bleiben wolltest... oder konntest. und irgendwann hat er mich genug gedauert, dass ich ihm meine Hilfe angeboten habe, die er erst etwas skeptisch, dann jedoch mit dem Mut der Verzweiflung auch angenommen hat."
    Sie schweigt einen Moment und fährt dann fort, "Ich weiß nicht, ob und wenn ja, woran du dich noch erinnern kannst, aber Xavie und ich fanden dich in Merndil auf Montralur wieder... in Begleitung eines zauberhaften Herren namens Hasgar."
    Der Blick der Gräfin liegt beobachtend auf Danaras Zügen, während sie weiterspricht, "Er hatte dich verhext & deinen Geist verwirrt, so dass du glaubtest er wäre dein Ein und Alles... wenn uns damals nicht Magistra Isdiriel zu Hilfe gekommen wäre, der es gelang diesen Zauber, zwar nicht aufzuheben, aber doch so zu modifizieren, so dass wir Hasgar vertreiben & dich wieder hier her nach Lantra bringen konnten, ich weiß nicht was dann geschehen wäre..."
    Die Erinnerung an Danaras Ausbruch auf der Strasse damals in Merndil läßt Katryna noch heute schaudern. Rasch verdrängt sie sie jedoch und berichtet weiter, "Das war vor etwa acht Monaten... damals sah ich meine Schuldigkeit als getan an und habe mich nicht weiter um die Einzelheiten gekümmert, zumal der Orden die Heilung deines Geistes stets als schwierig & langwierig dargestellt hat. Dazu kamen etliche anderweitige Verpflichtungen... kurzum, erst heute Morgen kam Xavie in Begleitung einer gewissen Lady Dunja zu mir und berichtete, dass er sich Sorgen um dich machen würde. Auf meine Fragen hin, kam heraus, dass er seit deiner Rückkehr nach Lantra versucht hat, dich sehen zu dürfen, es ihm aber stets aus den verschiedensten Gründen verwehrt wurde. Dagegen war es seiner Begleiterin wohl erlaubt worden sich mit dir zu treffen und das, was sie dabei gesehen, bzw. erlebt hat, hat sie so sehr erschüttert, das sie Xavie beschworen hat, etwas zu unternehmen. Was sie dann anscheinend zu mir brachte."
    Sie lächelt leicht, während ihr Blick ernst bleibt, "Danara, als ich dich heute Morgen sah, sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen... und nur wenige davon waren auch nur ansatzweise freundlich gegenüber dem Ordensmeister oder deinem Vater...!"
    Ein grimmiges Stirnrunzeln begleitet ihre Worte, während sie leise bemerkt, "Was ich heute Morgen von dir gesehen habe, war nur noch ein Schatten der Danara, die ich von früher kannte! Ich erfuhr, dass du zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder draussen warst und dass diese Cylia dich 'ruhigzustellen' pflegt, wann immer sie der Meinung ist, es wäre angebracht. Und ich gestehe, mir wurde bewußt, was sie wirklich taten... Wenn du damals davongelaufen bist, weil du das Gefühl hattest eingesperrt zu sein... weil du dich von aller Welt verlassen glaubtest... scheinen sie wirklich zu glauben, dir wäre nun damit geholfen, indem man dafür sorgt, dass aus deinen Befürchtungen und Ängsten Wahrheiten werden. Indem man dich tatsächlich einsperrt... dir den Umgang mit deinen Freunden verwehrt. Ich fragte mich, wie lange wirst du das noch aushalten? Wenn man dich auch regelmässig 'ruhigstellt' um dein Elementar unter Kontrolle zu halten... ich fragte mich, ob dieses Leben, dass man dich zwang zu leben, dir lebenswert erschiene."
    Sie macht eine kleine Pause, "Und mir wurde klar, dass du gar nicht mehr auszureissen brauchst. Sie haben dir genug Grund gegeben, dich auf ganz andere Art & Weise heimlich, still und leise davonzumachen. Wenn das so weitergehen würde, würdest du dich nie wieder erholen..."
    Gegen Ende ist ihre Stimme immer leiser geworden und schließlich wendet sie zornig ihren Blick ab, während sie noch anfügt, "Wenn ich gewußt hätte, was dir hier bevorsteht... ich hätte dir niemals geraten zurückzukehren... niemals!!! Eher hätte ich dir geholfen noch viel weiter fortzulaufen!"

    "Das ist ja lustig!" Clarisse lacht leise, "Da sind wir zuhause tatsächlich fast Nachbarn!" Kurz überlegt sie, dann antwortet sie leise, "Ein wenig... aber lange noch nicht genug. Vater bestand darauf, dass ich erst bei meiner Mutter in die Lehre ging... ihn habe ich nur von Zeit zu Zeit auf seinen Krankenbesuchen begleitet." Sie seufzt und wechselt dann rasch das Thema, "Wieso sieht Lerinos denn für normale Leute anders aus als für... nicht normale Leute?" neugierig schaut sie ihr Gegenüber an.

    "Findest du?" verwundert schüttelt Clarisse den Kopf, "Das ist mir nie so erschienen... aber vielleicht bin ich es auch nicht anders gewohnt, für mich war diese Zeit immer schön, mit all den Geschichten und lustigen Scherzen!" Sie lächelt wehmütig und antwortet dann auf die letzte Frage, "Nein, ich selber war noch nie dort! Aber mein Vater hat dort die Heilkunst erlernt, bevor er reisender Medikus wurde! Er hat mir viel von den weiten, grünen Hügeln und der schroffen Küste erzählt... und von der Gelehrsamkeit der Menschen dort!"

    Unten am Fuss der Klippe führt der Weg zu einer von Felsen gesäumten Bucht und dem dazugehörigen kleinen, abgelegenen Strand. Katryna hat es sich auf einem der sonnengewärmten Steine im Windschatten einiger größerer Felsen bequem gemacht und läßt ihren Blick über die Weite des Meeres schweifen.
    Als sie bemerkt, dass Danara ihr gefolgt ist, lächelt sie zufrieden und fordert die junge Frau dann freundlich auf, "Komm, setzt dich zu mir! Wenn du möchtest, erkläre ich dir gerne, warum du hier bist... vorausgesetzt du bist bereit mir zuzuhören!" Sie schaut sie ernst an.

    Weiter als ein paar Schritte den Weg nach oben kommt sie nicht, scheint ihr der Weg dort hinauf doch auch gar nicht erstrebenswert und zudem hat sie eigentlich auch gar keinen Grund dort hin zu gehen.


    Katryna wartet einen kurzen Augenblick, dann geht sie Danara nach, bleibt jedoch am Eingang zur Höhle stehen und gibt ihr zur Antwort, "Rührende Geschichte! Wirklich! Nur leider knapp an der Wahrheit vorbei, meine Liebe!" Sie wirft der jungen Frau noch einen kurzen Blick zu und macht sich dann auf den Weg den Pfad hinunter zum Wasser.

    Mit einem äußerst glücklichen Lächeln strahlt Clarisse ihr Gegenüber an, "Du kennst meine Heimat!? Wie schön!" Begeistert klatscht sie in die Hände, dann fragt sie begierig, "Wo warst du überall? Und hat es dir dort gefallen?"

    Die Gräfin beobachtet Danaras Bemühungen und antwortet ihr dann mit einem kleinen Lächeln lapidar, "Nichts! Wenn der Ordensmeister ihr nicht den Kopf abreisst, weil sie so unachtsam war dich zu verlieren, dürfte es ihr gut gehen!"
    Sie betrachtet die junge Frau vor ihr erstaunlich gelassen, dann bemerkt sie ein wenig ironisch, "Vielleicht verzichtest du freundlicherweise darauf so zu schreien... erstens bringt es überhaupt nichts und zweitens..." Sie läßt den Satz offen und fügt statt dessen an, "Ich finde es äußerst erstaunlich, dass dir diese kleine Ordensschwester so wichtig zu sein scheint, dass das erste, was du tust, die Suche nach ihr ist... hat man dich mittlerweile so gut auf das Gehorchen konditioniert, dass es dir in Fleisch & Blut übergegangen ist? Oder sind das noch die Nachwirkungen des hübschen, kleinen Mittelchens, mit dem deine reizende Gefängniswärterin dich ruhigzustellen pflegte, wenn sie es für angebracht hielt?" Aus der leichten Ironie ist mittlerweise offener Spott geworden.

    Katryna hatte sich neben Danara gesetzt und ihre Gedanken schweifen lassen. Als die junge Frau nach einiger Zeit wieder aufwacht und sie fragend anschaut, muss die Gräfin wieder Willen lächeln, "Guten Morgen, Danara! Wie geht es dir?" Nun ist es an ihr, ihr Gegenüber prüfend zu mustern.

    "Du bist hier in Rendor! In den Mittellanden!" Clarisse grinst das Wesen freundschaftlich an, dann bemerkt sie, "Ist ja lustig, in der Nähe meiner Heimat gibt es auch ein Land namens Lerinos..." Sie betrachtet ihr Gegenüber kurz und schüttelt dann den Kopf, "... aber dort wohnen nur normale Leute, glaube ich."