Vom Hafen zur Stadt- und andersrum

  • Der Esel guggt den Fahrer an, stubst ihn mit dem Kopf, nach dem Motto: Du stehst im Weg.


    Deirdre sieht das und musste lachen. Dies war auch auf der Straße zu hören. Gemächlichen Schrittes trat sie auf die Straße zurück. "Na Grauer, wen hast du denn da gefunden?"

  • "Oh, ist das Eurer?" Der Mann deutet eine Verbeugung an. "Mein Name ist Jonas, meine Dame. Von Gisberts Fuhrunternehmen. Ich hab' mich nur gewundert, warum der hier alleine unterwegs ist..."
    Er tätschelt dem Esel den Kopf.

  • Deirdre lächelte den Mann freundlich an. "Der weisen Mutter zum Gruße, werter Herr Jonas. Nein, mir gehört er nicht. Es sind nur meine Sachen, die er trägt. Er gehört sich selbst. Aber wir leben zusammen, ja. Dass Ihr verwundert seid, ist nur verständlich."

  • Jonas schüttelt erstaunt den Kopf.
    "Das hab ich ja noch nie gehört", sagt er. "Naja, dann hoff ich mal für euch, daß er mit eurem Gepäck nicht verloren geht." Er tätschelt den Esel noch einmal, dann läßt er ihn los.
    "Oh, und ihr solltet vorsichtige sein wenn ihr hier alleine durch den Wald geht, meine Dame. Hier hats manchmal Schrate und Schaben. Wenn auch im Winter weniger...", merkt er noch an, bevor er sich wieder seinen Ochsen und dem Karren zuwendet.

  • "Ja, meine Dame. Eine andere gibts hier nicht", grinst er und schwingt sich wieder auf den Bock. "Wenn ihr der Straße folgt führt sie euch direkt dort hin." Er nimmt den langen Stock und stößt die Ochsen an.
    "Eine sichere Reise wünsch ich euch. Nehmt die Schrate nicht auf die leichte Schulter", sagt er noch als die beiden großen Tiere anziehen und der Karren losrumpelt.

  • "Danke für den Rat, so nehmt auch meinen dafür: Versucht es mal ohne den langen Stock. - Die weise Mutter möge euch sichere Wege schenken, werter Jonas."


    Dann schaut sie zu ihrem Esel, zuckt mit den Schultern, pfeift kurz zu den Wolken hinauf und setzt ihren Weg in Richtung Stadt fort. Nach kurzer Zeit ist sie wieder paralell zur Straße, aber nicht mehr ganz so weit entfernt wie zuvor.

  • Nach und nach näherten sie sich der Stadt. Schon von Weiten konnte Deirdre den Rauch der Schornsteine riechen und sehen. Sie trat wieder auf die Straße und blieb nun stets neben dem Esel. Sie wusste, dass er nicht die besten Erinnerungen an Städte hatte. "Dann bin ich ja mal gespannt, wie diese Stadt ist und vor allem die hoch gepriesene Akademie."

  • Einmal mehr kommt die Druidin die Straße vom Hafen zur Stadt entlang. Wieder läuft ihr Esel neben ihr ohne Zügel. Deirdre schaute am Wegesrand und immer wieder auch ein Stück weiter Richtung Wald. Sie hatte ja davon gehört, dass es hier Pflanzen geben sollte, die es in anderen Ländern nicht gab. Interessiert hielt sie Ausschau. Bei dem sonnigen Wetter sproßen ja derzeit gar viele Pflanzen und stellten ihre Blüten zur Schau.

  • "Hey Grauer, warte mal kurz. Ich muss mal was nachschauen." Der Esel wackelt mit den Ohren trapt kurz weiter, bleibt stehen, geht noch zwei Hufe weit und guggt dann in Deirdres Richtung. Diese wollte dem Duft nachgehen, zog sich aber vorsichtshalber die Lederhandschuhe an. Immerhin, dieses Lariadorn von den Dracheninseln war auch so ein verführerisches Kraut, dass aber die Sinne so sehr vernebelte... Für alle Fälle band sie sich ein Tuch um den Hals, dass sie dann über Mund und Nase ziehen konnte, sobald sie erste Anzeichen dafür erkannte.

  • Sie schaut sich zunächst auf der Lichtung um. "Schönes Plätzchen. Wäre ich in meinem Hain, würd hier wohl die Blumengnomin heimisch sein." Sie suchte sich ein sonniges Plätzchen, wo die Wiese schon getrocknet war und setzte sich im Schneidersitz hin. Sie schloss die Augen und lies die Eindrücke von Nase und Ohren auf sich wirken. Sie gewährte ihrem Geist etwas Ruhe und erneuerte ihre Verbindung mit der Erdenmutter. Dafür formte sie im Geiste Wurzeln, die dort in den Boden eindrangen, wo ihr Körper den Boden auch berührte. Ruhe und Frieden. Kraft und Erneuerung. Ewige Bindung. Immer tiefer ließ sie ihre geistigen Wurzeln wachsen.

  • An dem Ort, an den sie sich gesetzt hat wächst eine rötlich- gelbe Ranke, der Duft ist an diesem Ort besonders überwältigend.
    Je weiter sich Deirdre versenkt, desto ferner wird ihr die Welt. Frieden und Glückseeligkeit hüllen sie ein und so merkt sie auch nicht, wie die Zeit vergeht. Nach einer Stunde haben sich die Ranken zu ihren Händen und Füßen vorgetastet, nach einer weiteren Stunde überziehen die Ranken ihre Arme und Beine...

  • Nachdem Deirdre nach einiger Zeit noch nicht zurück zur Straße gekommen war, trappte der Esel Richtung Lichtung. Lecker Gras... Frische Blumen... und schon mampfte er. Dabei schaute er immer wieder zu seiner Herrin, als die ihn immer noch nicht schimpfte, ging er zu ihr und meinte nur: "Iah". Auch der Falke von Deirdre kreiste nun über der Lichtung und rief immer wieder ihren Namen (in seiner Sprache natürlich)

  • Es ist spät geworden, die Sonne sendet gerade noch ihre letzten Strahlen über den Horizont. In der beginnenden Dämmerung haben auch die Wächter der beiden Mondelbenlager ihre Patrouillenrouten wieder ausgedehnt, gerade auch entlang der strategisch wichtigen Straße zum Hafen, wo die Amon Sûl vor Anker liegt.


    Zunächst scheint nichts Auffällig zu sein, Schratreviere, Schabenbauten und sonstige Unannehmlichkeiten werden umgangen. Und doch... Nicht allzu weit entfernt von einem der Orte an dem die nicht ungefährlichen Pflanzen mit ihrem verlockenden Duft wachsen, steht ein einsamer Esel an einer Lichtung und grast vor sich hin. Angesichts der Tatsache dass er kaum nach einem wilden Tier aussieht muss also irgendwo der Besitzer sein.
    Endúneath schüttelt kurz den Kopf und hat gerade beschlossen dies auf sich beruhen zu lassen - weder ein einsamer Esel noch ein einsamer Reiter stellten ernsthaft eine Bedrohung dar - als auch ihm mit einem Mal der süßliche Duft in die Nase steigt.
    Auch Helathel, die mit ihm zusammen die Route abgeht, scheint mit einem Mal alarmiert. "Was wenn..." Der Klingenträger nickt nur, dann bringt er ein Tuch aus seiner Gürteltasche zum Vorschein welches er um Mund und Nase bindet. Die Wächterin tut es ihm gleich.


    Allzu schwer ist der Geruch nicht nachzuverfolgen. Und auch die Gestalt, die dort, schon teilweise von Ranken überzogen, sitzt, ist in der immer dunkler werdenden Zeit der Dämmerung nicht zu übersehen. Endúneath nickt Helathel zu, holt noch einmal tief Luft und setzt dann zum Sprint an. Mit einigen Hieben der Zwillingsklinge sind die Ranken durchtrennt und zu zweit tragen sie, so schnell es geht, die Druidin aus der Gefahrenzone. Nach Luft schnappend lassen sie sie zu Boden sinken, bevor sie die abgeschnittenen Ranken entfernen.


    "Und... nun?" Noch immer ist die Wächterin ist außer Atem. Endúneath zuckt mit den Schultern. "Ich schlage vor wir bringen sie zu dem Esel und versuchen sie zu wecken. Ich denke dass die beiden zusammen gehören steht außer Frage.
    Helathel nickt ihm zu und kurze Zeit später landet ein Spritzer kühlen Wassers aus einer Feldflasche in Deirdres Gesicht, nachdem sie an einen Baum am Rande der Lichtung gelehnt wurde.

  • Deirdre, für sie unerwartet aus ihrer Vertiefung gerissen, ihr Körper nach Schlaf und Erholung suchend, schaute sich verwirrt um, griff direkt an ihre linke Seite zu dem Dolch. Da erkannte sie die zwei Fremden. Es mussten Waldläufer oder Späher sein, leicht gerüstet, auf Schnelligkeit ausgestattet. Sie ließ den Dolch in der Scheide.


    "Wie... wer..." Sie versuchte sich zu konzentrieren, was ihr aber ob der Erschöpfung kaum gelang. Ihr fröstelte. War es eben nicht noch heller Sonnenschein. Und wie kam sie an den Baum, sie hatte doch auf der Wiese gesessen. Und was war der Grund für ihre Müdigkeit? Normalerweise war sie doch nach einer solchen Meditation erholter denn je...