Beiträge von Holt Berkenbrecht Arnulfson

    "Ihr habt mich mit der Frage nicht verärgert... Es passiert aber immer wieder, dass man uns als unzivilisierte Irre hinstellt, obwohl das nicht so ist. Ihr hättet die Gesichter sehen sollen, als wir in diese Taverne kamen - es ging von Furcht über Mißtrauen bishin zu Verachtung... Aber so sind wir Normannen nicht! Es gibt kaum eine Gesellschaft, die fürsorglicher ist als die Unsrige... Aber lassen wir das."
    Er holte tief Luft und meinte dann:
    "Warum ich den Blickkoontakt zu Euch gehalten habe? Nun, ich hätte es als unhöflich empfunden, wegzuschauen. Zum anderen scheint mir etwas an euch vertraut, ich weiß aber nicht, was..."

    Jetzt sah er sie etwas überrumpelt an. Dann meinte er:
    "Natürlich, Ihr habt vergessen, was Ihr wisst. Nun, wir Nordmänner..."
    Sein Tonfall wurde leicht verächtlich:
    "Fragt doch als erstes hier die Mannen oder Eure Freunde und Bekannte; sie werden Euch sicherlich einige Schauermärchen zu erzählen wissen über uns grausame Nordmänner..."
    Dann trank er einen Schluck Wasser:
    "Wenn Ihr es nicht wünscht, werde ich Euch natürlich nicht Mylady nennen; wenn es sich aber herausstellen sollte, dass Ihr eine Dame von stand seid, werde ich dies wieder aufnehmen!"

    "Lachen steht Euch gut, Mylady. Ihr solltet öfter lachen!" meinte der Nordmann gutgelaunt.
    "Ich sehe, dass Ihr mir nicht so schrecklich viel erzählen könnt. Aber das macht auch nichts; wenn wir nun gemeinsam auf Fahrt ziehen, kann es sein, dass wir gemeinsame Geschichten erleben werden."
    Er hielt ein wenig inne, nur um dann fortzufahren:
    "Wenn Ihr etwas über mich wissen wollt, so scheut nicht zu fragen!"
    Mit einem Lachen fügte er an:
    "Wir Nordmänner sind bei weitem nicht so schlimm, wie teilweise unser Ruf!"

    "Eure Worte erwärmen mir das Herz, werter Danara!" entgegnete Herr Berkenbrecht. "Das Vergnügen ist auch ganz meinerseits. Zudem freue ich mich, Eure weiteren gefährten kennen zu lernen. Diese eine nette Dame und diesen einen Ritter kenne ich schon, auch wenn sie sich nicht vorgestellt haben."
    Mit jenen Worten lächelt er Danara weich an - und sie war verwundert, dass so einem großen und schwer gepanzerten Krieger ein solches Lächeln gut zu Gesicht stand. Dann fuhr er fort:
    "Ihr wisst also nicht, woher Ihr kommt? Das ist seltsam... Aber doch könnt Ihr Euch an Euren Namen erinnern? Gab es jemand, der Euch vielelicht weiter helfen kaann? Woher kam zum Beispiel das Handelsschiff her, auf dem Ihr hier ankamt?"

    "Ich? Mylady beschämen mich," meinte der Ritter.
    "Aber verzeiht, ich wollte Euch nicht bedrängen. Es freut mich, dass ich Eure Aufmerksamkeit erlangen konnte."
    Er setzte ebenfalls seinen Humpen an und schaute danach Danara wieder in die Augen - abermals stellten sich seine Nackenhaare auf und lief ihm kalt den Rücken runter. Er schaute sich aber nur kurz um, ließ sich aber sonst nichts weiter anmekren. Danara konnte aber erkennen, dass er das Heft seines Schwertes so fest in der Hand hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten...
    Aber er schien sich schnell zu sammeln, denn er meinte schließlich:
    "Woher kommt Ihr denn Mylady, und was hat Euch nach Montralur verschlagen?"

    "Es ging..." antwortete der Nordmann zögerlich. "Ich hatte mir es schrecklicher vorgestellt, durch gerade darin liegt der wahre Horror der Hölle. Wir Menschen sind versucht uns immer alles ausmalen zu müssen - die Hölle indes überascht uns, da wir sie nicht begreifen. Es war nicht schrecklich, es war eher bedrückend.. und doch bin ich gerne hingegangen, denn es galt, eine Kameradin von uns zu retten."
    Er lehnte sich zurück.
    "Doch genug davon... erzählt mi rein wenig von Euch, werte Danara!"

    Der Nordmann wurde wieder unruhig. Er stand auf und schaute sich im Schankraum um, der Wirt sah ihn verdutzt an.
    "Irgendetwas ist hier?" knurrte Herr Berkenbrecht und wandte sich an Danara.
    "Habt Ihr das nicht bemerkt? Irgendetwas, dass seine kalte Hand um das Herz legt. Ich fürchte es nicht, aber es treibt mir einen Schauer über den Rücken - denn ich bemerke Gefahr. Das ist etwas, was weniger disziplinierten Menschen Angst einjagen würde!"
    Er setzte sich wieder hin.
    "Doch sehe ich nichts... Vielleicht ist es nur Einbildung."
    Dann überlegte er kurz und meinte dann zögerlich:
    "Früher hatte ich Alpträume, denn kurz davor waren wir in die Hölle hinabgestiegen, um eine gefährtin zu retten. Es war furchtbar dort, namenlose Schrecken legten sich über uns. Sie haben mich auch lange danach heimgesucht, doch habe ich ihnen widerstanden. Ist dies nun eine weitere Spätfolge? Ich vermag es nicht zu sagen..."

    Die Schankmaid kam mit einem großen Krug und zwei Bechern vorbei - der Ritter hatte sich wohl auch für Wasser entschieden.
    Herr Berkenbrecht goss zuerst Danara und dann sich ein, dann lehnte er sich zurück und erzählte:
    "Wir sind nicht lange in Montralur. Eigentlich ist die Drachenrunde nur auf der Durchreise. Wir haben hier angelegt, um unsere Drakkar auszubessern und um Proviant aufzunehmen. Kürzlich haben wir Freunden bei der Erkundung eines neuen Landes geholfen; dort bin ich auch zum Ritter geschlagen worden!"
    Stolz schwang in seiner Stimme mit.
    "Ich war lange Jahre Knappe, daher muss ich mich erst an das Dasein als Ritter gewöhnen; so kommt es auch, dass ich mich immer als Holt Berkenbrecht, Sohn von Arnulf vorstelle. Als Ritter werde ich aber Herr Berkenbrecht Arnulfson genannt werden."
    Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort:
    "Ihr könnt aber gerne bei Holt bleiben, vor allem, wenn wir nur zu zweit sind..."
    Und er zwinkerte ihr zu.

    In der Taverne war zu erkennen, dass die Nordmänner jene bereits verlassen hatten. Anscheinend waren sie aber nicht zum Schiff gegangen, so wären sie den beiden entgegengekommen.
    Herr Berkenbrecht stellte sich neben Danara, dann sagte er:
    "Wollen wir uns setzen?"
    Zudem blickte er an sich runter und meinte:
    "Ich bin nicht wirklich für eine Taverne gekleidet. Ich hoffe, Euch stört meine Rüstung nicht?"
    Und er schaut sie aus seinen Duneklbernsteinfarbenen Augen an.

    Die drei gelangten schließlich zum Hafen. Dort lag unter anderem die >Einherjer Ulfjardt<, eine sehr große Drakkar. Als Holt zum Landungssteg kam, lief diesen schon ein Mann in grünweißen Wappenrock hinunter, verneigte sich vor dem Nordmann und sagte:
    "Herr Berkenbrecht! Wir haben Euch nicht so früh zurück erwartet, Sire!"
    "Eine kleine Änderung meines Planes, Tore, ich werde mich einer Gruppe Abendteurer anschließen. Richte meine Sachen, sattelt Aurich und pack mir Proviant ein. Und schicke Snorri zu mir, damit er mir mit der Rüstung hilft.
    Den beiden Damen wurden Felle auf eine Ruderbank gelegt und sie erhielten kleine Erfrischungen, während sich Herr Berkenbrecht am anderen Ende des Schiffe umzug und wappnete.
    Nach einiger Zeit stapfte er zu den beiden Damen zurück, nun hatte er einen anderen Wappenrock an, auf dem über dem Herzen ein Roter Drache prangte.
    Außerdem hatte er sich eine Rüstung angelegt; seine Beine waren in Beinschienen für den Unter- und Oberschenkel gehüllt. Er trug einen Kettenmantel, darüber hatte er eine Bringandine geschnallt. Seine Unterarme steckten ind blank polierten Armschienen, seine Schulter wurden ebenfalls durch Metallplatten geschützt, auf dem Kopf hatte er eine blanke Schaller. Über dem Rücken hatte er sich zudem ein langes Kite geschwungen, das Schwert an der Seite war indes das gleiche geblieben. Durch die Rüstung wirkte der Nordmann noch wuchtiger.
    Tore hatte inzwischen ein riesiges Pferd an Deck gebracht. Der Hengst war nicht unbedingt eine Schönheit, er war aber kräftig gebaut. Sein weißgraues Fell sah gepflegt aus, die hellgraue Mähne ebenso.
    Herr Berkenbrecht führte den Hengst selber die Planke herunter , die beiden Damen folgten ihm, dann verabschiedete sich der Nordmann von der Besatzung und sagte schließlich zu den Damen:
    "Ich bin reisefertig, Myladies!"